Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert.
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Deutsches Reich.
St. Wendel, 22. Juli. Gestern fand hier
me Versammlung von Bergleuten von
jjer und aus der Umgegend statt. Der Grund
oll, nach der „N.⸗Bl.⸗Ztg.“, darin zu suchen sein,
aß ein Bergwann von U. aus unbekannten Gründen
bgelegt worden sei, wogegen Beschwerde geführt
vetden soll. Die Versammlung beschloß, ihre Be⸗
chwerde durch einen Delegierten der gegenwärtig
agenden Untersuchungskommission vortragen zu
assen. Herr Bürgermeister Muͤller wohnte der
ihtigens sehr ruhig verlaufenen Versammlung bei.
Stuttgart, 22. Juli. Die Herzogin Wera
eist heute nach Petersburg, da in dem Befinden ihres
gaters, des Großfürsten Konstantin, eine Ver—⸗
hlimmerung eingetreten ist.
Bad Homburg, 22. Juli. Der Herzog
lon Nassaustattete heute der Kaiserin Fried⸗
ich einen Besuch ab.
Essen, 22. Juli. Der Landrath von Gelsen⸗
irchen löste zwei Versammlungen von Berg⸗
rbeitern der Zechen Rhein⸗Elbe, Alma und Hiber⸗
aa auf.
München, 22. Juli. Heute Vormittag hat
iue Sitzung des Gesammtministeriums statt⸗
sefunden. — Die „Corresp. Hoffm.“ meldet heute,
jaß dem nächsten Landtag eine Vorlage über Ab—
inderungen des Malzaufschlaggesetzes
ugehen wird. Die Abänderungen, welche in Vor⸗
chlag gebcacht werden, sollen sich auf einige Ab⸗
ufungen zu Gunsten der Klein⸗ und Mittelbrauer,
awie auf eine Erhöhung bei den Großbrauern er⸗
recken.
Berlin, 28. Juli. Einer hier eingetroffenen
zrwatmeldung zufolge ist Dr. Zintgraff im besten
VBohlsein zu Thi am Mittellauf des Benue⸗Flusses
ingetroffen. Wenn diese Nachricht sich bestätigt,
o würde Dr. Zintgraff einen wesentlichen Theil
einer Aufgabe, das bisher völlig unbekannte
hinterland des Kamerungebietes bis nach Ada⸗
naua aufzuschließen, mit glücklichem Erfolge gelöst
naben. Dr. Ziptgraff hatte am 18. Dezember
norigen Jahres die deutsche Station am Elephan⸗
ensee verlassen. Seitdem waren bis zu seiner
»tzigen Ankunft in Tbi keine Nachrichten über ihn
ngetroffen.
Wilhelmshafen, 28. Juli. Die Ge—
hwader, bestehend aus den Panzerschiffen „Kaiser
on Deutschland'“, „Friedrich der Große“ und
Preußen“, den Panzercorvetten „Baden“, „Sach⸗
en“, „Oldenburg“, der gedeckten Corvette „Irene“
ind dem Aviso „Zieten“ sind nachmittags hier
ingetroffen und ankern auf der Reede. Der Kaiser
dird am 27. oder 28. Juli, die Kaiserin am 28.
zuli hier erwartet. Beide werden hier bis zum
1. Juli bleiben, an welchem Tage der Kaiser an
hord des „Hohenzollern“ Wilhelmshafen verlüßt
ind sich, begleitet von den Geschwadern, nach
ẽngland begibt. Die Regierungsgeschäfte werden
iier erledigt werden und zu dem Zwecke u. a.
zraf Herbert Bismarck, der Kriegsminister und
eed. Cabinetsrath Dr. v. Lucanus hier ein—
reffen.
Ausland.
London, 22. Juli. Die Kommission für die
dotationsfrage beschloß, die Apanage des Prin—
en von Wales um 360600 Pfund (720000
Nk) zu erhöhen, anstatt die Kinder desselben be—
onders zu dotieren. Dagegen verbleibt der Kö—
sain das Recht. für die anderen Entkelkinder Aho—
Muͤtwoch, 24. Juli 1889.
