Full text: St. Ingberter Anzeiger

dritte Seite enthält 82 nummerierie Felder für die 
Marken, die der Hausvater für sein Personal jdes⸗ 
mal bei der Lohnzahlung aufzukleben hat. Diese 
Beitragsmarken, welche in vier Aosiufungen zu 14, 
20, 64 und 30 Pfennigen zu haben find, werden 
von den Postanstalten seilgehalten. Diese Marken 
enthalten u. A. auch den Namen der Versicherungs⸗ 
Anstalt, von welcher sie herausgegeben werden, und 
de Postanstalt hält die Marken nur derjnigen 
Versicherungsanstali zum Verkauf, in deren Bezirk 
ñe liegt. Der Hausbater wird nun aber im Zwei—⸗ 
fel sein, welche der vier Sorten von Marken er 
zu kaufen hat. Das hängt von der Lohnklasse“ 
ab, in welche der Dienstbote oder der Arbeiter ge⸗ 
hött. Nach dem Gesetz giebt es nämlich 4 Lohu⸗ 
classen, in welche die Versicherten nach der Hoͤhe 
ihres Arbeitsverdienstes vertheilt sind. Zur Lohn⸗ 
tiasse J gehören die Personen mit einem Jahr es⸗ 
arbeitsverdienst bis zu 360 Mk., zur Lohnklasse V 
diejenigen von 368—2 550 Mt.; wer jahrlich 550 
850 M. verdient, gehoͤtt zur UI, wessen Ver⸗ 
dienst über 880 Mk. hinausgeht, zur IV. Lohn⸗ 
klasse. Um dies zu berechnen, ist nun Folgendes 
nöthig: hat man Arbeiter, die einer Krankenlasse 
angehören, so nimmt man den Tagesbetrag des 
dohnes, don welchem die Krankenkassenbeiträge be— 
rechnet werden, multipliziert ihn mit 800 und hat 
die Lohnklasse. 
* In den Nächten des 13. und 14. Nov. 
haben wir reichlichere Sternschnuppenfälle 
zu erwarten, weil zu dieser Zait die Erde die Bahn 
ines großen Meteorschwarmes kreuzt, welcher eine 
Umlaufszeit von 381 Jahren hat und zuletzt im 
Jahre 1866 durch die Großartigkeit seiner Ecschei⸗ 
aung Aufsehen erregte; es ist dies derselbe Schwarm 
den A. v. Humbold während seiner südamerika⸗ 
nischen Reise im Jahre 1799 beobachtete. 
— Der Jahresbericht der Pfälzischen 
handels-⸗ und Gewerbekammer pro 
[889 iß erschienen und fordert ein Zusammengehen 
Deutschlands, Oesterreichs u. s. w. gegen die 
Industtiegebiete Amerika, Rußland und Groß— 
dritannien. 
— Vom Klosterberg, 11. Nov. Ein 
vierfaches Familienfest.) Am 23. dieses 
Monais begeht der Straßenwärter Herr Fuchs von 
Wörschweiler eine seltene Festlichkeit im häusichen 
Kreise, nämlich seinen Geburtstag, den seiner Frau 
und den seines ältesten Sohnes, sowie außerdem 
noch seine silberne Hochzeit. Wo in einer Familie 
ein solches Zusammentreffen von „häuslichen“ Er⸗ 
eignissen eintritt, kann es den Beteiligten, den Ju⸗ 
bilaren, wohl vergöant werden, wenn die geschäf⸗ 
sige Mutter und Fran diesen Tag mit einem be—⸗ 
sonderen „küchischen“ zu „verhertlichen“ fucht, 
waährend der Vater in anbetracht seines Verhältnisses 
einige „Flaschen? springen läßt, zur Freude für 
die übrigen Kinder oder hier „Funslein“. — Wie 
die Zw. Ztg. weiter in Erfahrung brachte, wird 
Herr Foörster Gering auf Gutenbrunnen in nächster 
Zeit die goldene Hochzeit feiern. 
— Kaiserslautern, 10. Nov. Die 
Telephon-Leitung Kuiserslautern Ludwigs⸗ 
hafen ist soweit hergestellt, daß heute zum ersten 
Male probeweise Gespräche zwischen beiden Stadten 
geführt werden konnten. Bis zur gänzlichen Fertig⸗ 
ftellung und Jabetriebsetzung werden ijedoch noch 
4-6 Wochen vergehen. 
