Full text: St. Ingberter Anzeiger

F St. Johann, 3. Jan. Herr Baurath 
Schonbrod war vor längerer Zeit von der königl. 
Regierung beauftragt worden, durch Rechnungs- 
arbeiten festzustellen, welche Kosten eine eventuelle 
veitere Kanalisirung der Saar sowie 
zie der Mosel (von Perl bis Koblenz) verur- 
achen würden. Zur Anfertigung von Plänen ꝛ⁊c. 
varen die Herren Regierungsbaumeister Prißmann 
uind Rohlfs der hiesigen königl. Wasserbau⸗ 
Inspektion zugetheilt worden. Die Vorarbeiten 
ind jetzt beendigt und die bezüglichen Pläne wuc⸗ 
den gestern der königl. Regierung eingesandt. 
(G. A.) 
FSaarbrücken, 3. Jan. Der Oberpräsident 
der Rheinprovinz Herr Freiherr v. Berlepsch, 
raf gestern hier ein und hegab sich als Gast des 
herrn Geheimrat Freiherrn v. Stumm nach dem 
Zalberger Schlosse. Wie die „S. Z.“ berichtet, 
'and dortselbst abends dem Gaste zu Ehren größere 
Tafel statt, zu welcher der Herr Regierungs⸗Präsi- 
»ent v. Pommer⸗Esche, die Spitzen der hie- 
igen Civil- und Militärbehörden und die hervor⸗ 
ragendsten Industriellen des Saargebiets erschienen 
waren. 
Der Vorstand des Saarbrücker 
dnappschaftsvereins hat folgende Be— 
sanntmachung erlassen: Gemäß Art. 12 des 6 
stachtrags zum Knappschaftsstatut vom 26. Juli 
1872 hat der Knappschaftsvorstand in seiner Sitz 
ung am 7. Dezemder die mongilichen Beiträge zur 
zrankenkasse des Saarbrücker Knappschaftsbereins 
für das Jahr 1890 unter Hinzuziehung des ge⸗ 
wählten Ausschusses der Knappschaftsältesten für die 
Beamten auf 50 Pfg., für die erwachsenen Arbeiter 
. Klasse auf 1.20 Mt., für die 2. Klasse auf 80 
Bfg. und für die jugendlichen Arbeiter auf 40 Pfg. 
estgesetzt. 
F Metz. Die Metzer Zeitung“ meldet: Der 
taiser hat den Fräulein Josephine Statz, 
Tochter des Kreisschulinspektors Statz, Mitglied 
jes Gemeinderats, und Hulda v. Versen, 
Tochter des Generallieutenants v. Versen, welche 
im 23. August d. J. an der Spitze hiesiger jun⸗ 
gen Damen Ihren Maj⸗stäten bei dem Einzuge in 
HMeetz an dem Triumphbogen bei der Germania 
ZBlumenspenden überreicht haben, Broschen mit der 
Chiffte beider Majestäten und eingravirtem Ort 
ind Datum verliehen. Diese Geschenke sind den 
jeiden Damen durch den Bürgermeister überreicht 
vorden. 
F Mannheim, 3. Jan. Einen schm'rzlichen 
Kerlust hat die Universität Heidelberg und mit 
hr die gesammte deutsche Wissenschaft erlitten. 
heute früh wurde nämlich Herr Professor Dr. H. 
Thorbecke in Heidelberg plötzlich aus dem Leben 
ibberufen. Der Verstorbene ist ein Bruder des in 
unserer Stadt hochgeachteten und verehtten Heern 
Fabrikanten Franz Thorbecke. 
F Infhuenza. München, 3. Jan. Der 
Magistrat ordnete die Schließung sämmtlicher 
Volksaschulen bis zum 13. d. M. an, und 
zwar wegen der Influenzagefahr infolge ärztlichen 
Butachtens. Herr Reichsrath Dr. v. Döllinger 
st von der Influenza befallen worden und zwar 
n so heftiger Weise, daß das Bewußtsein zeitweise 
zetrübt ist. Bei dem hohen Alter des Herrn v. 
Döllinger ist die Sache nicht ohne Gefaht. — Aus 
franken. In Folge starken Auftretens der 
Influenza im königlichen Schullehrerseminar zu 
Schwabach wurden die Seminaristen auf 
unbestimmte Zeit in ihre Heimath entlassen. — 
Prag, 3. Jan. Wegen massenhafter Erkrankungen 
an Influenza ist gestern eine Verfügung des 
Landesschulrates erschienen, daß alle Volks⸗, Bürger⸗ 
und Mittelschulen Prags und der Vororte bis auf 
weiteres geschlossen werden sollen. 
fF Aachen, 2. Jan. Heute Abend brach in 
dem hiesigen städtische Lagerhause eine 
Feuersbrunst aus, die rasch um sich griff 
und das ganze Gebäude, in welchem u. A. alle 
Kequisiten des Stadttheaters lagerten, bis auf die 
Mauern in Asche legte. Die nahe gelegene Michaels⸗ 
tirche mit ihrem Thurme stand in großer Gefahr, 
s gelang indeß den angestrengten Löscharbeiten, 
»as Feuer von denselben abzuhalten, ein weiteres 
Imsichgreifen zu verhüten und das Feuer auf 
einen Heerd zu beschränken. Die Entst⸗hungsur⸗ 
ache des Feuers ist bis jetzt nicht ermitielt. 
fFProzeß Civry. Mit der Enischeidung 
des höchsten braunschweigischen Gerichtshofes in 
Sachen des genannten Prozesses ist zwar die An⸗ 
Jelegenheit für die braunschweigischen Gerichte be⸗ 
endet, aber im Uebrigen noch lange nicht beigelegt. 
