Full text: St. Ingberter Anzeiger

ein junger Bursche mit einem Stock eine Glasscheibe; 
us einem Fürstensarge; zur Verhütung ferneren 
infugs wurde die Gruft durch Einmauern einer 
ʒteinplatte verschlossen. In der nächsten Zeit 
verden in der Schloßkirche die zwei Gänge freige⸗ 
A die, wie fest angenommen wird, zum Deutsch⸗ 
nhaus und zur Arnualer Stiftskirche führen. 
gm Jahr 1847 wurde in dem an der Wilhelm⸗ 
aße angrenzenden Garten des Vopeliusschea 
auses durch Zufall bei Erdarbeiten der von der 
Hhloßlirche zum Deutschherrenhaus führende unter- 
dische Gang entdeckt; Saarbrücker Bürger gingen, 
die ein noch lebender Zeuge bekundet, von dem 
hopeliusschen Garten durch den Gang bis zur 
loßtircge. ⸗ Im Stadtwald, in der Nähe von 
Jagersfreude. suchte gestern Abend ein den Arbeiter⸗ 
nd angehöriger Mann in den dreißiger Jahren 
uͤch erschiekßen sein Leben zu endigen. Der 
Ichwerverletzte wurde nach Saarbrücken in das 
adtische Krankenhaus befördert. 
* Malstatt-Burbach, 23. Juli. Von einem 
deubau in Burbach stürzten gestern ein Maurer 
ind ein Zimmerer herab. Die Verletzten wurden 
neihre Wohnungen geschafft. 
JHeidelberg, 21. Juli. Ein Hundert⸗ 
narkfschein, der noch giltig, im Magen eines 
Achsen, ist gewiß ein seltener Fund. Demunge⸗ 
ichtet kam hier bereits der zweite Fall dieser Art 
jot. Ein Meztzgerbursche fand beim Ausnehmen 
mnes Ochsen in dessen Magen einen fast völlig un⸗ 
dersehrten Hundertmarkschein, der allerdings etwas 
urchfeuchtet, nach einiger Zeit des Trocknens aber 
pieder voͤllig in Ordnung war. (27) 
Heidelberg, 22. Juli. Das Corps 
Rhenania“ feierte am Samstag und Sonntag sein 
iOjahriges Stiftungsfest. Am ersten Tage fand nach 
iner glänzenden Auffahrt durch die, Stadt eine Fahrt 
rach dem „Spehyererhof“ statt, wo zu Mittag ge⸗ 
peist wurde. Abends war Commers in der Hirsch⸗ 
jasse, gestern Sonntag Frühschoppen auf der Kneipe, 
‚ann Festmahl auf der Hirschgasse. Abends 6 
Aht Fahrt nach dem Kümmelbacherhof. Um 10 
rfolgie die Rückkehr in Schiffen und bei der An— 
unft derselben erstrahlte die Schloßruine in ben⸗ 
galischer Beleuchtung. Auch die alte Neckarbrücke 
vurde bengalisch beleuchtet und ein prachtvolles 
Feuerwerk wurde auf dem Neckar abgebrannt. Mit 
Fackeln wurde hierauf nach der Kneipe gezogen, 
wo ein Gartenfest den schönen Tag schloß. 
(„Bad. Landesztg.“) 
Augsburg, 22. Juli. Das hiesige Komitee 
ur Errichtung eines Denkmals für Kaiser 
friedrich wird eine Bronzebüste des verstorbenen 
MNonarchen im Rathhause aufstellen. Schon sind 
edeutende Beträge dafür gezeichnet. Baurath Leydold 
t mit Ausarbeitung des Entwurfs betraut. 
fAus Bayern. In Neuburg a. D. 
indet anläßlich des 228jährigen Bestehens der 
zortigen Studienanstalt und des Seminars in den 
Tagen des 5., 6. und 7. August ein Studien— 
zenossenfest statt, zu welchem Anmeldungen 
intet Beifügung des Festbeitrages von 5 M. mög⸗ 
ichst bald an Kaufmann Marx de Crignis in Neu⸗ 
nurg a. D. zu richten sind. Frohe Tage der 
zugenderinnerung stehen den Teilnehmern in Aus⸗ 
icht. Alle ehemaligen Besucher der Anstalt sind 
aillkommen. 
