Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Irgan des königl. Aunsgerichts St. Ingbert. 
ber „Et⸗ ZRegn Apreiger erscheint täglich mit Aussnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗Dlatt und Muwochs und Samftags 
nit 14uftrirten Beilagen. Vas Sien lostet dierteljahrlich 1 A 60 ⸗ einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1 A 78 , einschließlih 40 — Zustellungsgebuhr. 
die Eruruckuugsgebuhr far die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum betragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die 
Erpeditiore vinslunft eribeilt, 1b , RNeklamen 80 —⸗. Vei 4maliger Ginrickung wird nur dreimalige berechnet. 
w“ 251. .Dienstag, 28. Oktober 1890. 
25. Jahrg. 
Abonnements 
ijr die Monate Movember und Dezember 
uf den nägl ich erscheinenden „St. Ingberter 
Anzeiger“ mit 2 illustrirten Sonntagsblättern 
erden noch fortwährend angenommen von den kgl. 
hostanstalten, den Posiboten, den Austrägern und 
er Expedition. 
dieselbe Weise um 914 Uhr abenda nach Berlin Nationalberteidigung, Vrisson, Spuller, General 
zurück. Er wurde bei seinem Eintreffen wie bei Campenon und andere, zu einem Ausschuß zu— 
einer Rückfahrt vom Publikum mit herzlichem Zu— sammengetreten. 
rufen begeisterungsvoll begrüßt. Petersburg, 27. Okt. Die Petersburger 
Berlin, 27. Ott. Auf die Beglück- Blätter behaupien, Präsident Carnotwerde 
wünschung Moltkes durch den Kaiser folgte im Mai zur Eröffnung der Ausstellung in Moskau 
u. a. diejenige der kaiserlichen Prinzen, der Ab⸗ die Städte Petersburg und Moskau, ferner die 
)xdnung des österr. Juf.⸗Regts. Nr. 71, des Reichss Wolga, den Kaukasus und die Krim besuchen. 
agsvorstandes, einer Abordnung der konservativen 
Fraktion des Reichstags, welcher Moltke bekannt⸗ 
ich angehört, und der Abordnung dee deutschen 
Siädte, die den Grafen zu ihrem Ehrenbürger 
ernanat haben. Bürgermeister v. Forcdkeenbick hiell 
ine Ansprache und überreichte eine Adresse und die 
für Berlin als Zweigstiftung der Kaiser Wilhelm⸗ 
und Augusta-Stiftung mit 50 000 Mt. ausgesiattett 
Moltke⸗Stiftung zum Unterhalt von 5 würdigen 
Personen, die der Feldmarschall selber bestimmen 
vosle. Der Jubilar dankte und bemerkte, dies se 
das schönste Geschenk das ihm werden könne. Hierau 
aberreichten Abordnungen der Städte München. 
Breslau. Königsberg i. Pr., Chemnitz und Memel 
dem Jubilar die Urkunden über das ihm von diesen 
Städten verliehene Ehrenbürgerrecht, indem sie zu— 
zleich namens ihrer Gemeinden die besten Glück 
wünsche darbrachten. Graf Moltke dankte mit herz— 
lichen Worten, indem er die ihm erwiesenen Ehren 
annehmen zu wollen erklärte. Aus den überaus 
zahlreich eingelaufenen Glückwünschen sind besonders 
hervorzuheben ein verbindliches Telegramm des 
Fursten Bismarck und ein Telegramm des Sultans, 
welcher darin der Dienste Moltkes in der Türkei 
gedenkt, und ein Telegramm des Prinzen von Wales. 
Berlin, 27. Olt. Die Kaiserin hat 
gestern in Potsdam dem Grafen Moltke eine 
Dose mit vier Brillanten und ihrem Namenszuge 
in Brillanten verehrt. Im inneren Dickel der Dose 
ist eine Ansicht des Schlosses Gtavbenstein eingrabirt, 
in dem Moltke während der Manöver bei Schleswig 
Jewohnt hat. — Dem Generalfeldmarschall sind 
die Aufregungen und Anstrengungen der beiden 
letzten Tage sehr gut bekommen; er ist wohlauf 
und hat heute eine große Anzahl von Besuchern 
mpfangen. Heute hat er noch 500 Telegramme 
rhalten, darunter eines von der Königin von 
England. Heute Nachmittag 5 Uhr findet bei 
Moltke ein Essen statt zu Ehren der Abordnung 
des ungarischen 71. Infanterie Regiment und des 
Colbergischen Gtenadier⸗Regiments Graf Gneisenau 
Nr. 9, deren Chef Molike ist. Heute Mittag wur⸗ 
den die Fahnen aus dem Generalstabsgebäude 
wieder abgeholt. Der Feldmarschall hat sich wieder⸗ 
holt auf das Wärmste darüber ausgesprochen, 
welchen schoͤnen und großartigen Eindruck der 
ganze, durch keinen Mißton gestörte Verlauf der 
Feier auf ihn gemacht habe. 
