Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
der „St· Ingderter Acuz eiger erscheint täglich mit Susnahzme der Sonn ⸗ und Feiertage. 2 mal wocentlich mit Unterhaltungs ⸗Blatt und Mittwocht und Samßags mir
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Auskunft ertheilt, Ib ⸗, Neklamen 80 ⸗ñ. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. w vcer
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180.
Deutsches Reich.
Wies baden, 3. August. Der Kaiser sandte,
e der „Rheinische Kurier“ nachträglich erfährl, dem
derzoge zu Nassau zu dessen Geburtstage ein
ʒsüdwunschtelegramm, das sich durch ganz besondere
Harme und Herzlichkeit (der Kaiser wendete das
strauliche „Du“ an) auszeichnete.
München, 8. August. Die für heute Abend
eabfichtigte Arbeiter⸗-Wersammlung, behufs
gollmars Berichterstattung über den Pariser Socia-
sstencongreß, ist polizeilich verboten.
Berlin, 3. August. Der Minister vd. Giers
eut nach einer Petersburger Meldung des „Berl.
gbl.“ in der zweiten Hälfte des August eine
geise in das Ausland an. Gerüchtweise verlautet,
t würde den Zaren nach Berlin begleiten oder ihn
ort erwarten. — Eine Beröffentlichung der letzten
stote an die Schweiz ist deutscherseits nicht be—
bsichtigt.
Ausland.
Portsmouth, 3. August. Die Koönigin,
oelche das Orangeband des Schwarzen Adler⸗Ordens
uind das blaue Band des Hosenband Ordens trug,
mpfing, umgeben vom ganzen Hofe, den Kaiser
qus der Terrassentreppe zu dem Königseingang des
Schlosses. Als der Kaiser erschien, ging die Königin
mit der Prinzessin Beatrice die Treppe hinab und
küßte den Kaisser herzlich auf beide Wangen
und hieß denselben in England willkommen. Die
Majestäten traten sodann, gefolgt von den Anwesen⸗
den, in feierlichem Zuge in das Schloß, wo Cercle
jattfand. Hierbei wurden Salisbury und andert
dohe Persönlichkeiten dem Kaiser vorgestellt.
Portsmouth, 83. August. Des unausgesetzten
seftigen Regens halber ist die Flottenschau bis
Montag verschoben worden. Infolge des dichten,
uuf der See lagernden Nebels sind die Schiffe fast
zänzlich unsichtbar.
Paris, 3. August. Der Deputirte Laguerre
rchielt heute eine Vorladung vor den Untersuchungs⸗
nusschuß wegen der Entwendung von Actenstücken
es Senatsgerichtshofes.
Konstantinopel, 3. August. Der „Kol⸗
uschen Zeitung“ wird geschrieben: Der russische
dotschafter pv. Relido w üherreichte vorgestern der
Pforte eine Note, in welcher er auf die in Kreta
em Leben und Eigentum der russischen Unterthanen
RNohenden Gefahren hinweist und die Pforte unter
Umständen dafür verantwortlich hält.
Lokale und 77rzische Nachrichten.
St. Ingbert, 5. August. Das alljähr⸗
uche Waldfesi des Hüttenvereins“ scheint
ich immer mehr zu einem rechten Volksfest heraus—
ubilden. Das diesjahrige, am letzten Samstag
hachmittag gefeierte, halle wieder viele Hunderte
u dem so günstig gelegenen Festplatze gJezogen.
In liberalster Art beschrankt fich nämlich der Zu—
ritt nicht nur auf Mitglieder des Vereins, sondern
Jedermann gestattet. Daß der Hüttenverein des
disenwerls eben das bieten kann was er bielet,
exdanlt er vor allem dem geneigten Entgegen⸗
mmen und der thätigen Unterstützung der Familie
amer. So hatten zum heurigen Feste Frau
dankier Hauk aus Frankfurt 20 MNk., Frau Kom-
derzienrath Krämer hier ebenfalls 20 Mk. und
dirt Kommerzienrath Oskar Kräamer 100 Mt. ge⸗
henlt; genannte Damen waren auf dem Fecte
Agegen. So war der Verein in der Lage auch
Resmal für Weilfspiele schöne Preise auszusetzen,
B. die ersten Preise, welche am Kleiter—
daum zu erringen waren, in einem 20.Markstück,
einem 10. Markstück und einer silbernen Uhr be—
sttanden. Des Ferneren aber ist die zielbewußte
deitung des Hüttenvereins, seine Zusammensetung,
da ihm auch die Beamien des Eisenwerls ange—
hören, Bürgschaft einer gesünden, Entwickelung.
