Mehrausgabe von 12,109 Mark 10 Pfq. Das
Bermögen Ende 1889 beträgt 721,854 Wark.
Fnde i888 betrug dasselbe 718,051 Mart 13 Pfg.
daher eine Mehrung bro 1889 von 3802 Mart
37 Pfg. Der Siand der Penfionisten war Ende
1889: 278 gegen das Vorjahc 22 mehi.
(Schluß folgt.)
Lotale und pfalzische Nachrichten.
Su Ingbert, 109. Nov. Wie schon öfter
jo ist auch für diesen Winter die Grundung eines
Schlitischuhläuferklubs dahier angeregt
ind ist die Sache soweit gediehen, daß fich ein pro⸗
isorisches Komisé gebildei hat, weiches heute durch
Anzeige auffordert zur Einzeichnung als Mitglied
ines solchen Klubs. Eine Liste hierzu liegt in der
Buchhandiung Demetz offen. Der Jahresbeitrag
Jellt fich sehr gering, für Erwachsene 1 Mk. fuͤr
dinder 50 Pfg. Es besteht die Absicht, den Weiher
der Au zu pachten und zum Eisplatz herrichten
zu lassen, sodaß dortselbst kan Eis mehr gebrochen
Rerden darf. Wir hoffen. daß das Unternehmen
nm der Burgerschaft allseitige Unterftützung findet,
ind damit der Gesundheit föcdernde Eissport fich
dier immer weiter ausbreitet.
* St. Ingbert, 19. Nov. Vom 1. Januar
1891 ab kommtein neuer pfälzisch ba'yerischer
hüterrarif zur Einführung. Derselbe enthält
deben Ermäßigungen auch Frachterhöhungen. Der
bayerisch pfälzische Gütertärif nom 1. Maärz 1887
nebst Nachkägen und sonftigen hierzu erlassenen
Verfügungen wird ab J. Januar 1891 aufge⸗
oben, soweit im neuen Tarif nicht anders be⸗
timmt ist.
*St. Ingbert, 19. Nov. Volkszaͤhl⸗
ung betreffend.) Es empangt ein jeder Haus⸗
haltungs⸗Vorstand und jede einzeln lebende Person,
welche eine besondere Wohnung inne hat und eigene
Hauswirtbschaft fuhrt, einen Zählbrief und wird
darin ersucht, für jede in der Nacht vom 30. Ne⸗
dember zum 1. Dezember d. J. in der Haushaltung
dend auch nur vorübergehend — anwesende
Person in eine gelbliche Zählkarte A den Namen,
die Sieliung zum Haushaltungs Vorstande, das Ge⸗
ichlecht, das Alter, den Familenstand, den Beruf
jezw. Nahrungszweig, die Gebucrts ⸗Gimeinde, das
Religions⸗Bekenntniß, die Staats⸗Angehörigkeit und
ie Muttersprache, fur bundesangehörige aktive
HPilisat und Marinc⸗Personen ferner die Charge
ind den Truppentheil, für nur vorübergehend in
der Haushultung Anwesende endlich noch deren
Wohnort einzuschreiben. Ebenso hat der Haushalt-
ungs-Vorstand für jeden am Zaähltage aus vor⸗
Abergehendem Anlasse abwesenden Haushalté⸗Ange⸗
hörigen, welcher dort noch seine Wohnung bdezw.
