Full text: St. Ingberter Anzeiger

wurde er zu 14 Tagen resp. 4 Monaten Gef., 
wegen der Bedrohung zu 8 Wochen Gef., wegen 
des Unfugs zu 1 Woche Haft verurteilt, und die 
GBesammtsirafe auf 5 Wochen Gef. und eine Wocht 
Haft nebst den Kosten bemessen. Der Antrag auf 
Zeugenvorladung theilt das Schicksal der vorigen 
5. Am letzten 19. Mai abends standen die beiden 
Brüder Christ. K. .r, 21 J. a., und Nik. K..r, 
ebenfalls 21 J. a., aus Altenwald auf der Orts— 
straße zu Schnappach mit Kameraden beisammen, 
als ein anderer, Namens Joh. Menges ohne Gruß 
vorbeiging. Als hierwegen eine Bemerkung fiel, 
kehrte Menges zurück und gerieth mit dem ersten 
Angeklagten, welcher sogleich mit der Faust zuschlug, 
in Streit, wobei beide in die Straßenrinne fielen. 
Wegen einfacher vorsätzlicher Körperverletzung wird 
gegen Christ. K.er unter Annahme mildernder Um- 
stände auf 6 M. Geldbuße und a der Verfahrens- 
kosten, einschließlich jener der Straspollstreckung er⸗ 
kannt, sein Bruder jedoch, dessen Beteiligung am 
Streit nicht erwiesen ist, freigesprochen. 
*— Die Generaldirektion der badischen Staats⸗ 
eisenbahnen hat nach der „N. Fr. Pr.“ bei den 
Vereinsverwaltungen einen Antrag gestellt, welcher, 
wenn er zum Beschlusse erhoben werden sollte, einen 
Fortschritt auf dem Gebiete des Personenverkehrs 
bedeuten und von dem Publikum gewiß mit Beifall 
aufgenommen würde. Der Antrag bezweckt nämlich, 
das Prinzip der Rundtour fallen und die Karten⸗ 
hefte auch zu Hin⸗ und Rückfahrten zusammenstellen 
zu lassen. In der Begründung wird darauf hinge⸗ 
wiesen, daß man wohl billig fragen dacf, warum 
denn der Reisende gezwungen sein soll, für die 
Heimreise einen aadern Weg zu wählen, wie dies 
die heutigen Bestimmungen verlangen. Ein innerer 
Grund hierfür dürfte in der That schwer zu finden 
sein, wenn nur die Reise die von den Bahnver⸗ 
waltungen aus geschäftlichen Gründen geforderte 
größere Ausdehnung (nach den heutigen Bestimm⸗ 
ungen mindestens 600 Kilometer) besitzt. Der be⸗ 
treffende Antrag wird demnächst durch die Vereins— 
Kommission für die Angelegenheiten des Personen⸗ 
berkehrs in Verhandlung gezogen und sodann der 
nächsten Generalbersammlung des Deutschen Eisen⸗ 
bahnvereins unterbreitet werden. 
— Zweibrücken, 23. Juli. Die am deut⸗ 
schen Turnfest in München theilnehmenden Zwe i⸗ 
brücker Turner werden, wie man der „Zig.“ 
mittheilt, am nächsten Freitag mit dem um 2*8 
Uhr abgehenden Zug über Kaiserslautern nach der 
Feststadt abreisen. Die Turnkleidung unserer Turner 
besteht aus hellgrauer Tricothose, blauer Jacke und 
hellgrauem Turner⸗Filzhut. 
— Pirmasens. 28. Juli. Aus Dankbar⸗ 
keit für die erfolgreiche augenärztliche Behandlung 
seines nunmehr 8jährigen Söhnchens läßt Herr 
Buchbinder Schubert hier den diesjährigen 50. 
Beburtstag (9. August) des Herzogs Dr. Karl! 
Theodor in Bahern nicht vorübergehen, ohne 
dem edlen Fürsten eine hübsche Arbeit zu widmen. 
Es ist dies ein wohlgelungenes Kunstwerk, das 
seinem Verfertiger alle Ehre macht, nämlich eine 
in blauen Seiden⸗Sammt gebundene Mappe, welche 
auf der Vorderseite das große bayer. Wappen in 
Silber trägt und zu der eine Einlage gehört, die 
auf weißer, blau umränderter Moire antic⸗Seide 
in schönem Drucke ein passendes Gedicht enthält. (A.) 