2. Jahrg.
nagen zu verlangen. Die Liberalen stimmten gegen / Sokale und pfälzische Nachrichten.
as letztere Zugeständniß. * St. Ingbert, 24. Juli. Aus ficherer
Paris, 22. Juli. Der Polizeipräfect Quelle erfahren wir, daß Herr Amtsarwalt Seß
jat an seine Beamten 70 Ehrenzeichen der- er dahier, mit Wirkung vom 1. August an nach
iehen. Er hielt dabei eine Ansprache, in der er Neustadt a. H. versetzt wurde.
agte: „Ihre Aufgabe war nie schwieriger als jetzt. * St. Ingbert, 24. Juli. In der heutigen
zch meine damit nicht allein die Thätigkeit, welche Schöffengerichtssitzung amteten als Schöf⸗
ie Weltausstellung mit sich bringt. sondern auch fen die H. H. Dabid Kahn dahier und Heinrich
ie politische Agitation, deren Rückwirkung sich in Fries von Ensheim. Nachstehende Fülle kamen
den Straßen bemerkbar macht. Die Kritiken und zur Verhandlung: 1. Der vielbestrafte Tagner
Berlaumdungen dürfen Sie nicht irre machen. Ihnen Adam M..s, 24 J. a., aus Kirchenarnbach, ist
nuß die Ueberzeugung Ihrer Vorgesetzten genügen, im Sträflingsanzug vorgeführt. Es liegt ihm zur
aß Sie treue Beamie sind und daß die Regierung Last, daß er dem Gendarm Christmann, welcher
)er Republik auf Sie wie auf ihre besten Diener ihn, da er mit seinem Bruder auf der Kaiser⸗
ählen kann.“ straße dahier am 25. April abhin Unfug verübte,
Paris, 22. Juli. In Saint⸗Maudé feierten nach seinem Namen fragte, die Angabe verweigerte
jestern eiwa 400 Mitglieder des Marristencon⸗ und, als er zum Polizeilocal verbracht werden
srefses ein Bankett, bei dem alle socialistischen sollte, den Gendarm auf die Brust stieß und
deichstagsabgeordneten zugegen waren. Reden wurden drosselte, so daß dieser gezwungen war, sich mit
nicht gehalien. Dagegen sangen die Vertreter der inem festen Stoß zu befreien. Des Widerstands
erschiedenen Lander ihre Nanionalhymne. Als die zegen die Staatsgewalt überführt, erhält er, unter
deutschen an die Reihe kamen, sangen sie socialistische Tinrechnung einer ihm am 26. vor. Mis. vom
zieder. Sputer wurde getanzt. dandgericht Zweibrücken auferlegten Strafe von 8
Paris, 28. Juli. Wie die „Répoblique Jahren 6 Monaten, eine Gesammistrafe von 4*
Frangaise“ wissen will, würde von der Commission Jahren Gefängniß nebst den Kosten zuerkannt.
Res obersten Staatsgerichtshofes nächsten Samstag Sein Antrag auf Aussetzung der Sache, zur La—
gegen Boulanger und Genossen eine „Verlustordon⸗ hung fernerer Zeugen wird abgelehnt. 2. Der
anz“ erlassen werden, durch welche den Ange- Backergeselle Leonh. H..r aus Gräfenhausen, 28
lagten, die sich dem Gerichtshofe nicht gestellt, J. a., zur Zeit in Sulzbach beschäfligt, wurde am
»ie Ausübung der bürgerlichen und politischen 22 Oktober vor. J. von dem Gendarm Ziehmer
Kechte entzogen werden. Boulanger, Rochefort, in der Herberge von W. Weiß dahier betroffen.
ind Dillon werden infolgedessen vom Samstag ab Auf Befragen gab er keine Auskunft über seine
nicht mehr wählbar sein und ihr Vermögen wird Beschäftigung, beleidigte vielmehr den Gendarm
inler Sequester gestellt. Was die Boulanger zur durch einen verspottenden nuflätigen Ausdrucd.
