Ausschreiben, betreffend die „Gerste als Braumate⸗
qal“, eingegangenen Schriften wurden dagegen
von dem durch das Präsidium des Deutschen
grauerbundes in Frankfurt a. M. eingesetzten
hreisgerichts wiederholt als ungenügend befunden,
veshalb sich die genannte Redaktion veranlaßt sah,
en Preis auf 1200 M. zu erhöhen. Unter den
is zu dem letzlen Einlieferungstermin eingelaufenen
Schriften wurde nunmehr dieser Preis einstimmig
derrn Dr. H. Heine, Assistent an der pflanzen⸗
hysiologischen Versuch zanstalt zu Karlsruhe zuer—
annt.
anne Chemnitz, 21. Ott. Der Arbeiter—
ceikk der großen Strumpfwaarenfabrik Esche
i beendet. Der Streik dauert fort in Limbach
ind Thalheim.
Kafsel,121. Olt. Mühlenbesitzer Ostheim,
znhaber der großen Getreide- und Mehlfirma Oft
seim u. Comp. hat sich erschossen. Motiv noch
maufgeklärt.
(Ein Menschenfreund.) Der in Düs-
eroorf verstorbene Landgerichtsdirektor a. D. Oskar
Aders hat zur Gesammterbin seines 2,500,000
Mark betragenden Vermögens di' Stadt Düssel⸗
vorf ernannt. Von diesen 293 Millionen sind zu
Legaten bestimmt 552,000 M. U. A. ist die Düs⸗
seldorfer ebangelische Gemeinde mit 20,000 M.,
das ebangelische Krankenhaus mit 10,000 M.., die
daiser Wilhelm-Stiftung für Beamtentöchter mit
20,000 M., der Künfstler⸗Unterstützungsverein mit
10,000 M. u. s. w. bedacht. Von den nach Ab⸗
ug aller Legate der Stadt verbleibenden zwei Mil⸗
ionen Mark soll eine Million zum Bau von
Arbeiterwohnungen verwendet werden, mit
»er Bestimmung, daß aus den Miethserträgnissen
wieder neue Häuser gebaut werden sollen. Die
andere Million soll zu Stipendien für talentvolle
inbemittelte junge Leute dienen, derart, daß die
Zzinsen an diese zu ihrer Aushildung an Universi—
äten oder anderen Hochschulen verwendet werden.
Bei gleicher Würdigkeit sollen junge Leute evange⸗
lischen Glaubens den Vorzug erhalten, sonst soll
ohne Ansehung des Glaubensbekenntnisses verfügt
werden.
*Der deutsche Dampfer „Marco—
»runner“, von Bremen nach Kalkuita unterwegs,
st im Roeten Meere gestrandet und wahrschein⸗
ich wrack. Die Mannschaft ist in Surz gelandet.
ẽs wird berichtet, die Araber hätten die Ladung
geplündert.
Berlin. Der Zar hat für die hiesigen
Armen dem Magistrat 10,000 Mk. überwiesen.
Auch unter die Mannschaften des Alexander⸗
Kegiments ließ der Zar reiche Geldgeschenke ver⸗
eihen.
*Aus Seyne im Var ⸗˖Departement (Frank⸗
reichj wird von dem Fang eines Riesen—
risch es berichtet. Nach den Angaben, welche über
den Fisch gemacht werden, scheint es ein Haifisch
zewesen zu sein. Er hatte 4 Meter Länge und
ewa 1,5 Meter im Umfange. Das Merkwüurdigste
war, daß man in seinem Innern mitten unter klei⸗
nen Fischen den halbberdauten Rumpf eines mensch⸗
ichen Leichnams vorfand. Die Leiche schien schon
seraume Zeit im Bauche des Fisches gelegen zu
jaben und, nach dem Bau des Beckens zu schlie—⸗
zen, eine männliche zu sein. Die Knochen waren
shon hart, sodaß der von dem Hai verschlungene
Bensch älter als 20 Jahre gewesen sein muß
Die Ueberreste wurden auf dem Friedhof beerdigt,
der menschenfresserische Fisch aber auf den Marki
von Toulon gebracht. Er wog etwa 400 Kilo.
