Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Qudwigsbafen a. Rh. Stand der Be⸗ 
llerung am 1. Juli 1889 26609 Personen, 
Zand am 1. August 1889 26721 Personen. 
— Frankenthal. Die hiesige Strafkammer 
verurtheilte die Fabrikarbeiterin Magdalena König 
don Edenkoben, welche ducch einen gefülschten Brief 
en Kutscher in Neustadt zu bestimmen wußte, 
je nach Ludwigshafen zu fabren, selbstverständlich 
hne eiwas zu bezahlen, zu 6 Monaten Gefängniß. 
— Rorheim, 1. August. Unsere Ackersleute 
ind heuer mit dem Ergebnisse ihrer Ernte im All⸗ 
sin — 
gemeinen recht zufrieden, namentlich in bezug auf 
Neunwochenlartoffeln; die Qualität ist eine vor⸗ 
siliche und die Quantitat ist derart. daß der 
soamet dabei bestehen kann. Freilich läßt der Preis 
iht zu wünschen übrig. Nach Gurken ist großze 
Muchfrage! Gestern kaufte Unterhändler Mathäus 
9 von hier für einen erschienenen Kaufmann ein 
srobes Quantum dieses beliebten Eßartikels auf 
Vd zahlte. wie sie der Stock liefert, 70 Pfg. 
furs Hundert. Zwei andere Händler wandten 
ich nach Bobenheim, wo sie gleiche Ware zum selben 
Pteise aufkauften. 
Dirmstein, 1. August. Der Schreibge⸗ 
silfe Jaen Weiß don hier, welcher am 21. Juli 
johin auf hiesiger Ortsstraße von zwei Messerhelden 
chwer verletzt wurde, befindet sih nun auf dem 
Bege der Besserung und wird derselbe bald wieder 
nergeste llt sein. 
Dielkirchen, 1. August. Der seit vor⸗ 
gestern vermißte Valentin Mann, 48 Jahre 
In, verheirathet, Leinenweber von hier, bei welchem 
ich in jüngster Zeit Geistesgestörtheit bemerkbar 
zemacht hat:e, wurde gestern Mittag als Leiche 
n der Alsenz unweit des Octes aufgefunden. 
Affenbar hat derselbe seinen Tod in der Alsenz 
frreiwillig gesucht. 
— Aus der Pfalz. Am 7. August trifft 
zach dem „Pf. Kur.“ von München zur Besichtig- 
ing der 4. und 5. Kompagnie des 2. Pionier⸗ 
zataillons Se. Exzellenz Generallieutenant v Fries, 
znspekteur des Ingenieurkorps und der Festungen 
n Germersheim ein. Am 8. August reist derselbe 
nach Speyer zu den Pontonier⸗Uebungen und vom 
O. bis 16 August nimmt Se. Erxzellenz an einer 
Ingenieur-Uebungsreise bei Aunweiler Teil. Am 16. 
Iugust trifft Herr General v. Fries wieder hier ein 
zur Besichtigung der Festungswerke und der vorge— 
ommenen Verstärkungen. — Zum Zweck der Be⸗ 
ichtigung der Uebungen treffen am 5. August in 
Zpeher ein Pionier-Inspektor Schultz aus Straß⸗ 
vurg; am 8. August der General-Inspekteur des 
Ingenieurkorps Generallieulenant Exz. v. der Goltz 
us Mainggg.. — 
Vermischtes. 
f Malstatt⸗Burbach, 2. August. Heute 
zegen Mittag ertrank in der Saar an der Fähre 
in der Nähe des Saarbrücker Ufers der Fährmann 
beter Steinlein von Malstatt. 
Zwei Schüler des Mannheimer Gym— 
rasiums, welche noch eine Nachprüfung bestehen 
ollten, haben es vorgezogen, unmittelbar nach dem 
Schlußakte ohne Abschied sich von dort zu entfernen. 
fFAus Elsaß-Lothringen, 1. August. 
Die französische Zollverwaltung hat soeben eine sehr 
iberale Maßregel getroffen, um den die 
Ausstellung in Paris besuchenden Fremden die Reise 
zahin zu erleichtern. In Zukunft werden die Passa— 
ziere der Eilzüge nicht mehr genöthigt sein, an der 
Brenze auszusteigen, um das sogenannte Handgepäck, 
velches sie bei sich in den Wagen führen, visitiren 
u lassen. Dies wird vielmehr in den Wagen selbst 
jeschehen. Was das in den Gepäckwagen unter⸗ 
jebrachte Gepäck betrifft, so sindet dessen Zoll— 
ꝛebision wie bisher bei der Ankunft in Paris statt. 
