Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
— Ingberter eiger! erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöochentlich mit uUnterhaltungs⸗ Blatt und Miltwochs und Samdags mit 
fuftrirten Beilagen. as Blait kofet vierteljiährlich 14 60 einschließlich Tragerlohn; durch die Poß benogen M einschließlich 420 Zuftelungsgebühr. Die 
Meuctungsgebůhr fur die 4gespaltene Sarmondzeile oder deren Raum heträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und jolchen auf welche die Expedition 
Aueunsi cribeiu, 153. Neklamen 30 . Bei 4maliger Einrücdung wird nur dreimalůge berechnet. 
W 186. 
Montag, 12. August 1889. 
21. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Nürnberg, 10. August. Der „General⸗ 
nzeiger, Kurier“ und „Korrespondent“ bringen 
le Abend eine Aufforberung von Bürgern an 
je Stadwertretung, den deut schen Kaiser zu 
hem Besuch von Nürnberg von Bayreuth aus 
— 
Berlin, 10. August. Wie die „Times“ 
zeldet, kamen die Cabinette von London, Ber⸗ 
n, Wien und Rom überein, die Note Griechen⸗ 
unds, betreffend die kretensische Frage, identisch 
ahin zu beantworten, sie müßten ablehnen, den in 
eu Note formulierten Forderungen siattzugeben; 
me „kretensische Frage“ existietre überhaupt nicht, 
ud fie sähen keinen Grund, sich in die Angelegen⸗ 
rilen des Sultans mit seinen kretensischen Unter 
zanen einzumischen. 
Berlin, 10. August. Der Reichskanzler Fürst 
z1smarck ist mit seiner Gemahlin heute Abend 
„Uhr 10 Minuten hier eingetroffen. 
Berlin, 10. August. Die Kosten für die 
ztrichtung einer kohonialpolitischen Ab— 
eilung des Auswärtigen Amtes werden, nach dem 
Frif. Journ.“, auf 50 000 bis 60 000 Mt. ver⸗ 
nichlagt. 
Wilhelmshafen, 10. August. Der Kai⸗ 
caf heute Nachmittag hier ein und setzte als⸗ 
ald seine Reise nach Berlin mittels Sonderzugs 
„ersönlichen Zwecke verbraucht habe. (Bewegung.) 
toulanger bezahlte Zeitungen mit den Geldern des 
steservefondz, seine Zeitungen, damit sie ihn ver— 
errlichien. Die kolossale Summe von 242000 
Franken entnahm er den geheimen Fonds, außerdem 
Jeruntreute er Gelder, um die Schulden seines 
haters zu bezahlen und um zwei Wohnungen aus⸗ 
ustatten, wo er viele Zeit mit Frauen, aber nie 
den nämlichen, verbracht. Alle diese Unterschlagangen 
elaufen fich auf mehr als 100000 Fr., zum 
Nachtheile der französischen Armee. Diese Betrüger⸗ 
ien zu verhüllen, erhielten seine Helfershelfer die 
zekannten Schweiggelder. Der Generalstaatsanwalt 
zerichtet sodann über den Fall Schnäbele und siellt 
est, daß, obgleich Boulanger behauptet habe, bereit 
zu sein, nichts vorbereitet gewesen sei, da er die 
Hhelder der Verteidigung für seine Zwecke verwendet 
Jahe. Auch die 30000 Franken, die für Wieder⸗ 
Jerstellungsarbeiten an dem Mobiliar des Ministeri⸗ 
ums bestimmt waren, unterschlug er. 
NKonftantinopel, 10. August. Die Pforte 
st dabei, auch ihrerseits eine Note an die 
Nachte in Sachen des Aufstandes auf Kreta zu 
rlassen. General Schakir Pascha, der langjährige 
gotschafter des Sultans in Petersburg, ist zum 
Statthalter des Sultans auf Kreta und gleichzeitig 
um Oberbefehlshaber aller dortigen Streitkräfte er⸗ 
jannt. General Husni Pascha, der bisherige Ge— 
andte der Türkei in Cettinje, wird Boischafter in 
Zetersburg. 
Tokale und Pfaͤlzische RNachrichten. 