fAus Debreczin (Angarn) werden die
details einer großartigen Familientragödie
zemeldet, die sich daselbst abspielte. Vor etwa zwei
dahren hatte der Honved⸗-Feldwebel Josef Moricz,
der Sohn eines sehr reichen bäuerlichen Gutsbesitzers,
den eigenen Vater erschossen, weil derselbe Gattin
ind Kinder grausam behandelte. Die Abhaltung
s Kriegsgerichtes zog sich wegen Krankheit des
delinquenten in die Länge. Mutter und Schwesier
etzten Alles in Bewegung, um ein mildes Urtheil
userwirken; sie waren beim Kaiser und beim Honved⸗
berkommandanten Erzherzog Josef, jedoch ohne
jr Ziel zu erreichen. Nun kommt aus Debreczin
ie Meldung, daß sich Mutter und Schwester des
delinquenten daselbst erschossen haben, nach⸗
xem fie die Nachricht von der Fällung des Todes⸗
Atheils erhalten hatten. Erzsi, die 19jährige
Schwester des Vatermörders Moricz, drüdte die
Todeswaffe zuerst gegen die eigene Mutter los
ind erschoß dann sich selbst.
Gemeinnuͤtziges.
Wie schwer es ofmals hält, Flaschen,
Zlas⸗ und Porzellangefäße, in denen
ange Zeit Wein, Branntwein, Bier, Oel, über⸗
zaupt Flüssigkeiten aufbewahrt wurden, die einen
Satz zurücklassen und den Flaschen einen Geschmack
nitteilen, zu reinigen, das wird jeder wissen,
der es schon versucht hat, dieselben dann mit Soda
»der Seife wieder gebrauchsfähig zu machen, und
aach langer Mühe ein befriedigendes Resultat nicht
erhielt. Das beste Reinigungsmitiel für dergleichen
ind die Kartoffelschalen, welche man erhält,
venn rohe Kartoffeln zu Kochzwacken geschält wer—
den, und die man dann etwas zerkleinert, die Flasche
»amit halbvoll füllt, genügend reines kaltes Wasser
zachgießt und tüchtig schüttelt. Nach mehrmaligem
Schütteln wird das betreffende Gefäß vollständig
gereinigt sein, und spült man dasselbe mit klarem
Wasser dann noch einige Male tüchtig aus.
DStens HOten.
Erledigt: Die katholische Pfarrei Fngenheim,
Amts⸗ und Dekanatsbezirkes Bergzabern. Gesamt⸗
steinertrag 509 Mk. 37 Pf; hiezu kommt ein
Staatszuschuß von 1430 Mk. 37 Pf. Endtermin:
23. November 1889.
Der kath. Schulverweser Haas von Iggelheim
wurde vom 16 Oktoder an nach Steinweiler und
der interimistisch“ Vrweser Kampfmann von
Zeiskam vom gleichen Tage an nach Iggelheim versetzi.
Familtennachrichten.
Gestorben: In Saarbrücken Joh. Balth.
Zäcner, 78 J. a.; in Frankenthal Fr. Arsula
Bußganger, 78 J. a.; in Edigheim Barbara
Diel, ged. Jotter, 67 J. a.; in Kaiserslautern
Jakob Nothof, 37 J. a.; in Hambach Wittwe
Jaul Lederle. 70 J. a.; in Neustadt alH. Jos
annes Mehn, in Ludwigshafen Peter Englert.
—icher Schiffs bericht
der „Red Star Linie“ Antwerpen.
Der Postdampfer „Pennland“ der „Red Star
dinie,“ in Antwerpen, ist laut Telegramm am 18.
Aktober wohlbehalten in New York angekommen.
Heueste Nacheoͤchten.