F Turnerdurst. Im königlichen Hofbräu⸗ 
jause in Muünchen wurden am letzten Sonntag, 
jem ersten Tage des 7. deutschen Turnfestes, trotz 
mhaltenden Regenwetters nicht weniger als 160 
deltoliter Bier getrunken. Am Tage vorher, am 
Samstag, wo die Festgäste zumeist ankamen, ver⸗ 
ilgten durstige Turnerseelen daselbst ein Quantum 
on 134 Hektolitern. Ein ängstlicher Münchener 
hziertrinker ließ angesichts dieses horrenden Kon— 
ums die Aeußerung fallen, wie viel wäre erst bei 
chönem heißen Weiter von den Turnersleuten an 
sieser Stätte konsumirt worden! Nicht mit Unrecht 
hat der Munchener diese Frage, denn jetzt ver⸗ 
reitet sich schon aus den heiligen Hallen des Hof⸗ 
räuhauses die erschütternde Nachricht, daß, obwohl 
in neuer Sud soeben die Pfanne verläßt, das 
doforäuhaus sogleich nach dem 7. deutschen Turn— 
fest seine Halle schließen muß, weil der noch vor⸗ 
handene Vorrath an altem Lagerbier während der 
Festtage aufgetrunken wird. 
.Die freudige Stimmung, welche die Teilnehmer 
am VII. deutschen Turnfest bescelt, wird durch die 
Nachricht von einem schweren Unglüdsfall getrübt. 
Am Mittwoch Rachmittag ist naͤmlich, wie man 
den „M. N. N.“ mitteilt, ein Turner aus Nürnberg, 
Mitglied des alten Turnvereins Nürnberg, Litho— 
zraph Karl Enger, Sohn eines Nürnberger Gast⸗ 
virtes. 32 Jahre alt, bei Ambach im Starnbergersee 
jeim Baden ertrunken. Der Leichnam des Verun— 
zlückten konnte bis jetzt nicht gefunden werden. 
F Eine theuere Prise Tabak.) Nach 
tehender Fall ereignete sich im Saale J. des k. 
Amtsgetichts München J. Der wegen Diebstahls 
iuf der Anklagebank sitzende Taglöhner Zehetmaier 
nahm während der Vernehmaugg eines Zeugen ganz 
jemüthlich eine Prise zu sich, wofür er sich von 
Zeite des Amtsrichters eine scharfe Rüge zuzog. 
Spöttisch lächelnd nahm der Angeklagte sofort 
vieder eine Prise, worauf ihm das Schöffengericht 
vegen ungebührlichen Benehmens vor Gericht eine 
Heldstrafe von 5 Mark zudiktirte. 
F Die Sachsen sind doch immer ge— 
nüthlich. Unter der Ueberschrift: „An das geehrte 
Publikum!“ findet sich jetzt im „Leipz. Tagol.“ 
solgende Anzeige: „Da unsere wohl bescheidenen 
ind sehr gerechten Forderungen direkt von der 
Leipziger Innung zurückgewiesen wurden, auch jede 
Perhandlung abgelehnt, wollen wir auf einige Zeit 
»ie Arbeit niederlegen. Das geehrte Publikum 
velches unsere Lage kennt, ersuchen wir, unsei 
LUnternehmen zu unterstützen. Hochachtungsvoll das 
Fomité der streikenden Bäckergesellen.“ 
F Als Hundefänger sucht der neue Berliner 
Tierschutzzerein laut Anzeige zu „dauernder und 
eichter“ Beschäftigung „unbestrafte“ Leute, die ein 
„gutes Gemüt“ haben. 
F Auch eine Folge der Streiks. Es 
st ein alter Brauch, daß auf den Bauten ein 
sichtfest oder Richtschmaus veranstaltet wird. 
Die Kosten desselben trägt der Bauherr; den bei 
vem Bau beschäftigten Handwerkern und Arbeitern 
verden gewisse Angebinde, zuweilen auch Geld, 
iberreicht, und für alle wird, oft unter Musikbe⸗ 
leitung, ein festliches Trinkgelage veranstaltet 
dieser Sitte ist auch seitens der Stadt Spandau 
»isher Rechnung getragen worden. Neuerdings 
osllen aber, wie der A. f. d. H. mittheilt, aus 
er Stadtkasse flr die bezeichneten Zwecke kein 
Dittel mehr bewilligt werden. Bei dem häufigern 
Wechsel der Bauhandwerker und Arbeiter nehmen 
pvie es in der Begründung der Ablehnung heißt. 
in dem Genuß des Richtschmauses in seltensten 
Fällen noch diejenigen Personen Theil, welche vom 
Beginn an bei dem Bau beschäftigt wurden, son— 
dern es sind meist solche, die oft erst kürzlich ein— 
Jestellt sind. Die dem Brauch zu Grunde liegende 
Absicht, Denjenigen, welche zum gufen Gelingen 
des Unternehmens von Anfang an beigetragen haben, 
ozusagen eine kleine Belohnung zukommen zu lassen, 
wird unter heutigen Zeitverhältnissen dohbh nicht mehr 
zurchgeführt. 
Selbstverurtheilung und Los— 
prechung. JIn St. Louis (Amerika) kam kürz⸗ 
ich — so wird von dort geschrieben — der Richter 
Brimm zu spät in die Sitzung und verurtheilte 
ich selbst zu 5 Doll. Strafe. In der nächsten 
Zitzung ersuchte der Staatsanwalt den sehr ehr⸗ 
vürdigen Richter Primm, die Strafe, die er dem 
ehr ehrenwerthen Richter Primm auferlegt hatte, 
u erlassen; der sehr ehrenwerthe Richter Primm 
»ewilligte huldreichst das Gesuch, und sprach den 
jehr ehrenwerthen Richter Primm von der ibm auf— 
rlegten Strafe frei. 
