Full text: St. Ingberter Anzeiger

8t. Ingherter Amzeiger. 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert 
Et , Ingberter Suzeiger · Donint kalich wint ndnahun der Sonn.d Zuerur 37rognug u nnterhaitungẽ ⸗Blaut and Mittwochs unv Samfage mi 
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2 o en Raum g nseraien aus der außerpfaͤlzischen und solchen d 
Aunstunft ertbheili 1534, Neklamen 30 4. Bei 4maliger 8 n vreimauge berechnet. — 
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Donnerstag, 1. August 1889. 
24. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Muünchen, 31. Juli. Der Prinz-egent 
gibt fich in Begleitung des Generals Freyschlag 
vn Freyenstein am 15. August zu einem viertägigen 
cathalt nach Bayreuth, wo er mit dem Kaiser- 
aar zusammentrifft. Am 17. findet eine Parade 
aun Vielleicht reist auch gleichzeitig Minister Dr. 
reiherr v. Luß nach Bayreuth, um dem Kaiser 
in die Verleihung des Schwarzen Adler-Ordens 
nen Dank abzustatten. — Die Rede des Prinzen 
udwig fand die vollste Bestätigung des Prinz⸗ 
tegenten, welcher übrigens erst, nachdem die Rede 
alten war, von derselben Kenntniß erhalten 
dbliche Stadtverwaltung diese Frage möglichst bald 
iner eingehenden Erwaͤgung unterziehen. Der Wunsch 
iach einer öffentlichen Badeanstalt wird täglich 
auier. Den Herrn Gebr. Becker aber gebührt der 
Dank gesammter Bürgerschaft für ihre uneigennützige 
Foͤrderung des Gemeinwohles. 
* St. Ingbert, 1. Auqust. Herr Kaplan 
Jakob Laux dahier ist, mit Wirkung vom heutigen 
tage an, zum Pfarrverweser in Oppau ernannt 
vorden. Derselbe wird, wie wir hoͤren, sich morgen 
on hier nach seinem neuen Witrkungskreis begeben. 
zu Ehren des Herrn Kaplans veranstaltet heute 
übend der Gesellenverein, dessen Präses er bisher 
var, im Grewenigschen Lokale eine Abschiedsfeier, 
pozu auch die Ehrenmitglieder des Vereins Ein- 
adung erhalten haben. 
* Diejenigen Schullehrer, welche nach 
zeendeter Dienstzeit zu Feldlazarethy-Ren⸗ 
»anten ausgebildet sein möchten, haben, wie amt⸗ 
ich mitgetheilt wird, zunächst die Erklärung abzu⸗ 
geben, daß sie eine Bürgichaft von 4200 Ml stellen 
zunen. Die Gesuche find an die Bezirksfeldwebel 
u richten, worauf die Intendantur des Armeekorps 
zie Bewerber auf das Anwärterverzeichniß setzt und 
den einzelnen, sobald er an die Reihe kommt, durch 
»as Bezirkskommando nach dem Ganisonlazareth 
zeruft. Dort erhält er die Löhnung als gemeiner 
Zoldat nedst der entsprechenden Verpflegung, wird 
nit den inneren Einrichtungen und Anweisungen 
er Feldlazareihe, ihrer Kassen, Haus- und ähn⸗ 
ichen Verwaltung, der Buchführung, bekannt ge- 
nacht und im Buͤreaudienst geübt. Nach beendetem 
rehrgange hat der Einberufene eine schriftliche und 
nündliche Prüfung abzulegen. Wenn er sie besteht, 
o darf er ein Befähigungszeugniß zum Feldlaza— 
eth⸗ Iuspektor oder Feldlazaret Rendanten verlangen. 
dabei erhält er die Ernennung zum Unteroffizier 
nit der Zusicherung der Befreiung von jedem Waffen⸗ 
nienst. Das Gehalt eines Feldlazareth -Inspekters 
»eträgt 2400 — 3000 Mk. 