f Berlin, 23. Juli. Wie der „Berl. Börs.⸗ 
zig.“ aus London gemeldet wird, ist die dortige 
Firma Beddon, Hulbert und Comp. in Zahlungs⸗ 
tocung geraten. Die Schulden sollen etwa 200000 
MN. betragen, wobei meist deutsche und franzöoͤsische 
bosamentir⸗ und Confectionshäuser beteiligt sind. 
der Berliner Platz soll nicht unerbeblich betroffen 
verden. 
r Berlin, 23. Juli, Heute Mittag 12 Uhr 
türzte bei dem Neubau auf der Grenze der beiden 
hrundstücke Arndtstraße 834 und Wilibald⸗Aleris- 
traße 9110 die Mauer wegen mangelhafter Aus⸗ 
ührung ein. 6 Personen wurden verletzt. keine 
jetdtet. 
fUnerwartete Erbschaft. Einem Pri— 
naner des Lessing-Gymnasiums in Berlin 
t jüngst völlig unerwartet eine Erbschaft von 
36,000 Mark zugefallen. Der glückliche Erbe ver⸗ 
lehrte längere Zeit mit einem alten Junggesellen, 
velcher den jungen Mann so liebgenommen hatte, 
aß er ihm, ohne demselben irgend welche Andeut⸗ 
ingen zu machen, die genannte immerhin annehm⸗ 
»are Summe letziwillig zuwandte. Der Gymnasiast, 
velcher übrigens in Nkeimem verwandischaftlichen 
Verhältniß zum Erblasser stand, hatte feinen Schal⸗ 
'ameraden gegenüber öfter den Wunsch ausgespro— 
hen, einst — Rentier zu werden. Der Erfüllung 
dieses Wunsches ist der „strebsame“ junge Mann 
tun näher gerückt, zumal er auch von Hause aus 
ucht unbemiittelt ist. 
FDer Besuch der deuschen Hochschulen 
zat sich in den letzten Jahrzehnten nahezu verdoppelt. 
Während 1869 nur 17631 Studierende gezählt 
vurden, ist diese Zahl 1888 auf 34118 ange— 
vachsen. Ja derselben Zeit hat eine Volksver⸗ 
nehrung nur von 40492 000 auf 48056000 
Zersonen stattgefunden, so daß der Zudrang zu den 
lelehrten Berufen in keinem Verhältniß zu der 
zevölkerungszunahme steht. Waährend vor 10 
Jahren noch von einem gewissen Mangel an Stu— 
ierenden gesprochen werden konnte, herrscht jetzt 
eichlicher Ueberfluß. Ein Studierender entfällt 
ereits auf 1409 Personen gegen 2297 in 1869. 
die Folgen dieser Zunahme treten ja täglich in der 
leberfüllung der gelehrten Berufe zu Tage. 
F Naphta⸗Explosion. Auf der Petroleum⸗ 
Berfte Thameshaven in England fand eine 
5xplosion an Bord eines Naphtaschiffes statt. Die 
hzälfte der Mannschaft wurde durch die furchtbare 
Hewalt der Explosion in Stüde zerrissen. Die 
lebrigen wurden schwer verletzt. Das Schiff ist 
wusgebrannt. 
TFranzösische Disziplin. Recht bezeichnend 
ür den Unterschied zwischen der französischen und 
)er deutschen Auffassung ist ein kleiner militärischer 
zwischenfall, der sich bei der Longchamps⸗Parade 
im Tage des Nationalfestes in Paris ereignete. 
Ils eine Kavalleriedivision vor der Tribüne des 
zräsidenten Carnot vorbeiritt, ging ein. Dragoner⸗ 
ferd durch und durchbrach die vorausreitenden 
züge. Der Reiter, welcher die Zügel verloren hatte, 
onnte sie endlich wieder ergreifen und das Thier 
emeistern, welches außer Athem inmitten des 
Zeneralstabes zum Halten gebracht wurde. Der 
Dragoner wurde lebhaft von den Offizieren beglück⸗ 
oünscht und das Publikum, das mit Angst dem 
derlauf dieses Vorfalls gefolgt war, klatschte ihm 
auten Beifall. Bei uns dürfte der unglückliche 
Reiter wohl schwerlich beglückwünscht worden sein. 
