Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
Et⸗Bugber eiger? erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗VBlatt und Airw d E uit 
armondzeile oder deren ã us en und d d 
ir e e ee erge e Xι, buhen vau Ledlie 
M 248. Donnerstag, 24. Oktober 1889. 24. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Müuͤnchen, 28. Okt. Die einstimmigen An⸗ 
rage der Rechten der Abgeordneten— 
jammer verlangen: das Ministerium wolle sich 
zahin erklären, daß das Placatum regium sich nicht 
zuf die Glaubens ˖ und Sittenlehre erstrecke; daß 
der altkatholiche Zentral⸗Verein als eine von 
der katholischen Kirche verschiedene Religionsgesell⸗ 
chaft dehandelt werde; daß endlich im Bundesrate 
zahin gewirkt werde, daß das Jesuitengesetz 
uuf die Redemptoristen nicht ferner anzu- 
venden sei. 
Aus Bayern, 22. Okt. Ein italienisches 
iiutt, welches in Hofsachen gewöhnlich gut unter⸗ 
ichtet ist, „Fanfulla“, bringt das Gerücht, daß fich 
er 20jährige Prinz Emanuel, Herzog von 
lpulien, mit der 19jährigen Prinzessin Elvira 
son Bayern, welche sich gegenwärtig bei ihrem 
zchwager, dem Herzog von Genua, in Italien auf⸗ 
jalte, verloben werde. Prinzessin Elvica ist eine 
Tochtet des verstorbenen Prinzen Adalbert; ihre 
RRutter, Prinzessin Amalie, ist eine geborene Infantin 
on Spanien. Prinz Emanuel ist der aͤlteste Sohn 
eß Herzogs von Aosta, Bruders des Königs 
»umbert, welcher von 1870 bis 1873 König von 
zdanien war. 
Berlin, 28. Olt. Reichsstag. Praäsident 
Lebetzow eröffnet die Sitzung und schlägt die 
xmittelung der Beschlußfähigkeit des Hauses vor. 
die Auszählung ergibt 195 Anwesende. Das 
daus ist somit beschlußunfähig. Morgen 
Uhr ist Präfidentenwahl. 
Berlin, 28. Olt. Im Etat für die Ver— 
ullung des Reichsheeres werden für Garnison⸗ 
rauten, Kasernen in Esaß⸗Lothringen an ein- 
maligen Ausgaben des Irdentlichen Etats 6894 700 
Ml., im außerordentlichen Etat 2225812 Mt. 
derlangt. Nach Saarburg soll noch ein Kavallerie⸗ 
regiment verlegt werden und hier müssen auch für 
die verheiratheien Offiziete Wohnungen hergefiellt 
werden. Ebenso kommen ein Kavallerieregiment 
zach Muͤhlhausen, eine reitende Abteilung Feldar⸗ 
illerie, sowie zwei Bataillone Infanterie nach 
Jagenau, ein weiteres Infanteriebataillon nach 
tratzbburg, je eine Abteilung Feldartillerie nach 
St. Avold und nach Metz, sowie eine Infanterie— 
tigade nach Mörchingen in Lothringen; ebenso 
verden nach Metz eine Train-Kompagnie und der 
ur das neue Pionier⸗Bataillon Nr. 16 bestimmte 
srain herangezogen werden. Neue Garnisonlazarette 
ollen in Morchingen und in Pfalzburg errichtet 
derden. In dienstlichem Interesse sollen schleunigst 
aie Linienregimenter und deren Ersatz⸗Schwadronen 
n Befiß einer Feldgarnitur der neuen AÄusrüstung 
eesezt werden. Zu diesem Zwed sollen den Regi— 
dentern Beihilfe im Betrage von 20 Mk. für 
Rann und Pferd gewährt werden, was einen 
——— ia Hoͤhe von 1853420 Mt. ver- 
X 
Berlin, 28. Okt. Das „Berl. Tagbl.“ ver⸗ 
entlicht eine Meldung, nach welcher in Luxemburg 
ie Mitteilung aus Haag eingetroffen ist, daß der 
abdnig WilheEm von Anfang nächsten Jahres 
an nur noch die Krone von Holland beizubehalten 
edenle. Die Bestätigung dieser Meldung bleibt 
oohl abzuwarten. 
hamburg, 28. Olt. Fürst Bismard 
umit der Gesandtschaft des Sultans 
n Sansibar koftbare Geschenke ausgetauscht. 
der Reichslanzler demerkte, das dergangene sei ber 
Kenen, man möge künftig dem dentschen Rat sein 
Ohr nicht verschließen. Heute Abend reist die Ge⸗ 
jandischaft an Bord eines Dampfers nach Harwich. 
wvo sie vom Vertreter der englischen Regierung em⸗ 
yfangen werden wird. 