Telegraphischer Schisffsbericht 
der, Red Star Linie“ Antwerpen 
Der Postdampfer „Noordland'“ der „Red Star 
Linie,“ in Antwerpen, ist laut Telegramm am 31. 
Juli wohlbehalten in Rew York angekommen. 
Der Postdampfer „Nederland'“ der „Red Star 
Linie,“ in Antwerpen, ist laut Telegramm am 31. 
Juli moklbeßalften in NRefadesvsia angeksmmen. 
Familiennachrichten. 
Gestorben: in St. Johann a. S. Katharina 
Bleß ner, geb. Bös; in Edigheim Anna Maria 
Fouquet, 20*4 J. a.; in Oppau Johannes Diehl 
0 J. a.; in Kusel Ludwig Braun, 25 J. a. 
Neueste Nachrichten. 
Lübeck, 2. August. Ein Telegramm der „Lü⸗ 
hicker Zeitung“ meldet: Die in Aalborgeper 
S iff eingeschleppte Pockenepidemie nimmt 
furchtbar zu. Die Polizei verbot Concerte, Theater 
und alle Versammlungen. 
Berlin, 2. August. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ 
bespricht die Randung Kaiser Wilhelms in 
England: Dieses geschichtliche Ereigniß sei wohl 
geeignet, den beiden Nationen zum Bewußtsein zu 
bringen, welche Kräfte sie in den Dienst der großen 
Culturaufgaben stellen, die sie in unserem Weltteile 
wie in den fernsten Gegenden der Erde Übernommen 
haben, es seien nicht nur die nahen verwandtschaft⸗ 
lichen Beziehungen zwischen dem großbritannischen 
und unserem Herrscherhause, sondern auch die Inte⸗ 
resseng⸗meinschaft der Länder und Völker, welche in 
den Sympathiekundgebungen der englischen Nation 
für unseren Kaiser zum Ausdruck gelangen. Dafür., 
daß man sich dessen auch diesseits des Canals be⸗ 
wußt sei, lägen ausgiebige Zeugnisse in Fülle vor. 
Portsmouth, 8. August. Kaiser Wil⸗ 
helm ist gestern Nachmittag vor Osborne einge- 
troffen. Der ihm bis zum nahen Leuchtturm 
entgegengefahrene Prinz von Wales war bei der 
Ankunft in der Cowesbai an Bord der „Hohen— 
zollern? gegangen, wo er den Kaiser herzlichst be⸗ 
zrüßte. Die Landung erfolgte bei Cowes; eine 
Ehrenkompagnie präsentirte unter den Klängen der 
hzreußischen Nationalhymne; nach dem Abschreiten 
der Front fuhren der Kaiser und der Prinz von 
Wales in offenem Wagen nach Osborne, woseldst 
die Königin Viktoria und die Muglieder der könig⸗ 
lichen Familie, sowie Lord Salisbury den Kaiser 
empfingen. Kaiser Wilhelm wurde zu Wasser wie 
zu Lande von einer tausendfachen Menge stürmischst 
begrüßt. (S. 3.) 
Konstantinopel, 2. August. Nach einer 
Meldung des Reuter'schen Bureaus sind der Gou— 
derneur Kretas, zwei muselmännische und vier 
hristliche Mitglieder der kretensischen Commission 
owie der frühere Gouverneur Kretas zum Sultan 
zerufen, um mündliche Aufklärungen über die kreten— 
iche Frage zu geben. 
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denneberg E. u. K. Hofl.) Zürich. 
Müster umgekend. Briefe kasten 20 Mf. Vorto 
Aus dem Geschäftsleben. 
Noch selten war ein Handelsartikel solchen 
eftigen Preisschwankungen unterworfen, wie in 
etzten Jahren Kaffee. Anlaß dazu gab in erster 
dinie die Spekulation, welche in den bald 
zünstigen bald ungünstigen Ernteschätzungen 
hre eigentliche Stütze fand. Soviel aber 
teht fest, daß die vorige Ernte klein, die jetzige 
vohl groß, aber sehr gering in Oualität und die 
nächstkommende wiederum klein sein wird. Unter 
olchen Ausfichten werden weitere Schwankungen 
nicht ausbleiben und find billige Preise, — wie 
olche früher, bei regelmäßig guten Ernten waren, 
— kaum mehr zu erwarten. Die jetzigen Notirungen, 
— nicht übertrieben hoch, — sind aber immerhin 
roch 30 — 40 Pfg. höher als vor einigen Jahren. 
Eine sparsame, praktische Hausfrau wird deshalb 
— um selbst bei hohem Preisstande dennoch einen 
zuten preiswürdigen Kaffee zu erhalten, — auf 
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dacht sein. Die Kaffee der Holländischen Kaffee⸗ 
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ekannt.)