Full text: St. Ingberter Anzeiger

ung bis zur Urteilsverlundigung bei verschlossener 
Thüre statt. Die Geschworenenbank ist besetzt von 
vlgenden Herren: Ohliamacher, Renner, Gutheil, 
gentz, Wißing«⸗ Braun, Diehl, Quofig, Boͤhnlein, 
-„choenlaub, Rittner, Bruch. 
Aufgrund des Wahrspruchs der Herren Ge⸗ 
qworenen verurteilte der Gerichtshof die Angeklagte 
mter Annahme mildernder Umstände zu einer Gee⸗ 
Angnisstrafe von 4 Jahren. Schluß 
jer Verhandlung 12*94 Uhr. 
Zweibrücken, 9. Dez. Verbandlung gegen 
zohann Jirkel, geboren 1871, Beschneider aus 
Hahn, zuletzt in Pirmasens wohnhaft, wegen 
Zͤrperverletzung mit nachgefolgtem Tode. Die Ge⸗ 
chworenenbank besteht aus den Herren: Schloßstein, 
drug, Heister, Diehl, Wissing, Reuner, Lichten⸗ 
berger, Ißler, Foerster, Dahlem. Maurer, Ohlig⸗ 
nacher. 
Das Ergebnis der Voruntersuchung ist folgen⸗ 
e: Der Angeklagte bewohnte mit seiner Mutter, 
Mitwe von Peter Jirkel, zu Pirmasens in dem 
Schäfer'schen Hause 2 Dachkammern, von denen 
ine ihm und dem bei ihm mit Beschneiden von 
Schuhen beschäftigten F. Naad als Schlafkammer 
diente. Ein Schwager der Witwe Jirkel namens 
Johann Glade, aus Munchweiler a / Rodalb ver⸗ 
sehrte öfters mit der Familie Jirkel und kam auch 
im 31. Oktober abhin etwa um 9 Uhr in die ge⸗ 
rannte Wohnung. Der Angeklagte, Naab und Glade 
egannen nun ein Kartenspiel, wozu sie sich Bier 
jolen ließen. Die Wiwe Jirkel beteiligte sich nach 
urzem an Stelle des ausscheidenden Glade ebenfalls 
im Spiel. Als Witwe Jirkel ihrem Sohn eine Karte 
entreißen wollte und hiebei die Karte zerriß, wurde 
ßlade unwillig und geriet mit dem Angeklagten 
n einen heftigen Disput. Schließlich legte sich 
ser Angeklagte zu Bett. Alsdann ging der Streit 
wischen dem Angeklagten und Glade von neuem 
os, veranlaßt durch eine Bemerkung der Witwe 
Fitkel gegenüber Glade: „Der (ie meinte ihren 
Sohn) ist gerade so hitzig, wie sein Vater war 
venn der zornig und voll war, hat er sich nicht 
zekannt“ Der Angeklagte forderte Glade auf, 
Rinauszugehen, worauf dieser den Angeklagten am 
dalse packte und auf das Bett niederdrückte, bis 
ich dieser losriß. Glade entfernte sich hierauf, der 
Angeklagte kleidete sich rasch an, ergriff die Kneipe 
und rannte jenem nach. Glade erschien nunmehr 
im Hofe des Schäfer'schen Hauses, der Angeklagte 
hm nach und sprang mit den Worten: „Wo ist 
»x? Ich will einmal sehen, ob es keine Ruhe 
zibt!“ auf Glade zu und stieß ihm seine Kneipe, 
die er in der Rechten hielt, bis an die Faust in die 
linke Seite. Hierauf lehrte er ins Haus zurück, 
vährend Glade stöhnend zusammenstürzte und kurz 
darauf verschied. Die Seklion ergad, daß die 
Kneipe auf der linken Seite des Rückens eindringend, 
die beiden Flügel der linken Lunge, den Herzbeutel 
und die linke Herzhöhle durchbohrte, und daß dies 
den Tod des Glade herbeigeführt hat. Der An⸗ 
geklagte gesteht zwar die That zu, gibt jedoch an, 
in einem so hochgradigen Reizzustand gehandelt zu 
haben, daß seine freie Willensbestimmung ausge⸗ 
ichlossen gewesen sei. 