F Eine billige Diplomatie unterhielt 
u Ende der Sechsziger Jahre der Fürst don 
Nonaco am römischen Hofe, denn sein damaliger 
zesandter, Octavio Naldini, erhielt, wie wir in 
»er „Eur. Corresp.“ lesen, monatlich 30 Francs 
Zehalt, einen kompletten Anzug und zwei Paar 
Zztiefel, welche auch auf Staatskosten vorgeschuht 
ourden. 
F Ein Methusalem der Neuzeit. Wie 
der „Dailh News“ aus Odessa mitgetheilt wird 
at die in Saratew erscheinende Zeitung „Dnjewnik“ 
uthentische Beweise dafür gebracht, daß in Sara⸗ 
ow ein Mann lebt Namens Daniel Samoilow, 
belcher 1749 in jener Stadt geboren wurde, mithin 
40 Jahr alt ist. Er war früher Adjutant des 
Feldmarschalls Pugatschew und nahm Theil an der 
erstürmuug Kasans und Simbirsks und am Bom⸗ 
ardement von Samara. Mit Pugatschew ver⸗ 
jaftet, wurde er nach Simbirsk zurückgebracht. Er 
rhielt daselbst 180 Knutenhiebe und wurde auf 
rdebenszeit in die sibirischen Bergwerke verbannt. 
Nach 38jähriger Verbannung erlaubt man Samoi⸗ 
ow, in seine Heimath zurückzukehren. Der stein⸗ 
ilte Mann ist noch im Besitze aller seiner geistigen 
ind körperlichen Fähigkeiten. 
F Der erste Komet dieses Jahres, 
velcher schon am 31. März von Barnard auf dem 
zroßen Observatorium in Californien im Orion 
entdeckt wurde und sich daselbst längere Zeit stationär 
jielt, auch nachher in den Sonnenstrahlen verschwand, 
isst dann auf der anderen Seite der Sonne wieder 
ichtbar hervorgetreten. Obgleich der Komet seit 
»em 10. Juni sich wieder von der Sonne entfernt 
nähert er sich doch noch fortwährend der Erde, 
o daß seine Helligkeit zunimmt. Nach den Rech—⸗ 
uungen von Herrn Millosebich in Rom, welche in 
diel von Herrn Studiosus F. Kroeger fortgesetzt 
vurden, wird der Komet noch übec den September 
sinaus bei weiter zunehmender Helligkeit zu beobachten 
ein, wo er daun schon vor Mitternacht aufgeht. 
Unfang September verläßt er endlich das Sternbild 
Drion und geht mit zunehmender Geschwindigkeit 
n südwestlicher Richtung durch einen kleinen Teil 
es Stieres ꝛum Eridamus üher. 
Dienstesnachrichten. 
Schulverweser Eberlein in Grethen wurde 
wm 1. Aua. an zum Lehrer in Schweisweiler ernannt. 
Postadspirant Eckerlein in Landau wurde nach 
Pirmasens überwiesen. 
Sieueraufseher Rothemund in Neustadt a. 
d. wurde als Aufschlageinnehmer in Nordhalden 
und Grenzaufseher und Militäranwärter J. Zinn⸗— 
äcker in Rosenheim als Steueraufseher in Neustadt 
a. H. berufen. 
Pfälzische Eisenbahnen. Versetzt wurden 
auf Ansuchen: die Lokomottbführer Michgel Klein 
»on Maximiliansau nach Neustadt und August 
dargersheimer von Neustadt nach Maximiliansau. 
Tamiliennachrichten. 
Gestorben: In Morlautern Johann Philipp 
Thr. Simbgen, 33 J. a.; in Kaiserslautern Ft. 
Margaretha Koch, geb. Schimmle, 42 J. a.; in 
dannenfels Margaretha Berg, 837 J. a. 
Neueste Nachrichten. 
Zweibrücken, 24. Juli. Das Irheimer⸗ 
hammerwerk mit Häusern, Wiesen, Garten 
wurde gestern durch die HH. Peter Loch, Zimmer⸗ 
meister, und Louis Brünisholz, Eisenhändler, 
um die Summe von 4750 Mk. gesteigert. Dasselbe 
Anwesen kostete s. Zt. 9000 fl. den jetzigen Be⸗— 
ißer Zig) 
Freiburg i. B., 23. Juli. Der Kraäftezu⸗ 
tand des Erbgroßherzogs ist heute sehr gut. 