— Albersweiler, 22. Juli. Heute Morgen 
4 Uhr kam bei dem Winzer Andreas Meher II. 
im Siebenmorgen ein heftiges Schadenfeuer zum 
Ausbruch, welches in kurzer Zeit die mit Heu und 
Getreide gut angefüllte Scheune nebst dem an⸗ 
grenzenden Stalle niederbrannte. Nur mit großer 
Muühe konnte das theilweise durch Qualm und Hitze 
betäubte Vieh in Sicherheit gebracht werden. 
— Landau. Die hiesige Schützen⸗Ge— 
sellschaft hält ihr diesjähriges Preisschießen 
am 4., 5, und 8. August. Die ausgesetzten Preise 
erreichen die Höhe von 513 Mark. 
— In Landau scheute vorgestern das Pferd 
des hiesigen Frachtfuhrmannes Aeckerle, wodurch 
letzterer, welcher das Pferd beschwichtigen wollte, 
erhebliche Wunden am rechten Arm, sowie durch 
Fallen und Ueberfahren bedeutende Verletzungen an 
den Beinen und am Oberkörper davon trug. 
— Aus der Pfalz. Ein seltenes Jagd—⸗ 
glück hatte am Samstag ein Landauer sehr 
wohl bekannter und gewandter Nimrod. Derselbe 
zat, wie der „L. A.“ berichtet, mit einem Schuß 
zwei Rehböcke — die offenbar in der jetzigen Brunst 
zeit etwas unlieb an einander gerathen waren — 
ur Strecke gehracht. (77) Außerdem hat der betreffende 
Schütze mit einem Schrotschuß einen Schlangenadler 
von 1,66 Meter Flugweite nieder gestreckt und noch 
3 — dage drei — jagend betroffene Hunde erlegt. 
— In Wörth gerieth der Ackerer Zach 
Drumm in die Leine seines Fuhrwerks, fiel um 
und das Fuhrwerk ging ihm über das Bein, wo⸗ 
durch ihm dasselbe oberhalb dem Knöchel abgebrochen 
wurde. 
— St. Martin, 22. Juli. Heute Mittag 
wurde eine sehr geachtete Familie dahier in nicht 
zJeringen Schrecken versetzt. Der ledige Franz 
Kößler klagte kurz nach Mittag über beftiges 
Kopfweh und ging deshalb zu Bette. Kurz darauf 
fand ihn seine Mutter im Schlafzimmer im Blute 
auf dem Boden liegend. Den Schrecken der be— 
dauernswerthen Mutter beim Anblick ihres geliebten 
Sohnes kann man sich denken. Der herbeigerufensé 
Arzt konstatirte, daß der hoffnungsvolle, aber lebens⸗ 
müde junge Mann durch vier Schüsse seinem Leben 
rin Ende zu machen versucht hatte. Drei Schüsse 
zingen durch die Brust, sind aber sämmtlich nicht 
lebensgefährlich. Der dierte Schuß dagegen ist in 
den Kopf gegangen und soll sehr bedenklicher Natur 
sein, wie er den Getroffenen auch der Sprache be⸗ 
raubte. Der Lebensmüde ist Bräutigam eines ver⸗ 
nögenden und braben Mädchens in Edesheim und 
var gestern Abend noch frohen Muthes von dort 
zurückgekehrt. Einen Grund, der den jungen Mann 
zu der That veranlaßt haben könnte, weiß Niemand. 
Jedenfalls ist es in einem Anfalle von Schwermuth 
»der momentaner Geistesgestörtheit geschehen. Die 
Familie wie die junge Braut werden hier allgemein 
edauert. (L. T.) 
— Ein auffallender Brand wurde am 
MNontag Abend in Winzingen noch rechtzeitig 
ntdenktt. Der Winzer Philipp Kaub hatte einen 
Wagen Frucht (Gerste) heimgefahren; kaum hatte 
ich derselbe mit seinen Leuten einen Augenblick in 
die Wohanung begeben, so erscholl auch schon der 
Ruf „Feuer.“ Durch schnelle Hilfe der Nachbarn 
onnte der brennende Wagen mit Frucht aus dem 
dofe gefahren und gelöscht werden. Letztere ist 
heilweise verbrannt. Wäre das Feuer nicht sofort 
»emerkt worden, so hätte die Scheuer, welche mit 
Frucht und Heu angefüllt ist, im Nu in Flammen 
tehen können. Ob das Feuer durch bübische Hand 
intstanden ist, konnte nicht aufgeklärt werden. 
