Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Imtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
er St⸗Zugberter — erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungk⸗VBlatt und Mittwocht und Samstagt mi 
asirirten Beilagen. Vas Blait koflet vierteljährlich 1A GO 4 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 14 75 , einschließlich 40 Zustellungsgebuhr. Die 
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X 29. 25. Jahrg. 
Nationalliberaler Parteitag fürn 
die Pfalz. 
Aus der Rede, welche Herr Dr. Miquel am 
Sonntag in Kaiserslautern hielt, geben wir nach 
»em „D. A.“ folgenden Auszug: 
Hherr Dr. Miquel betrat freudigst begrüßt 
e Tribdüne. Er schilderte in 193stündiger gzlän—⸗ 
zender, von häufigem Beifall begleiteten Rede zu—⸗ 
zächst die Lage bei den letzten Reichstagswahlen 
ind wie damals eine niefe patriotische Bewegung 
nurch die deutschen Lande aus Anlaß des Ver— 
zaltens der früheren Reichstags-Mehrheit ging. 
Wie damals, so gelte es auch für die bevor⸗ 
lehenden Wahlen, eine Mehrheit zu erzielen, die 
jemeinsam mit der Reichsregierung das Reich 
iach Innen und Außen festigen und weiter aus⸗ 
„auen wolle. Diese Politik habe sich als heilsam 
ür das deutsche Vaterland erwiesen. Wie wäre 
s jedoch gegangen, wenn damals die Gegner ge⸗ 
iegt hätten? Trotz der schweren Opfer, welche 
er bewaffnete Friede der Nation auferlege, sei 
jerselbe doch tausendmal den Gräueln des Krie⸗ 
ees vorzuziehen. Trotz der hierdurch bedingten 
lusgaben sei die Nalion im Wohlstande vor—⸗ 
vaͤrts geschritten und Handel und Wandel, sowie 
Industrie habe fich gehoben; Beweis, daß wir 
ene Lasien zu tragen vermöchten. Wenn man 
ibder die Ausgaben bewillige, so müsse man auch 
ur die Deckung sorgen. Er stehe auf dem Bo— 
nen, daß die größeren Vermögen eine gerechtere 
ind schärfere Heranziehung zu Steuerzwecken er⸗ 
ahren müßten zur Entlastung der kleineren und 
aittleren Steuerzahler. Im Weiteren verbreitete 
ich Redner noch üder die Branntweinsteuer, 
zucker⸗Industrie, Kornzoͤlle, Getreidepreise, Frei⸗ 
andel und Schutzzollfrage, indirekten Steuern, 
Sozialgesetzgebung und das Sozialisten⸗Gesttz. 
Im Anschluß betonte Herr Dr. Miquel, die bür— 
jerliche Freiheit sei um so gesicherter, wenn eine 
'arke gemäßigtliberale Mehrheit im Reichstage 
ze. Die Gegner waren bekanntlich immer auf 
»er negativen Seite — wenn sie die Mehrheit 
eläümen, gerathe die Entwickelung des Reiches ins 
ztoden. Was das Kartell andbelange, so wäre 
it 20 Jahren das deutsche Reich auch von der 
onserbativen Partei mit ausgebaui worden. Von 
ner Verleugnung liberaler Prinzipien seitens der 
emaͤßigt⸗liberalen Partei konne dabei auch nicht 
ntfernt die Rede sein. In den Reichstag müßten 
Nänner gesandt werden, die poßtiv arbeiten und 
icht in grundsätzlicher Opposition verharren gegen 
en Fürsten Bismarck, dem wir mehr zu ver⸗ 
anken haben, als allen Staotsmännern seit 200 
jahren in Deutschland. Um Bismarck beneideten 
ms alle Nationen der Welt, wie ist es möͤglich, 
me ganze Politik aus Haß gegen ihn zu 
nachen; leichter sei es für die Gegner ihm zu 
pponiren, als ein großes Reich zu gründen und 
u regieren! (Stürmisches Bravo ) Wir müßten 
ei den lommenden Wahlen ebenso fest zusammen⸗ 
lehen, wie bei den letzten Wahlen. Er kämpfe 
uicht gegen Personen, sondern gegen Ziele und 
Jdeen, welche er als nachtheilig für sein Valer- 
and halte. Große Ziele und große Zeiten er⸗ 
ordern den großen und kleinen Mann — ohne 
»en kleinen Mann sei der große Mann nichts. 