Das gute Verhälmiß zwischen den Arbeitern und
hren Arbeitgebern und Vorgesetzten zeigte die
Anwesenheit der Letzteren bei dem Feste, wie
dorerwähnte Thatsachen. Herr Direktor Klatte
wohnte demselben bis zum Schluß bei. Gewiß
hat der Arbeiter Lampel, der den Herrn Direk⸗
ior namens der Arbeiter begrüßte und ihm ein
Hoch ausbrachte, damit die Gefühle aller seiner
Arbeitsgenossen ausgedrückt.
Was nun das Fest selbst anbelangt, so hatte
dasselbe den schönsten Verlauf. An Unterhaltung
und Belustigungen war kein Mangel; die Vereins—
kapelle, geleitet von Hrn. Hampe, welche bei jedem
neuen Auftreten weitere Fortschritte in ihren Leift
ungen erkennen läßt, sorgte auf das Ausgiebigste
für den musikalischen Teil. Auf dem Festplatze
waren von Brettern zwet geräumige Tanzplätze
hergestellt, die stets von Tanzenden vollbesetzt waren
Ein Kletterbaum, Sacklaufen und andere Beluftig
ungen waren für die Kinder bestimmt und bewirk⸗
ten manch heitere Szene. Eine dankenswerthe Ein-
ichtuung des Hüttenvereins ist es, daß auf das
Fest am Samstag stets ein Nachfest am Sonntag
folgt. Besonders dieses wies geftern einen kolossalen
Besuch auf. Wohl an Tausend waren hinzuge—
ttrömt, ein Beweis, welcher Beliebtheit das Wald⸗
fest sich erfceut.
* Ein in der That vortrefflich gelungenes Gar⸗
tenfest veranstaltete gestern Nachmittag der hiesige
Kriegerverein. Um halb 4 Uhr zog der Verein,
mit der Bergkapelle von Altenwald doran, von
der Oberstadt nach dem Garten der Bierbrauerei
Becker. Hier herrschte denn bald eine so angenehme
Anterhaltung, daß man merkte, im Kriegerverein
vird gute Kameradschaft gepflegt. Die, wie be—⸗
annt, tüchtige Kapelle, unter Leitung des Herrn
Lindner, hatte für diesen Tag ein ansprechendes
Brogramm gewählt. Nach einigen Musikstücken
trat der neugegründete Männerchor des Vereins
mit seiner ersten Leistung vor die Oeffentlichkeit.
Dieselbe, wie ebenfalls die nachfolgenden, wurden
mit großem Beifall begrüßt und bewiesen das er—
olgreiche Streben des vor kaum einem halben Jahre
entstandenen Chores, welchen Herr Schlaudecker
dahier leitet. Es konnte nicht fehlen, daß im
Kriegerderein die patriotische Gefinnung auch äußer⸗
lich sih kundgab. Herr Fischer, erster Vorstand
des Vereins, erinnerte die Anwesenden in ernsten
Worten daran, wie vor 19 Jahren, zwei Tage vor
der Schlacht von Spichern, hier alles in so quä⸗
lender Ungewißheit gebangt, wie gerade am 4.
August der erste blutige Zusammenstoß mit dem
Feinde bei Weißenburg erfolgte. Dank müssen wir
Bott darbringen, der durch diese ernste Zeit hin⸗
durch unser Volk zar heutigen Größe geführt; aber
auch seinen Segen wollen wir herabflehen auf das
Vaterland, auf unsern jugendkräftigen Kaiser und
unsern geliebten Prinzregenten. Wie begeistert aus—
zebracht, so wurde auch das Hoch auf beide Herr⸗
scher mit Begeisterung aufgenommen und kräftig
vraufte der dreimalige Huldigungsruf.
In der angenehmsien Weise verstrichen dann
die Stunden und die Dämmerung stellte sich ein.
Jetzt kam eine neue Nummer im Festprogramm.
