Full text: St. Ingberter Anzeiger

p Zu der der „Bresl. Ztg.“ entnommenen 
dresdener DuellAngelegenheit wird der 
Volkszig.“ geschrieben: „Von Dresden aus ist 
sizlich amtlich mitgeteilt worden, daß der: dei jener 
ngelegen heit beteiligte Staatsanwalt gar nicht 
geserveoffizier gewesen sei, also auch nicht 
us dem Offizierkorps habe entlassen werden können. 
die militärischen Behörden sind mit der Angelegen⸗ 
seit befaßt worden, weil der von dem Staatsanwalt 
ntlich beleidigte Arzt, ein Sohn des früheren 
emokratischen, jetzt nationalliberalen Reichstagsab⸗ 
eordneten Dr. Götz, als Assistenz oder Stabsarzt 
Reserve oder Landwehr dem Sanitäts.Offizier⸗ 
rps angehört und seinen Handel mit dem Staats⸗ 
mwalt einem Ehrengericht vorgelegt hat. Dr. Götz 
sane dann den Staatsanwalt gefordert.“ Die 
Fache hat fich hiernach nicht so verhalten, wie die 
Bresl. Zig.“ annahm, und deshalb sind die daran 
jetnüpften Schlußfolgerungen, so weit sie diesen 
Fall zum Ausgangspunkte nehmen, nicht zutreffend. 
F Berlin, 28. August. Der Militär— 
izkus hat auf die Erlegung von Raub— 
»ogeln, wie Habichten, Falken u. s. w. mit 
Jusschluß der Bussarde, eine nicht unbedeutende 
Pramie gesetzt. Und zwar ist dies im Interesse 
zer Einrichtung von Brieftauben geschehen, die in 
getreff des Nachrichtendienstes, besonders im Krieg, 
nilitärischen Zwecken dienen. Die Habichte und 
zalken sind den Brieftauben ganz vesonders ge⸗ 
aͤhrlich, weshald ihre Vertilgung angestrebt wird. 
der Militärfiskus hat den einzelnen Bezirken einen 
zewissen Betrag für Prämien zur Verfügung ge— 
ellt und zahlt je nachdem für 2 bis 5 erlegte 
saubbögel 5, 6 bis 10 Mk. Schießprämie. Zu 
ʒem Zweck sind von jedem erlegten Raubvogel die 
heiden Fänge abzuschneiden und einzusenden. 
Folgenden originellen „Widerruf“ 
veröffentlicht ein Bewohner von Groß—-vLichterfel de 
im dortigen Blatt: „Vor einigen Tagen habe ich 
in aufgeregtem Zustande, und durch Mißverständ⸗ 
nisse gedrängt, öffentlich in diesem Blatt davor ge⸗ 
warnt, meiner Frau Minna etwas zu borgen, da 
ch für nichts aufkomme. Ich nehme hierdurch, da 
q damit dieselbe auf das groblichste beleidigt, 
meine Aufforderung zurück.“ — Wer will, kann 
also jetzt der Frau Minna borgen, so viel sie 
verlangt. 
Bremen. GSchiffs⸗Unglück) Der 
Dampfer „Odessa“, 1750 Tonnen, von Hamburg 
aach Braila unterwegs, ist nach einem Zusammen⸗ 
stoß mit dem Dampfer „Homer“ bei Lissabon gee⸗ 
junken. 
FHamburg, 30. August. Wie eine Lloyd⸗ 
»epesche aus Durdan von heute meldet, erlitt die 
deutsche Bark „Mary Emily', von Cardiff mit 
Kohlen unterwegs, vollständig Schiffbruch. Die 
ganze Mannschaft ist ertrunken. 
F Menschenhandel. Ein großer Prozeß 
vird sich demnächst vor der Strafkammer in Rati⸗ 
jor abspielen. Dieser Tage ist 66 Agenten und 
eren Helfershelfern, von denen sich ein Theil schon 
eit Jahresfrist in Haft befindet, die Angeklageschrift, 
welche in polnischer Sprache abgefaßt, nicht weniger 
uls 200 Druckseiten in Groß⸗Format umfaßt, zu⸗ 
zestellt ioorden. Die Angeklagten sind dunkle Ehren- 
männer, die mit Personen, die sie zur Auswander⸗ 
ung theils durch allerlei Vorspiegelungen, theils 
durch List und Gewalt zu bewegen wußten, einen 
wahren Handel schmutzigster Art getrieben haben, 
wie denn auch in den beschlagnahmten 189 Briefen 
und 146 Telegrammen nur von „Waaren,“ der 
Zahl ihrer „Stücke“ u. s. w. gesprochen wird. Die 
zanze Gegend wartet hier mit fieberhafter Spann⸗ 
ung auf diese Verhandlungen, welche mehr als 
eine Woche in Anspruch nehmen werden, da außer 
en beschlagnahmten Schriftstücken die Aussagen 
don nicht weniger als 439 auswärtigen Zeugen 
derlesen und 377 Zeugen verhört werden müssen. 
Der Prozeß wird sicherlich manchem Auswanderunas- 
lustigen die Augen öffnen. 
