wie dasselbe durch Verhetzung und Lockerung der
Ordnung gefördert werden soll. Die Lorbeeren,
welche die „St. Ingberter Zeitung“ vom ersten
Tage ihres Bestehens an auf diesem Gebiete sich
·rworben hat, rauben uns die Ruhe nicht. Wir werden
dielmehr nach wie vor für den sozialen Frieden,
ür Ordnung und Autorität eintreten und den
Beist der Versöhnlichkeit zu pflegen suchen und so
zum Wohl unserer Arbeiter beitragen.
Denn das sind die Volksverführer, die über den
Rechten die Pflichten vergessen.
* Die Mitglieder des Vorschußvereins
St. Ingbert seien auch hier daran erinnert, daß
auf nächsten Montag, 16. September abends 8 Uhr
eine Generalversammlung des Vereins in
das Lokal der Frau Wwe. Grewenig dahier einbe⸗
rufen ist. Die michtige Tagesordnung umfaßt u.
A.: das neue Genossenschaftsgesetz und Abänderung
der Statuten.
*St. Ingbert, 14. Sept. Wie aus heu⸗
tiger bürgermeisteram tlicher Bekanntmachung ersicht⸗
lich, hat der Distriktsrath unseres Kantons 4 Sti⸗
pendien sür ärmere Schüler zum Besuche der
dreisbaugewerkschule bewilligt. Aus dem
Legate des verstorbenen Hrn. Reichsraths v. Krämer
stehen zur Verfügung 500 Mk., deren Verwendung
in besagter Bekanntmachung näher bezeichnet ist.
Gesuche um Stipendien sind ohne Säumniß beim
igl. Bezirksamt Zweibrücken einzureichen. Diese
Besuche müssen belegt sein mit den amitlich be⸗
glaubigten Nachrichten über 1) zurückgelegtes 15.
Lebensjahr, 2) seit dem Austritt aus der Volks-
schule bestandene Lehre oder weiter genossenen Unter⸗
richt, 3) sittliche Führung, 4) Dürftigkeit.
*— Für Ersatzreservisten. Wir wollen
nicht verfehlen, darauf aufmerksam zu machen, daß
diejenigen Leute, welche im Jahre 1884 der da—
maligen nicht übungspflichtigen Ersatzreserve 1.
slasse überwiesen worden siad — es ist dies der
etzige Jahrgeng 1882 der Ersatzreserve — ihre
Ersratzreserbepässe behufs Eintragung des Uebertritts⸗
Bermerks zum Landsturm 1. Aufgebots bis spätestens
Inde dieses Monats an den Bezirksfeldwebel ein-
zureichen haben. Im Interesse der betreffenden Leute
wird es sich empfehlen, schon jetzt mit Einsendung
der Pässe zu beginnen, da der Uebertritt zum Land⸗
turm 1. Aufgebots dereits am 1. Oktober d. J.
erfolgt, und derjenige, in dessen Paß der Ueber—
ftritt wegen Unterlassung der Einsendung nicht hat
dermerkt werden können, noch in der Erdlatzreserde
zu verbleiben hat und daher auch ferner der mili—
ärischen Kontrole unterworfen ist.
— pPirmafens, 13. Sept. Letzte Nacht
12 Uhr ertönten die Feuersignale und die
—A
mühle des Herrn Fabrikanten Leinenweber
ein Treibriemen in Brand gerathen und dadurch
eine Balken angebrannt worden. Glücklicher Weise
wurde der Brand von Arbeitern, die die Nacht
über arbeiteten, im Entstehen gelöscht, so daß ein
großes Brandunglück verhütet wurde. Die rasch
herbeigeeilte Feuerwehr konnte sofort wieder abrücken,
— Soeben, als wir unseren Bericht zum Drucke
zeben, ertönen abermals die Sturmglocken In
dem Pfarrhause am Exerzierplatz, das von Herrn
Pfarrer Zapf bewohnt wird, ist in der Waschküche
Feuec ausgebrochen. Ein kleiner Vorrath von Heu,
der auf der Waschküche lagerte, ist in Brand ge⸗
rathen. In der Waschküche befindet sich ein Back⸗
ofen, der heute früh geheizt gewesen sein sollte. Auch
dieser Brand wurde im Entstehen erstickt, da rasche
Hilfe am Platze war, so daß nur ein Theil des
Daches von dem Feuer zerstört werden konnte.