— Pirmasens, 11. Nov. Offentliche 
Schuhmacherversammlung. Dieselbe war 
ungeführ von 900 Personen besucht. Eine aus 
der Versammlung eingelaufene Resolution gelangte 
aach den Debatten zur Verlesung und einstimmiger 
Annahme. Die Resolution lautet nach der „‚P. 
Zig.“ folgendermaßen: 
„Die heute im Lokale des Herrn A. Koch tagende 
zffentliche Schuhmacher Versammlung erklärt fich 
mit den Ausfuhrungen des Referenten voll und 
zanz einverstanden und unter den obwaltenden 
Ümständen, nämlich durch den einmüthigen 
Widerstand der Fabrikanten und die ungünflige 
Geschäftszeit, ferner, daß die Kollegen hierselbst 
noch nicht entsprechend organisirt find, einen mo⸗ 
mentanen Streik für undurchführbar. Jedoch soll 
der Streik, welcher durch den ungerechten Wider⸗ 
stand der Fabrikanten unvermeidlich ist, nicht 
aufgehoben, sondern bis zu einer uns gunstig 
scheinenden Zeit aufgeschoben werden. 
Die Versammlung erklärt in Erwägung vor⸗ 
dehender Angelegenheit, daß sie mit allen ihr zu 
Bebote ßehendenden Mitteln für den Beitritt zu 
der Organisation eintreten will.“ 
— Der Distriktsrath Annweile: 
hatt beschlossen, an Stelle eines Distriktsbauschaffners 
aur noch einen Assistenten, der dem Herrn Distrikts- 
zauschaffner in Bergzabern unterstellt ist, anzu— 
dellen. Ferner wurde die Errichtung eines Distrikts 
rrankenhauses beschlossen und hierfür 40,000 Marlk 
ausgeworfen. 
— Landau, 11. Nov. Der Mörder des 
Ackeres Drumm in Albersweiler, der Stein— 
zrecher Johann Sold, wurde gestern Nachmittag 
pon der Gendarmerie hier eingeliefert. Zuvor war 
er in Gegenwart des Untersuchungsgerichts von 
dier in Albersweiler an den Thatort geführt wor— 
hden und soll dort auf die Frage, ob er sich zu der 
That bekenne, geantwortetet haben, er wisse von 
uchts. Als Ueberführungsstück fand sich j doch in 
iner Ecke des Zimmers der Hut des Thäters, den 
zerselbe an dem Otct seiner schauerlichen That zu⸗ 
rüchgelassen hatte. . (LC. A.) 
— Lingenfeld. In der Nacht vom 6. auf 
7. ds. wurde in der Wirthschaft „zur Pfalz“ da- 
hier ein Einbruchsdiebstahl verübt und 
nehrere Säck: Bettfedern entwendet. Der Thäter 
vurde in der Person des mehrfach vorbestrafter 
Bernh. Blattner von hier durch die Gendarmern 
ermittelt und zur Haft gebracht. 
— Speyer, 10. Nov. Aus der heutigen 
Stadtratssitzung berichtet die „Pf. Pr.“ 
folgendes: Mi. großer Beftiedigung wurde von 
den von der Direklion des Wasserwerkes mitgeteil⸗ 
len wassertechnischen Gutachten Kenntnis genommen. 
AMus diesen Gutachten, unter welchem auch eins 
des Professors Herrn Dr. Pettenkofer aus München 
ist, geht hervbor, daß die Stadt Speyer in Bälde 
nit gutem frischem Trink. und Nutzwasser versehen 
verden wird. — Durch die Ernennung des Herrn 
Bollert nach Ludwigshafen ist die Direktorstelle in 
der städtischen höheren Töchterschule in Etledigung 
sekommen. Behufs Ausschreibung der vakanten 
Stelle hatte heute der Stadtrat zu entscheiden, ob 
das früher angenommene Prinzip, nur einem aka⸗ 
demisch gebildeten Schulmanne diese Stelle zu über⸗ 
ragen, aufrecht erhalten bleiben solle, oder nicht. 
