Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
Der „St⸗ ——7 —— * erscheint taglich mit Aussnahme der Sonn- and — * ain mocentii mu Unterhautunga· Diau and Deitiwochs und « amftags 
mit anftrixten Beilagen. Das Blaut kostei dierteljahrlich 1.4 60 ⸗ einschließlich Traͤgerlohn; durgh die poß bezogen 1A TBS , einschließlich 404 Zustellungsgebuhr. 
Die Einrückungsgebüuhr fur die Agespallene Garmondzeile vder deren Raum betragt dei Inseraten aus der Pfaln 10 ⸗, bei außerpfalzischen und solchen auf velche die 
Erveditio· Uustuuft ertbeilt I5 . Metlamen 80 . bei 4maliger Cinrudung wird nur dreimalige berechnet. 
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M 266. Frreitag, 14. November 188g03. 25. Jahrg. 
DSeutsches Reich. 
Berlin, 18. Nob. Die Arbeiterschutz⸗ 
ommission berieth den Schlußabsatz des 
184 b. wonoch die Arbeitsordnung befnmmen 
ann, daß der Lohn der minderjährigen Arbeiter 
mn die Eltern oder Vormünder und nur mit Zu⸗ 
immung der letzteren an die Minderjährigen seldst 
usbezablt werde und der Minderjährige nur mit 
er Zustimmung des Vaters oder Vormundes 
iundigen darf. Nach längerer Debatte wird der 
ntrag des Abgeordneten Hitze, welcher meitere 
dodalitäten für die Zahlung des von Minder⸗ 
origen verdienten Lohnes einführen wollte, gegen 
Stimmen und endlich der ganze Schlußabsatz 
un Stimmengleichheit abgelehnt. F 134 6 und d. 
vonach die Arbeitsordnung für Arbeitgeber und 
Irbeiter rechtsverbindlich, die Entlassung oder der 
lustritt aus der Arbeit nur aus den in der 
uirbeitsordnung angegebenen oder gesetzlichen Grün⸗ 
en zuläfsig ist, andere Strafen als die in der 
lrbeitsordnung angedrohte nicht anwendbar find 
ad wonach vor dem Erlaß der Arbeitsordnung 
ist die Arbeiter oder der Arbeiterausschuß darüber 
abören ist, wurden unverändert angenommen. 
Berlin, 18. Nob. Abgeordnetenhaus. 
tinisterpräsident v. Coprivi iegt folgende G e se tz- 
atwürfe vor: 1. Reform der Einkommensteuer, 
Erbschaftssteuer, 3. Volksschulgesetz, 4. Adän⸗ 
erung der Lox Huene und 5. Landgemeindeord- 
ang für die östlichen Provinzen. In einer oft 
vn ftürmischem Beifall begleiteten kurzen Rede be— 
uchtet der Minister die Gründe, welche zut jetzigen 
inbringung der Vorlagen geführt haben. Er r⸗ 
ennt die vorzüglichen Leistungen der Beamten aller 
wtssorts an, die es ermöglickt hätten, in kurzer 
eit die Vorlagen zum AÄbschluß zu bringen, be— 
ichtet die Tendenz und den Zweck der über⸗ 
venen Entwürfe und schließt mit einem glänzen⸗ 
nn Aufruf an den Fleiß und den Eifer der deiden 
auser des Landtags, um die Entwürfe in der 
zigen Tagung zu verabschieden. Schließlich ver⸗ 
ceitet fich Redner über den Zweck diefer Enswürfe, 
nGefahren der So zialdemokratie 
ugegenzuarbeiten. Den Ausschreitungen derselben 
durch Gewalt und Niederschlagen leicht zu be⸗ 
gnen; damit aber sei es nicht geihan. Es heiße 
e Liebe zum Staate, die Liebe zur Gemeinde zu 
wecken, und dazu wollten die jetzigen Vorlagen 
uwirken. Preußen habe große und schwere Auf- 
den glorieich durchgeführt; dabei habe fich die 
le Einheit und Einigkeit der Parteien gezeigt 
id nur das Vaterland sei das gemeinsame Fiel 
wesen. Warum sollte es nicht den großen Fragen 
inneren Politik gegenüber eben so sein? Seien 
it einig und einheitlich für die große Sache des 
merlandes,daun ·werde · das schwierige Werk ge⸗ 
agen. (Stürmischer Beifall.) Prasident v. Köller 
raumt die erste Lesung der Einkommensteuer und 
t Erbschaftasteuer auf Donnerstag den 20. No⸗ 
nder an. 
