Botschaft war heute Vormittag der Wortlaut des
Protokolls aoch nicht bekannt. Die ganze Ange⸗
legenheit macht übrigens nicht das geringste Auf⸗
sehen.
Bern, 11. Okt. Amilicher Meldung zufolge
tritt Ständerat Scherb am 21. Oltober d. J
sein neues Amt als Bundesanwalt an. — Die
Voruntersuchung gegen einige Personen wegen des
Anarchisten⸗-Aufrufs ist abgeschlossen. Das
Bundesgericht wird diejenigen, welche in der
Untersuchung als belastet erschienen, in Anklage⸗
zustand versetzen.
Bristol, 11. Olt. Die Gasarbeiter nah—
men gestern die Arbeit wieder auf.
Sansibar, 11. Okt. Die Deutschen be—⸗
streiten die angeblichen Rechte der englischen
Gesellschaft auf die Inseln Manda und
Patta; sie behaupten, diese Inseln hätten niemals
dem Sultan von Sansibar gebört.
Eotale und pfalzische Nachrichten.
eSi. Ingbert, 12. Okt. Laut amtlicher
Bekanntmachung liegt die Liste der Wahlstimm⸗
berechtigten zur Wahl der Gemeinderäthe vom
13. dss. Mis. während 10 Tagen auf dem Bürger⸗
meistereilokal zur Einsicht offen.
* St. In gbert, 12. Oklt. Ueber die Ver—⸗
leihung dir Stipendien aus dem H. Hil—
gard'schen Kreisstipendienfonds sür
1889190 wird Nachstehendes durch die k. Regierung
—X
sich für das Studienjahr 1889 90 um Neuv rleih⸗
ung eines Stipendiums aus der bezeichneten Stiftung
bewerben wollen, haben ihre dezüglichen Gesuche
bis spätestens 1. Februar 1890 bei der k. Regier⸗
der Pfalz, K. d. J., einzureichen. Mit dem Ge—
suche, welches darzuthun hat, daß der Bewerber
sich einem der in84 der Satzung bezeichneten Studien
widmet, sind vorzulegen: 1. vom zuständigen k.
Bezirkkamte beglaubigter Heimathschein, 2. ein
Zeugniß der Heimathgemeinde über die Vermögens—
verhältnisse, sowie ein Zeugniß über das seitherige
sitiliche Verhalten, 3. das Zeugniß über bestandent
Absolutorialptüfung nebst einem Zeugnisse des be⸗
treffenden Studienrektors, daß der Bewerber ein
seiner Individualittät entsprechendes Studium ge⸗
wählt hat. 2. Studirende, welche für 1888189 milt
einem Stipendium aus dem H. Hilgard'schen Keeis⸗
stipendienfonds bedacht worden sind und für das
Studienjahr 188990 im Fortgenusse desselben
bleiben wollen, haben ihre hierauf gerichteten Ge⸗
suche bis zu oben bezeichnetem Termine bei der
unterfertigten Stelle einzureichen und denselben ge—
mäß 8 10 Abs. 1 und 2 der Satzungen entsprechen⸗
den Nachweis darüber beizufügen, daß sie den ge⸗
wählten Studien mit Ernß und Eifer obliegen.
* Die diesjährige Kollekte zur Unterstüßung
von prot. Kandidaten der Theologie wird
am nächsten Reformationsfeste (3. Nobember) in den
protest. Kirchen der Pfalz erhoben werden.