*—Der Jahresbericht der Pfälzischen 
dandels- und Gewerbekammer für 1888 
stzjetzt veröffentlicht. Derselbe gibt folgende that ⸗ 
ächliche Mittheilungen: Aus den eingelaufenen Be⸗ 
ichten, statistischen Uebersichten und beantworteten 
xragebogen können wir die erfreuliche Schlußfolger⸗ 
ing ziehen, daß im Jahre 1888 gegen das voraus⸗ 
jegangene Jahr eine erhebliche Besserung 
n'den Verhältnissen des Handels und der in⸗ 
zustriellen Thätigkeit eintrat, wenn auch dieser 
Aufschwung kein ganz allgemeiner ist. In der 
Waldwirthschaft unseres Kreises sind die Er⸗ 
zse der verkauften Bau-—, Nutz- und Werkhölzer 
inter dem Taxwerthe etwas zurückgeblieben. Da— 
segen konnten bei den Verkäufen der aus den 
ztaats·- und Communalwaldungen gewonnenen 
tichen⸗Lohrinden etwas höhere Preise erzielt werden. 
die Landwirthschaftliche Kultur hatte unter 
der Ungunst der nassen Witterungsverhältnisse be— 
eutend zu leiden. Die Ernte von Winterweizen, 
stoggen, Spelz, Hopfen, Tabak, Wein und Kartoffeln 
vies erheblich minderwerthige Durchschnittsresultate 
uuf, dagegen ist das bessere Gedeihen von Winter⸗ 
veizen, Gerste, Hafer, Runkelrüben u. s. w. wieder 
ils teilweiser Ausgleich der erlittenen Einbuße zu 
hetrachten. Die Steinkohlenförderung und 
der Absatz waren 1888 größer und wurden bessere 
Breise erzielt, ebenso hat in den pfälzischen Stein⸗ 
zrüchen ein erheblich größerer Betrieb statigefunden. 
— Zweibrücken. In diesen Tagen wurden 
sach dem .„Pf. M.“ sämmtliche bayerischen Ar⸗ 
beiter, welche seither in einer Saargemünder 
Seidenfabrik beschäftigt waren, entlafsen und dafür 
othringische Weber eingeftellt. Die entlafsenen 
deute wären in die übelste Lage gekommen, hätte 
ich die hiesige Firma Gebrüder Escales nicht 
enischlossen, denselben in ihrer Seidenfabrik sofort 
Arbeit und Verdienst zu gewähren. 
— Zweibrücken, 1. Aug. Nach dem der 
„Ztg.“ vorliegenden Jahresbericht über die kgl. 
Siudienanstalt dahier wirkten an derselben außer 
dem Hrn. Rektor 21 Lehrer. Die Gesammtzahl der 
Schüler betrug am Ende des Schuljahres 207, 
zarunter 161“Protestanten, 39, Katholiten und 7 
Istaeliten. Auf das Gymnasium entfielen 84 
cchüler, wopon 68 Protestanten, 12 Katholiken 
ind 4 Israeliten waren, auf die Lateinschule 128 
Schüler, unter ihnen 93 Protestanten. 27 Katholiken 
und 3 Israeliten. 
— Pirmasens, 31. Juli. Daß in unseren 
niederträchtigen Zeiten der Humor stellenweise noch 
uicht ganz entschwunden ist, geht aus folgendem 
Ztücklein hervor. Saßen da vorgestern vor Beginn 
der Abenddämmerung in einer alldahiefigen Wirth⸗ 
chaft sechs oder fieben Zecher, die es gelüstete, ihre 
gerade unthätige Muskelkraft im gewohnten Kegel ⸗ 
spiele zu erproben, aber es fehlte an einem Kegel⸗ 
ungen. So erbot sich denn des Spaßes halder 
»ein Mitglied der Gesellschaft, um einen harten 
Thaler eine ganze Stunde lang dessen Geschäft zu 
veforgen. Herrgoit, die Noth war groß! Der Wirth, 
Jefällig wie er ist, griff in die Tasche und drückte 
Zem Braben ein Geldstück in die Hand, worauf 
zas Spiel anfing. Ra, das Vergnügen bei, so 
‚ornehmer Bedienung! Der opferwillige Ersagtz 
nann des Kegeljungen hielt sich wacker, redte be⸗ 
zend die verwöhnten Glieder, bis sich nach der be⸗ 
zungenen Zeit der wirkliche Kegelknecht einfand. 
Der Thaler wanderte in die steis offene Tasche 
des Wirthes zurück, aber der war kein Unmensch, 
ondern schaffle gerührt eine Flasche feinsten Weines 
herbei, die dann auch der Nagelprobe nicht entging. 
— Kaiserslautern, 31. Juli. Die 
degung der Rohre der Wasserleitung neigt 
ich ihrem Ende zu. Gegenwärtig werden die 
»auptrohre in der inneren Eisenbahnstraße gelegt. 
hierbei wurde an der Rummelstraße das unter 
zer Eisenbahnstraße hinweg führende Fundament 
der alten Stadtmauer blosgelegt, resp. durchge⸗ 
wrochen. Die Eisenbahnstraße ist eine der neueren 
S„traßen der Stadt und hat ihre Bedeutung erst 
nach Anlage des Bahnhofes gewonnen. Als die 
ilte Stadtmauer noch stand, war an jener Stelle, 
Zie über die jetzige Eisenbahnstraße führte, kein 
Thor, sondern die nächsten waren auf der einen 
Seite ein Ausgang am Storchenthurm, auf, der 
ndern Seite ein Hauvithor der Stadt, das Kest⸗ 
hor. (Vzt.) 