P. 3.)
— In Rülzheim lebt ein Israelit, Namens
Feibelmann, in dem gewiß selten vorkommenden
Alter von 98 Jahren. Er ist noch sehr rüstig, er⸗
jreut sich einer ausgezeichneten Gesundheit, war
nach seinen eigenen Angaben noch nie krank und
betrieb in früheren Juhren das Metzgerhandwerk mit
seinem längst verstorbenen Bruder. Als in dem
riegsjahre 1789 bei Belästigung von Kriegsvölkern
eine Familie in einem Keller Zuflucht suchte, er⸗
hlickte er daselbst das Licht der Welt. (Pf. 3.)
— Speyer, 12. Sept. Die heute Abend
3 Uhr stattgefundene zweite Generalversammlung
der hirsigen Gewerbebank, e. G., zum Zwecke
der Auflösung der Genossenschaft und Bildung in
eine Aktiengeseschaft war abermals stark be⸗
jsucht. Der Antrag auf Auflösung wurde laut „N.
Bz.“ einstimmig angenommen und folgende Be—
fimmungen hierzu beschlossen: Der Verkauf des
Immobils geschieht aus freier Hand durch die
zierzu ernannteu Liquidatoren; das Genossenschafts⸗
Jeschäft geht mit sämmtlichen Aktiven und Passiven
an die Attiengesellschaft über; als Uebergang dient
der 1. Jan. 1889; das Bezugsrecht der Aklien ge⸗
schieht al parj für diejenigen Genossen, welche 500
Mt. Stammautheile besitzen, und für diejenigen,
welche mindestens 250 Mk. besitzen und diese Summe
innerhalb 8 Tagen vom Tage der Bekanntmachung
an auf 500 Mek. erhöhen. Diejenigen Genossen, welche
an Stammantheilen unter 250 Mek. besitzen, können
hr Geld als Spareinlage dei der Altiengesellschaft
»eponirt lassen, wogegen sie als Zinsen den näm—
ichen Prozentsatz erhalten, als die Aktionäre Dibi—
»enden. Der Reservefonds der Genossenschaft bleibt
roch drei Jahre in der Verwaltung der Aktiengesell⸗
chaft; der sich alsdann noch ergebende Rest wird
noch Maßgabe der Stammantheile unter den Ge⸗
nofsen vertheilt. Das Attienkapital soll auf 1,300,000
Mt. festgesetzt werden mit 50 Prozent der Einzahl⸗
ing von Seiten der Aktionäre.
— Neustadit, 13. Sept. Mit kommendem
Montag, den 16. d. Mts. wird eine Neuerung hier
ingeführt werden, die das Publikum allseitig mit
Freuden begrüßen wird. Von besagtem Tage an
vird nämlich die Zustellung der Postpackete durch
inen Packet postwagen besorgt werden. Die
Bferde stellt der Fuhrwerksbesitzer Herr Jos. Nen⸗
ninger. Dem Postwagen können auch, wie dies
n größeren Städten auch üblich ist, Packete zur
Ubgabe an die Post mitgegeben werden. Der Wagen
ist von der kgl. Postdirektion nach Muster der
steichspostwagen gestellt.