⸗St. Ingbert, 12. August. Das gestrige 
stadfahrer Rennen in Homburg hatte der 
leinen Stadt, die in Radfahrerkreisen einen Ruf 
Hesitzt, eine außerordentliche Zahl von Bejuchern 
uugeführt. Die Theilnahme am Rennen selbst war 
roß und das Programm zeigte gegen früher einige 
Zereicherung. Ein eigenartiges, jedenfalls nicht 
ft zu sehendes Bild stellte der Korso vom Bahn ⸗ 
zof zum Rennplatz dar. Weniger schön zu nennen, 
edoch die Aufmerksamkeit der Zuschauer in hohem 
Hgrade beanspruchend, war das Wettfahren, während 
dessen die Dragonerkapelle von Saarbrücken konzer⸗ 
irie. Bei den einzelnen Rennen errangen Preise: 
m Rekordfahren für hohes Zweirad den 1. Preis 
Drch. Irschlinger, Vel⸗K. Mannheim. die beiden 
inderen Preise F. Lauinger, R.V. Ludwigshafen 
uind F. Forster, R.V. Homburg. Irschlinger hat 
n 1Minute 45 Sekunden die 1000 m Bahn- 
änge durchmessen. Im Erstfahren blieben Sieger 
I. Schindier, R.K. Pirmasens, und Edm. Delles 
st.«V. Forbach; im Direiradfahren L. Ragel, V.V. 
Mannheim, Otto Venn, R.⸗V. Saarbrücken und 
Frd. Ruppenthal, R.⸗V. Homburg. Im Sicher⸗ 
seits-Zweiradfahren waren die Ersten G. Soöͤhn⸗ 
ein, B. V. Mannheim, F. Lauinger, R.V. Lud⸗ 
vigshafen und F. Forster, R.«V. Homburg. Nicht 
uut die Sportsmen, sondern das gesammte Publi⸗ 
ium interessirte sich augenscheinlich am meisten da⸗ 
ür, wer die Meisterschaft für die Pfalz erhalten 
verde. Mit kurzem Vorlauf errang sich dieselbe der 
vorgenannte Hrch. Irschlinger aus Mannheim; die 
5000 melange Strede durchsaufte er in 10 Mi⸗ 
nuten 2 Sekunden. Auch Knaben unter 14 Jahren 
zurften heuer sich im Wetitfahren zeigen und war 
ür solche ein „Jugendfahren“ dem Programm 
nberleibt. Beim Landsturmfahren mit Vorgabe 
etheiligten sich außer Mitgliebern des Homburger Ver⸗ 
ins nur noch ein Radfahrer aus Saarbrücken; Preise 
ekamen J. Wirth, C. Mayer und M. Schleck, alle 
on Homburg. Im Schüßtenhausfahren siegten 
die bereits erwäͤhnten G. Söhnlein, L. Nagel und 
F. Delles, im Vereinsfahren des Pirmasenser 
Belozipedistenklubs Frz. Mansmann, Karl Wolf 
ind F. Forster. Leider ist das letztere Fahren 
aicht bhne Unfall vorübergegangen, indem vier 
zahrer ftürzten; einer derselben mußte vom Platze 
jettagen werden. Ueber seine Verletzungen ist uns 
däͤheres nicht bekannt. Im Tandemfahren (auf 
voppelsitzigem Zweirad) fuhren als Erste Venn und 
dips-Saarbrücken, als Zweite Nagel-⸗-Mannheim und 
Rotimüller⸗ Pomburg, als Dritte Lauinger- Lud⸗ 
vigshafen und Ruppenthal-Homburg. Beim letzten, 
dauptfahren fiegten wiederum G. Soͤhnlein⸗Mann⸗ 
deim, F. Lauiger-Ludwigshafen und F. Forster⸗ 
domburg. 
Zwischen den verschiedenen Weitfahren sah man 
eine noch sehr junge Dame aus Aglasterhausen am 
Neckar, namens Weidenhammer auf dem Zweirad 
hre künstlichen Produktionen ausführen. Derselben, 
velche auch jüngst in Kissingen vor der Deutschen 
Zaiserin gefahren ist, wurde in Homburg ein Werth⸗ 
preis füt Kunstfahren zuerkannt. 
*Reichsgerichts-Erkenntniß. Durch 
die in einem Punkte nicht vertragsmäßige Ausfüll⸗ 
ing eines in blanco unterzeichneten (akzeptirten) 
Wechsels seitens des Wechselgläubigers wird nach 
inem Urtheil des Reichsgerichts die Wechselver⸗ 
flichtung nicht ohne Weiteres hinfällig, vielmehr 
ann der Wechsel vom erwähnten Gläubiger nur 
nsoweit nicht geltend gemacht werden, als deffen 
Juhalt nicht der getrofsenen Abrede entspricht. 
— Pirmasens, 10. August. Nachdem nun 
herrn H. Diehl die behördliche Genehmigung zur 
krrichtung eines Elektrizitats-Werkes in 
Jiefiger Stadt ertheilt ist, darf man hoffen, daß die 
—E erstrecken 
sich die Anmeldungen, wie die „P. Z.“ der Ein⸗ 
eichnungsliste entnimmt, schon auf 1000 Glühlichter 
und mehrere Bogenlampen. 