Im Gegenteil, sie hat dadurch eine ganz neue, 
iberraschende Wendung genommen, daß nunmehr 
in Graf Civbry, ein Sohn der bereits verstorbenen 
Bräfin Civrh im Namen der anzen Familie direkt 
juch gegen die Stadt Genf als die Erbin der 
Htillionen seines Großvaters, des Herzogs Karl, 
juf Herauszahlung eines Pflichttheils klagbar zu 
verden beginnt und, wie die „Nordd. Allgem.“ 
aittheilt, einen „Protest an die Bewohner Genfs“ 
jerichtet hat, der vor einigen Tagen in Form 
roßer Plakate in Genf verdreitet wurde. 
fFDas räthselhafte Verschwinden 
zahlreiche Werthe und Geldbriesend— 
ungen von dem Postamt Nr. 7 in Berlin in 
ser Dorotheenstraße verursachte bei den Beamten 
esselben seit mehreren Monaten erklärliche Nuf⸗ 
egung, zumal es trotz aller Bemühungen nicht 
elingen wollte den frechen Marder, welcher unbe⸗ 
ingt unter den Angestellten des Amtes zu suchen 
var, ausfiadig zu machen; die Aufregung der 
JZostbeamten steigerte fich jedoch auf das Höchste, 
ils vor etwa 14 Tagen ein Geldbrief über 9000 
MNark auf dem Transporte von dem Postamt 7 
nach dem Hauptpostamt abhanden kam. — Da 
rregte in der vorigen Woche der seit einem Jahr 
nuf dem Amte als Hilfsbote angestellte 283jährige 
3., welcher hauptsächtlich das Einholen der Briefe 
zus den Kästen zu besorgen hatte, durch sein 
erschwenderisches Leben die Aufmerksamkeit der in 
denntniß gesetzten Polizei, und B. wurde nun 
rufs Sorgfältigste überwacht, ohne daß er hiervon 
ine Ahnung hatte. Dabei wurde denn auch von 
inem Kriminalbeamten bemerkt, wie der Ver⸗ 
ächtige eine Sendung, welche derselbe in einen 
zeutel zu legen hatte, schnell in seine Tasche 
erschwinden ließ, und nunmehr wurde zur Ver— 
aftung des unehrlichen Beamten geschritten. Bei 
er in seiner, in der Fischerstraße 5 gelegenen 
Vohnung vorgenommenen Haussuchung wurden 
3000 Mark in baarem Gelde, aus dem oben er⸗ 
vähnten Briefe herrührend, aufgefunden, während 
ie fehlenden 1000 Mark von dem leichtsinnigen 
NRenschen in den wenigen Tagen in Gesellschaft 
suter Freunde verpraßt waren. Eingestandener⸗ 
naßen hat B., der bereits früher auf anderen 
Poftämtern thätig gewesen ist, dortselbst ehenfalls 
UInterschlagungen vorgenommen, und zwar sollen 
zicht weniger als 80 derartige Einzelhandlungen 
dorliegen. Der hoffnungsvolle junge Mann hat 
s verstanden, das gestohlene Geld stets in 
kürzester Zeit durchzubringen. 
rF Jena, 3. Jan. Der bekannte Kirchen⸗ 
zistor iher Karl August Hase ist heute ges 
torben. (Hase war am 238. März 1800 zu 
„teinbach in Sochsen geboren. Nach zurückge⸗ 
egten Studien habilitirte er sich als Privatdocent 
der Theologie in Tübingen, wurde aber bald, als 
alter Burschenschafter, zur Verantwortung gezogen 
ind 11 Monate lang auf dem Hohenasperg in 
daft gehalten. Freigelassen und des Landes ver—⸗ 
viesen, folgte er nach kurzem Aufenthalte in 
Dresden und Leipzig einem Rufe als ord. Pro—⸗ 
essor der Theologie nach Jena, wohin er Ostern 
830 übersiedelte und dort weit über ein halbes 
Fahrhundert segensvoll wirkte, indem er hesonders 
nuf eine Versoͤhnung des historischen Christen⸗ 
hums mit der modernen Bildung hiawirkte und 
jen verwässerten und haltlosen Rationalismus be— 
ämpfte. Die Haupiwerke Hases sind sein „Leben 
Jesu“, später zu einer „Geschichte Jesu“ er⸗ 
weitert, und seine „Kirchengeschichte“, deren klare, 
raftvolle und künstlerisch schoͤne Darstellung noch 
inübertroffen ist.) 