Berlin, 27. Okt. Nach einem von dem 
„Reichsanzeiger“ veröffentlichten Berichte des deut— 
schen Generalkonsuls in Sansibar begann der eng⸗ 
lische Admiral Freemantle, nachdem der Sultan 
die Auslieferung der bei der Ermordung Kuntzels 
und seiner Genossen Beteiligten verweigert hatte, 
die Feindseligkeiten gegen den Sultan 
von Witu, indem er mehrere Küstendörfer des 
Sultanats niederbrennen ließ. 
Deutiches Retcn. 
München, 26. Oklt. Der Prinz⸗Regent 
ar den Generalfeldmarschall Grafen Moltke 
us Anlaß dessen 90. Geburtstags heute telegraph⸗ 
sch beglückwünscht. Die Mitteilung eines hiesigen 
teporters, daß Se. Kgl. Hoheit der Prinz-Regent 
den Grafen Moltke durch ein Allerh. Handschreiben 
ind durch Verleihung der Oberstinhaberstelle eines 
haher. Regiments auszuzeichnen beabsichtige und 
aß Prinz Leopold der Ueberbringer dieses Allerh. 
handschreibens sei, ist weiter nichts als müßige 
ßtivatkombination, mit welcher mehrere Blätter 
rregeführt wurden. 
München, 26. Olt. Reichskanzler von Ca⸗ 
Aivi rifft am 4. Nov. hier ein und wird am 
Mittags von Sr. kgl. Hoheit dem Prinz⸗Re— 
xnten in Audienz empfangen und danach zur 
Fasel geladen. — Die Novelle zum Kranken⸗ 
assengesetz war in den Tagen Gegenstand 
ugehender Berathungen im kgl. Staatsministerium 
eß Inneren, bezw. in einer vom Minister des 
Inneren Frhr. v. Feilitzsch einberufenen Konferenz 
„on Sachverständigen. Derselben wohnten unter 
borsiz des Oberregierungsrathes Thelemann die 
keftrenten sämmtlicher einschlägigen Ministerien, 
owie als Vertreter der Städte München, Nürnberg 
ind Augsburg die Herren: Rathsossessor Heindl, 
dechtsraih Juger und Rechtsrath Werner bei. Die 
igebnisse der Konferenz find vertraulicher Natur: 
e gehen sofort von München an das Reichsamt 
bes Inneren nach Berlin, wohin sich der Ober⸗ 
tegierungsrath Landmann, in Vertretung des Staats- 
ministers des Ingeren, bezw. als bayerischer Ver⸗ 
weter im Bundesrath, am Montag begeben wird, 
und sie verden als Material für die dem Bundes ⸗ 
ath und dem Reichstag wieder zugehende Novelle 
um Krankenkassengesetz dienen. 
Potsdam, 26. Okt. Im Muschelsaale des 
steuen Palais fand heute Abend um 7 Uhr ein 
Brunkmahl zu Ehren des Generalfeldmarschalls 
Brafen Moltke statt. Die Tafel war in Hufeisen- 
iorm gedeckt. An der Außenseite saß in der Mitte 
die Kaiserin, linis Graf Moltke, rechts der König 
oon Sachsen. Zur Linken des Jubilars schlossen sich 
veiter die Oberhofmeisterin der Kaiserin, Grafin 
drockdorf, der Reichskanzler General v. Caprivi nnd 
nehrere andere Generdle, rechts von dem Konig 
on Sachsen, der Großherzog von Sachsen ˖Weimar, 
brinzLeopoldvonBahern, Prinz Heinrich, 
Brinz Friedrich Leopold und Prinz Albrecht von 
Breußen. Der Kaiserin gegenüber saß der Kaiser, 
der die Unifoem der Garde du Korps angelegt hatte, 
uur Rechten des Kaisers der Großherzog von Baden, 
sur Linken der Großherzog von Hessen. An der 
Tafel nahmen auch vbier Neffen des Grafen v. 
