Full text: St. Ingberter Anzeiger

v. Trentini und mehrere Jnfanterie-Offiziere bei⸗— 
wohnten. Die Jagd ging um das Fort herum. Auf 
diesem Wege waren mehrere Hindernisse errichtet 
worden. Den Fuchsschwanz eroberte Herr Sekond⸗ 
lieutenant Clemm. 
— Dem „L. A.“ wird die zuverlässige Mit— 
theilung gemacht, daß die Großviehhändler von 
Dienstag den 11. November ab den Landauer 
Viehmarkt wieder befahren werden. 
— Speyer, 3. Nov. Wie die „Pf. Pr.“ 
vernimmt soll von der Garnison Speyer imlaufe 
des Monats Nobember eine Probemobil⸗ 
machunng ausgeführt werden, zu welcher auch 
sämtliche fich in der Garnison befindlichen Reserve⸗ 
und Landwehrmanner herangezegen werden dürften. 
— Lambrecht. Die Telephon⸗Ver— 
bindung mit Elmstein ist nunmehr fertig gestellt 
und wird am 15 ds. M. in Betrieb kommen. Zur 
Leitung des Drahtes sind von hier bis Elmstein 
etwa 230 Siangen erforderlich gewesen und sind 
dieselben in Zwischenräumen von je 50 bis 60 
Metern aufgestellt. 
— Der ledige Ackrer Johannes Hoffmann in 
Neupfot fand beim Sandholen im sogegannten 
Allfelde, Gemarkung Rheinzabern, dreisrömische 
Gefäße: eine Schüssel, einen Teller und einen 
Topf, welche sämtlich aus Erde hergestellt und noch 
sehr gut erhalten sind. Die Schüssel, ous rother 
Erde verfertigt, hat einen schmalen Fuß, erweitert 
fich aber nach außen derart, daß sie im Durch— 
meisser 30 Gntimter mißt und dabei eine Tieefe 
von 10 Centimeter hat. Das schoͤn geformte Ge⸗ 
fäß hat auf der Außenseite Verzierungen, die kreis— 
förmig um dasselbde laufen. Der Teler mißt im 
Durchmesser 15 Centimeter und ist nur 4 Cnti- 
meter tief. Der Topf, mit einem Henkel versehen, 
ist am Boden schmal und zierlich geformt, ist sehr 
bauchig und hat eine Höje von 13 Centimeter. Die 
beschriebenen Gefäße, die im Besitz des Lehrers G. 
Feth find, scheinen den Römern zum gewöhnlichen 
Hausgebrauch gedient zu haben. 
— Bei einer vor einigen Tagen in Lud- 
wigshafen staitgehabten Plenarsitzung der Pfälz 
ischen Handelsgewerbekammer wurde nach der „Pf. 
Pr.“ u. a. über Eisenbahnangelegen— 
heiten, welch; theilweise Fahrplananderungen, 
Adschaffung der Zuschlagsbillete zu den Schacü; 
zügen und die Hauptsache: Erbauang mehrerer Eisen⸗ 
dahntinien betrafen, verhandelt. Herr Regierungs- 
direktor von Lavale, Direktor der Pfälz. Eisen- 
bahnen, wohnte den Verhandlungen an und gab 
der Versommlung b kannt, daß der Eisenbahnditek⸗ 
tion augenblickuch 258 Petitionen um Ecbauung von 
Eisenbahnen vorlägen und daß sich diese Zahl vor 
aussichtlich in nächstet Zeit noch mehren würde. 