Zweibrücken, 22. Okt. Unter sehr gün⸗
tigen Zeichen ist unser Sanitäts-⸗Kolonne
gzestern Abend wieder zusammengetreten. Die in
der Kaiserhalle abgehaltene Hauptversammlung war
aicht allein von den alten Miitgliedern sehr zahl⸗
ceich besucht, sondern es hatten sich auch die Neu—
ingemeldeten in der immerhin stattlichen Zahl von
20 Herren eingefunden. Der Vorstand der Ko—
onne, Herr Joh. Bachmann, hob in seiner Er—
ffnungsansprache diesen Punkt mit Freude her⸗
zor und sprach die Hoffnung aus, daß die stark
»exmehrte Kolonne recht regen Antheil an dem
Zereins⸗Untercicht nehmen werde, nicht allein im
znteresse der edlen, in Krieg und Frieden nicht
jenug zu schätzenden Sache, sondern auch in dem
enigen der Mitglieder selbst, welche das Gelernte
zei etwaigen Unglück⸗»fällen in der eigenen Familie
erwerten können. Nach diesen beherzigenswerten
Worten leitete der Kolonnen-Arzt, Hert Dr. Wag-
ner, den Unterricht mit einem ebenso belehrenden,
uls gemeinverständlichem Vortrag ein, in welchem
ex u. a. ein kurzes Bild des vorliegenden Lehr⸗
toffes gab und die Zuversicht aussprach, daß bei
»em regen Interesse der Mitglieder die baldige
Heherrschung desselden durch jene zu erwarten sei.
Den Schluß des interessanten Abends bildete die
Beratung der Satzungen, welche bis auf einen
Punkt, zu dem noch einige Zusätze in Aussicht
tehen, erledigt wurden. (Zig.)
Stuttgart, 21. Okt. Das Attentatauf
den Prinzen Wilhelm waurde bei der Umzäun⸗
uing der Villa Marienwahl verubt. Die Prinzessin
Bauline saß bei ihrem Vater im Wagen. Der
Brinz, welcher den Schuß nicht beachtet hatte, erhielt
erst nach der Rückkehr aus der Kirche Kenntniß don
dem Attentat. Der Prinz war der Gegenstand
freudiger Ovationen in Ludwigsburg und Siuttgart,
vohin er sich zum Besuche seiner Mutter begeden
Jatte. Sämmiliche Minister und Hunderte von
Privatpersonen beglückwüuschten den Prinzen. Der
tandische Ausschuß überreichte eine Adresse. Es
derlautet der Thater sei nicht geistesgestört und der
vpon ihm angegebene Name Klaiber sei erdichtet.
Ferner wird gemeldet, der Thäter halte die Angabe
betreffs des „katholischen Köonigs“ nicht aufrecht,
and behaupte jetzt, Mitglied eines Anarchisten—
jundes zu sein, der beschlossen habe, alle Fürsten
nus der Welt zu raumen. Das Loos, den Prinzen
Wilhelm za tödten, sei auf ihn gefallen. Ein amt⸗
icher Bericht über das Atientat liegt nicht vor.
Berlin, 21. Okt. Die Nachricht, daß der
Reichskanzler in diesen Tagen wieder in Beclin
rintreffen werde, wird als irrig bezeichnet.
Kaiser Wilhelm hat vor seiner Abreise nach
Briechenland die Genehmigung zur Einbringung
des Gesetzentwwurfes betreffend die Errichtung einer
ubbentionierten dampferlinie nach Ostafrika
in den Bundesrat erteilt. Dem Vernehmen nach
jandelt es sich nicht um eine Zweiglinie der be⸗
reits bestehenden subbentionierten Dampferverbind⸗
ungen, sondern um die Errichtung eirer neuen, aus
einem deutschen Hafen direkt nach Ostafrika und
war nicht zur Delagoabai führenden Dampferlinie,
ür welche eine Reichssubbention von etwa 900 000
Mark in Aussicht genommen iß F
—E— Ingbert.