Nach längeret Beratung und reiflicher Erwägung 
iller Verhältnisse hielt der Stadtrat mit 17 gegen 
7 Stimmen die Wiederanstellung eines akademisch 
gebildeten Schulmannes fur erforderlich 
— Spehyher, 11. Nov. Das von der Schiffs⸗ 
werft von Bernhard Fischer in Mannheim fur die 
Dderrheinische Dampfschleppschifffahrts Gesellschaft 
dahier aus dem „Graf Moltke“ umgebaute und 
jetzt den Namen „Speyer II“ führende Schrau ˖ 
»enboot führt eine Compound-Auspuffmaschine mit 
Jog⸗Steuerung, deren Hochdruck-Cylinder mit 
Rundschieber versehen ist. Für den sicheren Gang 
der Speisepumpen ist die Einrichtung getroffen, daß 
diese langsamer wie die Maschine laufen. Der 
stessel hat 50 Quadratmeter Heizfläche bei 10 
Atmosphären Betriebsspannung. Bei der Probe— 
fahrt wurde bei ungünstigem Wind ein mit 10,000 
Zir. beladener 16,000 Ztr.⸗Kahn vom Hemshof 
zis Speyer geschleppt. Die Strecke von der Rhein⸗ 
zrücke bis Speyer durchfuhr das Boot in 3 Stunden 
52 Min.; die Maschine indicirte dabei durch⸗ 
chnittlich 112 Pferdektäfte bei 170 Touren. Der 
ohlenverbrauch stellte fich nach der „Pf. Ztg.“ auf 
l,18 Kilo mittelwerthige Maschinenkohle pro Stunde 
ind indicirte Pferdekraft. 
— Speher. Die kgl. Regierung der Pfalz 
ordert durch Bekanntmachung qualifizirte Be⸗ 
werber auf sich zu melden zu der mit dem J. 
Januar zu besetzenden Stelle eines Buchhalter? 
ür die am 1. Januar ins Leben tretende Alters⸗ 
ind Invalidenversicherung für den Bezirk der Pfalz 
Ddas Gehalt beträgt 2280 Mk. und 180 Mke. 
Wohnungsgeldzuschuß. Desgleichen wird für dieselbe 
Anfialt zum J Dezember ds. Is. ein Kanzlei- 
Funktionar gesucht, welchem die Führung des Ge⸗ 
chaftsjournals, die Besorgung der Registraturge⸗ 
chafte ꝛc. obliegt. Vorbehaltlich der Genehmigung 
»es Ausschusses bezieht derselbe an Gehalt monat⸗ 
ich 100 Mk. Als Bewerber zu der qu. Buch— 
zalterstelle werden nur solche Personen berücksichtigt, 
velche sich ausweisen koͤnnen als füchtige, erfahrene 
stechnungsverständige und die Prüfung für den 
xrinnehmereidienst oder niederen Finanzdienst mit 
xrfolg bestanden haben. Meldefrist innerhalb acht 
Tagen vom 6. ds. Mis. an gerechnet. 
— Edenkoben, 10. Nov. Ein auswärts 
pohnender Edenkobener, der nicht genannt sein 
vill, hat der hiesigen Armenkasse 200 Mt. zu⸗ 
Jewiesen. 
— Mußbach, 9. Novb. Hert Thodor Rol 
land legt von Neujahr ab die Stelle eines —* 
meindeschreibers nieder, um als —RE— 
theilhaber in die Glas- und Manufakturwoare 
fabrik von Eugen Deuisch hierselbst einzutteten 
Angenehm berührt die glückliche Neuwahl di⸗ 
unser beliebter Bürgermeister mit einmüthiger z 
timmung der Gemeinderathsmitglieder in der Nach 
'olgerschaft getroffen hat. Dieselbe fiel auf ein * 
siges Ortskind, den seitherigen Notariatsschreib⸗ 
Herrn Thomas Ohler. 
— Mundenheim, 10. Nov. Unter 
Leitung des Herrn kgl. Bezirkzamtmanns Conq 
von Ludwigshafen fand heute dahier an Siell⸗ des 
verstorbenen Herrn Franz Butscher Burgermeifier 
wahl statt. Es wurde dem „„Pf. Kur.“ zufoige 
als Bürgermeister der seitherige zweite Adjunkt Herr 
Adam Weber, als zweiter Adjunkt Herr — 
Deuschel II. gewählt. 
