Full text: St. Ingberter Anzeiger

sorgen habe, daß den Verwandten das Vermögen 
zufalle. Die Summe solle 132 Mallionen betragen 
und die glüdlichen Erben sind einige Familienstämme 
von Schwegenheim und Weingarten. 
— Speyer, 7. Dez. Im Stadtsaale wurde 
heute Nachmiitag die Generalversammlung des 
Vereins zur Etbauung der Gedächtniß kirche 
ber Protestation! abgehalten. Dieselbe be⸗ 
tonte den dauernd günstigen Stand der Sache. 
Die Gesammteinnahmen des letzten Jahres betragen 
166 938 Mark. Das Jahr 1889 begann mit 
626 000 Mark und schloß mit 744 000 Mark; 
das gegenwärtige Jahr weist bis 1. D zember be— 
reits 831 000 Mk. auf, die Gesammtmehrung des 
Kapitals beträgt im letzten Jahre 107 860 Mark. 
Das disponible Vermögen (ohne den Bauplatz) be⸗ 
trägt 810 000 Mark. 
— Haßloch. Die Volkszäblung ergab 
hier eine Gesammtseelenzahl von 5788 gegen 5666 
im Jahre 1885, — demnach ein Mehr von 122. 
Gagahlt wurden 2821 männlichen und 2967 
weiblichen Geschlechts. — 4726 Protestanten, 960 
Katholiken, 102 Israeliten. 
Neustadt, 7. Dez. Wie verlautet, beab 
sichtigt Herr Stadtschreiber Simon Pfirrmann die 
Derausgabe eines Adreßbuches für die 
Stadt Neustadt, durch welche einem schon längst 
empfundenen Bedürfnisse abgeholfen würde. Es 
ist daher die Hoff sung auszusprechen, daß von allen 
Seiten dem Unternehmen die nudtige Unterstützung 
und Aufschlußertheilung bereitwilligsi ertheilt werde. 
Wuünschenswerth wäre es, wenn dem Adreßkalender 
ein Siadtplan von Neustadt⸗-Winzingen beigegeben 
werden köante. 
Lambrecht, 6. Dez. Herr Eisenacher, 
Buchdruckereibesitzet und Verleger des „Lam- 
brechter Tageblatts“ dahier, hat heute 
sein Geschäft an einen Herrn Schöffel, zurzeit in 
Frankfurt a. M., veckauft. (Pf. K.) 
— Die pfälzische Stadt Wachenheim, die 
in den dreißiger Jahren über 8000 Einwohner 
zählte, hat jetzt nur 2391 Seelen und zwar in⸗ 
folge starker Auswanderung. 
— Ludwigshafen. Was ein Dörnchen 
werden will, spitzi sich bekanntlich bei Zeiten. Ein 
I8jahriges Madchen. Brandenburger mit Namen, 
das bereits wegen Diebstahl vorbestraft, hat sich 
im Laufe letzter Woche zu einem weiteren Diebe 
frahl verleiten lassen, indem es sich aus einem Laden 
im nördlichen Stadttheil die Kasse aneignete. Wie 
verlautet, foll die kleine Diebin auch anderwärts 
Proben ihrer Fingerfertigkeit abgelegt haben. 
— Friesenheim. Erg'ebnis der Volks⸗ 
zählung: Gesamtzahl 4448. Im Jahre 1885: 
3668, sohin eine Zunahme von 780. Seelenzahl 
im Jahre 1815: 900, 1840: 1827 und 1865: 
1791, sohin in den letzten 25 Jahren eine Zu⸗ 
nahme von 26857 Seelen. 
— die Grünstadter Sdhützengesellschaft 
geht mit dem Plane um, ihr Schutzenhaus zu ver⸗ 
groͤßern. 
— Freinsheim, 8. Dez. GGandels⸗ 
Register.) Jakob Wiegand III., Kolonialwaaren⸗ 
hündier in Freinsheim, betteibdt unter der Firma: 
Jakob Wiegand I.“ mit dem Sitz in Freins- 
heim ein Kolonialwaarengeschäft. — Johannes 
Helinger, Kramer in Freinsheim, hat ein von ihm 
aAlda unter der Firma „J. Heli iger“ betriebenes 
Kolonialwarengeschäft an den in Freinsheim wohn⸗ 
haften Kolonialwaarenhändler Franz Loeckel käuflich 
aͤbgelreten. Letzterer führt dasselbe unter der Firma: 
„Franz Forckei' und mit dem Sitz zu Freins— 
heim wener. Die gedachte, Firma „J. Heltnger“ 
ist erloschen. 