Zwölf Bahnptojekie allein lägen bereits im Detail 
ausgearbeitet vor, doch hätten alle Projekte vor⸗ 
läufig keine Aussicht auf Annahme, da dieselben 
zuerst an den Landtag gingen (wahrscheinlich wegen 
der Zinsgarantie) und von demselben erst noch der 
Genehmigung bedürften. Herr Dr. Buhl-Deides 
heim nahm sich der projektierten Sekundärbahn 
Neustadt-Lambrecht-Elmstein lebhaft an und ver—⸗ 
sicherte, es wäre bereits ein Konsortium da, welches 
diese Bahn auf eigenes Rsiko bauen und betreiben 
würde. Herr v. Lavale erwiderte darauf, daß sich 
die Pfälz. Eisendahnen wohl zur Erdauung der 
Linie Elmstein-Lambrecht herbeilassen würden, von 
einer neuen Linie Lamorecht-Neustadt dagegen könne 
keine Rede sein, da der Pfaälz. Bahn wohl nicht 
zugemuthet werden könne, sich selbst Konkurrenz zu 
machen, und die seitherige Linie den Bedürfnissen 
der Bebölkerung genüge. Die vielen Wünsche auf 
Abänderung des Winterfahrplans wurden zum 
großen Theil unberücksichtigt gelassen, weil die Er⸗ 
füllung derselben theilweise in dem Bereiche des 
Unmöglichen läge, theilweise aber auch unmotivirt 
wäre. Auf die Abschaffung der erst neu eingeführ⸗ 
ten Zuschlagsbillete zu den Schnellzügen läßt sich 
die Pfälz. Bahn nicht ein, da die Einführung dieser 
Neuerung auf Grund einer Vereinbarung zwischen 
den süddeutschen Bahnen geschehen und nicht ein⸗ 
seitig aufgehoben werden könne, der Zuschlag aber 
auch seine volle Berechtigung habe. 
— Eisenberg, 2. Novb. Heute Nacht 
verunglückten in der hiesigen Papier- und 
Pappenfabrik der Firma Noethlichs & Sohn drei 
Arbeiter. Dieselben wollten die Schrauben an dem 
Deckel des Lumpenkochers loslösen, als infolge des 
nach vorhandenen Dampfes der Dickl in die Höhe 
zeschleudert wurde und der Inhalt sich teilwe se 
üher die Verletzten eraoß. Während die Brand— 
wunden bei 2 Arbeitein leichterer Natur sind, ist 
der dritte lebensgefährlich verletzt. 
— Aus der Pfalz. Die 29. Allgemeine 
deutsche Lehrerversammlung wird dies— 
mal in Mannheim abdgehalten werden, und zwar, 
nach dem „Pf. K.“, an Pfingsten 1891. 
— Das Kreis⸗Komite des Randwirtschaft⸗ 
ichen Vereins der Pialz hat beschlossen, auch 
n dieser Brennperiode Herrn Sekretär Hauter auf 
Wunsch zur Revision von BrennereiBetrie— 
Nen abzuordnen. Diese Revisionen find kostenfrei 
und haben zum Zwecke, etwaige Fehler im Betrieb 
aufzufinden und dessere Betriebsweise anzugeben. — 
Zugleich wird darauf aufmerksam gemacht, daß das 
efftont'sche Verfahren, Zusatz von Fluor ˖ Verbindungen 
uur Maische, behuis Verminderung der Säuredildung 
proot werden soll, zu welchem Zweck die nöihigen 
Mengen des Präparals an delreffende Brennerei— 
Besitzer kostenfrei abgegeben werden; jcdoch nur an 
oiche, die fich verpflichten, für genaue Kontrole des 
Bährungs⸗Vorganges Sorge zu tragen. 
Vermischtes. 
fSaarbrücken, 4. Nob. Der Herr 
Minister fur Handel und Gewerbe empfing am 
Sonnabend, den J1. d. Mis. eine Deputation der 
virtschaftlichn Vereine der Saarindu— 
trie, bestehend aus den Herren E. Wagner, 
Heneraldirektor Seebohm, Direttor Oth und 
Tr. Müller, welche wegen Herabstzung der von 
»er Königl. Bergwerksdireknon Saardrücken festge- 
etzten Vertragspceise von Saarkohlen für das 1. 
dalbjahr 1891 vorstellig wurde. Ueder das Er⸗ 
ebnis der Audienz liegt der „Sbr. Zig,“ folgende 
Depesche vor: „Geheimrat Freund wird in Ccerca 
3. Tagen als Kommissar des Mimisters nach 
Zaarbrücken kommen und die Verhältnisse näher 
antersuchen. 
FSaargemünd, 4. Nob. Der Dieb, 
welcher kürzlich dem Wachtlokale in der Militäcba— 
racke einen Besuch abstaitete und dabei eine Kassette 
mit Kantinengeldern im Betrag von 1298 Mtk. 4 Pfg. 
entwendete, ist nach der „Sg. Z.“ in der Verson 
eines-gewissen Grosse ermittelt worden, welcher beim 
segiment als Kompagnieschneider gestanden hatte 
uind Ende Sspriember als Reseroist nach Mülhausen 
entlassn war. Von hier fuhr Grosse mit 
einem Raub nach Hagenau, gab sich dort bei einem 
Zchlofser als Kaufmann aus und ließ sich von ihm, 
uinter dem Vorgeden, den Schlüssel verloren zu 
Jaben, dic Kasseite öͤffren, um dann sonleich mit 
»em Geld zu verduften. Es duürfte nicht schwer 
verden, den Dieb diagfest zu machen, das Geld 
vird aber wohl bis dahin verschwunden sein. 
