Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Inabert. 
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der „St⸗ Ingberter Anzeiger erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗VBlatt und Mittwochs und Samstags mi! 
nftrirten Beilagen. as Blan koftet dierteljährlich 14 60 4 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1.M 78 ⸗ einschließlich 40 Zustellungsgebihr. Die 
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nintani cribeili. 154. Neklamen 30 —. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 
* 210. Dienstag, 10. September 1889. 
—TAUI. Jahrg 
SDeutsches Reich. 
Ausland. 
Bruͤssel, 9. Sept. Der Genezal Brial- 
nont veröffentlicht in dem Militärblatt Defense 
Nationale“ einen Artikel, in welchem er 50 Milli⸗ 
oͤnen Fr. für die Neubefestigung Antwer— 
pens verlangt. 
Paris, 8. Sept. Das Essen, auf welchem 
der greise Gladsstone seine Franzosenschwärmerei 
zum Besien gab, war von einem Russen (), namens 
Ktaffaelowitsch, im Auftrag des „Journals des 
Döbats“, dessen Mitarbeiter er ist, veranstaltet. 
Sladstone brachte übrigens auch ein Hoch auf 
Amerika aus, was, nach dem Berichterstatter des 
„‚B. T.“, die französischen Gastgeber verschnupfte. 
ils der darauf erwidernde amerikanische General- 
Aussteslungs⸗Kommissar daraus Veranlassung nahm 
den Franzosen den Rat zu geben, Eines von 
Amerika zu lernen, nämlich den Frieden zu halten. 
Paris, 9. Sept. Pariser klerikale Blatter 
heilen mit, daß Kardinal Lavigerie an den 
krzbischof von Könn einen sehr wichtigen 
Brief gerichtet habe, wegen der Angriffe, welche 
zuf seine Thaätigkeit gegen die Sklaverei von Seiten 
einiger Redner auf der Katholikenversammlung in 
Bochum geführt wurden. Die Blätter werden den 
Brief morgen veröffentlichen. 
Paris, 9. Sept. Der Bischof von Séez 
Jat an den Justizmirister Thévenet einen in kräf⸗ 
igen Ausdrücken gehaltenen Brief als Einspruch 
zegen das Rundschreiben gerichtet, welches der 
seistlichkeit die politische Parteinahme 
»ei den Wahlen streng untersagt. Er erklärt: 
Jede Regierung, welche die wahre Freiheit für Alle 
Jewähre, habe von der Mehrheit der Geistlichkeit 
nichts zu befürchten. Die Geistlichen seien keine 
Parias, sondern Franzosen wie andere Staatsbürger 
ind hätten Anspruch auf dieselben Rechte wie jene 
Dieser Rechte könne der Minister fie nicht berauben. 
Rom, 9. Sept. Unter Beteiligung zahlreicher, 
nit Fahnen uud PMusik ausgerücter Vereine wurde 
gestern die Büste Cairolis auf prächtigem Trauer⸗ 
vagen nach dem Capitol gebracht und im städtischen 
khlensaal aufgestellt, wobei patriotische Reden ge— 
zalten wurden. 
Krakowiee, 9. Sept. Der Kaiser von 
Desterr eich fuhr gestern in Begleitung des Erz⸗ 
jerzogs Wilhelm, des Stauthalters und der beiden 
Milisarattachss nach Przemysl und besichtigte die 
ortigen Militäretablissements. Ueberall wurde er 
zegeiftert begrüßt. Der Kaiser fährt Nachmittags 
nu dem Hofseparatzug von Jaroslau nach Leito- 
nischl, die Erzherzöge Albrecht und Wilhelm mitelst 
Zonderzuges nach Zwittau. Der Kaiser spendete 
aus Privatmitteln zu Wohlthäatigkeitszwecken 7000 
Zulden. 
Belgrad, 9. Sept. In Anwort auf ein 
Blückwunschtelegtamm des Königs Alerander 
zu ihrem gestrigen Namensfeste erklärte die 
Zönigin-Mutter, daß sie nächsten Sonntag 
von Yolta abreise. Demgemäß dürfte sie Mitt⸗ 
woch nächster Woche in Belgrad eintreffen; da sfie 
don der neuerlichen Absicht, nach Belgrad zu 
reisen, weder die Regentschaft noch die Regierung 
derständigte und die von der Regierung unter⸗ 
hreiteten Vorschläge unbeantwortet ließ, so unter— 
hleibt begreiflicherweise jeder amtliche Empfang. In 
der Bevolkerung, insbesondere in oppositionellen 
Zreisen, werden Vorkehrungen zu einem feierlichen 
FImpfange getroffen; einzelne notorische Fortschritt⸗ 
ler entwickeln eine erhöhte Thätigkeit. 