— Ludwigshafen, 11. Nov. An der Anker— 
kette des Arnheiter'schen Ueberfahrtsbootes hängert 
wurde hiute früh die Leiche einer Frau aufgefunden 
Nach Besichtigung durch etliche Ortseinwohner wurde 
die Leiche als diejenige einer hiesigen Wirthsfrau 
der Wittwe Blauth erkannt. Die Folgen einc 
Fehltrittes, noch beeinflußt durch die Hüflosigkes 
ihrer Lage, haben in der Betrogenen den Entschluß 
zum Selbstmord gereift, den sie in der verflossenen 
Nacht ausgeführl. Merkwürdigerweise wurde an 
derselben Stelle, wo die Leiche geläadet wurde, auch 
die Frau erster Ehe des verstorbenen Blauth er— 
trunken aufgefunden. 
— Vor eiwa acht Tagen ereignete sich in der 
Papier· und Pappenfabrik von Nöthlichs und 
Sohn in Eisenberg ein schwerer Unglüksfall 
indem durch Massen aus dem Lumpenkocher 
ausstromenden heißen Dampfes drei Arbeiter ent⸗ 
setzlich verbrüht wurden. Am letzten Samstag erlag 
nun einer derselben, ein 58 Jahre alter Familien⸗ 
vater, den Folgen der erhaltenen schweren Verletz⸗ 
ungen. Die zwei übrigen Arbeiter hofft man nach 
der „Gr. Ztg.“ am Leben zu erhalten, doch werden 
dieselben noch Wochen und Monate krank danieder⸗ 
liegen. 
— Aus Münsterappel berichtet der „B. 
j. d. N.“, daß dort ein echter und rechter schwarzer 
Negerknabe das Licht der Welt erblickt hat. Die 
Abnormität findet jedoch ihre ganz natürliche Lösung 
darin, daß die Mutter des Knaben eine Tochtet 
Afrikas ist, welche fich zur Zeit bei einer Zickus— 
gesellschaft hier aufhält. 
— In der Gemeinde K. war dieser Tage 
eine große Treibjagd angesagt. Eben war 
das erste Treiben beendet, 71 Hasen waren zur 
Stricke gebracht, und unter den Schützen herrschte 
stolze Fteude über das befriedigende Ergebniß, alb 
plötzlich der — Gerichtsvollzieher auf der Bildfläche 
erschien, und die ganze Jagdbeute im Auftrat 
eines Gläubigers des Jagdpächters pfändeie. 
Unter solchen Umständen fand natürlich des Jagd⸗ 
reranügen ein vorzeitiges Ende. 
Vermischtes. 
Auf der Grube Reden ist, wie die 
„Tagespon“ meldet, ein Kohlenflötz in Brand geraten, 
infolgedessen eine Anzahl Arbeiter feiern muß. 
Saargemünd, 10. Nond. Dr Dieb 
welcher neulich in der Militärbaracke die Kantinen⸗ 
gelder mit sich gehen hieß, ist in Mülhausen der⸗ 
haftet und gestern Abend hier eingeliefert worden. 
Die Kassette will er in den Rhein⸗RKhonekanal gewor⸗ 
fen haben. Das Geld ist natürlich zum größten 
Teil bereits verschwunden. 
4 Colmar. Wir lesen in der „Colmarer 
Zeitung“: Man weiß, daß unser Mitbürger Heti 
Denus alljährlich gewisse Erscheinungen an der 
Reben und Bäumeu beobachtet und aus ihner 
Schlüsse zieht auf die wahrscheinlich 
Witterung, die wir während des kommendern 
Winters haden werden. Seit mehreren Jahten 
sind seine Vorhersagungen mit einer absoluten Ge— 
nauigkeit eingenoffen, man kann deshalb annehmen, 
daß er auch für dieses Jahr das Richtige anlün— 
digen wird. Nach Herrn Denus werden wir also 
einen seht milden, feuchten Winter haben; es lieg 
gar leine Gefahr vor, daß die Reben erftieren 
sönnten, das heißt, die Temperatur wird nie 152 
17 Grad untecr Null errrichen. 
pFrankfurt, 10. Novb. In einer hiesigen 
Familie wurde gestern ein seltenes Fest gefeiert: 
zin Familienbater ließ nämlich seine sechs Kindet.