Schlafstelle besitzt, in eine röthliche Zahlkarte den
Namen, die Sullung zum Haushaltungs Vorstande,
das Geschlecht, das Alter, den Familienstand, den
Beruf bezw. Nahrungszweig, den vermuthlichen
Aufenthalisort und für bundesangehörige aktibe
huliar· und Marine⸗Personen die Charge und den
Truppentheil einzutragen. Ingleichen hat derselbe
ein Haus haltungs· Verzeichniß B aufzuftellen, wel⸗
ches Namen, Verwandischaft, Religions⸗Bekenntniß,
—XDO Haushaltungs · Mitglieder
bezw. die lediglich vorübergehende Anwesenheit, an⸗
derer, in der Haushaltung gezaählter Personen nach⸗
weist. — Niemand hat von der wahrheitsgemaͤßen
Beantwortung der in den Zaͤhlpapieren gestellten
Fragen für sich selbst oder seine Hausgenossen den
geringsten Nachtheil zu befürchten. — Naͤchst den
Haushaltungẽ⸗Vorstanden und einzeln lebenden Per⸗
sonen mit besonderer Wohnung und eigener Haus⸗
wirthschaft find es namenilich die Zähler, welche
durch zwedmaßige Vertheilung der Zahlpapiere,
durch sachgemäße Prüfung und Erganzung beim
Wiedereinsammeln, sowie durch richtige Aufgabe der
Wohnstatten sehr viel zum Gelingen det Volks⸗
zählung beizutragen vermögen. Diese Maͤnner walten
mnes Ehrenamtes and haben in Ausführung defselben
die Eigenschaft öffentlicher Beamten.
—dDie Feuerwehr Kaiserslautern
pahlte an Stelle des von dort weggezogenen Herrn
Fugen Bumiũer den seitherigen zweiten Komman ˖
danien Herrn Baumeister Adam Heil zum ersten
Zommandanten; zweiter Kommandant wurde Herr
Maler Christian Kaufer.
Die ifraelitische Gemeinde in Purmasens
niftele dem pensionirten Lehrer Herrn Nathan
Joriselbst ein Geschenk im Werth von 300 Mk.,
ssen Ueberreichung am Samstag in feierlicher
Maiße sattfand
— Landau, 18. Nov. Vocgestern Nachmit
ag verunglückte auf dem hiesigen Haupthbahn ⸗
hof der Hilfeportier Harius aus Kaiserslautern
adurch, daß er beim Besteigen eines schon im
hang befindlichen Personenzuges vom Trittbrett
ibrulschte und unter die Rader gerieth Der Un
zlücksfall ging für den Betroffenen noch ziemlich
jut vorüber, denn es wurden demselben nur einige
Zehen abgefahren.
In Godramstein erhielt der Händler
J. Sonntag von seinem Bruder einen gefaͤhr⸗
lͤchen Stich in die Brust.
— Harthausfen, 17. Nov. Gelegentlich des
—XDV———
gurschen eine größere Schlägerei, veranlaßt
zurch einen gewissn Hoffmann von hier, zur
Zeit auf dem Hemshof als Fabrikarbeiter beschaftigt.
uls die zur Beilegung des Streites herbeigerufenen
Zürgermeister Kaller und Adjunkt König den Hoff ·
nann zur Ruhe verweisen wollten, drang er auf die
Faden Ortsborstände ein und mißhandelte dieselben
uuf das grodlichste, so daß sie sich in ärztliche Be⸗
jandlung begeben mußten.
— Speyer, 18. Nob. Wie schon mitge⸗
heilt, ist gestein Abend der Redakteur der „Sp.
zig.“, Herr A. Stark, durch einen schweren Un⸗
ücksfali aus diesem Leben geschieden. Auf dem
)eimweg nach seiner Wohnung in der Schützen⸗
iraße gerieth er auf bis j tzt unaufgeklärte Weise
n den durch die Mühlthurmstraße fließenden offenen
Teil des Speyerbachs und wurde heute früh aus
emselben als Leiche gezogen. Herr Stark, welcher
eit Jahresfrist die Redallion der „Sp yerer Zig.“
sbernommen, hat während dieser Zeit sich allge⸗
neine Hochachtung erworben, Er war ein freiheit
icher Mann, ein treuer Verfechter der liberalen
Zache, für die er steis voll und ganz eingetreten.
zrt war sfiets für die berechtigten Wunsche der Ar⸗
riter und hat dieselben vielfach in Wort und
zchrift dargelegt.