— 
Ausland. 
Brufsel, 22. Olt. Prinz Ferdinand von 
Bulgarien, welcher heute hier eintraf, hatte 
rine lange Unterredung mit dem Grafen von 
Flandern. Der Konig lehnte den Empfang des 
PBrinzen ab. Abends reiste derselbe nach München 
ab und erklärte, am nächsten Montage wieder in 
So fia einzutreffen. 
Paris, 283. Okt. Der Erzherzog Albrecht 
son Oesterreich ist auf der Durchreise nach Madrid 
zestern hier eingetroffen. Er reist heute Abend mit 
dem Süd⸗Expreßzug weiter Mit demselben Zuge 
degeben fich der Erbprinz von Hohenzohlern 
ind der Herzog von Edinburg nach Lissabon 
zu den Beerdigungę feierlichkeiten. 
Wien, 23. Okt. Die hiefigen Blätter be⸗ 
sprechen die deutscheThronrede auf das Wohl⸗ 
wollendste als eine erneute Bekräftigung der Friedens⸗ 
tendenzen. 
Wien, 23. Okt. Oberstlandmarschall Für st 
Labkowiz erleß an die deutschböbmischen 
Landtagsabgeordneten die Aufforderung, 
ihre Sitze einzunehmen, widrigenfalls ihnen ihre 
Mandate aberkannt werden würden. 
Nom, 22. Okt. Aus Regierungskreisen erführt 
in hiefiger Korrespondent der „Frankf. Z.“, daß 
der heute früh aus Genug zurückkehrte Ministerprä⸗ 
ident Crispi Freunden gegenüber bemerkt habe, 
zaß nach den Aufschlüssen, welche ihm in diesen 
Tagen Graf Herbert Bismarck über manche Einzel- 
heiten in der europäischen Lage gegeben habe, der 
Friede auf lange Zeit gesichert erscheine. 
Brindifi, 28. Ott. Graf Herbert Bis⸗ 
marhkkist nachts hier eingetroffen. Er schiffte sich 
norgens mit dem aus etwa 40 Leuten bestehenden 
Hefolge des deutschen Kaisers zur Fahrt nach dem 
biräus ein. 
Sansibar, 28. Olt. Der deutsche Reichs⸗ 
ommissar Hauptmann Wißmann schlug die in 
Ujaramo eingefallenen Aufständischen bei Som⸗ 
we und brachte denselben einen Verlust von 30 
Todten bei. Ferner erhielt Wißmann die zuverläsfige 
Nachricht, daß Emin Pascha und Stanley, 
hegleitet von dem Italiener Kassati und 6 
kngländern, Ende November in Mpuapua innerhalb 
des deutschen Interessenkreises erwartet werden. 
Lokale uund pfaltische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 24. Okt. Laut Bekannt⸗ 
machung kgl. Bergamts, im Anzeigetheil dieses 
Blattes, ist bei der hiesigen Grube mit dem Heutigen 
ibermals eine Erhöhung der Kohlenpreise 
ingetreten. Bestellungen von Privaten auf Lad⸗ 
ingen 4 100 einfache Zentner per Bahn koͤnnen 
ür diesen Winter nicht mehr ausgeführt werden. 
*— Ein für alle KRrankenkassen wichtiges 
Erkenntniß hat die Zivilkammer des Landgerichts 
n Goͤrliß als hoͤchste Berufungsinstanz gefällt. Nach 
vem behoͤrdlicherseits empfohlenen Normalstatut für 
Zrankenkafsen wird das Krankengeld gegen Vor⸗ 
eigung des vom Kassenarzte ausgestellten Kranken⸗ 
cheines ausgezahlt. Eine Verkauferin, welche Mit⸗ 
jlied der Krankenkasse war, hatte fich von cinem 
anderen als dem Kassenarzte einen Krankenschein 
wusstellen lassen, die Krankenkafse verweigerte aber 
uf Anordnung des Magistrats die Zahlung. Die 
Verkäuferin wurde deßhalb klagbar, verlor in erster 
Instanz, obfiegte aber in zweiter Instanz. Im Er⸗ 
enntniß wird ausgeführt, es kͤnne Niemand ge— 
wungen werden, einen Arzt zu nehmen, zu dem er 
cein Vertrauen habe. Einem Kranken müsse gegen 
Ueberreichung eines Krankenscheines, auch wenn dieser 
nicht vom Kassenarzie ausgestellt ist, das Kranken⸗ 
geld ausgezahlt werden, nur dürfen durch Heran⸗ 
ziehung eines anderen Arztes Kosten nicht ent⸗ 
ttehen. 