F Manchen, 3. Nov. Wohl noch selten sah 
der südliche Friedhof ein solch' großartiges Leich ene 
egängnis, wie heute jenes p. Rußbaums; 
chon lange vor der festgesetzten Zeit der Beerdigung 
atten sich Tausend: und aber Tausende auf dem 
rFriedhofe eingefunden, um dem großen Arzte, dem 
delen Menschenfieunde und Wohlthäter die letzte 
ẽhre zu erweisen. Um /25 Uhr wurde die Leiche 
ingesegnet, und dann bewegte sich der großartige 
zZuz vom Leichenhause weg, durch einen großen 
Teil des Friedhofes zu dem auf das prächtigste 
jeschmücken Grab.. Den Zug eroffneten die sämt 
uchen hiesigen Keieger- und Veteranenbereine mit 
)er Bundesstandarte, I1I Fahnen und 2 Musik 
korps, die freiwillige Sanitauskolonne, die 5 katho⸗ 
lischen Studentenverbindungen mit ihren Fahnen, 
die Radfahrer-Union und der Velozipedklub mit 
hren Standarten, die Musik des k. Infanterie⸗ 
deibregiments in Uniform, 12 magistratische Flam⸗ 
heauxträger, Chorsanger, Kapuziner, Franziskaner, 
zie Geistlichkeit mit dem Prälaten Msgr. Wester⸗ 
naier; diesen folgte, getragen von 6 Sergeanten 
desel. 2. Jaf.Regts., der prachtvoll geschmückte 
Ziansarg, zu dessen beiden Seiten 6 Sergeanten 
»esek. 2. Inf.-Regts. schritten; hinter dem Sarge 
chritten die nächsten Anberwandten des Verblichenen 
nit Dr. Bratsch, dann als Vertreter Sr. Kgl. 
Hoheit des Prinz Regenten dessen Flüzeladjutant 
sitter v. Wiedenmann, die Adjutanten Ihrer Kgl. 
doheiten der Prinzen Leopold, Arnulf, Ludwig 
Ferdinand und Rupprecht, der Rektor der Univer— 
ität De. v. Ziemsen mit dem gesamien Lehrkörper 
derselben, der Münchener S. O., der Siudenten⸗ 
Ausschuß, die samtlichen Korps, ferner die beiden 
Bürgermeister Dr. v. Wiedenmaier und Borscht und 
vie Vorstande des Gemeindekollegiums mit Abord⸗ 
nungen, die Minister Dr. Fehr. v. Riedel, Dr. v 
Hüsller Krieasminisse y Sofferlina. General— 
Intendant Frhr. v. Perfall, Kegierungspräfident 
Frhr. v. Pfeufer, Geh. Hofrat Ritter d. Rlug 
Polizeidireltor Frhr. d. Welser, General d. Fi 
ie Generalmajore v. Popp, v. Gierl, Graft 
Thücheim und v. Gropper, Generalarzt Du 
Lotzbeck, eine große Anzahl Militär- und —XR 
Offiziere, Professoren und andere Leidtragende, da 
ich der Verlebte j⸗de Grabrede verbeten hatte, er⸗ 
vähnte der funktionirende Geistliche, Pralat Msqr. 
Westermaier, ein Freund des Verstorbenen, nur 
urz seine Freundschaft zu demselben, seinen Schmerz 
iber den Hingang desselben, den wohl die ganze 
Stadt mitempfinde, die hervorragenden edlen Eigen⸗ 
chaften, seinen europaischen Ruf, und schloß mit 
dem üdlichen Trauergebete. — Hierauf trug die 
Regimentsmusik eine Grabhymne von Punchielli 
2or. worauf unter ehrenden und tiefempfundenen 
Nachcufen nachstehende Kränze am Grabe niederge⸗ 
legt wurden: von der kgl. Hochschule Munchen, 
bon den beiden ärztlichen Vereinen Münchens, bou 
den Assistenten des Verstorbenen, von dem Pen⸗ 
fionsverein süür Witwen und Waisen baherifcher 
Aerzte, vom Unterstützungsverein für invalide Aerzte 
ia Bayern, vom Radfahrerbund. Außerdem wöd. 
meten noch der Muünchener 8. O., die Korps, der 
Studentenausschuß ꝛc. Kränze. Eine Romanze von 
Schumann schloß die Trouerhandlung. 