F Aus dem Bade Tepliz erzühlt man folgende 
Beschichte: Eine vor Kurzem dort angekommene 
Sächsin meldete sich als „Fräulein Natalie M., 
Feldherrentoch ter“, und wurde hierauf, da 
Feldherren“ großes Einkommen besitzen, in die 
erste Klasse der Kurtaxe eingereiht. Wenn die Dame 
zun auch gegen den Rang gerade nichts einzuwenden 
gehabt hätte, so erschien iht doch die Zahlung zu 
hoch; sie beschwerte sich also. Nun stellie es sich 
heraus, daß der Vater der Dame in Sachsen 
mehrere verpachtete Felder besitzt und sie sich selber 
entsprechend dem Ausdruck Hausherr“. den Titel 
Feldherr“ gebildet hatte. Mit der Feldherrnherr⸗ 
ichkeit war es aus Ersparungsrücksichten jetzt aller⸗ 
ings aus; das titelsüchtige Fräulein war indeß 
um eine andere Bezeichnung nicht verlegen, eni⸗ 
chlessen meldete sie sich nun als „verpachtete Feld⸗ 
besitzerstochter“ an. 
FFelsabstürze. Aus St. Gallen berichten 
die „Basler Nachrichten“: Infolge fiarker Regen— 
jüsse erfolgten große Felsabstürze bei Tscherlach. 
der Damm ist teilweise zerstört. Reißende Ge⸗ 
hirgsströme und der übergetretene Bach ergießen 
ich über das Dorf. Weitere Abstürze sind zu be— 
ürchten. 
F London, 30. August. Die Direktoren der 
dockgesellschaften haben in einer Bekannt⸗ 
nachung ihre Bereitwilligkeit erklürt, den Arbeiter⸗ 
sohn von 5 Pence auf die Stunde für Arbeit, 
die nicht Stückarbeit ist, von 6 Pence für Ueber⸗ 
tunden⸗Arbeit zu bewilligen, ferner anstatt Kon⸗ 
raktarbeit Stückarbeit einzuführen, wobei die Ar—⸗ 
beiter 6G Pence auf die Stunde, 8 Pence für 
leberstunden⸗Arbeit verdienen würden. Der Führer 
der Ausständischen John Burns erklärte, die Aus⸗ 
tändischen würden diese Vorschläge niemals 
annehmen. 
London, 30. August. Nach einer Meld⸗ 
ung des „Standard' aus Shangai von gestern 
id durch die Ueberschwemmungen in Nord⸗ 
Thina und Japan mindestens 5000 Menschen er⸗ 
runken. 
London, 30. August. Das Reutersche 
Bureau meldet aus Yokohama: Durch Ueber⸗ 
sch wemmung in Wakayama bei Osala auf der 
apanischen Insel Nipon find gegen 10000 
Menschen umgekommen und etwa 20000 obdachlos 
jeworden. Großes Elend herrscht unter der dortiqen 
Bevölkerung. 
Von der GrößederenglischenFlotte 
kann man erst eine rechte Vorstellung gewinnen, 
venn man erwägt, daß die 112 bei der Flotten« 
chau zu Spithead betheiligt gewesenen Kriegsschiffe 
nur einen Theil der bhritischen Seemacht bilden. Es 
zefinden sich nämlich außerdem noch im Mittelmeer 
24, an den Küsten Amerikas 23, an den afrikanischen 
üsten 10, zum Schutz Indiens 18, in den wine⸗ 
ischen Gewässern 22, in den auftralischen 8, sowie 
einige 20 Schiffe auf verschiedenen Stationen. Das 
vären außer jenen 112 noch über 120 Kriegsschiffe. 
F Folgende Anekdote aus Konstanti— 
nopel läßt sich die „Dniew. Warsz.“ berichten, 
jür deren Echtheit der Korrespondent keinerlei Ge⸗ 
währ übernimmt, wogegen er versichert, daß die⸗ 
elbe in saämmtlichen Kaffeehäusern Stamduls die 
stunde macht. Der Sultan soll einen seiner er— 
ahrensten Staatsmänner, einen ehemaligen Groß⸗ 
zezier, dem das Alter bereits Haupthaar und Bart 
zebleicht, um Rath gefragt haben, welche Bundes⸗ 
jenossen für die Türkei die, passendsten seien. Nach 
ängerem Ueberlegen habe der Würdenträger er—⸗ 
vidert: „O Padischah! Unsere Lage ähnelt der⸗ 
enigen, in welcher sich Nassr⸗-Eddin⸗Chodza (der 
ürkische Aesopp befand. Eines Nachts vernahm er 
zärm und Zank von der Straße, er erhob sich 
ilends, warf einen Jurgan (eine Art Leintuch) um 
ind ging nachsehen, was geschehen sei. Als Chodza 
urückkam, fragte ihn seine Frau: „Was ist's?“ 
— „Nichts,“ erwiderte er, „der ganze Larm und 
Zank war wegen meines Leintuchs entstanden. Der 
Jurgan ist verschwunden und der Zorn beendet.“ 
Es stellte sich heraus, daß Diebe Lärm geschlagen, 
im Chodza aus dem' Hause zu locken und dann 
u bestehlen. — Der Sultan beagriff den Sinn der 
Fabel und schwieg. 