Beifoll) Herr Dr. Miquel dzog ferner noch be⸗ 
nwortend die Kolonial-Politik ins Bereich seiner 
setrachtungen und empfahl beim Wahlkampfe, sich 
agßter Sachlichkeit zu befleißigen wie die Acht 
ung vor dem Gegner stets im Auge zu behalten. 
Mit aller Energie sei in den Wahlkampf ein⸗ 
utreten; eine Partei, die Schwäche und Mangel 
imn Kraft zeige, ist verloren, selbst wenn sie siegen 
ollte! Cangandauernde Zustimmung). 
Deutsches Reich. 
St. Johann a. S., 3. Febr. Gestern 
Nachmittag fand im „Kaisersaal“ hierselbst eine 
Bahlversammlung der „eIrbeiterpartei“ statt, 
odelche der Einberufer Bergmann Warken mit einem 
doch auf Seine Majestät den Kaiser eröffnete. 
„odann erläuterte der Vorsitzende Maurerpolier 
stoll in kurzen Worten das Programm des in 
Aussicht genommenen Kandidaten Warken und er⸗ 
heilte Letztgenanntem das Wort, der es sich nun 
ur Aufgabe stellte, die Anwesenden für seine Kan⸗ 
idatur zu bewegen; Warken beschrieb hierbei seinen 
,bis jetzt unbescholtenen Lebenslauf“, seine guten 
Zermögensverhältnisse (18,000 Mark in Besitz) 
velch letztere ihm die Annahme einer Kandidatur 
rlauben; ausdrücklich hob er hervor, daß er kein 
Sozialdemokrat, sondern nur ein Demokrat sei! 
Veiter hob er die Nothwendigkeit eines „Arbeiter⸗ 
ertreters ohne politischen Anhang“ hervor; nur 
sie Brodfrage wolle er befürworten imfalle seiner 
Wahl; auch den Geschäftsleuten empfahl er seine 
dandidatur; durch stürmische „Bravo⸗Rufe“ öfters 
interbrochen ersuchte er seine Kameraden um mehr 
cuhe. Einen Hinblick auf die Bergarbeiterver⸗ 
ältnisse werfend begründete er nochmals sein Vor⸗ 
sehen, da nur ein Bergmann oder Arbeiter die 
ichtige Lage der zuständigen höheren Behörden zu 
nterbreiten imstande sei; Warken empfahl dabei 
einen Kameraden immer „echte deuische Patrioten“ 
u bleiben! Es nahmen ferner die Bergleute: Mohr 
Rußhütte), Müller (Friedrichsthal), Jost (Fischbach), 
chomae (Altenwald), Zumpf (Altenwald), Döͤrr 
Völklingen), Berwanger, Graäber (Sulzbach), Alt⸗ 
neyer (Puttlingen), Dorschied (Quierschied), Weyand 
Sulzbach), Blank (Jägersfreude) das Wort. Jeder 
on ihnen empfahl die Kandidatur Warken und 
uchte dieselbe zu begründen; alle Redner wurden 
im Schlusse ihrer Auslassungen mit stürmischen 
Bravorufen belohnt. (G. A.) 
Saarbrücken, 2. Febr. Die für heute in 
St. Wendel anberaumte Wahlerversammlung 
der Arbeiterparstei konnte nicht stattfinden, 
da der Saalbesitzer das Lokal in letzter Stunde 
verweigerte. 
München, 3. Febr. Graf Drechsel 
zeantragte im Ausschuß der Reichsratiskammer, 
dem Zentrumsantrag betreffs Rückberufung der 
Redemptoristen zuzustimmen. 
Eschweiler, 3. Febr. Eine heutige Ver— 
sammlung der Belegschaft „Notberg“ beschloß, 
nachdem der Eschweiler Bergwerksberein weitere 
Zugeständnisse gemacht habe, die Arbeit nicht ein⸗ 
ustellen, sondern morgen einzufahren. 
Köln, 2. Febr. Der Parteitag der rh e i⸗ 
nischen Zentrumspartei ist stark be— 
ucht. Windt horst hielt eine große Rede und 
zriff darin das Kartell heftig an, das zur Zer⸗ 
törung des parlamentarischen Lebens fuühre. 
Weiter fordert Windthorst in Betreff der datho⸗ 
ischen Kirche Zustände, wie sie zur Zeit der 
krönung Wilhelms J. gewesen sein. Dies wolle 
rr auch auf dem Schulgebiet. Er gab schließlich 
olgende Wahlparole aus: die Wiedereroberung 
zer christlichen Schule. 