„Der Waffenschmied von Worms“ ist nun
auch über die Bühne gegangen und zwar zur
jollen Zufriedenheit der Zuhörer. Der klare dra⸗
natische Aufbau, dieser Oper nähert sich dem Lustspiel
und erfordert deshalb von den Betheiligten eine
xaktere mimische Durchführung der charakteristischen
klemente. Doch hat der Komponist die Oper auch
nit reichen, angenehmen Melodien ausgeftattet,
velche dem Sänger Gelegenheit bieten, seine
Stimmmittel zu entfalten. Nach beiden Richtungen
sin wies die gestrige Inszenirung des „Waffen⸗
chmied“ durchweg sehr anerkennenswerthe Leist⸗
ingen auf, sodaß sie als eine der glattesten, best⸗
jelungenen genannt werden muß,. durch welche die
Besellschaft Baudrexler das hiesige Publikum er—
reute.
Die Direktion derselben hat zu den Schluß⸗
orstellungen dahier zwei Opern gewählt, weiche des
illgemeinen Antlanges sicher sind. „Der Trou⸗
adour“, der sich eines Weltrufs erfreut, wird mor—⸗
jen zum Benefiz für Hren. v. Illenberger gegebden.
das große melodidse Werk des italienischen Meisters
Berdi, aus dem so manche Melodie, man kann
agen, schon fast zum Allgemeingut aller Musik—
enner und ⸗Liebhaber geworden ist, wird auch hier
eine Anziehungskraft nicht verleugnen. Den Dar—⸗
teller des Manrico, Hry. v. Illenberger kennen
ille Theaterbesucher als tüchtigen Opernsänger und
refflichen Schauspieler. Moͤge ihm der Dank
des Pudlikums für die mancherlei schönen Stunden,
velche er uns mit Anderen bereitete, durch einen
ahlreichen Besuch zutheil werden.
In der Abschiedsvorstellung am nächsten Frei⸗
ag wird man den „Zigeunerbaron“ von Joh.
Strauß begrüßen koͤnnen. Der Ruf, welcher dieser
Dperette des Wiener Walzerkomponisten voraus-
zeht, ist ein dielversprechender. Man darf sich der
angenehmen Erwartung hingeben, daß derselbe ge⸗
rechtfertigt werden wird.
iur die Redaktion verantworitlich: F. x. Deme:
Wir wuͤßlen kein Journal anzusuhren, daz
hei dem so wohlfeilen Preise von 80 Pf. viertel⸗
jährlich so reichhaltigen und interessanten Inhalt
brächte, wie die „Neue Musik⸗Zeitung“ Karl
Brüninger, Stuttgarth, die für sich den
zanz besonderen Vorzug in Anspruch nehmen darf,
niemals gelehrt⸗-trocken zu erscheinen, sondern wirk
lich als ein äußerst anregendes Familienblatt, das
aicht nur für den Mußtgelehrten, sondern für
eden Gebildeten genießbar ist. In den letzten
Rummern erschienen die Künstler⸗Biographien und
vohlgetroffenen Portrats: Hans Richter, Felix
Mottl, Herm. Levi (die Dirigenten der Bayreuther
Festspiele), Marie Soldat, John Field, Ernst und
dlementine Schuch, Sigrid Arnoldson, Wilhelm
Zpeidel, ferner sehr gediegene und zugleich an⸗
prechende Artikel belehrenden wie unterhaltenden
Benres von Prof. Louis Köhler, Ernst Pasqué,
I. bd. Winterfeld, Elise Polko, E. Vely, Pau v.
Schönthan und anderen deliebtesten Schrifistestern.
Auch in den Musikbeilagen finden wir die besten
stamen moderner Komponisten. die mit melodiösen
dlavierstücken und Liedern vertreten find: Franz
Abt, Fr. v. Wickede, Wilh. Speidel, Louis Sei—
jert, Ed. Abesser u. a. Sehr reichhaltig und sorg⸗
altig zusammengesetzt sind in jeder Nummer schließ ⸗
ich die Konzert⸗ und Theater⸗Nachtichten aus allen
jedeutenden Städten des In und Auslandes,
Anekdoten, Litteratur, Briefkasten und Räthsel.
In jedem Hause, in dem man auf gute Musik
und auf anregende Lektüre Wert legt, muß die
veitverbreitete Neue Musik⸗-RZeitung“ willkommen
veheißen werden.“