— Marnheim, 12. Sept. Schon seit un—
jeführ 14 Tagen werden in den verschiedenen Ge—
vannen hiesiger Gemarkung von Arbeitern der
Nann'schen Thongruben in Lautersheim
zohrversuche zur Gewinnung von Thonerde ange⸗
jellt. Die zu Tage geförderten Proben sind ziem⸗
ich fettreich, theilweise aßer mit Erz gemischt nnd
ariiren in den verschiedensten Farben als da sind:
tau⸗schwarz, gelb, weißlich, grün u. s. w. Die
Nächtigkeit der Lager ist ebenfalls sehr verschieden
ind hat man, nach der „Nopf. B.“, schon solche
sjon 15 Fuß angebohrt, ohne auf den Grund der⸗
elben gekommen zu sein. Allgemein gespannt ist
nan darauf, wie die zur Fabrik gesandten Proben
ich beim Brennen bewähren lassen.
Vermischtes.
FSaarbrücken, 18. Sept. Auf dem an
ser verlängerten Bleichstraße gelegenen, dem Fis—
us von der städtischen Gemeindevertretung unent—
jeltlich überlassenen Grundstücke, fand heute Vor⸗
nittag die eigentlich Grundsteinlegung zum
zau eines königl. Gymnasiums statt.
Venn das diesjährige Baupensum erlegt wird und
eine Verzögerung eintritt, dann wird der Bau vor
Fintritt der Winterzeit bis zur Sockelhöhe gefördert.
Am nordwestlichen Ende des Bauplatzes wird für
die Gymnaesiasten eine Turnhalle errichtet, auch für
inen großen Spielplatz ist in ausreichender Weise
zürsorge geiroffen. Das neue Gymnasium wird
zach seiner Vollendung eine Bauzierde unserec
X (S. J.S. A.)
F München, 13. Sept. Wie wir vernehmen,
tehen weitere Einschränkungen des Vieheinfuhr⸗
»erbots bevor. — Hier ist eine Agitation gegen
»as die Fleischpreise vertheuernde Viehschaffner⸗
vesen im Gang. (Pf. K)
F Ducrch einen Lanzenstich getödtet
vurde vorige Woche bei dem in der Rähe von
ßrieg stattgefundenen Brigade-Exertzieren ein
Sergeant vom Breslauer Kürassier-Regiment. Bei
iner Attaque war das Pferd eines hinter ihm
reitenden Kürassiers seinem Reiter durchgegangen,
o daß die gefällte Lanze des letzteren dem vor ihm
eitenden Sergeanten in den Ruücken drang. Der
Hetroffene ritt die Attaque noch mit, sank aber
ann vom Pferde. Nach seinem Quariier geschafft,
rlag er nach einigen Stunden der Verletzung. Die
danze hatte die Lunge getroffen. Bei derselben
lttaque war eine Frau, welche mit einem bjährigen
dnaben aus dem nächsten Dorfe kam, plötzlich vor
»ie Front des daherstürmenden Regiments gerathen.
Weder ein Aufhalten der Kürassiere, noch ein Ent—⸗
ommen der Frau war bei der kurzen Entfernung,
velche beide trennte, möglich, und Schreie des
eEntsetzens drangen aus dem Publikum, welches
llaubte, die beiden müßten in Stücke zertreten
verden. Die vordersten Offiziere riefen und winkten
er Frau zu, sich niederzulegen, was sie auch, sich
iher den Knaben legend, zum Glück rasch that.
Das ganze Regiment war nunmehr, sie als Hinder.
aiß nehmend, über sie hinweggeritten, und jun
Irstaunen der Zuschauer stand fie mit ihrem Knnde
inversehrt auf. Sie hatte allerdings vor Schred und
Todesangst im Augenblick die Sprache verloren und
var erst nach einer Viertelstunde im Stande, ihr⸗
Todesangst zu schildern.
fF Antwerpen, 13. Sept. Der Bericht deg
Vouberneurs an den Minister des Innern über die
urchtbare Schlagentzündung der Pat,
ranenfabrik sagt: Die Ursachen des Unglück
eien noch nicht ermittelt; namentlich sei nicht fest.
gestellt, ob der Patronenschuppen zuerst in die Luft
zeflogen oder od der Petroleumbehälter zuerst ge.