— Kaiserslautern, 11. Okt. Die Sitz⸗
ung des weiteren Ausschusses zum Bau der Bahn⸗
strecke KaiserslauternPirmasens fand
heute Morgen im Jakob'schen Gasthause zu Schopp
statt. Als Vertreter waren anwesend die Herren
Bürgermeister Hohle, Kaiserslautern, Adjunkt Groß
Kaiserslauterr, Stadtbaumeister Bindewald, Kaisers
lautern, Baumeister Kröckel, Kaiserslautern, Fuchs
Holzhändler, Kaiserslautern, Bürgermeister König
Pirmasens, Kommerzienrath Koönig, Pirmasens
Stadtrath Zoller, Pirmasens, Lützel, Buchhändler
Pirmasens, Schneider, Steinalbermühle und Goßert,
Waldfischbach. Um 1024 Uhr begannen die Ver—
handlungen mit einer geheimen Sitzung. Das
Resultat derselben war, daß die Osffentlichkeit aus
schlossen ward; die Vertreter der Zeitungen konnten
daher nicht beiwohnen, mußten sich vieimehr zurück
ziehen. Es wurde denselben jedoch ein Bericht
ausgearbeitet von einem Komiteemitglied, in Aus—
sichtgestellt. In Erfahrung bringen konnte der
Berichterstatter des „Pf. A.“ nur, daß alsbald eine
Petition an den Landtag abgesandt werden soll
welche um Ausführung der Biebermühlbahn bittet.
— Der Stadtrath in Kaiserslautern hat
das Gesuch der bekannten Firma Schuckert in
N9urnberg um Gestattung einer Anlage für elel—
trisches Licht abgewiesen und will wenn nöthig
selbst die elektrische Beleuchtung einführen. Bei der
Debatte hierüber rat Stadtbaumeister Bindewald
der vielverbreiteten Ansicht entgegen, daß bei Ein—
führung des elektrischen Lichtes der Stadt als Mit
besitzerin der Gasfabrik ein Schaden erwachse. Wo
die elektrische Beleuchtung eingeführt werde., steige
auch der Gasverbrauch. Wer an die gute elektrische
Beleuchtung gewoͤhnt sei, komme mit dem früheren
Basverbrauch nicht aus. So habe in Berlin der
BZasverbrauch seit der Einführung der elektrischen
BZeleuchtung zugenommen. So werde es auch hier
gehen. Wenn die Stadtverwaltung die elektrische
Beleuchtung einführe, so schädige sie sich nicht, sondern
es erwachse ihr sogar außer dem Nutzen der Anlage
der elektrischen Beleuchtung auch noch mehr Nutzen
aus der Gasfabrik als bisher.
— Herrschberg. Binnen wenigen Tagen
ind hier drei Kinderan der Cro ubd gestorben;
ein Mädchen von 11, ein Knabe von 1043 und
einer von 292 Jahren. Diese schlimme Krankheit
trat schon im Juni d. J. auf und forderte damals
schon 2 Opfer. Allem Anscheine nach scheint fie
diesmal mehr an Ausdehnung zu gewinnen und leider
einheimisch zu werden.
— Hochspeyer, 10. Okt. Das Staats⸗
ninisterium der Finanzen hat der Firma „Che⸗
mische Fabrik Hochspeyer“, G. Ottmann
ind Cie., widerruflich die Ermächtigung zur Zu⸗
sammensetzung des allgemeinen Denaturirungsmittels
sowie zum Verkaufe von Holzgeist, Pyridinbasen
und dem allgemeinen Denaturirungsmittel zum
Zwecke der Denaturirung von Branntwein ertheilt.
— Landau, 11. Okt. Am 1. Novembe'
aächsthin findet der regelmäßige vierteljährliche
Wechsel des zur Bewachung des Zuchthauses in
daiserslautern bestimmten Detachement?
»es kgl. 18. Infanterie⸗Regiments statt. An Stelle
»es zur Zeit dorthin kommandirten Hercn Premier⸗
ieutenants Lang tritt Herr Premierlieatenant Gleitz⸗
nann des J. Bataillons. Die Ablösung erfolgt am
Donnerstag den 31. Oktober, zu welchem Zwecke
zie zur Ablösung bestimmten Unteroffiziere und
Ptannschaften unter Führung des Herrn Premier⸗
ieutenants Gleitzmann mit dem Frühzuge die
jiesige Garnison verlassen, während das abgelsste
Detachement am gleichen Tage Mittags wieder hier
intrifft.
— Die Ziehung der Landauer Syna—
jogen⸗Lotterie soll nun am 28. November
tattfinden.