Berlin, 83. Febr. (Abgeordnetenhaus.) 
Zei der Beratung der direkten Steuern er⸗ 
klärt Finanzminister v. Scholz nach einer vor⸗ 
ingegangenen Debatte namens der Staatsregierung, 
äch nicht weiter an der Debatte beteiligen zu 
fönnen, namentlich deshalb nicht, um die bereits 
oͤfter gegebene Auskunft betreffs der vorzubereiten⸗ 
den Steuerreform zu detaillieren. 
Berlin, 3. Febt. Der Kaiser empfing 
heute Nachmittag 4 Uhr den Reichskanzler zu 
angerem Vortrage. 
Berlin, 3. Febr. Die „NNorddeutsche 
Allgemeine Zeitung“ bespricht die Broschüre 
des französischen Obersten Stoffel und er— 
lärt die Behauptung des ehemaligen Militärattach6s 
vei der franzöfischen Botschaft am preußischen Hofe, 
Bismarck habe ihm erzählt, er sei nach Königgrätz 
überall auf die größten Schwierigkeiten gestoßen, 
um einen Friedensschluß herbeizuführen, und nament⸗ 
lich bei dem derzeitigen preußischen Kronprinzen sei 
er einer leidenschaftlichen Oppofition begegnet, 
serner, Bismarck habe deshalb die Verantwortlichk eit 
des Friedensabschlusses nicht allein tragen wollen 
ind den König veranlaßt, ihm einen Brief zu 
chreiben, worin der König erklarte, daß er nach 
eiflicher Ueberlegung zu dem Entschlusse gelangt 
ei, dem Kriege ein Ende zu machen, in allen 
Teilen für unrichtig. Die Haltung des 
dronprinzen sei dabei vollends ins Gegenteil ver⸗ 
ehrt; gerade dieser und er allein habe das Ver⸗ 
angen Bismarcks nach Frieden gegenüber der Ab⸗ 
icht des Königs, den Krieg fortzusetzen, mit seinem 
janzen Gewichte, in Widerspruch zu anderen Rat- 
zebern des Königs, wirksam unterstützt. Stoffel 
sjabe es in seiner Schrift ferner als Fehler be— 
zeichnet, daß bei dem Abschluß des Friedens mit 
Frankreich härtere Bedingungen gestellt worden 
eien, als nach Beendigung der Feindseligkeiten mit 
Desterreich. Das dem Reichskanzler nahestehende 
Blatt bemerlt dazu: Stoffel übersieht den Unter⸗ 
chied zwischen dem Verhältnis Deutschlands zu 
Desterreich und Deutschlands zu Frankreich. 
S„chonung hätte bei Frankreich nichts genützt, nach⸗ 
»em wir die Schlachten gewonnen. Das einzige 
Mittel gegen zukünftige Angriffe Frankreichs war 
zie militärische Sicherstellung. Da Deutschland 
Jahrhunderte hindurch ruchlosen Angriffen des 
zallischen Nachbarn ausgesetzt gewesen war uud 
zoraussichtlich in den nächsten Jahrhunderten nicht 
mehr Ruhe vor Angriffen finden werde, so be—⸗ 
durften wir einer Verschiebung der Grenze bis an 
die Vogesen, eben um französische Angriffe besser 
abzuweisen. Die Verbesserung unserer Verteidig⸗ 
ungslinie bezweckte weniger die Deckung Berlins als 
Süddeutschlands. Die im Elsaß ffets zahlreich 
vereit gehaltenen französischen Truppen konnten 
mmer Baden und Württemberg überschwemmen. 
Diese Thatsache und deren häufiger Mißbrauch nö⸗ 
igten Deutschland zur Vorschiebung der Verteidig⸗ 
uingslinie und zur Revindikation uns früher gewalt⸗ 
hätig entrissenen deutschen Gebietes. 
Anusland. 
Brüssel, 3. Febr. In der heutigen Sitzung 
»er Antisklavereikonferenz entschied sich 
zie Feuerwaffen-Kommission für eine besondere 
Strafe nach Art und Umständen nicht, wie Belgien 
vorschlug, für das ganze Gebiet. Auch die 25jährige 
Beltung des Verbots wurde verworfen, da man 
nur Versuche anstllen voolle. — Gestern fand in 
zumet eine konstituirende Versammlung des Lan⸗ 
zesvereins der Bergleute statt. Die Führung 
ihernimmt ein Ausschuß mit je zwei Mitgliedern