Zast gelegten Handlungen der Pflichtvergessenheit Wegen Berufsbeleidigung wird er mit 1 Tag Gef.
und Ämtsuntreue angeht, so verlangt die „Réͤpu- und den Kosten in Strafe genommen, dagegen
blique Française“, daß zu deren Aburteilung sofort sein Antrag auf Vorladung weiterer Zeugen eben⸗
in Kriegsgericht zufammenhreten solle. falls abgelehnt. Dem Beleidigten wird die Befug-
Paris, 28. Juli. Die heutigen Mitteilungen niß ertheilt, das Urteil während 8 Tagen im
er Roͤpublique Frangaise“ über den Verfolg des Auszug an der Gerichtstafel bekannt zu geben 3.
Berfahrens gegen General Boulanger find insofern Der fahrlässigen Körperverletzung ist angeklagt
nigt ganz zutreffend, als der Vorsitzende der An⸗ der frühere Gerbertagner, jetzt Bergmann Ant.
lagekammer am nächsten Samstag erst nochmals B. .l, 19 J. a., von St. Ingbert. Am 10. Mai
eine Gestellungsfrist von 10 Tagen gesetzmäßig zu abhin befand er sich mit einigen Arbeitsgenossen
herkünden hat. Am nächsten Sonntag würde Bou- in dem Häuteschuppen der Roßlederfabrik von Gebr.
anger also noch wählbar sein. Braun zusammen. Auf eine Neckerei des heute
Paris, 28. Juli. Im Departement Charente Angeklagten sprang ein gewisser Nik. Menges gegen
jat der Oberpostdirektor angeordnet, daß alle Wahl⸗ hn; B.!. hielt ein scharfes Arbeitsmesser in der
etiel und Maueranschläge, welche die Candidatur dand, und erhielt dabei der Andere einen Stich
Zoulangers für die Generalratswahlen am nächsten im den rechten Oberschenkel, welcher 8tägige Ar⸗
ʒonntag aufstellen, angehalten und dem Central- heilsunfähigkeit veranlaßte. Da nicht erwiesen, ob
ommissar eingeschikt werden. der Beschucdigte das Messer fahrlässig handhabte,
Bern, 23. Juli. Die fuür die eidgenössische resp. ob er nicht in der Lage war, es beizeiten zu
Anleihe von 25 Millionen bis gestern Abend bei beseitigen, wird er heute freigesprochen. 4. Der
zen schweizerischen Stellen angemeldeten Zeiche Dachdeckergeselle Pet. G..l. hier, 26 J. a, hatte
nungen übersteigen bereits den Betrag von 80 am 12. Mai ds. J. über die Ehefrau des Schrei
stillionen. Ueber die Zeichnungen bei ausländischen ners Balth. Gebhard eine beleidigende Aeußer⸗
Ztellen liegen noch keine Meldungen vor. ung gemacht; deßhalb von letzterem zur Rede ge⸗
Bern, 28. Juli. Dem Bundesrate ist jetzt stellt, schlug er diesen mit einem Spazierstöckchen
seitens der deutschen Regierung die Kündigung auf den Kopf, drückte ihm, als sie beide in Streit
des deutsch⸗schweizerischen Nfederlassungs- in die Stube des Gebhard gekommen, den Kopf
»ertrages zugegangen bezw. behändigt worden. auf eine Bank und wollte mit geöffnetem Messer
der Verirag hat also jetzt nur noch eine einiährige auf ihn zuhauen, traf aber die hinzutretende Toch-
Filtigkeit. ter Magdalena desselben in den Oberarm, diese
Konstantinopel, 283. Juli. König Milan wurde darch die erhaltene Wunde einige Tage
ft gestern nach Belgrad abgereist. Scheker⸗Ahmed arbeitsunfähig. Außerdem bedrohte der An⸗
Zascha begleitete den König bis Mustafa Pascha. geklagte die Familie Gebhard mit „Kalt-
Dder Sultan empfing König Milan am Sonntag machen“ und machte sich durch Schimpfen
Abschiedsaudienz, woraus König Milan an dem und Lärmen des groben Unfugs schuldig. Wegen
ym zu Ehren im Palais veranstalteten Galadiner vorsätzlicher Körperverletzung des Balth. Gebhard
eilnobmn ind fabrlässiger Körperverletzung der Magd. Gebbard