Berlin, 13. Nov. Nach der Volbsschul⸗ 
etzvorlage bestimmt die Schulauffichts- 
dorde den Leseplan und die innere Einrichtung 
tt Volksschule. Bei der Einrichtung der Volls— 
ulen find die konfessionellen Verhältmisse möglichst 
u berückfichtigen. Grundsätzlich soll kein Kind ohne 
n Religionsunterricht seines Bekennmisses bleiben. 
dn Religionsumterricht leiten die betreffenden Re— 
wonsgesel schaften, deren Organen die Mitwirkung 
iseht bei der Einführung neuer Lehrplaͤne und 
chulbücher für den Religionsunterricht. Die Dele⸗ 
girten der Religionsgesellschaften find berechtigt, 
dem Religionsunterrichte beizuwohnen, Fragen zu 
tellen und den Lehrer nach Schluß des Unterrichts 
achlich zu berichtigen. Für den evangelischen und 
den katholischen Religionsunterricht gilt der Pfarrer 
als gesetzlich beauftragt. 
Berlin, 13. Rob. Unter den Mitgliedern 
des hier tagenden Landesökonomiekollegiums verlau⸗ 
tete heute Mittag, der Landwirthschaftsminister 
IX. med. Lucius v. Ballhausen habe sein 
kntlassungsgesuch bereits eingereicht. 
Ausland. J 
London, 18. Nob. Die „Times“ beginnt 
norgen mit der Veröffentlichung der Original— 
berichte Bonnys, Assad Farrans und des 
ron Barttelot, Bonny und Jameson geführten 
dagerjournals, wilches ihr Stanley zur Ver⸗ 
ügurg gestelt hat. 
VParis, 18. Nob. Die Aeußerungen der 
Blätter über die preußische Thronrede find 
m Allgemeinen wortkarg, doch wird anerkannt, daß 
ie eine Kundgebung des Friedens ist. Der „Temps“ 
chreibt: „Die Thronrede ist nicht nur friedlich 
degen der Erwähnung der Aufrechthaltung des 
Friedens, auf die Wiuhelw II., gestützt auf seine 
Beziehungen zu den Auswärtigen Regieruugen, zu⸗ 
zersichtlich zählt, sondern sie flößt auch Verttauen 
in wegen ihres Programms, das eine weit aus— 
jolende Reform enthält! Ein Staat aber, der einen 
olchen Weg einschlägt, gibt damit die nicht zu be⸗ 
weifelnde Burgschafi, daß seine friedfertigen Ge— 
jülhle aufrichtig sfind. Man fieht, daß Wilhelm II. 
uuf dem Wege der Reformen immer weiter geht; 
er folgt darin dem Beispiel der Hohenzollern, die 
musdauernde Arbeiter an einer Ärt von sozialer 
Rebolution waren und die, wie die französischen 
Zonige auf den Trümmern des Feudalagates, eine 
Verwoltungẽmonarchie gründeten. 
Mailand, 18. Nob. Die fünf bei der 
ateinischen Münzkonvention beteilig⸗ 
en Siaaten find übereingekommen, die Union ein 
veiteres Jahr zu verlängern. Der Antrag der bel⸗— 
zischen Regierung, die Vetlängerung gleich um füns 
Jahre auszudehnen, scheiterte an dem Widerspruche 
Frankreichs. 
Palermo, 13. Nov. Bei dem gestern zu 
khren Crispis gegebenen Mahle drückte der 
Präfident des Wahlkomitss die Hoffnung aus, ein 
Biebisscit werde seine Zustimmung zu der Politik 
Frispis geben. In Erwiderung dieses, erklärte Cris 
i, er sei nach Palermo gekommen, nicht um eine 
stede zu halten, sondern um seine Wähler zu be⸗ 
zrüßen und ihnen zu danken. Seine Gegqner ver⸗ 
uchten, seinen Charakter, sein Wesen, seine Hand⸗ 
ungen in falschem Lichte darzustellen. Er kümmere 
ich nicht um dergleichen Beschuldigungen. Er sei 
er Meinung, daß ein Mann, der sich der Polilil 
vidme und der ein reines Gewissen habe, nur das 
orgesteckte Ziel vor Augen haben und das selbe 
rotz aller Verleamdungen zu erreichen suchen musse. 
Sollten schlimme Zeiten für Itallen kommen, so 
vurde er mit seinem Leben den Konig und das 
Baterland zu verteidigen wissen. Zum Schluß seiner 
Rede brachte Crispi ein Hoch auf den Koͤnig, die 
Dynoftie und auf Sizilien aus. 