Die Geschworenen bejahten unter ihrem Ob⸗ 
manne Herrn Krug die erste, verneinten die zweite 
Frage, worauf der Schwurgerichtshof den Ange⸗ 
lagien zu einer Zucht hausstrafe von nean 
Jahren verurteilte und ihm die bürgerlichen 
Ehrenrechte auf die Dauer von funf Jahren aber⸗ 
tannte. Schluk der Verbandlung 8247 Uhr. 
Vermischtes. 
FSaarbrücken, 8. Dez. Das Ecke der 
Vorstadt- und Kronprinzenstraße gelegene und dem 
Herrn Chr. Moellinger gehörige Haus ist, wie 
man dem „G. A.“ mittheilt, um den Preis von 
44, 000 Mark käuflich in den Besitz der Weinhandlung 
Frau Witwe G. Schneider übergegangen. 
fSaarbrücken, 9. Dez. Wie aus dem 
Berichte der „Sbr. Zig.“ über die gestrige Stadt⸗ 
verordneten⸗Versammlung ersichtlich ist, hat die 
Stadt Saarbrücken das vom Staate übernommene 
alte Gymnafialgebaud ezum Selbstkosten⸗ 
preise von 26200 Mk. an die Altkatholische Ge⸗ 
meinde weiter verkauft. Kauferin tritt sofort nach 
Fertigstellung des neuen Gymnasialgebändes, etwa 
im Okiober 1891 in Genuß des erkauften Eigen⸗ 
wums. Vorher sind aber umfangreiche und kost— 
spielige Arbeiten nötig, das Gebäude seinem 
arsprünglichen Zwecke als Gotteshaus wieder 
dienstbar zu machen. 
Saarburg, 8. Dez. In dem benach⸗ 
zarten Schneckenbusch war bei dem reichen Gutsbe⸗ 
itzer Scholzel, der nun schon längst das Zeitliche 
zesegnet hai, vor vielen Jahren ein frecher Dieb⸗ 
ahl begangen worden. Unter anderen wertvollen 
dingen waren dort auch zwei wegen ihres hohen 
Weries weit und breit bekannie Ddiamantnadeln 
whanden gekommen. Wie nun ein allerdings schon 
36 Jahre alter, aber immerhin noch glaubwürdiger 
Zreis aus Schneckenbusch verfichert, sind die bei 
dem Artilleriekasernenbau neulich gefundenen Dia- 
mantnadeln die damals gestohlenen. Insbesondere 
an der Pficsichform des Rubinknopfs erkannte der 
Alte die eine Nadell auf das Bestimmieste wieder. 
Frage: Wim werden nun, da Scholzel ohne Erben 
derstorben ist, die üUberaus wertvollen Nadeln zu⸗ 
allen? Dem Staat? Den Findern Stempfi und 
Facillo? — oder wem sonst? 
Metz. Nach der jungsten Volkszählurg be⸗ 
trägt die Zahl der Einwohner hierselbst 59,723, 
d. i. 5651 mehr als vor fünf Jahren. 
Worms, 8. Dez. Infolge Ausbruchs der 
egyptischen Augenkrankheit wurde 
seute der Unterricht in mehreren Klassen der Stadt⸗ 
chule geschloss, n. Viele Kinder sind bereits mit 
derselben behaftet. 
Karlsruhe, 9. Dez. Das Kriegsgericht 
derurteilte den Vizewachtmeister der Reserbe, Kurt 
AUbel, weil er ihm bekannt gewordene Mißhand⸗ 
lungen von Untergebenen nicht weiter gemeldet, zu 
einet sofort anzutretenden Strafe von 14 Tagen 
gelindem Arrest. 