— Pirmasens, 10. August. Wie Herr 
dehter E. Walther aus München dem „Anz.“ 
niitheilt, wird derselbe nach Aussage der Aerzte in 
Folge außergewöhnlich schnell und gut verlaufener 
Heiiung schon in 14 Tagen das Krankenhaus gesund 
herlassen koͤnnen, in welchem er dann sechs Wochen 
zugebracht hat. Herr Walther, dem glücklichecweise 
ein Nachtheil von seiner Verletzung bleibt, wird 
dann noch eine Woche in München bleiben, um die 
Turnlehrerprüfung allein nachzuholen. 
— Der Verein deutscher Ingenieure 
rnannie den um die Industrie und den Verein 
hochverdienten Kommerzienrat Euler⸗Kaisers⸗ 
jautern zum Ehrenmitgliede deutscher Ingenieure. 
— Fur die eben im Bau begriffene Wass.e r⸗ 
leitung in Kaiserslautern sind bis jetzt 
306, 100 Mk. ausgegbenen und weitere 500,000 Ml. 
ur Fertigstellung nötig, welche Summe durch« ein 
Anlehen zu 32300 mit Gljähriger Amortisation auf- 
ebracht werden sollen. Das Bankhaus Böcking, 
zarcher und Komp. hat sich bereit erklärt, das An⸗ 
lehen zum Kurse von 100,50 zu übernehmen. Eine 
Bürgerbersammliung am 18. August wird über das 
Anlehen beschließen. An der Rentabilität des Ende 
d. J. wohl fertiggestellten großartigen Unternehmens 
ist übrigens nicht zu zweifeln. Ursprünglich waren 
nur 400 Anmeldungen zum Wasserverbrauch erfolgt, 
welche jetzt auf 1600 gestiegen sind, abgesehen von 
den öffentlichen Brunnen. 
— Ein Posteinbruchsdiebstahl wurde 
in der Nacht zum Samstag in Neustadt a. H. 
Jerübt, wobei ein an die dortige Bankfirma Eduurd 
Ausland. 
Paris, 10. August. Prozeß gegen Bou⸗ 
inger und Genossen. Unter den Senatoren 
errscht al gemein die Ansicht, daß von den 270 
Nitgliedern sich wenigstens 190 für die Verurtheil⸗ 
ing Boulangers aussprechen werden. In seiner 
inklagerede fortfahrend, bespricht der Generalstaats⸗ 
nwalt Quesnay de Beaurepaire die weiteren bou⸗ 
ingistischen Umtriebe, das Einschüchterungssystem, 
je Zusammenkünfte. Boulanger wollte sich der 
stittel zur Durchführung des Staatsstreiches ver⸗ 
chern. Dazu bedurfle er nützlicher Verbindungen. 
r suchte sie im Heere und in der Polizei. Er ließ 
B. seinen Secretär an Goron, den bekannten 
zhef der Sicherheitspolizei, schreiben und denselben 
mladen, er solle bei einbrechender Dunkelheit ver⸗ 
eidet zu ihm kommen. GBewegung.) „Sie wissen 
iso“ — ruft der Generalstaatsanwalt —, „mit 
oelchem Gelichter dieser „General“ arbeitete, Sie 
hen ihn als Verderber, als Versucher des Heeres, 
is Verschwoͤrer! verurteilen fie ihn! Nach Ihnen 
nag das Land sprechen! Sie sehen Rochefort als 
zecächter seines Vaterlandes, Dillon als davonge⸗ 
gten Offizier! Welch' eine Gesellschaft von Elenden.“ 
)er Generalstaatsanwalt erklärt den Senatsgerichts⸗ 
of stir zuständig, erörtert die Rechtsfrage in Bezug 
af die Verschwörung und den Staatsstreich. Dieser 
nnzwar nicht geglückt, aber wenn er es wäre, so 
ürden heute alle Beamten geächtet sein. Die 
kundgebungen des „Generals? stellten förmliche 
ufreizungen dar. Zu der Anklage der Verschwörung 
zese die der Veruntreuung und Unterschlagung. 
ja, der „General“ Boulanger sei nicht mit reinen 
vänden aus dem Ministerium geschieden. Als man 
en Unterintendanten Reichert, einen geborenen El⸗ 
iser, amtlich verhörte, wurde dieser blaß und fing 
u stottern an, endlich gestand er, Briefe bei einem 
apitan und einem Forsibeamten verborgen zu haben. 
Nit diesen Beweisstücken wurde festgestellt, daß 
oulanger, ein Kriegsminister der franzoöͤsischen Re⸗ 
udlik. aus den für die nationale Verleidigung be⸗ 
uinurin Geldern Summen entwendet und für seine 
II.