Das Fieber ist gemäßigt, die Erscheinungen am 
unken Flügel der Lunge sind im Rückgang be—⸗ 
zriffen. Tenner und Kußmaul sind. laut „Pf. K.“. 
abgereist. 
Mäͤuchen, 283. Juli. Nach den bis jetzt 
zetroffenen Bestimmungen wird Se. Kgl. Hoheit 
der Prinz Regent in den allerersten Tagen des 
Monates August sich wie im Vorjahre nach dem 
Linderhof begeben, um von dort aus in den nächst⸗ 
gelegenen Jagdrevieren zu jagen. Bis Mitte Au⸗ 
gust wird Se. Kgl. Hoh. wieder hierher zurück⸗ 
lehren und sich danach nach Bayreuth begeben, um 
dort das deutsche Kaiserpaar zu begrüßen. (3w. 3.) 
Selsoevik, 22. Juli. Die Kaiser-Yacht 
herließ am 21. Juli, Abends um 10 Uhr, Digger⸗ 
mulen, kam früh um 4 Uhr in Bodoe an und 
uhr Nachmittags in den Holandfjord. Der Kaiser 
»egab sich ans Land, um den bis fast an das 
Meeres⸗Niveau hinuntergehenden Gletscher der Svar⸗ 
tisenkette zu besuchen. Das Wetter ist unvergleich- 
lich schön, die Tagestemperatur beträgt 15 Grad R. 
Der Kaiser setzte die Fahrt um 8 Uhr Abends bei 
spiegelglatter See nach Bergen fort. 
Brüssel, 28. Juli. Die Vorlage über die 
Congo⸗Eisenbahn wurde mit 88 von 94 
Stimmen genehmigt 
RNRom, 23. Juli. Der preußische Gesandte 
beim Vatikan v. Schlözer trifft am Mittwoch 
in Wien behufs einer Konferenz mit dem Nuntius 
Balimberti ein. In der letzten Audienz bei dem 
Papste warnte Herr v. Schlözer im Auftrage 
einer Regierung vor dem Verlassen Roms, da ein 
olches Vorgehen die Sympathieen der Gebildeten 
n Jialien der Kirche völlig entriehen werde 
für di⸗ GBdaftian nerantwortlich F. F. Demetz. 
Ferien, das kleine Zauberwörichen, setzt zur 
Zeit Alt und Jung in Bewegung. Alle, denen die 
Wohlthat eines zeitweiligen Ausruhens von den 
Alltagsgeschäften vergönnt ist, kann man jetzt auf 
die Bahnhöfe eilen sehen, im Begriff, die heiße, 
tauberfüllte Stadt zu verlassen und hinauszuziehen 
n die grünende Natur, die Brust zu weiten im 
xinatmen der würzigen Waldluft. Wünschen wir 
Ihnen allen das beste Reisewetter. Einem Gebote 
der Vorsicht entspricht es jedoch, sich auch auf ei— 
vaige Regentage einzurichten und deshalb mit ge⸗ 
rügender Reiselektüre zu versorgen. Wir glauben 
ins nur den Dank unserer schönen Leserinnen zu 
erdienen, wenn wir ihr Augenmerk auf die ge— 
„undenen Jahrgänge der beliebten Frauenzeitschrift 
„Fürs Haus“ hinlenken, die neben vielen 
pannenden Erzählungen, gemütvollen Gedichten, 
Jübschen Preisrätseln, auch eine Fülle von prak—⸗ 
tischen Ratschlägen für alle Gegenstände des Haus— 
wesens enthalten und daher so recht das Nützliche 
mit dem Angenehmen verbinden. Man lasse sich 
von der Geschäftsstelle dieses bereits von Hundert⸗ 
jauserden deutscher Hausfrauen gelesenen Blattes 
zu Dresden⸗N. oder von einer beliebigen Buchhand⸗ 
ung eine Probenummer schicken; der billige Preis 
1. M. vierteljährlich, der prachtvoll gebundene 
jahrgang 6 Mk.) ermöglicht auch den weniger 
Bemuͤtelten in den Heimchenbund, wie sich die 
iühonnentinnen untereinander bezeichnen, einzutreten.