»rannt habe. Die Untersuchung dauerte fort. Die
Zahl der standesamtlich eingetragenen Todten be—
trage 72, die Zahl der Verwundeten in den Kranken.
vdusern 114
»Kraphischer Schiffsbericht
der „Red Star Linie“ Antwerpen.
Der Postdampfer „Pennland'“ der „Red Star
Ainie,“ in Antwerpen, ist laut Telegramm am
12. September wohlbehalten in New PYork an—
ekommen.
ααια
Neueste Nachrichten.
Mürnchen, 13. Sept. Das zu den Vor—
irbeiten für den Landtag erforderliche niedere
dienstpersonal ist auf den 16. September in die
dammer der Abgeordneten einberufen. In der
dammer der Reichsräte hat dasselbe bereits am 9.
—A—
Berlin, 18. Sept. Der Kaiser hat dem
bayerischen Kriegsminister das Groß—
reuz des Roten Adlerordens verlihen.
Der „Reichsanzeiger“ veröffentlischt einen kaiser⸗
lichin Erlaß, wodurch der Reichskamzler zur
Aufnahme einer Anleihe von über 90 Millionen
Mark zur Ausführung mehrerer bereits beschlossener
Besetze ermächtigt wird.
Theater in St. Ingbert.
Die gewiß mit Spannung erwartete erste Auf⸗
führung der Operetten-Gesellschaft Bau—
drexler, zu welcher die Direktion „Don Csar“
Jewählt hatte, erzielte beim Publikum einen scht
juten Erfolg. Die Gesellschafi Baudrexler hat sich
damit auf eine Weise hier eingeführt, wie sie, was
Leistung und Ausstattung anbelangt, auf einer
leinen Bühne nicht besser erwartet werden kann.
Ist die Aufführung von Opern und Operetten
sier sozusagen eine neue Erscheinung, so wurde
„Don Cesar“ mit einer Vortrefflichkeit gegeben,
velche sicher die allgemeine Sympathien erweckt
sat. Da stand jeder der Mitwirkenden am rich⸗
igen Platze, und dier Beifall des Publikums dbe⸗
tätigte die Thatsache, daß die Rollen sowohl in
hauspielerischen als besonders in gesanglichen Be⸗
iehungen, sammtlich voll ausgefüllt waren. Frli.
ẽlse Rosen als Maritana erfreute die Hörer mit
hrer herrlichen Stimme, während auch die anderen
Pauptrollen durch Fri. Duwal (Pueblo), Hen.
Unschütz (Don Cesar), Hrn. Haupt (Minister
Don Fernandez) und Hrn. Dir. Baudrerler (Archi⸗—
»jar) volslkommen entsprechend durchgeführt wurden.
Richt zu übergehen ist auch die sehr gute Leistung
von Frl. Riechert als Donna Uraca und jene des
Irn. v. Illenberger als König. Die Kostüme waren
virklich prächtige.
Ein doppeiter Genuß war es, hier eine
Dperette zu bören, bei der, neben dem guten Spiel,
iuch die Musik völlig zu ihrem Rechte, zut
Beltung gelangte. Die sehr gewandte musibkalische
Zegleitung, welche die Gesammtwirkung der Operette
»erdoslständigte, verdient alles Lob. Ziehen wir
»as Facit aus dem ersten Erscheinen der Operette
Don Cesar, so müssen wir sagen, daß das Debut
der Gesellschaft Baudrexler dahier aufs Beste ge—
ungen ist. Deßhalb ist die Erwartung und der
Bunsch gerechtfertigt, daß die morgige Wiederholung
von „Don Cesar“ einen recht zahlreichen Besuch
inden wird.
Für die Redaktion verantwortlich F. X. Demeß.
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