Madrid, 12. Nov. Im Althendum besprach 
jestern Canovas die soziale Frage. Die 
Frage, sagte er, erheische besonders dei den Natio— 
zen mit allgemeinem Stimmrecht dringend ihrt 
doͤsuna. Canovas besprach eingehend die deuisch 
Sozialgesetzgebung, die wesentlich auf die taiserliche 
Initiative zurückzuführen sei, und erklärte ein ein— 
zeschränktes Wahlrecht für geeigneter, die Gegensätze 
zu mildern, als es das aligemeine Stimmrecht sei. 
Der Redner schloß mit einem Hinweis auf die 
NRothwendigkeit der Interbention des Staates in 
der Frage des Arbeitsvertrages und empfahl all- 
feitige Klugheit. 
Landrat der Pfalz. * 
(G. A.) 
Speyer, 12. Nov. (4. Sitzung.) Anwesend 
sämmtliche Mitglieder des Landraihes, als Regier— 
ungskommissär der kgl. Regierungsdirektor Herr 
Wand und auf besondere Einladung der kgl. Re— 
gierungsassessor Herr Koerte. Herr Grohe bringt einen 
Antrag ein im Betreffe: Zuschuß aus Kräefonds 
jür den 4. und 5. Kurs der kgl. Realschule Lud. 
wigshafen. Die Herren Schneider und Grohe bringen 
einen Antrag ein: Die Verstaatlichung der 
Realschulen betreffend. Beide Anträge werden 
dem 4. Ausschusse zur Berichterstattung über⸗ 
wiesen. 
Herr Dekan Niy berichtet im Namen des 4. 
Ausschufses über das Lateinschulwesen. A. 
eber die Frequenzverhältnisse der von dem Kreise 
mterfitzten pfalzischen Lateinschulen im Schuljahre 
1889/90, den Gesammtaufwand für dieselßen und 
die Deckungsmittel pro 1890 gibt die von der kgl. 
Regierung aufgestellte Tabelle Aufschluß. Die Ge— 
ammischülerzahl hat gegenüber dem vorhergehenden 
Jahre um 14 abgenommen und betrug 1748. An 
8 Anstalten hat fich die Frequenz gehoben, am 
meisten zu Landau, wo die Mehrung 23 betrug 
und in Edenkoben, welche 11 Schüler mehr zählte. 
In Grünstadt blieb die Schülerzahl underändert. 
In 10 Schulen war die Friquenz geringer als im 
Vorjahre, in Ludwigshafen um 28, in Pirmasens 
um 20 und in Neustadt a. H. um 18 Schüler. 
In Ludwigshafen und Pirmasens ist diese Ab⸗ 
nahme durch die Errichtung der dortigen Real⸗ 
schulen verursacht. Weitaus die besuchtesie Latein⸗ 
schule ist diejenige zu Landau mit 224 Schülern. 
Im Durchschnitt trafen auf jede Lateinschule 97, 
auf eine Kreislateinschule 138 und auf eine Ge— 
meindanstalt 74 Schüler. Die Zahl der fländigen 
Lehrer an Lateinschulen betrug 93, die der Neben⸗ 
lehrer 109. Eine Aenderung gegenüber dem Vor⸗ 
jahre ist nicht eingetreten. Von fammilichen nicht 
mit Gymnasien verbundenen Lateinschulen haben 
aur diejenigen zu Frankenthal und Ludwigshafen 
3sffändige Lehrer. Da die Frequenz dieser beiden 
Anstalten hinter der einiger anderen Lateinschulen 
zurücksteht, welche nur 5 ständige Lehrer haben, so 
veschließt der Landrat die Frage der Einziehung je 
einer staͤndigen Lehrerstelle in Frankenthal und Lud⸗ 
vigshafen hoher kgl. Regierung in Erwägung zu em- 
yfehlen. Der Gesammtbedarffur die Lateinschulen für 
1890 bettägt 322,011 Mt. 11Pf. um 1914 Mt. 07 
If. mehr als 1889. Der für einen Schüler im Durch⸗ 
chnitte erforderliche Aufwandabeträgt hienach 184 
t 74 Pf, über 2 Mk. mehr als im Vorjahre. 
Durch Schulgelder wurden 1889 von diesem Auf— 
vande 43,809 Mt. 46 Pf. gededt, 1108 Mt. 54 
Pf. weniger als 1888. Bei den Kreisanstalten 
zat fich der Ertrag des Schulgeldes wünschenswerter 
Weise um 566 Mi. 29 Pf. auf 15,044 Mt. 29 
Bf. erboͤht. Bei den Gemeindeanftalten ist derselbe 
im 1674 Mt. 83 Pf. niedriger geworden und be⸗ 
rug 28,266 Mti. 17 Pf. Der Durchschnittsbetrag 
nes von einem Schüler entrichteten Schulgeldes wo⸗