Fin sehr schön zu nennendes Feuerwerk nahm seinen
Anfang und erregte durch seine prächtigen Einzel⸗
erscheinungen, als Raketen, Sonnen, Fächer u. a.,
deren es eine große Anzahl gab, die Bewunderung
des den Garten dicht füllenden Publikums. Aus
Anlaß des so gelungenen Festes brachte denn auch
derr Stadischreiber Bayer der Vorstandschaft des
Zriegervereins für die umsichtige Veranstaltung und
dem Männerchor für seine Vorträge den Dank der
Anwesenden mit einem zustimmend aufgenommenen
Hoch dar. So war es bereits Mitternacht ge⸗
worden, als das Fest, welches gewiß für alle
Theilnehmer noch lange eine frohe Erinnerung sein
wird, sein Ende erreichte.
* Morgen früh 5 Uhr 10 Minuten erfolgt die
Abreise der Abordnungen des hiefigen Krieger—
bereins und Landwehrvereins mit den Fahnen zur
Enthüllungsfeier bei Worth. Bekanntlich fahren
dieselben über Saarbrücken.
D Blieskastel, 4. August. Gestern Abend
XXXD
aus und zerstörte das Dachwerk von zwei Häujfern.
— Der Gemeinderath der Stadt Homburg
hat dem Radfahrerverein den Betrag von 150 Mtk.
als Ehrenpreis beim Haupifahren übermitteln lassen.
— Pirmasens, 3. August. Wieder haben
wir einen schweren Unglücksfall zu verzeichnen,
der sich gestern Abends gegen 7 Uhr in der Gärtner⸗
straße an der zum Getreidewiegen aufgestellten
Balkenwaage des Herrn Tournier ereignete. Der
Sohn Friedrich des Ackerers Heinrich Seibert
machte an der Waage. in deren Kette er ein
längeres Stück Holz befestigt hatte, Turnübungen,
als plötzlich das Holz losließ und der Knabe im
Herabfallen an dem eisernen Haken der Waage
so unglücklich hängen blieb, daß ihm der Haken
in den Unterleib eindrang und fürchterliche Ver—
letzungen beibrachte, welche der Arzt für lebensge⸗
fährlich erkiärte. Heute Vormittags war der unglück⸗
liche Knabe noch am Leben, leidet jedoch große
Schmerzen.
— Auf der Kirschbachermühle findet am
3. Ufd. Mts. ein Kinderfest statt, an welchem
jich nachstehende Schulen betheiligen werden: Horn⸗
bach, Mauschbach, Dietrichingen, Walshausen, Bot⸗
tenbach, Riedelberg. Klein- und Großsteinhausen.
Hoffentlich ist die Witterung an diesem Tage den
Kleinen günstig, so daß ihnen die vorstehende Freude
in keiner Weise verkürzt wird. Lehrer und Schul⸗
freunde aus der Umgegend dürften sich an diesem
Nachmittage dort in den herrlichen Waldungen des
derrn v. Böcking einfinden und sich an den mun—
seren Spielen und Gesängen der fröhlichen Kinder⸗
jschaar erfreuen. Getheilte Freude, doppelte Freude.
— Kaiserslautern. Allgemeines Aufsehen
erregt die Eröffnung des Konkurses über die
Möbelfabrik der Hoflieferanten Gebr. Andréé hier⸗
selbst, welche durch Bekanntmachung des kgl. Amts⸗
zerichts erfolgte. Zum Konkursverwalter wurde
BZeschäftsmann Heinrich Helfer ernannt. Zur eiwaigen
Bestellung eines Gläubiger-Ausschusses wurde der
Termin auf den 17. Augufst anberaumt. Der
Termin der Forderungen läuft bis 14. September,
während die Prüfung derselben am 19. Oktober
stattfindet. Die Passiven sollen sehr bedeutend seiv.
— Landau, 3. August. Die 28jährige
Jubelfeier der hiesigen freiwilligen Feuer—
wehr ist nunmehr bestimmt auf den 15. ds. Mis.,
Maria⸗Himmelfahrtstag, festgesetzt. Wie wir hören,
wird die Ueberreichung der Dienstauszeichnungen an
die seit 25 Jahren der Feuerwehr angehörigen
Mannschaften auf dem Paradeplatze vorgenommen,