F München, 3. Nev. Mumisterialdirektor 
». Jodtbauer, Präsident der k. Brandder— 
icherungskammer, ist heute Nachmittag infolge eines 
Schlaganfalles gestorben. 
München, 8. Nod. Gerwaltungs⸗— 
jerichts hof.) Der Schuhmacher Heinr. Müller 
n Kaiserslautern stellte bekanntlich an den kgl. Ver— 
valtungsgerichtshof den Antrag, ders⸗lbe wolle aus⸗ 
prechen, der Lehrer Philipp Rödel in Kaiserslau— 
ern habe sich durch Ueberschreitung des Züchlig⸗ 
ingsrechtes ein dienstliches Vergehen zu Schulden 
ommen lassen. Dem Antrag des Oderstaatsan⸗ 
valtes entsprechend, wurde der von Müller gest Ilte 
Antrag wegen Unzuständigkeit des Verwaltungsge—⸗ 
ichtshofes nach Artik-l 18, Ziffer 2 des Gesehes 
iber die Errichtung dies-s Gerichtshofes abgewiesen; 
denn nach pfälzischem Recht find Volksschullehrer 
aicht als Verwaltungsbeamte zu betrachten, unter⸗ 
iegen somit der Disziplinar⸗Einschreitung, oder dem 
Strafgericht. 
FAufachtzehn Mark jährlich pro 
opf der Arbeiter berechnet ein Betriebsunternehmet 
n der „Köln. Volkztg.“. welcher 240 versich: rungs⸗ 
aflchtige Personen beschäftigt, die jährlichen Kosten 
ür Krankenversicherung, Unfallversicherung, Jada⸗ 
iditälsversicherung von 1891 an. 
F Berlin. Das Programm der Vermäh— 
ungsfeier der Prinzessin Viktoria mit dem 
Prinzen Adolf Schaumburg ist folgendes: Am 17. 
PRodember Galaoper in Berlin; am 18 November 
Balatafel bei der Kaiserin Friedrich; am 19. No⸗ 
»ember Vermählung im Konigsschlosse zu Berlin 
aach den herköommlichen Formalitäten aber ohne 
Fackeltanz. Abends Äbreise der Neuvermählten nach 
»em Potsdamer Stadtschloß. Am 20. Nobember 
Frühftück bei den Neuvermählten in Poisdam. Am 
21. November Feier des Geburtstages der Kaiserin 
Fri-drich in der Familie; am 22. November Ab- 
eise der Nuuvermählten nach Bückeburg. Nach Ein⸗ 
zug daselbst Abreise derselben nach Malta und 
kaypten. 
F Zu vorsichtig! Von einem Berliner Pro— 
essor wird erzählt, daß er kürzlich in einer Mit— 
agsgesellschaft, angeregt durch den vorlrefflichen 
Wein des gastlichen Wirthes und die Unterhaltung 
mit einer hübschen Nachdarin, des Guten etwas zu 
diel that. Als man vom Tische aufstand, merkte 
er, daß es mit ihm nicht ganz geheuer sei, und 
um nicht etwa Anstoß zu erregen, zog er sich in 
ein ruhigeres Nebenzimmer zurück. Zufällig gericth 
er aber in das Kinderzimmer, und dort präsentitte 
man ihm das in einem Betie ruhende Zwillirgs⸗ 
därchen des Hausherrn. Der arme Prof—ssor aber, 
eingedenk der Eigenheiten seines Zustandes, in 
welchem man zuweilen alles doppelt sieht, murmelte 
entzückt: „Welch ein reizendes Kind! Und wie sieht 
es dem Vater ähnlich.“ 
fF Kurzweilige Erinnerungen an di 
alte Jenenser Zeit wurden durch die,Harmlosen 
Beschichten“ wachgerufen, welche Julius Schwade 
üngst herausgegeben hat. Zuerst etwas aus den 
Tagen Schillers. Wenn ein neues Stüd von ihm 
zegeben wurde, war das Theater bis auf den letzlen 
Zlotz besetzt. Einer der ersten Aufführungen de 
Jungafrau von Orleans“ wohnte auch ein vierzehn⸗