— Odernheim, 7. Dez. Bei der gestrigen 
Jagd wurden laut „B. f. N.“ bei einem großen 
Treiben 670 Hasen erlegt, bei einem kleinen Treiben 
vor vierzehn Tagen 200 Hasen. Für das nächste 
Jahr wurde die hiesige Jagd ijiür den Preis von 
2045 Mk. verpachtet. 
— Schauernheim, 6. Dez. Der Schnei⸗ 
dermeister Philipp Schlieger von hier brachte 
gestern Abend seine funf kleinsten Kinder gegen 8 
Uhr zu Bett in die Hinterstube. Nach Verlauf von 
etwa einer halben Siunde schrie der Zjahrige Bube, 
wie es öfter der Fall war, ohne daß man von 
Seiten der Eltern Gewicht darauf legte. Als aber 
der kleine Schreihals nicht nachließ und es dem 
Vater doch zu dick kam, sah er nach, was dem 
sleinen eigentlich fehle. Aber welch' ein Schrecken. 
Die ganze Stube voll Rauch und in der Nahe des 
Ofens sianden Kleidungsstücke und Wäsche in hellen 
zlammen, die schon über die Wiege und das Bett 
n der Nähe des Ofens schlugen. Sofort eilte auch 
zie Mutter herzu und sie rissen die fünf Kinder, ein 
Zwillingspaar von 1 Jahr und noch drei ältere 
finder, die schon in tiefem Schlaf lagen, aus dem 
Bett und warfen sie buchstäblich in's Wohnzimmer. 
Dem elfjährigea Buben war das ganze Kopfhaar 
versengt. Ja der Nähe des geheizten Ofens an der 
Wand hingen Muster und Kleidungsstücke, welche 
zem Ofenrohr zu nahe waren und in Brand ge— 
ciethen und auf diese Weise entstand wahrscheinlich 
der Zimmerbrand. (Pf. Vꝛt) 
S Volkszählung. Obermoschel 1857 
1374), Rockenhausen 1774 (1885: 1848; 1844;: 
2035). Irheim 1827 (1215). Schifferstadt 59004 
4867), Neuhofen 2068 (2066) Boͤhl 1710 
17855), Haßloch 5788 (5666), Uagstein 1021 
10315, Lachen 2810 (28326), Göcklingen 1025 
10885), Beliheim 2903 (2908), Limersheim 1317 
13159. Weingarten 1006 (1048), Wolfsstein 1128 
(1056). 
— Die Vorberathungen zu einer würdigen 
Feier des 70. Geburtsftages S. k. H. 
des Prinzregenten haben bereits begounen. 
In Manchen find die Vertreter aus den acht 
Zreisen zu diesem Zwecke versammelt, darunter aus 
der Pfaliz die Herren Hofrath von Neumay⸗r aus 
Zaiserslautern, Medizigaltath Dr. Zöller aus 
Frankenthal und Kommerzienrath Dr. Aug. Clemm 
mus Ludwigshafen. Die von einigen Blättern ge⸗ 
zrachten Mittheilungen über die Art der zu vran⸗ 
taltenden Festlichkeiten find mindestens verfrüht. 
Rfͤ⸗e isches Schwurgericht. 
IV. Vierteljahr. 
(Zw. 8 
Zweibrückn, 8. Dez. Heute morgen um 
) Uhr begannen die Schwurgerichts.Veerr⸗ 
andlungen, für das 4. Vierteljahr. Der 
Korsitzende, Herr Oberlandesgerichtsrat Antz be⸗ 
rüßte die Herren Geschworenen, die alle erschienen 
varen, und machte sie mit dem Geschäftsgange be⸗ 
sannt. Alsdann kam zur Verhandlung die Anklage 
jegen Marz. Johs., Mühlbursche von Offenbach. 