— Zu dem von uns gestern bereits mitgetheilten 
großen Brand des Mühlenanwesens von Steiner 
u. Becker in Speyer entnehmen wir der „Sp. 3.“ 
noch folgendes Nähere: Das Feuer wurde gegen 
123 Uhr vom Thürmer des Alipörtels enidedt. 
Beim Eintreffen der rasch erschienenen Feuerwehr 
hatte dieselbe eine schwere Arbeit; vor allem galt 
es, Front gegen das verheerende Element zu nehmen 
und dann das Disque'sche Anwesen zu schützen. 
Durch die sprühenden Funken hatte die Feuerwehr 
einen schweren Stand, es gelang jedoch, in zwei 
Stunden dem Feuerherde die Hauptgewalt zu ent⸗ 
ceißen. Das Feuer war in der Mahlmühle aus⸗ 
jebrochen und dlieb die Schneidmühle ziemlich ver⸗ 
schont, auch das Maschinenhaus erlitt in seiner 
nneren Einrichtung weniger Beschädigung. Die 
Mühle soll gering versichert sein, jedoch ist von 
Mobiliar, Hölzern, Frucht und dergl. nichts ver⸗ 
ichert, da die Feuerversicherungs⸗Gesellschaften eine 
Bersicherung nicht eingingen. Der Schaden ist ein 
ehr großer. Die im Vorderhause wohnenden Miether 
onnten theilweise nur mit Mühe ihr nacktes Leben 
retten; ihr ganzes Hab und Gut ist verbrannt; 
dagegen wurden viele Mobiliargegenstände der Fa⸗— 
nilien Steiner und Becker gerettet. Um 5 Uhr 
onnte die Feuerwehr nach Zurücklassung einer Brand⸗ 
vache den Brandplatz verlassen. Die Ursache des 
Feuers ist bis jetzt nicht festgestellt. 
— Ludwigshafen, 28. Juli. Auf dem 
hemshof wurde heute Nacht der Anfangs der 20er 
dahre stehende Adam Becker, wohnhafi in der Fa⸗ 
zrikstraße erstochen. Der muthmaßliche Thäter, der 
Hjahrige Nikolaus Strohm, wurde verhaftet. Die 
MNotive zu dem Mord sollen Liebesangelegenheiten 
dilden. 
— Frankent hal, 22. Juli. Wie das „Tgb.“ 
iuf grund ganz zuverlässiger Nachtichten mitzuteilen 
im Stande ist, wurde der Frankenthaler Schulbank⸗ 
jabrik, Firma A. Lickroth und Cie. auf der 
nternationalen Ausstellung für Hausbedarf in Köln 
der erste Preis, die große goldene Medaille zuer⸗ 
kannt. 
— Velbert. Ein furchtbares Unglück be⸗ 
traf die Familie des Schlossers Erlei hierselbst. 
Der Lehrling des Hauses suchte oder hatte ein 
Berhältniß mit der einzigen Tochter. Da verschi 
dene Umstände eine Verbindung der Beiden d 
ginderten, so beschloß der 19jährige Burs g 
Beliebte und sich selbst zu tödten. Er — n 
selbe im Keller und schoß ihr eine Kugel is h 
Darauf tödtete er sich selbst durch einen Schuß J 
den Kopf. Sterbend klagte das Mädchen de 
Lehrling als en an. 
— Lauterecken, 28. Juli. Zur Prämii 
berdienter landwirthschaftlicher denin 
haben die Distriktsräthe von Lauterecken und Wolf⸗ 
stein je 50 Mk. und der Distriktsrath Kusel Joo 
Mk. ausgesetzt. Die Prämiirung erfolgt in diesem 
Jahre auf dem am 14. August zu Wolfstein statt. 
findenden Preiszuchtviehmarkte. 
— In Betreff des am 6. August bon 
Straßburg nach Köln via Münster gehenden 
Ertrazuges theilt der „Pf. K.“ noch mil, daß 
zu demselben auf nachgenannten pfälzischen 
Stationen Billete zweiter. und dritter Classe 
zur Hin⸗ und Rückfahrt mit 42tägiger Giltigkeit 
zu ermäßigten Fahrpreisen nach Coblenz, Bonn 
und Koln vexausgabt werden. Abfatrt von 
Landau um 11 Uhr 1 Min. Vorm., von Neu— 
ttadt um 11 Uhr 40 Min. Vorm., von Lud⸗ 
wigshafen (mit fahrplanmäßigem Zug 10) 10 
Uhr 57 Min. Vorm., von Speyer (mit fahrplan⸗ 
mäßigem Zug 8910) 9 Uhr 55 Min. Vorm. 
pon Kaiserslautern (mit fahrplanmäßigem Zug 
515) 11 Uhr 15 Min. Vorm., von Hochspeher 
uim 12 Uhr 17 Min. Nachm. Die Preise sür 
Hine und Rückfhrt vetragen: von Landau vach 
Foblenz, 2 Cl. 11 Mt. 83 Cl. 6 Mt. 50 ppff, 
nach Bonn 2. Cl. 14 Mk. 50 Pf., 3. Cl. 8 Mi. 