— Ein 18jahriges Bürschlein in Kaisers— 
autern hatte einem gleichalterigen Knaben mit 
Hewalt ein Zweimarkstück abgenommen und ver— 
ubelt, nachdem er durch einen anderen ebenfalls 
Zzwölfjährigen es hatte wechseln lassen und ihm 
z0 Pf. gegeben. Den Ersteren beftrafte die Straf⸗ 
ammer wegen Straßenraub mit 10 Tagen Gefäng⸗ 
niß. den Letzteren wegen Hehlerei mit 2 Tagen 
Befängniß. 
— Bergzabern. In unserem Diakonissen⸗ 
haus „Luisenruh“, welches am 27. Juli eingeweiht 
purde, sind für 1. August schon 10 Kurgäste an— 
semeldet. Die Verköstigung beträgt für Alle gleich⸗ 
näßig 2 M. 30 Pf.: die Zimmer je nach der 
nte. 
Wilhelmshafen, 30. Juli. Die heute ver⸗ 
genlichten Befehle für die kaiserliche Yacht „Hohen⸗ 
ollein“ und den Aviso „Greif“ lassen mit Sicher⸗ 
ql dermuten, daß die Rückkehr des Kaisers 
on England üder Wilhelmshafen erfolgen wird. 
Wilhelmshafen, 81. Juli. Die Kai— 
erin hai heute früh 6 Uhr mittels Sonderzuges 
je Rückreise nach Berlin, der Kaiser auf der 
sacht „Hohenzollern“ die Reise nach Enaland an⸗ 
etreten 
Ausland. 
Bern, 31. Juli. Gestern ist eine deutsche 
dote, welche die Antwort auf die letzte schweize⸗ 
aiche Note enthält, hier übergeben worden.“ 
Rom, 31. Juli. Laut Meldung der „Agep⸗ 
a Stefani“ haben die Behörden die Frei⸗ 
assung des französischen Offiziers de Gran d⸗ 
naison angeordnet. Derselbe wird über die 
drenze gebracht werden. 
Petersburg, 31. Juli. Das Gesetz, durch 
zelches fur die Privatlehranstalten in den baltischen 
zrobinzen die russische Sprache als Unter⸗ 
ichtssprache eingeführt wird, ist nunmehr veröffent⸗ 
cht worden. Der Religionsunterricht wird durch 
as Gesetz nicht berührt. — Das „Journal de 
5t. Petersbourg“ schreibt über die französischen 
zeneralratswahlen: Wenn Boulanger in etwa 
50 Kantonen aufgestellt gewesen ist, so kann die 
ztlangung von nur 12 Mandaten nicht als glänzendes 
desullat betrachtet werden. Wir können sagen, daß 
ie boulangistische Manifestation ihre Wirkung als 
—XD 
Lokale und pfälsische Nachrichten. 
»St. Ingbert, J1. August. Ein Beispiel 
delsten Gemeinsinnes können wir heute 
nit Freuden berichten. Schon seit lange besteht 
nunserer Stadt der Mangel einer Badegelegen⸗ 
eit im Freien, und warea bisher leider von keiner 
veite noch Schritte gethan worden, demselben ab⸗ 
uhelfen. Nunmehr ist derselbe dadurch beseitigt 
dorden, daß die Herren Gebr. Becer dahier 
dre Weiheranlagen, welche sonst nur im Winter 
nit Wasser gefüllt waren, seit einigen Tagen füllen 
eßen und dem Publikum zur Benützung als 
adeplatz unentgeltlich zur Verfügung stellen. Am 
deiher haben sie ein geräumiges Badehäuschen 
um Aus: und Ankleiden errichtet und zur Beauf ⸗ 
chtigung des Badeplatzes einen Mann bestellt. Es 
unn somit Jeder, der sich bei Gebr. Becker einen 
stenlos abgegebenen Erlaubnißschein holt, sich den 
zenuß eines Freibades verschaffen. Die Kontrole 
wim Interesse der Sicherheit der Badenden noth— 
vendig da der Weiher tiefe Stellen besitzt. Diese 
raktische Lösung der „Badfrage“ durch Privai— 
tsonen zeigt deutlich, was nach dieser Richtung 
sier zuerreichen iff, und hoffentlich wird unsere