Die Meldung aus Neidenfels, welche
jon uns dem Ipf. K.“ enmommen war, ist stark
dertrieben. Ein Beamter der betreffenden Ma⸗
hinenfabrik hat durch luxur öses Leben und Ver⸗
chwendung Aergernis erregt und wurde vom Chef
» Hauses darüber zur Rechenschaft gezogen und
entlassen. Es sind wohl einige Ungehoörigkeiten und
Anordnungen zu konstatieren gewesen, keineswegs
ber Unterschleife, welche zu so schiimmen Gerüchten,
vie angegeben sind, berechtigen.
paAus Elsaß⸗Lothringen. Als am
Zamstag Morgen, trotzdem es schon 9 Uhr schlug,
die Familie des in Westerling deschäftigten Fabrik⸗
rbeners Leander Arnold zu Odern im Kreis
Thann nicht zum Vorschein kam, wurden die an⸗
eren Hausbewohner besorgt und z'igten dies der
gendarmerie an. Dieselbe fand die Wohnung bee ⸗
chloffen, bemerkte jedoch im Innern der sonst un⸗
zeimlich stillen Wohnung Vicht. Dem die Thür
ufbrechenden Beamten bot fich ein schreckuicher
Inblick. Mitten zwischen fünf Kinderleichen,
2 Kaaben und 3 Mädchen, im Alter von 2 bis
) Jahren, lag die Mutter derselben, ebenfalls
sode. Ällen waren die Kehlen durchgeschnitten;
die Leichen schwammen im Blut. Die Kinder
haten nur mit dem Hemd, die Murter jedoch
zͤllig bekleidet. Letztere hielt in ihrer erstarrten Hand
ioch das Mordwerkzeug, ein altes Rasiermesser. Sie
jatie damit ihren Kindern den Tod gegeben, und
zies, ehr ie Hand an sich selbst legte, mit Kreide
uf den Tisch geschrieben, auch einige Abschieds⸗
horte an ihren Gatten, welcher ahnungslos etwa
reidiertel Stunden vor der That seiner täglichen
Arbeit nachgegangen war. Wohl war von den
haus bewohnern das Schreien der Kinder gehört
dorden, dasselbe war jedoch bald verstummt und
nicht auffällig gewesen. Ergreifend war das
Wiedersehen des Vaters. der seine Kinder gesund
ind wohl, gewiß noch schlafend, zurückgelassen hatte
ind nun, nach wenigen Siunden nur die ver—
jümmelten Leichen seiner Lieblinge wiederfand.
Das älteste Bübchen hatte, wohl schon mit der
Idilichen Wunde und in der Todesangst, unter das
Hett Lriechen wollen, das jangfsle Kind, ein Mäd⸗
hen, lag halb unter seiner Mutter. Furcht ver
Sirafe wegen eines kleinen Diebstahls, wohl mehr
ider die Furcht vor dem Zorn ihres rechtlichen
Mannes, der von ihrem Vergehen noch nichts
dußte. auch die Verzweiflung vor Hunger und
Vermischtes.
Not scheinen die Unglückliche zu der grausigen Thet
getrieben zu haben.
Muͤnchen. Der im Druck erschienene 5
Rechenschaftsbericht des Vereins für Arbeiter.
kolonien in Bayern reiht sich würdig seinen
Vorgängern an. In 5 Kabiteln behandelt das
inleressante Schriftchen die Gneralversammlung des
VBereins am 4. September 1890 auf Simonshof
den Jahresbericht des J. Vorsitzenden, den Berih
des Inspektors der Kolonie, die Frequenz dee
Simonshofes und die Rchaung pro 1890. Au
dem gesammten Inhalt des Berichtes geht hervor,
daß das gemeinnuitzige Unternehmen auf Simons-
hof dem ganzen Land zu gut kommt. und schöne
Fruchte tiagt, zu seinem völligen Ausbau indeß noch
inmer einer thatkräftigen Uaterstützung bedarf. Der
Hericht, welcher von allgemeinem Interesse ist, wird nich
nur an die V.reinsmitglieder, sondern auch an alle Jent
abgegeben, welche sich für die Sache der Ardeiter ˖
folonien interessiren und ist wie alle Druckhsachen
des Vereins sür Arbeiterdolonien in Bayern durt
sein Bureau in Musnchen — Hilfssekreitär Ladw.