30 Pf., nach Köln 2. Cl. 16 Mk. 30 Pf., 8. 
Tl. 10 Mk., von Neustadt nach Coblenz 2. Cl. 
10 Mk. 90 Pf., 38. Cl. 6 Mk. 20 Pf., nach 
Bonn 2. Cl. 14 Mk. 40 Pf., 3. El. 8 Mk. 50 
Pf., nach Köln 2. Cl. 16 Mk. 20 Pf., 3. Cl. 
Mk. 70 Pf., von Kaiserslautern nach Coblen; 
—AV—— 
nach Bonn 2. Cl. 12 Mk. 40 Pf., 3. Cl.7 
Mt. 80 Pf., nach Köln 2. Cl. 14 Mk. 20 Pf., 
3. ECl. 9 Mk. Die Rückfahrt, welche spätestens 
zis zum 16. September l. Is. beendet sein muß, 
ann bis dahin mit jedem die betreffende Wagen⸗ 
lasse führenden fahrplanmäßigen Zug über Mün⸗ 
ter am Stein erfolgen. Vor Antritt der Rückfahrt 
ind die Billete durch die betreffende Billetexpedition 
ibstempeln zu lassen. Bei der Rückreise ist ge⸗ 
tattet, die Fahrt innerhalb der Giltigkeitsdaner 
uuf den auf den Billeten bezeichneten Stationen 
Bonn, Mehlem, Rolandseck, Remagen, Coblenz, 
Zoppard, St. Goar, Bingerbrück und Münster a. 
St.) zu unterbrechen, in welchem Fall das Billet 
dem Vorsteher der Station zur Bescheinigung vor⸗ 
ulegen ist. Reisende von Ludwigshafen, Speher, 
steustadt und Landau können die Rückreise über 
Nainz — Worms ausführen, wenn sie für die 
Ztrecke Bingerbrück (Bingen) — Mainz — Boben- 
seim oder Frankenthal besondere Billete lösen. 
steisende von anderen pfälzischen Stationen haben 
ür die Fahrt bis zu einer der vorgenaunten 
Ztationen einfache Billete der zu benützenden 
Wagenclasse zu lösen, welche auf dieser letzteren 
Station beim Zukauf des ExtrazugsBilletes abge 
tempelt werden und dadurch gleichfalls Giltigkeit 
»is zum 16. September ds. Is. erlangen. Kinder 
unter 10 Jahren werden zum halben Fahrpreis 
befördert. — Außer dem zulässigen Handgebäd 
vird Freigepäck nicht gewährt. 
Vermischtes. 
FSt. Johann, 23. Juli. Im hiesigen 
Polksgarten wird, wie der „St. J.⸗S. A.“ hört, 
aim Samstag den 3. August ein großes Schlach“ 
enkonzert stattfinden, ausgeführt von den Musik⸗ 
'orps des 7. Dragoner⸗ und 70. Inf.⸗Regiments. 
Das Schießen wird von ca. 200 Mann besorgt 
verden; an Effekten wird des demnach nicht fehlen. 
FSaarbrücken, 28. Juli. Der zwischen 
der Schloßkirche und dem Landrathsamtsgebäude 
hefindliche kleine Platz wird gegenwärlig anderthalb 
Meter tiefer gelegt. Bei dieser Arbeit stießen gestern 
die Arbeiter auf mehrere in Fels eingehauene 
Gaänge, von deren Vorhandensein man bis jebt 
keine Ahnung hatte. Bei Fortfetzung der Arbeiten 
wird fich vielleicht herausstellen, an welcher Stelle 
die Günge auslaufen. — In der Schloßkirche 
verder noch in diesem Jahre Ausbesserungsarbeiten aus⸗ 
eführt, es wird beabsichiigt, bei dieser Gelegenheit die 
Fuͤrstengruft in der Schloßlirche zu offnen. Vor etwa 
nerzigJahren geschah dies zum leßkten Mal; damals stieb