— Die Ausgrabungsresultate auf
Ruine Scharfeneck bei Gleisweiler sind nicht
inbedeutend. An der Angriffsseite der Burg, welche
nach Osten dem Rheinlande zugeht, stieß man beim
Aufräumen auf zwei eingehauene Jahreszahlen:
1584 und 1578, welche uns die Entstehungszeit
der 11 Meter dicken Schildmauer angeben. In
Mitte dieser selbst befinden sich die Reste des ältesten
Bergfriedes, ein Mauerzug, welcher nach seinen
Buckelquadern wohl Anfangs des 13. Jahrunderts
rbaut sein kann. Westlich von der Schildmauer,
nach Süden zu, legte man eine Wendeltreppe frei,
welche zu der Altane des Prunksaales führte. Letz⸗
terer erstreckte sich in einer Länge von mindestens
12 Meter von Ost nach West. Unterhalb der Al⸗
jane sind noch die Konsolen zu sehen, während hin⸗
ter der Altane der Eingang zu einem mächtigen
Jewölbten Keller führte, dessen Konstruktion an die
der Kellerräume auf der Hardenburg erinnert. Es
st nun Aufgabe des Pfaälzischen Verschoͤnerungs⸗
»ereins, den ganzen Raum des Prunksaales fre
zu legen und auch den Keller zugänglich zu machen.
— Die Einzelfunde wurden rechts und links von
der Altane gemacht, von welcher der Podest noch
teht. Herborzuheben sind zwei Kachelöfen in Re⸗
aaissance⸗Siyl, erhalten in Trümmern, wozu der
dehende Löwe von 80 Centimeter Höhe und 28
Fentimeter Länge gehört, ebenso eine gußeiserne
Platte von 1.20 Meter Höhe und ungefähr 360
Sentimeter Breite mit einem Wappen und einen
Figur. Unter den eisernen Gegenständen befinden
ich manche Fensterbeschläge, Schlöfser, sowie besonder
darnischtheile, welche Werth für ein historisches
Museum haben. — Zerstört wurde Burg Scharfened
m dreißigjährigen Kriege von den Kaiserlichen und
Zpaniern, da die Grafen von Loͤwenstein⸗Scharfened
zut pfälzisch und protestantisch gesinnt waren. Ein
zenauer Termin ist unbekannt. — Sämmtliche
Funde, so besonders die Kachelöfen sowie die
kisensachen, gelangen in das Kreismuseum zu
Speyer als Geschenk des pfälzischen Verschönerungs-
zereins, wahrend die Gußplatte wahrscheinlich dem
Fürsten von Löwenstein⸗Wertheim als Geschenk zu—⸗
fallt, deren Stamm; und Residenzsitz ja ein Jahr-
hundert lang Burg Scharfened gebildet hai.
— Ludwigshafen. Stand der Gebäudever⸗
icherung hiesiger Stadt am 1. Juli 1889: 1107
Jaubtgebäude. 2033 Nebengebäüude. 33.886 560
Mk. Versicherungskapital. Zugang im 8 Quatta
20 Haupie 32Nbengebaude 02080 Mede
sicherungskapital. Stand am 1. Oktober 1127
dZaupt-⸗, 2065 Nebengebäude, 34,588,610 Mi
bersicherungslapital.
— In Frankenthal erschoß sich am Mitt.
poch Nachmittag mit einem Revolver in einer
Sandgrube an der Mörscher Chaussee der 20 ahrige
Friedrich Hätß el aus Gumbsweiler beisKuse
Der Selbstmörder war bis vor einigen Wohhen
Wagnet, hierauf Kutscher in einem hiesigen Fuhr
geschäft, erbte einige hundert Mark und gab sich
damit einem zügellosen Leben so longe hin, bi—
der letzte Pfennig verjuckt war.
— Rorxheim. Die Einweihung der neuen
A
und zwar nachmittags 3 Uhr statt. Am Donnerslag
ist großer Festball.