Fichner, Reichenbachstraße Nc. 13 / 4 — kostenkrei
zu beziehen.
p'Ein energischer Mahner. Die «
Kamenz weilende Gemahlin des Regenten Prinzen
Aubcecht hat dieser Tagt, wie der Koͤln. Zig.“
geschrieben wird, in ergötzlicher Weise erfahcen, daß
der Kuf derber Grobheit, in welchem der in der
Begend allgemein bekannte „Vater Großer“, ein
alter, schwerhoͤriger Botenmann, steht durchaus be⸗
gründet ist. Derselbe hatte im Schlosse einen
Iuftrag zu vollführen und begegnete daselbst einet
Dame, die ihn freundlich anredete: „Guten Tag,
HZroßerchen, wie gehts?“ Statt des Dankes giht
der Alte die Ftage zuzuck: „Wer seid Ihr denn?“
‚Nun, kennt Ihr mich nicht? Ich bin die
Prinzeifin Albrecht.“ — „So, seid Ihr die d Ra,
Ihr seid mer oo die Rechte, seit Weihnachta seid
Ihr mehr schun drei Biema (Bönm) sculdig un
tz ham mehr bald wieder Weihnachta,“ Luchend
Itwortete die Prinzessin: „Das muüßt Jor mi
unserem Rentmeister abmachen, um solche
dleinigkeiten kann ich mich doch nicht kümmern.“
Framuch versetzte darauf der Alte: „Ach woas, id
immer mich um jeden Fennig, den ich schuldig bi.
Die Prinzefsia Aldrecht ließ hierauf „Vater Großet
die drei ,Biema“ mit Zinsen bezahlen und erzählt
dann hoͤchlich ergötzt, wie energisch fie zum ersten
Male in ihrem Leben gemahnt worden sei.
Der Riesen⸗Grenadier im erhin
Harde⸗Regiment z. F. in Potsdam, über den wir
uagst verichteten, ist in seine heimathlichen Gfilde
am Rhein zurückzekehrt, da der stramme Dienst den
⸗erst 19 Jahre alten Rekcuten über die Maßen an⸗
gestrengt hat. Trotz dieses Verlustes eines 2.25
Meter langen Angehörigen hat das erste Garde
stegiment z. F. doch noch einen Mann auf zuweisen
weicher um zwei Centimeter länger ist, als der be⸗
ühmte „lange Plüskow“. Während dieser —
Ddoupimann von Pluskow — 2.05 Metet mißt⸗
gt jener noch um 2 Centimeter über dieses Riehen⸗
haupt empor, mißt also 2,07 Meter.
Telephonverkehrin Berlin, Die
Zahl der telephonisch geführten Gespräche ir Berlir
clauft sich jetzt taglich auf etwa 670,000. Die
Zahl der Theunehmer hat bereits 14,000 üde⸗
chritien. Es siad das mehr Sprechstellen, als gan
Frankreich besitzt. Dort gab es Anfangs diese⸗
Jahres erst 12,800.
7 Die „fliegenden Wursthändler
Berlins sehen chsi seit kurzem gegenüder einn
Zonurreng, welsche sie zunächit nur mit gemischten
Gesuhlen betrachten. Ihre blitzblank geputßzin
Messingbehalter, denen nachtlicher Weile die vel⸗
seckendsien (49) Düfte entsteigen, werden jetzt in de
Friedrichstadt ducch einen pomphaften Apparat üher
rahlt, welcher Aufsehen etregt. Derselbe besteh
neinem eigenarugen Gespaun. Der Wagen he
die getreue Form einer Volomotwe, grotze u
rotem Blech verkleidete Räder, fichtbare Feuerun
rauchenden Schornstein, blinkende Kessel und win
jon 3. Männern bedient welche mit Humor ihrr
Amtes walten. Der eine fungirt mit stling
und Dampfspeife als Lokomotivführer, der zwein
acht dis Heizer die brennende Kohlenmosse
er neuer Glut an und der dritie spilt,“
Schaffaer, welch r dem Publikum warme Kno
ander“ gegen ein Entgelt von 15 deutschen Reich⸗
ofennigen verabfolgt. Diese werden ausdrügl
is . Schweinewursi“ angepriesen, um ieden *
alten gan Houetuh“ fernzuhalten. Die Haut