F Breslcu, 3. Jan. In der dem Grafen 
Ballestrem gehörige Wolfganggrube in 
studa (Oberschlesien) ist der „Breslauer Zeitung“ 
ufolge ein Ausstand ausgebrochen. 
F Brüssel, 3. Jan. Die Lütticher 
Bbergleute verübten Ausschreitungen und 
erletzten Aufseher sowie Arbeiter, welche dem Streik 
ernbleiben wollten. Vor der Wohnung des Berg⸗ 
verkleiters zu Mons explodierte eine Dynamitbombe. 
Die Regierung beschloß, mit größter Strenge gegen 
die Attentäter vorzugehen. 
f Paris, 3. Jan. Nach hier eingegangenen 
Nachrichten ist der italienische Dampfer 
„Persia'; von der Gesellschaft Rubattino an 
er korsischen Küste bei der Mündung des Tabig- 
jano gescheitert. Von 1839 Fahrgästen haben 
sur sechs ans Land gelangen können. Der 
Narineminister telegraphitte an den Präfekten 
von Toulon, sofort einen Aviso zur Hilfeleistung 
abzuschickenn. 7552* 
fEin ansehnliches ärzthiches Ho⸗ 
no rar hat der Zufall einem jungen Praktiker in 
Warschau in die Hand gespielt. Ein Patient war 
nach gllücklich deendeter Kur nicht in der Lage, 
jeinen Arzt zu bezahlen, und händigte deshatb seinem 
Arzte statt des baaren Geldes ein Lotterieloos 
in. Fortuna gefiel es, auf das letztere den hüb⸗ 
chen Gewinn von 15 000 Rubeln fallen zu lassen. 
ach dem Bekannwerden dieser Thatsache meldete 
ich nun aber der frühere Patient mit der Be— 
zauptung, daß er das Loos nur in Pfand gegeben 
sabe; da der Arzt hehauptet, daß das Loos that⸗ 
achlich in Zahlungsstatt gegeben worden sei, so 
düctfte sich hirraus noch eine interessante Gerichts⸗ 
derhandlung entspinnen. 
7milicunnachrichten. 
Geftorben: In Frankenthal Wilhelm 
Zoch, Assistent an der pfälzischen Eisenbahn, 29 
J. a.; in Wachenheim Kathchen Hefele, geb. 
dalbfuß, 23 J. a; in Ungstein Anna Justine 
Wolf, geb. Bär, 69 J. a. 
Neueste Nachrichten. 
Saarbrücken, 3. Jan. Aus zuverchdi ger 
ZQuelle erfahren wir, daß im Gegensatz zu dem 
Dementi der „Frankfurter Zeitung“ thatsächlich 
»er Bergmann Nikolaus Warken im Wahlkreis 
—A 
iestellt wrrd. Gegen den Fehr. v. Stumm in 
steunkirchen soll ebenfalls ein parteiloser 
Urbeiterkandidat aufgestellt werden. 
(Pf. K.) 
Lüttich, 8. Jan. Der Streik im Kohlen⸗ 
»ecken von Seraing ist in der Abnahme be—⸗ 
zriffen, die Zahl der Streikenden vermindert sich, 
n den Kohlengruben auf dem linken Maasufer 
vird voll gearbeitet. 
Paris, 3. Jan. Nach weiteren Nachrichten 
ind die Fahrgäste des Dampfers „Persia“ 
immtlich gerettet. 
Für die Redaktion verantwortlich F. x Demeß. 
Allen au Influenza Erkrankten, die 
ich Erleichterung und Linderung verschaffen wollen, 
eien angelegentlichst Fay's ächte Sodener Mine⸗ 
al⸗Pastillen empfohlen. Je 5— 6 Pastillen in 
seißer Milch aufgelöst, und in wiederholten Gaben 
seiß getrunken, üben einen wohlthätigen Einfluß 
iuf die katarrhalisch affizirten Organe aus, bewerk⸗ 
telligen eine leichte Schleimabsonderung und lindern 
omit die Hiftigkeit und die Beschwerden des 
datarrhs. Fay's ächte Sodener Mineral-Pa- 
tillen sind in allen Apotheken und Droquen à 
35 Pfa. zu haben. 
ali⸗Seidenstosse v. 95 Pfge. bie 
14.80 p. Met. — glatt. gestreift u. gemustert 
— vers. roden und stückweise porto⸗ und zoll⸗ 
rei das Fabrik⸗Depot G. Henneberg (K.u. 
K. Hofl.) Zürich. Muster umgehend. Briefe 
kosten 20 Pf. Porto. 
Unenthehrliche Lektürel! 
DNlan abonnlers aut 
die meistrerbreitete 
deutzckte — 6 * 
—II.IIo 
2 
6 
Fan 
uslangut. 
voerlange 
obe . ummer 
ron dem 
Verlag des Echo (I. B. öchorer 
Berun S.V.