— Kaiserslautern, 23. Okt. Beim 
Rangiren der Wagen im hiefigen Güterbahnhof 
kam der Güterbodenarbeiter Umlauf zwischen die 
Puffer zweier Wagen und erlitt eine erhebliche 
Quetschung der Brust. Der Verunglückte wurde 
nach dem Spital verbracht, wo er im Lauf der 
Nacht gestorben ist. 
— Kaiserslautern. Die Wasserleitung 
hdier geht mit schnellen Schritten ihrer Vollendung 
znigegen uud dürften sich die Befürchtungen so 
mancher Bürger, vor Eintritt des Winters kein 
Wasser mehr zu erhalten, nicht bewahrheiten. An 
den Auslaufsleitungen in die Wohnungen wird 
fleißig gearbeitet und mögen die meisten schon be⸗ 
werkstelligt sen. Das Maschinenhaus am Viadukt 
des Nordbahngeleises ist fertig gestellt und ist man 
eben beschäftigt, die Dampfmaschine einzurichten. 
Mit der Auscemennrung des Thalreservoirs eben 
daselbst ist der Anfang gemacht und die Einlegung 
der Wasserrohre von da auf den Betzenberg (Haupt⸗ 
reserboir) schon bedeutend gefoͤrdert. 
— Kaiserslautern. Die Brauerei 
Schusk sowie die Wirthschaftsräumlichkeiten werden 
soeben mit elektrischem Licht eingerichtet. Es ist 
dieses hier das erste difentliche Lokal, welches mit 
dem Lichte der Zukunft versehen sein wird. 
— Pirmasens, 23. Okt. Der Männer- 
zesang⸗ und Cäcilienverein wählte in seiner gestrigen 
Beneralversammlung als künftigen mußfikalischen 
deiter des Vereins Herrn Karl Köhl er aus Würz⸗ 
durg, z. Z. in Laupheim in Württemberg. Um 
die in Folge des Rücktritts des seitherigen Dirigenten 
ausgeschriebene Stelle hatten fich, nach dem „Anz.“ 
über 40 Bewerber gemeldet. 
— Der Geflügelzuchtverein Landau 
zeschloß den Anschluß an den pfälzischen Kreisverein. 
Als Vertreter zur Delegirtenversammlung in Lud⸗ 
vigshafen wurden nach dem ‚L. A.“ gewählt die 
herren Golsen, Becht, Hoffmann und Dippach. 
— Kirrweiler. Während eines Worwechsels 
ind darauffolgenden Streites versetzte die Chefrau 
Ch. Roth von hier ihrem Gegner, dem Tagner 
B. Conrad von hier mit einer Axt einen solchen 
dieb auf den Hinterklopf, daß Conrad nunmehr 
chwer krank daniederliegt und die Folgen derVer⸗ 
eßung nach nicht abgesehen werden können. 
— Speyer, 22. Olt. Generalsynode. 
die heutige Sitzung wurde mit Gebet des Herrn 
Pfarrer Candidus eroͤffnel. Zur Geschäfts⸗ 
rdnung bemerkt Herr Regierungsrath Späth. 
in Antrag muüfse nicht, wie bisher Brauch, neben 
der Unterschrift des Antragstellers vier weitere 
Anterschriften tragen, wogegen der Vorsitzende im 
dinweis auf Geib's Handbuch den bisherigen Usus 
pertheidigt, bis schließlich seine Auffassung durch 
Abstimmung fun die richtige erkllärt wird. Darauf 
olgte als einziger Gegenfland der Tagesordnung 
das Referat des Herrn Pfarrers Mathsus über 
„Die Dienstverhältnisse der Geistlichen der vereinig⸗ 
en protestantischen Kirche der Pfalz.“ Der ursprüng⸗ 
iche Entwurf des kal. Konfistoriunms war vom