Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St: Ingbert. 
ver „Dt Jugberter — erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. 2 mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und Mittwochs und Samstags 
nit uftraäͤrten Beilagen. Das Blait koftet dierteljahrlich 1M 60 einschließlich Kragerlohn; durch die Pof bezogen 1.V“ H, einschließlich 40 ⸗ Zuftellungsgebuhr. 
Die Sturückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die 
Erpeditior Austunft ertheilt, Iß ⸗, Neklamen 80 4. Bei 4mnaliger Einrtickung wird nur dreimalige berechnen. 
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257. Mittwoch, 5. November 1890. 
25. Jahrg. 
Deutsches Reich. 
Ludwigshafen, 4. Nob. Mit Bedauern 
„ernimmt der „Pf. K.“, daß der Reich stags⸗ 
ibgeordnete für den Wahlkreis Speyer⸗ 
Frankenthal⸗Ludwigshafen Herr Kommerzienrat Dr. 
darl Clemm aus der Arbeiterschutzkommission 
uusgetreten ist. Es ist dies um so mehr zu be— 
sauern, als gerade Herr Dr. Karl Clemm in der 
dommisfion einen vermittelnden Standpunkt zwischen 
jen Extremen der Linken und Rechten einnahm und 
qurch seine eingehende Kenntnis der Arbeiterverhält⸗ 
nisse in den Stand gesetzt war, das Richtige 
uireffen. Ob geschäftliche Verhältnisse oder sonst ein 
ßrund vorlag, welche das Ausscheiden unseres 
Reichstagsabgeordneten aus der Ardeiterschutzkom⸗ 
mission veranlaßten, ist zur Zeit unbekannt. Als 
krsatz fur Herrn Dr. Clemm ist Herr Reichstags⸗ 
ibgeordneter Troeltsch (nat.-lib.) aus Weißenburg 
J. S., Vertreter des Wahlkreises Ansbach, einbe— 
ufen worden. Derselbe ist Fabrikbesitzer in Weißen⸗ 
zurg und gehört dem Reichstag erst seit 20. Febr. 
y8. Is. an. 
Berlin, 38. Noed. Vom Berufsgenos- 
enschaftsstag wurde, nach Annahme einzelner 
estimmter Punkte, auf welche die etwaige Abände⸗ 
nung des Gesetzes zu beschränken wäre, der Antrag 
der Norddeutschen Holzberufsgenossenschaft genehmigt, 
daß bei Ausdehnung der Unfallversicherung!auf das 
dandwerk die Handwerksbetriebe den bestehen- 
)en Berufsgenossenschaften verwandter Betriebe zu 
iberweisen wären. Der Berufsgenossenschaftstag wurde 
zamit geschlossen. 
Berlin, 4. Nob. Am 5. d. M. beginnt die 
fortsetzung der Beratungen der Reichstags Komis⸗ 
ion für die Abänderung der Gewerbe—⸗ 
udnung. Die Kommission hat in einer langen 
deihe bisheriger Sitzungen erst weitaus den klein⸗ 
en Teil ihrer Arbeiten erledigt, sodaß der Abschluß 
erselben Feinschließlich der Feststellung des Berichts 
aum vor Ablauf des Jahres zu erwarten ist. Da 
s sich zunächst auch noch um die Erörterung der 
krhebungen zu handeln hat, welche die Regierung 
ezüglich derjenigen Anträge der Kommission, die 
iber die Vorschläge des Gesetzentwurfs hinausgehen, 
at anstellin lassen, ist der Beginn der zweiten 
esung des Entwurfskaum vor dem Januat kommenden 
Jahres zu erwarten. Ueber den Tag des Wieder— 
eginns der Plenarsitzungen des Reichstages iß bis 
eute noch keine Bestimmung ergangen. 
Berlin, 4. Nod. Die „Nowoje Wremja“ 
sebt in einem Artikel die besonders friedlichen 
borzeichen der anbrechenden politischen Winter. 
aison hervor und meint, in den Beziehungen der 
eitenden europäischen Machte müsse das eingetreten 
ein, was die Franzosen eine „detento“s nennen. 
ds habe dazu in erster Linie die Reise des deutschen 
daisers nach Rußland beidelragen. 
Luxemburg, 4. Novb. Die ordeniliche Kam⸗ 
nersitzung wurde heute durch die Botschaft 
es Herzogs Adolferöffnet. Sie ist von Schloß 
dohenburg datirt und vom Staatsminister gegenge⸗ 
eichnet. Der Herzog weist auf die in dem Krank- 
Jeitszustande des Königs eingetretene Verschlimmerung 
sin und bezieht fich auf die am 13. Oklober 
ibgegebene Erklärung der holländischen Aerzte, so— 
vie auf den auf eine Regenischaft abzielenden Be— 
chluß der niederländischen Generalstaaten vom 28. 