Sanfnbar 9 Seyt Die Deutschen haben 
eine srenge Blockade über Saadani verhängt, 
wo nächstens ein Kampf erwartet wird. Der eng⸗ 
üiche Konsularagent machte den indischen Kaufleuten 
heiannt, daß es den Daus bei Strafe der Weg⸗ 
nahme verboten sei, nach Saadani zu fahren. 
Petersburg, 9. Sept. Hiesige gut unter⸗ 
richte le Persönlichkesten glauben nicht an die fran⸗ 
ofischen Meldungen von einem Besuche des Groß⸗ 
türsten-Thronfolgers in Paris. Wenn der 
Besuch wirklich stauffunde, hätte er insofern Be— 
deutung, als fich der Thronfolger erst kürzlich an⸗ 
aßlich der Jahrhundertfeier der französischen Revo— 
ulion sehr entschieden gegen einen solchen Besuch 
ausgesprochen habe. 
Torale u che Nacrichten. 
* St. Ingbert, 10. Sept. Eine Sehens⸗ 
würdigkeit hat Herr Bäckermeister Rudolf Hager 
dahier in seinem Laden ausgestellt: drei Kürbisse., 
weiche das respeltable Gewicht von 32, resp. 37 
und 40 Pfund aufweisen. Dieselben sind aus 
dessen Garten in der Pfarrgafse und wurden bei 
ausschließlicher Dungung der Pflanzen mit Thomas⸗ 
schlackenmehl und Kainit erzielt. 
* St. Ingbert, 106. Sept. (Theater.) 
Die Theater-Gesellschaft Baudrerlher 
beginnt am Freitag den 18. d. M. dahier ihre 
Aufführungen. Die Gesellschaft trat bis jetzt in 
»deustadt, Dürkheim und Landau auf, woselbst der⸗ 
selben ehrendste Anerlennung ihrer Leistungen ge⸗ 
ollt wurde. So schreibt beispielsweise die „Neust. 
Ztg.“: „Die Gesellschaft ist im Lustspiel und in der 
pofse eben so gut zu Hause, wie in der Operette“; 
in der „N. B.8.“ wird die Gesellschaft „als die 
beste vnd leistungsfähigste Theater⸗ 
Gesellschaft der Pfalz“ bezeichnet. Anschließend an 
die in Landau stattgehabte Vorstellung der Operette 
„Das verwunschene Schloß“ bemerkt der „Land. 
iUnz.“: „Daß dieser Abend ein würdiger Schluß 
der bisher gebotenen war, davon zeugte der von 
Auftritt zu Auftritt sich steigernde Beifall, welcher 
nach den einzelnen Alischlüͤssen stets zu wahrem 
Begeisterungssturme anschwoll. Die Mit⸗ 
wirkenden verstanden es meisterhaft, in das dem 
Tyroler Volksleben entnommene Siück Leben zu 
„ringen durch gewandtes Spiel und vorzügliche 
Wiedergabe der volksthümlichen Weisen der Mil- 
lockerschen Musik. Die Ausstattung war eine 
prachtige.“ Ferner äußert sich aus gleichem Anlaß 
der „Land. Eilb.“: „Unter den erfreulichen Ver⸗ 
zaͤltnissen, unter welchen fich die Gastspiele der 
Baudrexler'schen Gesellschaft hier vollzogen, wird 
es den hiesigen Theaterfreunden angenehm sein, zu 
erfahren, daß Herr Baudrexler die Genehmigung 
der Stadt zu theatralischen Aufführungen für die 
ommende Winter⸗Saison' bereits erhalten 
Jat.“ — Indem wir dem verehrl. Publikum 
Obiges zut gef. Kenntnißnahme unterbreiten, wo⸗ 
taus man sich wohl am Besten selbst über die 
deistungen der Gesellschaft ein Urtheil bilden wird, 
Jeben wir im Namen der Direltion gleichzeitig die 
Zersicherung, daß auch hier nur vom Guten das 
Besie aus Opereite, Lustspiel und Posse über die 
Bretter gehen wird. Moöchte deshalb die Direktion 
zurch rege Betheiligung am Abonnement und zahl⸗ 
reichen sonstigen Theaterbesuch in ihren Absichten 
nateriell thatträftig unterstützt werden! — Das 
Theater befindet sich im Saale des Café Becker 
Weirich.) 