In einem Fasse über den Niaga— 
afall. Aus Toronto (Canada), 26. August, 
wird gemeldet: Graham fuhr gestern Nachmittag 
m einem Boote in der Form eines Fasses aber⸗ 
mals die Stromschnellen des Niagarafalles dhinab. 
Er passirte glücklich den Strudel, allein es 4 ein 
noch unbeftfätigtes Gerücht im Umlaufe, daß er in 
dewiston, füns Meilen hinter der Hängebrücke, in 
dem Boote als Leiche vorgefunden wurde. 
Dienstesnachrichten. 
Lehrer Joh. Keller in Queidersbach wurde 
auf die erledigte Lehrerstelle in Obermohr gewählt. 
Schulverweser Stenqle in Bruchweiler ist nach 
Reifenberg versetzt. Die interim. Verwesung der 
—Schulverweserstelle in Bruchweiler ist dem Schul⸗ 
dienstexspeltansen Georg Maginot von Erfweiler 
dom 16. Oktober l. Is. an übertragen. 
Ernannt wurde zum Pfarrverweser in Kirrweiler 
20plan Geora Hßrner in Landstubl 
Die Verwesung der protest. Pfarrstelle zu Alt⸗ 
horf, Dekanats Neustadt, wurde dem Pfarramts- 
andidaten Adolf Rettig, bisher Privatvikar dort⸗ 
selbst, vom 28. ds. Mts. ab überttagen. 
Foͤrfter Meyer in Birkenhardt wurde wegen 
drankheit auf Ansuchen dauernd pensioniert und 
der Förster Osterheld in Kapsweyer auf An—⸗ 
juchen nach Birkenhardt versetzt. 
Pfälz. Eisenbahnen. Bahneinnehmer 
Mayer von Marnheim wurde als Verwalter nach 
stheinzabern und Einnehmer Lützel von Neustadt 
uls Einnehmer nach Marnheim versetzt. 
Familiennachrichten. 
Gestorben: In Saarbrücken A. Geide; 
bendaselbii Fr. Wwe. August Rupp, 71 J. a.; in 
Zweibrücken Johann Emhardt, 43 J. a.; in Hom⸗ 
»urg Johann Roos, 71 J. a.; in Breitfurt Luise 
Faber, 19 J. a.; in Kaiserslautern Franziska 
Zöhler, geb. Brendamour, 57 J. a.; in Lambs⸗ 
zeim Philipp Pfarr, 70 J. a.; in Pirmasens 
Ww. Klara Schäfer, geb. Makmann, 53 J. a. 
Telegraphischer Schiffsbericht 
der „Red Star Linie“ Anwerpen. 
Der Postdampfer „Rhynland“ der „Red Star 
dinie,“ in Antwerpen, ist laut Telegramm am 
29. August wohlbehalten in New⸗Nork ange— 
ommen. 
Protestan“ ischer Gottesdienst 
Feragdrp L. September Vi. Uhr vor⸗ 
mittags: Text: Evang. Matth. 7, 24-27; 
Lied 372. 
Nochmittaas 2 Uhr Christenlehre. 
Neuesite Nachrichten. 
Berlin, 30. August. Das Armee-Verordnungs⸗ 
blatt enthält die kaiserliche Bestimmung, wonach 
der evangelische Feldpropft der Armee 
das von der Kaiserin Augusta gestiftete goldene 
Brustkreuz bei allen feierlichen Handlungen, wozu 
er amtlich in Gala und Dienstrock erscheint, als 
Zeichen seines Amtes anzulegen hat. 
Kopenhagen, 30. August. Es ist beschlossen, 
daß die Kaiserin Friedrich mit ihren Töchtern 
am 6. September, am Geburtstag der Konigin 
Zuise, in Kopenhagen eintrifft. Der „Danebrog“ 
wird die Herrschaften von Warnemünde abholen 
London, 31. August. Ungefahr 1500 
Mühlenarbeiter in Deptfort legten die Arbeit 
nieder. In Keighley (Yorkshire) streiken 2 bis 3000 
Arbeiter der dorligen Eisenhütten; sie verlangen 
zehn Prozent Lohnaufbesserung. (S. 3) 
Paris, 30. August. In der Voraussicht 
der Möglichkeit, daß Boulang er kurz vor dem 
Wahltermin zurückkehrt, um seine Verurtheilung 
sinfällig zu machen und wieder wählbar zu werden, 
purde eine krieg sSgerichtliche Untersuch— 
ung wegen derjenigen Unterschlagungen angeordnet, 
die vor dem Staatsgerichtshof nicht abgeurtbeilt 
vorden sind. Im Fall seiner Rückkehr wird also 
Boulanger, unbeschadet einer Wiederaufnahme seines 
Staatsprozesses, sofort vor ein Kriegsgericht gestellt. 
(Pf. K.) 
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