IRktober. Es erwachse ihm aus dieser Sachlage die 
einliche Pflicht, seinen Obliegenheiten als Regent 
ingesäumt nachzukomnen. Die Boischaft schließt 
olgendermaßen: „Von dem Wunsche beseelt, im 
Sinne der Verfassung und der nassauischen Haus- 
jesetze zu handeln, erkläre ich mich in Ueberein⸗ 
timmung mit der Regierung und dem Gutachten des 
Ztaatsrats bereit, den durch Artikel 8 des Grund⸗ 
jesetzes vorgesehenen Eid zu leisten.“ 
London, 4. Nov. Die amiliche „London 
ßazette“ kuündigt ein Uebereinkommen der engli— 
schen Regierung mit dem Sultan von 
SZansibar an, gemäß dessen das Gebiet des 
Zultans dem britischen Protektorat unterworfen ist. 
Paris, 4. Nov. Praäsident Carnot hat 
inen Gesetzentwurf unterzeichnet, wonach jede 
Festung mit so viel Lebensmitteln zu versehen 
st, daß auch der L bensunterhalt der Zivilbevölke⸗ 
ung auf zwei Monate sichergestellt ist. — Die 
bariser Handelskammer hat sich in einer 
denkschrift über die ‚Fremdenfrage in Frankreich“ 
nischieden gegen eine Fremdensteuer ausgesprochen. 
Paris, 4. Nop. Deputirtenkammer. 
Bei dem Etat des Handelsministeriums beantragte 
)er radikale Abgeordnete Mesureur die Bewilligung 
‚on 25000 Franken zur Errichtung eines ober⸗ 
ten Arbeitsrates. Sein Antrag wurde an- 
jenommen, und der Etat des Handelsministeriums 
hne weitere Veränderung angenommen. Beim Etat 
»es Auswärtigen Amtes will der Marquis de 
daferronais wissen, weshalb das englisch— 
ranzösische Ablkommen der Kammer nicht vor⸗ 
zelegt worden sei, die es verworfen haben würde. 
Ninister Ribot erwidert, daß es sich bei den Ver⸗ 
andlungen mit England mehr um die Ansprüche, 
ils um die Besitzungen in Gambia gehandelt habe. 
da nur eine Begrenzung des Einflußgebietes er⸗ 
olgt sei, so habe man der Zustimmung der Kammer 
zicht bedurft. England habe seine Ansprüche ver⸗ 
nindert. Lamarzelle (Rechte) tadelt gleichfalls das 
Ibkommen. England habe keine thatsächlichen Zu⸗ 
jeständnisse gemacht. Wenn Frankreich seine Stellung 
n Aegypten sich bewahrt hätte, so hätte es seinen 
AUnteil an den Gebieten nehmen können, die zwischen 
5ugland und Deuischland geteilt worden seien. 
stibot erwidert, die Bemühungen Frankreichs auf 
oloniale Ausbreitung seien unglücklicherweise durch 
kücksichten der inneren Politik gehemmt worden. 
In England folgten fich die Ministerien mit dem 
xkͤIhrgeiz, ihren Nachfolgern die Kolonialherrschaft 
ergrößert zu übergeben. Der Minister bespricht 
ann das Abkommen und fügt hinzu, Frankreich 
sabe fich sehr würdig mit materiellen Vorteilen 
us der Angelegenheit gezogen, die in Zukunft noch 
nehr gewürdigt werden würden. Bezüglich Aegyp 
ens habe Frankreich seine historischen Ueberlieferungen 
rnicht aufgegeben. 
Paris, 4. Novb. Bei der Forisetzung der 
Zudgeiberatung werden die Radikalen wieder, wie 
illjaterlich, di Un ter drückungder Botschaft 
ei dem Vatikan deantragen. 
Bern, 4. Nov. Der Bundesrat berief die des⸗ 
finischen Delegationen zu der nächsten 
Bersoöhnungskonferenz auf den 183 November nach 
Bern ein. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 5. Nob. Das kgl. Staats⸗ 
ninisterium des Innern macht die Diftriklspolizei⸗ 
zehörden darauf aufmerksam, daß Reisepäfsse 
war zum Reisen in der Schweiz genügen, der 
ürzeste Aufenthalt dortselbst aber schon als Nieder— 
ijossung im Sinn des deuisch-schweizerischen Nieder⸗ 
assungẽ⸗Vertrages vom 81. Mai 1800 aufgefaßt 
vird, so daß für Erwerbsgehilfen, Dienstboten u. 
dgl., welche in die Schweiz reisen, es sehr räthlich 
ist, sich mit einem Heimatqyschein zu versehen. 