Herselbe soll einen Wagen mit Heu und Stroh 
nuf der Zeiskamer Landstraße vorsätzlich in Brand 
zisteckt haben. Als Geschworene wurden aus⸗ 
jeiost die Herren: Liadenmaier, Krug, Schloßstein, 
Ohligmacher, Lichtenberger, Schneider, Maurer, 
Zuͤosia, Diehl, Hellmann, Förster, Bruch. 
Der Anklage liegt folgender Thatbestand zu 
Zrunde: Am 5. Sepiember ds. Irs., abends 11 
Uhr, begab sich der Angeklagte mit dem Zeugen 
Zauter, nachdem er in der Foersichen Wirischaft in 
der Nähe des Zeiskamer Bahnhofes einige Glas 
gier geirunken hatte, auf den Heimweg nach der 
Zeistamer Mühle, wo er in Arbeit stand. Unter— 
vegs zeigte er sich ziemlich ausgelafsen, indem er 
m' Fensterläden klopfte und Stangen über den 
Weg legte. Als beide durch Zeiskam gekommen 
varen, wollte Marz seine inzwischen ausgegengene 
Zigarre wieder anzunden. Da begegnete ihnen der 
mil Heu und Stroh deladene Wagen des Händlers 
P. Goetz von Kuhardt, der den Neustadter Wochen⸗ 
narkt ain 6. September besuchen wollte. Sowie 
iun der Angeklagte mit dem Anzünden seiner 
Zigarre beschäftigt, langsam am Wagen vorüber- 
aw, soll er das brennende Zundhölzchen an das 
Stroh auf dem Wagen gehalten haben, was zur 
Folge hatte, daß der ganze Wagen alsbald in 
Flammen stand. Der Angeklagte und sein Be— 
sleiter ergriffen sofort die Flucht, ungeachtet der 
in sie gerichteten Hilferufe. Durch diesen Brand 
rlitt Goetz einen Schaden von ungefähr 50 Mk., 
vobei die Beschädigung des Wagens nicht mitge⸗ 
technet ist. 
Marz wird als frech und mutwillig geschildert, 
der zu allen Streichen aufgelegt sei. 
Der Angeklagte gibt die That zu, leugnet 
aber den Vorsatz. Das Gericht verurteilt ihn 
nufgrund des Wahrspruchs der Herren Ge⸗ 
chworenen zu einer Gefängnisstrafe 
»on 2 Jahren, unter Annahme mildernder 
Imstände. 
Schluß der Verhandlung um 12 Uhr. 
Zweibrücken, 8. Dez. 8 Uhr nachmtttags: 
Werhandlung gegen 1. Karl Spies, geb. 1874, 
Metzgerlehrling, 2. Hermann Schwörer, geb. 1865, 
Meßgerbursche, beide von Kirchheimbolanden, wegen 
Hrandstiftung, bezw. Beihilfe hierzu. 
Die Geschworenenbank besteht aus den Herren: 
Maurer Ph., Schloßstein, Rittner, Krug, B. Maurer, 
5Umann, Dahlem, Bruch, Gutheil, Braun, Bentz 
Foͤrster. 
* Die Herren Geschworenen verneinten unter 
hrem Obmann Herrn Braun die Frage vach 
Braudstiftung, bejahten aber die Frage nach Sach— 
zeschädigung, worauf das Gericht den Spies zu 
reirer Gefängnisstrafevonz Monaten, 
und den Schwoͤrer zu einer solchen von 3 Mona— 
den verurteilte. Litzterem wurde die Untersu—⸗ 
hungshaft angerechnet. Spies war nicht in Unter⸗ 
uchungshaft. 
Schluß der Verhandlung 71/4 Uhr abends. 
Vermischtes. 
Elversberg, 7. Dez. Bei der dies— 
ährigen Volkszählung wurden 3322 Personen ge- 
ählt gegen 3278 in 1885, also mehr 549 
F Dudweiler, 6. D 3. Auf hiesiger Grube 
verden an den Lampenbuden die zur Beleuchtung 
der Bude dienenden Lampen von auswärts ange—⸗ 
zracht, ähnlich wie dies in den Eisenbahncoupees 
der Fall ist. Zweck dieser Neuerung ist, die Gefahr 
yon Erplosionen in den Lampenbuden, in denen 
zie Fullung der Bergmannslampen mit Benzin 
vorgenommen wird, zu vermindern. 