— Se. K. H. der Prinz⸗Regent hat die Ge—
iehmigungsurkunde über die Emission eincs 314
hprozentigen PrioritätsAnlehens der
Aktien-Gesellschaft der Pfäl zischen Ludwigs
bahn im Betrage von 1,622,000 Mt. zur Er—
»auung schmalspuriger Lokalbahnen von Ludwigs—
hafen über Frankenthal nach Großkarlbach und von
Ldudwigshafen nach der Dannstadter Höhe zu ge—
nehmigen geruht. Es wurde ferner ertheilt: die
Benehmigungsurkunde über die Emission eines
Zaprozentigen Prioritäts-Anlehens der Altien⸗
Besellschaft der Pfälzischen Ludwigsbahn im Be—
rage von 4,500,000 Mk. zur Vermehrung des
Fahrmaterials und zur Ausführung von Erweiter⸗
ingsbauten.
Vermischtes.
Saarbrücken, 11. Okt. Vom 70. Regi⸗
ment wurden pro Kompagnie 2 Unteroffiziere und
10 Mann zur Dienstleistung betreffend Ausführung
bon Pionierarbeiten'kommandirt; am kleinen
Exerzirplatze finden seit Kurzem diese von einem
Offizier geleiteten Uehungen statt. Es werden von
den Soldaten in der Erde Gruben zur Aufnahme
von 30 Mann angelegt und zum Schutze gegen
Regen und Schnee mit Holz und Reisern verdeck,
ferner finden Uebungen in der Errichtung von
Schanzen, Legen von Bahnschienen usw. statt.
FNiederfsulzbach, Elsaß. Voc einigen
Tagen überschritt wieder einer jener Bethörten die
Brenze, um das im jugendlichenLeichtfinn verlassene
Baterland wiederzusuchen. Derselbe aus dem Unter⸗
elsaß, ließ sich 17 Jahre alt nach Tonking an—⸗
perben, erlitt da die schon oft geschilderten Ent—
hehrungen und Strapazen, wurde körperlich und
zeistig zerrüttet entlassen, irrte noch zwei Jahre
ang in Frankreich umher, bis er ganz herabge⸗
ommen sich den heimatlichen Behörden zu stellen
zeschloß. Die Erfüllung der deutschen Militärpflicht
der er ausweichen wollte, würde von dem Bedauerns⸗
verthen nach seiner cigenen Aussage jetzt mit
Freuden aufgenommen und stait als Strafe als
in Glück betrachtet werden, da er nur hierdurch
wieder in geregelte Verhältnisse zu kommen hofft,
doch wird dieser Wunsch wohl kaum gewährt wer⸗
den können, da der Mann zum Militärdienst offen⸗
har untauglich geworden ist.
F Wuürzburg, 10. Okt. Ein durch ein
ind entstandenes Feuer im Dorfe Stetten
ischerte 12 Wohnhäuser, 20 Nebengebäude und 80
Scheunen ein. Mehrere Personen wurden verletzt.
Munchen. Herr Restaurateur F. M.
Schleich hat zwei Häuser an der Briennerstraße,
PNr. 5 und 6, um 500 000 M. erworben und
wird vom 1. Oktober 1890 an seine Wirthschaft
dahin verlegen. Herrn Schleich wurde die Miethe
in seinem jetzigen Lokal in den Knorrhäusern von
5800 M. auf 18 090 M. jährlich gesteigert.
F. Einheiteres Vorkommniß aus unseren
letzten Manövern wird in Offizierskreisen erzählt.
Ein bayerischer Prinz, der als schneidiger Offizier
bekannt ist, trug nach einem heißen „Gefechtstag“
das Verlangen nach einem Bad im fließenden
Wasser. Nachdem er in der ländlichen Badeanstall
diesem Verlangen Befriedigung verschafft, erkundigte
er sich beim Weggehen nach der „Schuldigkeit“.
„Wann's Dei Badhos'n mitbracht hast, zehn Pfennig,
sonst'n zahlst fünfzehn!“ lautete der Bescheid der
jugendlichen Bademeisterin, welche den hohen Herrn
nicht kannte. Tachend versicherte der Prinz, er
werde das nächste Mal nicht versäumen, die Bade—
hose mitzubringen, um billiger wegzukommen. Doch
soll er auch für diesmal die „Schuldigkeit“ nicht
in Nickeln berichtet haben.
4 Im IoOGSer der armen Franziskanerinnen
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