D'Si. Ingbert, 10. Sept. Ein ver⸗ 
wegener Diebsstahl wurde zu Schnappach 
in der Nacht zum leßten Sonntoa verüdt mittels 
Dresden, 9. Sept. Nunmehr liegt der amt⸗ 
che Wortlaut der bedeutsamen Trinktsprüche 
hor, welche bei der Paradetafel am Samsftag von 
zdnig Albert und Kaiser Wilhelm aus— 
ebracht wurden. Konig Albert feierte danach 
inen hohen Gast in folgenden Worten: 
„Ew. Majstät! Sieben Jahre sind veiflossen, 
eit das XII. Armeekorps zum letzten Male das 
gluck hatte, Ihren ruhmreichen Großvater, unseren 
nvergeßlichen Kaiser Wilhelm, in jeiner Mitte zu 
chen. Damals begrüßten wir in ihm den sieg— 
eichen Führer aus vergangenen Zeiten. Heute 
zaben wir die Freude, den Feldherrn der 
Zukunft, den Führer des deutschen 
ßolkes in Gefahr, in unserer Mitte zu seden 
Nehmen Ew. Majestät die Versicherung entgegen: 
Wie wir Alten in schweren und guten Tagen zu 
Ihrem verewigten Großvater, unserem ruhmreichen 
daiser, treu gestanden, so werden wir und die 
ungeren dieses Korps, sowie alle, die uns nach ⸗˖ 
sommen, freudig dem Rufe Ew. Mojestät folgen 
venn es die Gefahr des Vaterlandes erfordert. 
Meine Kameraden des XII. Armeekorps, ich fordere 
Sie auf, die Gläser zu leeren auf das Wohl Seiner 
Majestät des deutschen Kaisers Wilhelm! Er lebe 
och, hoch, hoch!“ 
Hierauf erhob sich der Kaiser zu folgendem 
Ttinkspruch: 
„Gestatten Ew. Majestät, Ihnen für die huld⸗ 
dollen Worte meinen herzlichen Dank zu Füßen zu 
egen. Ich ergreife zu meiner Freude und tiefbe⸗ 
wegten Herzens die Gelegenheit, an dieser Stelle, 
wo vor sieben Jahren mein hochseliger Herr Groß⸗ 
pater seine volle Anerkennung dem XII. Armeekorps 
aussproch, eine Dankespflicht Ew. Majestät gegen⸗ 
iber zu erfüllen. Es ist eine große Schuld, 
zie ich abzutragen habe. Viele Jahre haben 
Fure Majestät in unwandelbarer Treue und 
Znade für mich gesorgt, fich um mich gekümmert. 
DNein verstorbener Vater hatte mich dereinst Euer 
Majestät besonders ans Herz gelegt, mit der Bitte, 
Sie möchten für mich sorgen, wenn ihn etwas 
Menschliches träfe. Eure Majestät erfüllten diese 
bitte in hochherziger Weise, denn ich hab⸗ schon 
jeit langen Jahren einen innigen Freund und vüter⸗ 
ichen Berather an Euer Majestät gefunden. Ich 
zin deshalb hocherfreut, hier meinen warmen Dank 
wusdrücken zu köͤnnen. In Euer Majefiät verehre 
ch einen Zeitgenossen, der unter dem Kommando 
neines hochseligen Großvaters mit ruhmreicher Hand 
mn der Wiedergewinnung der alten Freiheit Deutsch⸗ 
ands theilgenommen und an der Neubegrundung 
»es Reiches erfolgreich mitgearbeiiet hat. Kaum 
st der hohe, für unsere Nation so vielbedeutende 
Tag dahingegangen, wo des Feindes Macht zu—⸗ 
ammenbrach, wo Ew. Majestät Korps ein so ge⸗ 
wichtiges Wort mit in die Wagschole warf, so 
haben Ew. Majeftät die kriegbereiten Söhne Sachsens 
etzt wiederum versammelt, um zu zeigen, daß die 
Tradition und die Arbeit, welche 1870 bereits einen 
Aedeutenden Erfolg aufzuweisen hatten, im Frieden 
unentwegt und mit frischer Thatkraft fortgeführt 
verden. Wir aber ergreifen die Gläser und trinken 
uuf das Wohl des hohen Herrn, des schlachterprobten 
Fuhrers, des Vaters seines Vaterlandes, der noch 
ror wenig Monaten das unvergleichlich schoöne Feft 
nit seinem Volte feiern durfte, auf das Wohl 
Sr. Majestät des Königs Albert. Er lebe hoch!“