FSaarbrücken, 6. Dez. In beutiger 
Sitzung der Strafkammer stand der 28 Jahre 
ilie Handlungs · Kommis Johann Klinkner aus 
Frankfurt a. M. unter der Anklage, zu Sulzbach 
'm Oktober d. J. seinem Oheim, bei dem er auf 
Besuch war, dessen Ersparnisse im Betrage von 
400 Mt. gestohlen, damit das Weite gesucht und 
ill das Geld in kurzer Zeit verthan zu haben; auf das 
umfassende Geständniß des sich noch im strasschärfen⸗ 
den Rückfalle befindlichen Angeklagten erfolgte dessen 
Verurtheilung zu einer Zuchthausstrafe von 2 
Jahren und zum Verluste der Ehrenrechte auf gleiche 
Dauer. 
7Der im Gefaängnis im Saarbrücken 
ꝛefindliche Taglöhner Jakob Halberstadi aus 
hZůtschenhausen, Pfalz, welcher wegen dringenden Ver⸗ 
zachtes, den Raubmord im Eisenbeis'schen Steinbruche 
zei Wiebelskirchen ausgeführt zu haben, verhaftet 
vurde, hat die That eingestanden. Er habe, wie 
Fer G.“A.“ berichtet, mit seinem Arbeitskollegen 
inen Liter Schnaps getrunken; wegen der Bezahl⸗ 
ing sei es zu einem Disput gekommen, der in 
Thätlichkeiten ausartete; er habe seinem Kollegen 
nit einem Stock auf den Kopf geschlagen und ihn, 
hne daß es in seiner Absficht gelegen, totgeschlagen. 
Den Anzug habe er sich erst zwei Tage später ge⸗ 
solt. Die Odduktion der Leiche ergab, daß der 
Zieb mit solcher Wucht geführt sei, daß der Tod 
intreten mußte. 
p Forbach zaͤhlt (mit Militär) 9636 Ein⸗ 
vohner, die Annexen 2004. Zunahm:, gegen 
i8883 — 165857 Einwohner. Da die Garnison 
1290 Mann beträgt, so entfallen auf die Zivilbe⸗ 
holkerung nur 367 Seelen Zuwachs. 
Fechingen. Ein Arbeiter von der pfälzisch · 
zessischen Grenze, hier in Diensten stehend, wurde 
vegen versuchter Bigam ise verhaftet. Trotz⸗ 
Rem derselbe im Hessischen eine Frau mit Kindern 
itzen hat, hatte er hier alle Vorbereitungen für die 
ringehung einer neuen Ehe mit einem hiesi gen 
Nädchen getroffen; Mödel, Bettzeng, Brautkleid 
ind Diberses waren bereits angeschafft. Durch 
Fälschung der nöthigen Papiere, welche der Ar- 
‚eiter selst bewirkt, kam die Sache ans Licht. 
— Der Professor der Mathematik an der Würz⸗ 
zurger Univerfität, A. Mayr, ist gestorben. 
. Volks zahl ung. Heidelberg 28,472 
26,928), Wurzburg 60 844 (55 010), Nurnberg 
42 40s8 (122 000), Furth 42 600. 
Die Valkszäblung in Charlottenburg 
jat nach der vorläufigen Zusammenstellung eine 
gevölkerungszahl von rund 76400 ergeben; im 
Jahte 1885 betrug die Zahl 42000, es hat also 
dort innerhalb der letzten fünf Jahre eine Zu⸗ 
nahme von 81 Prozent stattgefunden. 
Potsdam, 8. Dez. Wie verlautet, hat 
Prinz Adalbert von Anhalt fich mit der 
Zrinzessin LDu ise Auguste, der zweiten Tochter 
ʒzes Prinzen Christian von SchleswigHolstein verlobt. 
pDer europaäische Brief, Po st⸗ 
und Telegraphen⸗Verkehr. Das Reichs 
„ostamt veröffentlicht eine interessante Vergleichung 
hes Verkehrs in Deutschland mit demjenigen in 
indbern europdischen Staaten. Daraus ergiebt sich, 
daß im Verhältniß zur Einwohnerzahl die Schweijz 
die meistenPostanftalten befitzt (eine auf 911 
Finwohner.) Dahinter kommt Norwegen (1414)