Voltke, die Abordnung seines Colbergischen Regi- 
ments, der russische Botschafter, Graf Schuwalow 
leil. Bei der Tafel brachte der Kaiser einen kurzen 
Trinkspruch auf den Grafen Moltke aus, leerte sein 
Glas auf das Wohl desselben und stieß mit ihm 
an. Der Jubdilar, der in einem kaiserlichen Sonder- 
zuge um 61. Uhr abgeholt worden war, fuhr auf 
Eokale und pfälzische Nachrichten. 
x* St. Ingbert, 28. Okt. Zur Feier des 
90. Geburtstages des Grafen Molhtke, welche 
gestern Abend der hiesige Kriegerverein ver— 
anstaltete, war der Saal des Cafe Becktr auf das 
Schönste berziert. Eine große Zahl hiefiger Ein— 
wohner hatten sich zu derselben eingefunden. Der 1. 
Vorstand des Kriegervereins Herr Fischer hieß die Er— 
schienenen willkommen. Sodann gedachte er mit war⸗ 
men Worten der erhabenen Herrscher, die mit weiser 
Fürsorge und deutscher Treue die Geschicke Bayerns 
und Deutschlands leiten, indem sie alles das för—⸗ 
dern, was zum Heile des Vaterlandes dient. Wenn 
stets das dcuische Bürgertum seine Treue bewiesen, 
so müssen dies besonders die Krieger thun und des⸗ 
halb möge die heutige seltene Feier beginnen mit 
dem Rufe: Se. Kgl. H. der Prinzregent und S. 
M. der Kaiser leben hoch! Begeistert stimmten die 
Versammelten ein und sangen stehend die National⸗ 
hymne. Nach einem Vortrage des Sängerchores 
und der Bergkapelle, welche den musikalischen Theil 
der Feier in bester Weise durchführte, ergriff nun— 
mehr Herr Pfarrer Gottschall das Wort zur be— 
geisternden Festrede, deten im Wiesentlichen wir 
nachstehend folgen lassen: 
Geehrte Festversammlung! Wenn wir uns heute 
zu froher Festesstunde dahier versammeln, thun 
wir es nicht, um nachzuahmen, was in diesen Tagen 
in hundert und tausend Orten unseres deu'schen 
Vaterlandes geschieht, um auch unserem Moltke 
ein Fest zu feiern, sondern es ist unseres Herzens 
tiefst empfundenes Bedürfniß, den neunzigjährigen 
Heldengreis zu ehren, dem unser deutsches Volk und 
Vaterland mit in erster Linie seine Wiedergeburt, 
seine Einigkeit und Macht, seine Ehte und Achtung 
vor allen Vöolkern verdankt. Generalfeldinarschall 
GBrafen von Moltke, dem genialen Strategen, dem 
ernsten, tapferen, pflichteifrigen, gewissenhaften Sol⸗ 
daten, dem schlichten, einfachen liebenswürdigen 
Menschen, dem frommen, demüthigen Christen, von 
Allen geliebt und geehrt, dem schlagen heute dank—⸗ 
dar unsere Herzen entgegen, dem wollen wir heute 
unsere herzliche, tiefempfundene Huldigung zu Füßen 
legen. M. g. H.! Versetzen wir uns im Geiste um 
zwanzig Jahre zurück. Die Kriegsfackel war ent⸗ 
zundet. In endiosen Schaaren eilten unsere Heere 
der Grenze zu, um froh und siegesmuthig dem 
übermüthigen Feinde entgegenzuziehen. Unsere 
Herzen schwebten zwischen Furcht und Hoffen. 
Mußten wir ja doch alle Tage gewärtig sein, daß 
die franzoöͤsischen Horden voll Raub- und Mordlust, 
voll wilden fanatischen Hasses unsere schöne sonnige 
Pfalz wie eine Sturmfluth überschwemmten und 
zum ersten Kriegsschauplatz machten. Aber von Sieg 
zu Sieg eilten unsere deutschen Brüder immer 
tiefer in das Herz des feindlichen Landes hinein. 
Die Sieges⸗Tage, die Schlag um Schlag folgten 
und das Schicksal des französischen Erbfeindes end— 
gültig besiegelten, unvergeßlich und unvergäng⸗ 
lich sind sie in die Blätter der Weltgeschichte ein— 
geschrieben! Was die deutschen Dichter der Vorzeit 
gesungen, was die Kühnsten nicht erwartet, damals 
Ausland. 
Paris, 27. Olt. Zum Zweid der Errichtang 
eines Garibaldi⸗Denkmals in Dijon sind 
60 hervorragende Persoönlichkeiten, daxunter Jules 
Simon, Magnin, ein früheres Mitglied der