— Homburg, 4. Nob. Gerein für 
freiwillige Armenpflege.) Vorgestern 
vurde im Saale des Herrn Gastwirtes Weber die 
atzungsmaßige Hauptversammlung des vorgenann⸗ 
en Vereins für 1889/,90 abgehallen. Der Vorstand 
des Vereins, Herr kgi. Oberamtsrichter Frhr. v. 
dofenfels, begrüßte die Versammlung mit warmen, 
zerzlichen Worten, in welchen er namentlich darauf 
zinwies, wie der Verein, fern von allen fremden 
Zweden, nur ein Ziel verfolge, nämlich: die größte 
Not der Ortsarmen möglichss zu lindern und dem 
dausbettel thunlichst Einhalt zu bieten. Herr Stadt⸗ 
chreiber Büdlein legte die Rechnung vor. Dieselbe 
vurde in allen Teilen als richtig und vorzüglih 
Jeführt erkllärt, worauf dem Herrn Rechner Ent— 
astung erteilt wurde. Die Richnung zeigt auf: 
ine Gesamteinnahme von 894,27 und eine Ge— 
amtausgabe von 781 Mk. Es erhielten dabon 
1692 Handwerksburschen ihre Gutscheine und wur— 
den außerdem noch verschiedene Ortsarme teils 
dauernd, teils vorübergehend unterftützt. 
— Kaiserslautern, 8. Nob. Gesitz⸗ 
wechsel) Herr Kaufmann Gehm in der 
Pariserstrahe dahier verkaufte das Eckhaus an der 
Zasen- und Kammgarnstraße für 5500 Mt. an 
Herrn Jakob Günther, Bäcker, hier, früher in 
Rammelsbach. 
— Der Verein der Schuh⸗, Schäfte- und 
Absatzfabrikanten in Pirmassens hat eine neue 
Fabrikordnung ausgearbeitet und bringt die- 
elbe in den Etablifsements seiner Mitglieder zur 
Finführung. Nach derselben beginnt die Arbeitszeit 
um halb 7 Uhr Vormittags und endigt um 12 
Uhr Mittags, ferner um J Uhr Nachmittags und 
endigt um 7 Abends, Die Pausen finden sftatt 
von 8 Uhr bis 8 Uhr 15 Min. Vormittags und 
1 Uhr bis 4 Uhr 15 Min. Nachmittags. Fur 
ugendliche Arbeiter (von 14 bis 16 Jahren) be⸗ 
zinnt die Arbeitszeit erst um 7 Uhr Morgens mit 
zalbstündigen Pausen. Mit Arbeitern, welche über 
ʒ Kilometer entfernt wohnen, kann eine fpezielle 
lebereinkunft bezüglich des Anfangs und der Be⸗ 
endigung der Arbeitszeit getroffen werden. Weiter 
vestimmt die neue Ordnung u. a.: Es können nur 
solche Arbeiter Aufnahme in der Fabrik finden, 
velche eine mit Datum versehene Bescheinigung 
jher die Kündigung ihres seitherigen ürbeitsver- 
zöltnisses beibringen, in so fern der Arbeitgeber 
Diitglied des Vereins der Schuh⸗ Schäfte⸗ und 
Absatzfabrikanten ist. 
— Landau, 4. Novb. Die Herren Offiziere 
des 5. Feld-Art.Regts. veranstaltelen gestern, am 
Dubertustage, vormittags 2,11 UÜhr, eine 
Schnitzeljagd, welcher auch Se. Exz. Herr 
Benerallieutenant v. Xylander, Frau Oberstlieutenant 
Ausland. 
Luremburg, 4. Nob. Ein Aufruf der 
degierung teilt die bevorstehende Ankunftedes 
kegenten, Herzogs Adolf zu Rafsaun, mit und 
jadet die Bürger ein, ihn wie im vorigen Jahre 
nit Ehrfurcht und Erkenntlichkeit für seine Hin⸗ 
ebung an das Interesse des Landes zu empfangen, 
die er durch seine abermalige Hierherkunft zur Er⸗ 
lung seiner verfassungsmaßigen Aufgabe bethätige. 
da wegen des Zustandes des Koömgh der Herzog 
Adolf jeden amtlichen Empfang abgelehnt hat, 
verden die Bürger aufgefordert, die Häauser zu 
aflaggen.