Full text: St. Ingberter Anzeiger

zt. Insheyter Anzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
— ——— Feiertage. 2 mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und VRutwochs amnd Samfes wn 
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ages armondjeile oder deren Raum ag nsercien aus der außerpfalzischen und solchen auf welche die dition 
or diustunfi eriheiit, Ib, Neklamen 30 3. Bei 4malider Einrückung wird nn vreimange berechnet. ä * 
168. 
27.7 Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Metz, 20. Juli. Der „Messin“ erfährt in 
ezler Stunde, daß der Erzpriefter Delles seine 
Andidatur für die Reichstagswahl aufgestellt. 
München, 20. Juli. Die Königin von 
zachsen ist gestern Abend aus Bremerbad hier 
jngeiroffen und hat fich alsbald zum Besuch der 
moglisch bayerischen Familie nach Possenhofen be⸗ 
ehen, von wo sie heute zurücklehren und nach 
franzensbad weiterreisen wird. 
Görlitz, 20. Juli. Nach nunmehriger Ab⸗ 
vesenheit von zwei Monaten wurden die letzten 
Truppen aus dem niederschlesischen Grubenrevier 
urückgezogen. 
Berlin, 20. Juli Der commandirende Ad⸗ 
niral der Marine, Frhr. v. d. Goltz, der soeben 
ie Canal⸗ und Befestigungsarbeiten bei Brunsbüttel 
ind Cuxhaven einer eingehenden Besichtigung unter⸗ 
ogen hat, ist an Bord des „Grillo“ in See ge— 
— V 
em Kaiser nach Norwegen entgegenzufahren. 
Berlin, 20. Juli. Dem Berliner Magistrat 
st ein Schreiben des Hofmarschallamts zugegangen, 
n welchem mitgeteilt wird, daß der Kaiser von 
)esterreich den Wunsch ausgesprochen hat, daß, 
er Trauer des hohen Gastes wegen, jeder offizielle 
vestempfang, auch die Ausschmückung der Straßen 
urch Ehrenpforten u. s. w., seitens der städtischen 
Jehörden unterbleibe. — 
Auslaund. 
Tromsoe, 20. Juli. Der Kaiser wünschte 
ei seiner Anwesenheit an Bord des „Greif“, diesen 
u inspcieren. Der Commandant Flichhofner 
ieß deshalb kurz nach Mitternacht bei Tageshelle 
Aarschiff schlagen und mit den Geschützen und Re⸗ 
‚olberlanonen feuern. Während des Exercierens 
herholte „Greif“ den norwegischen Dampfer „Ca⸗ 
zella“, der schon von weitem salutierte und bei dem 
dorüberfahren des „Greif“ das Salut unter nicht 
nden wollendem Hurrah wiederholte. Der norweg⸗ 
iche Capitän mandvrierte sehr geschickt, er drehte auf 
em inneren Bogen, zum Abschied salutierte er noch⸗ 
nals und erregte die Bewunderung des Kaisers und 
er Seeofficiere. 
Tromsoe, 20. Juli. Der Kaiser ist Nach⸗ 
nttags 414 Uhr südwärts abgereist. 
Paris, 20. Juli. Endlich fängt die Regierung 
n, gegen boulangistische Beamte ernstlich 
zugehen. Der Finanzminister setzte vier höhere 
cteuerbeamte ab, die in den von dem Staatsgerichts- 
of beschlagnahmten Briefen Boulanger ihre Dienste 
ngeboten hatten. Weitere Absetzungen aus gleichen 
zründen sollen in den anderen Ministerien bevor— 
ehen, womit ein schwerer Schlag gegen den Bou⸗ 
ingismus geführt würde, da er vielfach auf die 
interstützung der Beamten rechnet. 
Bern, 20. Juli. Der Bundesrat beschloß, 
eine samtlichen Noten, betreffend den Streit mit 
yutschland, zu veröffentlichen; ob auf einmal 
ver allmählich, ift noch unbestimmt. 
NRom, 20. JZuli. Eine Haussuchung beim 
ditalen Club ergab nichts demerkenswertes. Die 
Janfullaꝰ meldet: Crispi telegraphierte dem Prä⸗ 
ten, in Folge der Auflösung des Comités für 
riest und Trient sei jede irredentistische Kundgeb— 
ug zu verbieten. — Der italienische Botschafter 
Wien ist hier eingetroffen und besuchte Crispi. 
r Generaiconsul in Triest, Durando, ist nach 
derpool versetzt. Nach Triest kommt der Liver⸗ 
voler Consul Malmusi. 
Vetersburg. 20. Zuli. Großfürd Con— 
zantin, der Oheim des Kaisers, gegenwärtig in 
Zawlowsk bei Petersburg wohnend, hat infolge einer 
zähmung der rechten Gesichthälfte die Sprache ver⸗ 
oren. 
Sossia, 20. Juli. Das Heer wird mit 
Nannlichergewehren ausgeruͤstet werden. Man 
vird versuchen hier eine Patronenfabrik zu errichten. 
Die Angaben über eine bevorstehende Mobilmachung 
ind unbegründet. 
Tokale und Palzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 22. Juli. Wie die vorher⸗ 
jegangene so war auch die gestrige Versamm⸗ 
ung preußischer Bergleute in Betreff des 
—X 
zahier zahireich von Bergleuten besucht. Der Vor- 
zende Hr. Peter Hemmerling eröffnete die Ver— 
aͤndlung, indem er seinen Kameraden den Zweck 
erselben nochmals mittheilte. Da nunmehr der 
dechtsschutzwerein der bergmannischen Bevölkerung 
es Oberbergamtsbezirks Bonn die behördliche Ge⸗ 
jehmigung zur Constituirung erhalten, wählen die 
hergleute in verschiedenen Sprengeln Vertrauens⸗ 
nänner, und zwar einen Vertrauensmann als Ver⸗ 
reter von mindestens 800 Bergleuten. Aus der 
Nitte dieser Vertrauensmänner bestimmen dann 
etztere sellbst die Vorstandschaft des Rechtsschutz . 
ereins. Als Vertrauensmänner für St. Ingbert 
ind Schnappach wurden vorgeschlagen und ein⸗ 
zimmig anerkannt Peter Hemmerling hier und 
donr. Naumann in Schnappach, welch' letzterer, 
»a in Schnappach nur etwa 30 preußische Berg⸗ 
eute wohnen, auch einen Theil der hiesigen zu 
bertreten haben wird. Als Vertrauensmänner für 
die Bergleute in den Ortschaften des „Gaues“ 
ind des Bliesthals, (als Nied.⸗-Würzbach, Lautz⸗ 
irchen, Blieskastel, Biesingen, Aßweiler, Erfweiler⸗ 
xẽhlingen, Ommersheim, Ballweiler, Blicweiler, 
hersheim, Wittersheim, Bebelsheim, Rubenheim, 
und weiter für Ober⸗ und Niederauerbach, Ober⸗ 
ind Niedergeilbach) kamen in Vorschlag und wur⸗ 
den ohne Einsprache angenommen Konr. Ring von 
Aßweiler und Franz Nikolaus von Biesingen. 
Rohrbach war in der hiesigen Versammlung 
ucht vertreten; denn die dortigen auf preußischen 
Fruben arbeitenden Bergleute hatten bereits gestern 
Bormittag in der Person von Peter Merz ihren 
Hertreter gewählt. Dagegen hatten sich aus Inte⸗ 
resse an der Sache des Vereins von der preußischen 
Brube Gehrhard etwa 50 — 60 Mann eingefunden, 
um dem Verlauf der Wahl anzuwohnen. 
Die Versammlung der Vertrauensmänner zur 
Wahl des Vorslandes des Rechtsschutzvereins soll, 
vie man hört, nächster Tage in Bildllock abgehol⸗ 
en werden. 
*Der Knappenverein der hier wohnenden 
reußischen Bergleute feierte gestern sein jährliches 
Zatronsfest. Am Vormiltag zogen die Knappen 
n ihrer schmucken Tracht unter den Klängen der 
Musik der hiesigen Bergkapelle mit der Vereins⸗ 
ahne zur Kirche. Nach Beendigung des Gottes⸗ 
iensteß fand im Grewenig'schen Garten musika- 
ischer Frühschoppen statt. 
Nachmittags gab genannte Kapelle im Grewenig⸗ 
chen Garten ein Konzert, welches von den Vereins⸗ 
nitgliedern sowohl als auch von sonstigem Publi⸗ 
um sehr stark besucht war. Wie wir hören, wurde 
dierbei Herr Pfarrer Zimmer zum Chrenmit- 
zlied des Knappenvereins erllärt. Die guten Vor— 
räge der Kapelle wurden allgemein anerkannt. 
* Die Wiener Damenkapelle Grünert, 
velche bier am Somstag im Hotel Stußmann zum 
ersten Mal auftrat, gewann durch ihe flottes har⸗ 
monisches Spiel bald die Gunst des zahlreich er⸗ 
chienenen Publikums. Gestern Abend konzertirte 
iie wiederholt im gleichen Lokale und wird heute 
Abend in der Bierbrauerei Becker (Unterstadt) ein 
veiteres Konzert geben. Freunde eines guten 
Beigenspiels seien auf diese Gelegenheit, solches zu 
qören, besonders aufmerksam gemacht. 
*— Ddie Gurken und Bohnen sind dieses 
Jahr in solcher Masse gediehen, daß sie zu sehr 
zilligen Preisen auf den Wochenmärkten verkauft 
verden. 
— Der diesjähriege Preis markt des Stamm⸗ 
uchtvereins Pirmasens wird am Montag den 132. 
dugust zu Thaleischweiler abgehalten. 
— Waldfischbach. Es wurde genehmigt, 
daß der Burgermeistereiverband Heltersberg⸗ 
Beiselberg vom 1. Januar 1890 an aufgelöst 
ind daß in Geiselberg ein eigenes Bürgermeisteramt 
errichtet wird. 
pirmasens, 20. Juli. Der „P. Anz.“ 
bringt folgende Berichtigung: Unsere gestrige 
Mitiheilung, daß die Anlage einer Zentralstelle für 
elektrische Beleuchtung die Genehmigung hoher kgl. 
Regierung erhalten habe, ist unrichtig und beruht 
auf einem Mißverständniß des hies. Bevollmächtigten 
des Herrn H. Diehl. Nach unseren Erkundigungen 
enthielt nämlich das Schriftstück, welches dem hie⸗ 
sigen Vertreter des Herrn Diehl zugestellt wurde 
und das dieser für die Genehmigung hielt, lediglich 
die Bedingungen, welche das k. Straßen⸗ und Fluß⸗ 
bauamt, sowie die Generaldirektion der Posten und 
die Direktion der Pfälz. Bahnen erfüllt wissen 
wollen, ehe eine Genehmigung der Anlage — die 
uübrigens durch das k. Bezirksamt zu erfolgen hat 
— ertheilt wird. Die Anlage einer solchen Ein⸗ 
richtung bedarf einer Genehmigung nur insoferne, 
als bau⸗ aund feuerpolizeiliche Vorschriften zu be⸗ 
achten find, und eine Wahrung staatlicher und staat⸗ 
cich genehmigter Anlagen zu beachten ist. Deshalb 
ste auch das k. Bezirksamt für die Genebmigung 
uständig. 
— Pirmasens, 20. Juli. Mit der Gründ⸗ 
ang eines Pferdeversicherungs-Vereins ist man dahier 
beschäftigt. Der neue Verein hat den Zwech, die 
einzelnen Mitglieder für die ihnen vorkommenden 
Verluste an ihrem Pferde-Bestande soviel wie mög⸗ 
tch schadlos zu halten. Der Höchstbetrag des 
Zchatzungswerthes ist auf 800 Me. festgesetzt. Bei 
einem uͤnverschuldeten Schadenfalle werden dem 
Besitzer drei Vietel des Werthes des Thieres, wie 
dieselbe durch die zuletzt por genommene Taration 
zestimmt war, aus der Vereinskasse vergütet. Der 
nonatliche Beitrag zur Bestreitung der laufenden 
Unkosten ist auf 20 Pf. für jedes Thier, die Auf- 
nahmsgebühr (für jedes nach der nüchsten Versamm⸗ 
ung eintreiende Mitglied) auf 83 Mk. festgesetzt. 
In einer demnächstigen Versammlung soll über die 
Fründung (und Annahme der Statuten) endaillig 
deschlossen werden. 
— Das kgl. Forstamt Glanmünchweiler macht 
bekannt, daß auch in den dortigen Waldungen 
der gefuͤhrliche Kiefernspinner aufgetreten ist. 
— Kusel, 21. Juli. Aus dem benachbarten 
preußischen Orte Ruthweiler kommt die Nachricht 
bon einem beklagenswerthen Ereigniß. Ein Mann, 
Namens Fauß, erschoß am Freitagabend seinen 
Schwiegerbater, Kebhl mit Namen, und stellte sich 
gesiern dem Gecichte zu Baumholder. Ein näherer 
Zericht über den Hergang fehlt; doch heißt es, 
ie Ibat sei in Noihwebr verübt worden, indem