4 In der Pfarrei Lolling in Niederbayern 
herrscht nach dem „Münchener Fremdenblatt“ die 
Zzlaätternepidemie. Der Gütler und Krämer 
Wenzeslaus Bauer in Gerhalling statb vor acht 
Tagen an Bariola, den sogenannten schwarzen 
Blattern. Der Lichenschauer, ein Laie, ließ den⸗ 
elben trotzdem erst am dritten Tage beerdigen. 
Ddas große Leichenbegüngniß kann verhängnievolle 
Folge haben. Bereits liegen vier Personen an 
dieser mit Recht gefürchteten Kranlkheit darnieder. 
Berhin. In dem Etat der Stadt Berlin 
sind 3000 Mk. zum Ankauf Kochscher Lymphe 
ingestellt worden. An dem Bau des Kranken 
zauses sur Infektionskrankheiten, 
welches der Staat für Professor Koch in der Nähe 
der Charite errichtet, wird bereits eifrig gearbeitet. 
Die Krankenbaracken sollen bereits bis, zum 1. 
dehruarek. J. vollendet sein. 
Staãdtisches. 
Gestern Nachmitiag 5 Uhe trat der hiesige 
Staditrat zu einer ordentlichen Sitzung zusam- 
men. Fast sämmtliche Herren Stadträte waren zu 
erselben erschienen. Auf der Tagesordnung standen 
diesmal nur wenige Sachen, welche wie folgt er⸗ 
edigt wurden. 1. Zwei Gesuche um Kredit⸗ 
zewährung zur Bezaählung rückständiger Um⸗ 
agegelder wurden genehmigt. 2. erteilte der Stadt⸗ 
rat feine Zustimmung zur käuflichen Ablassung der 
1bgängigen Oefen aus der Lateinschule. 
3. Den wichtigsten Punkt bildete die Wahl eines 
tädtische Polizeikommissärs. Auf die 
Stelle hatten 14 Bewerber ihre Gesuche eingereicht. 
Bon denselben erhielt in geheimer Abstimmung der 
Bezirksfeldwebel Valentin Em meling aus Zwei⸗ 
zrücken von 25 abgegebenen Stimmen deren 17 
ind ist hiemit als Kommissar gewählt. Er 
vird sein Amt am 1. Januar k. J. antreten. 4. 
Als Bureaudiener des Burgermeisteramts 
wurde unter 9 Gesuchstellern gewählt Nikolaus 
Redel hier. 5. Um die 4 ausgeschriebenen Stellen 
ür Laternenanzünder waren eingekommen 
i9 Personen. Die Wahl des Stadtrates traf auf 
rachgenaunte: Peter Leichner, Georg Woll, Kißling 
ind Jungfleisch; sämtliche sind von hier. 6. Zum 
Weiteren iag noch ein Gesuch der städtischen Schu tze 
eute um Gehaltserhöhung vor. Ohne Abstimmung 
jeschloß der Stadtcat, demselben zu entsprechen, und 
etzt den Gehalt eines Schutzmannes vom 1. Januar 
1891 an auf monatlich 100 Mk. fed. Marlkt⸗ 
tandsgelder beziehen dieselben hinfort nicht mehr, 
benso wenig der Polizeikommissar. 7. Die Kon⸗ 
ession zum Branntweinverkauf an Philipp 
doch in Schnappach wurde genehmigt, ebenso der 
pachtweisen Uebernahme des Hotels „ur Glocke“ 
hier durch die Brauerei Mayer in Zweibrücken 
ezw. den Zäpfler Wenz auf 6 Jahre zugestimmt. 
Iuͤch die Uebernahme der Mülller'schen (vormals 
Zet. Friedrich'schen) Wirischaft durch Schreiner Jak. 
Fichter wird gebilligt. Da biernach kein Antrag 
mehr gestellt war, schloß die Stadtratssitzung nach 
einstündiger Dauer. 
Volks˖ Landwirtschaftliches. 
— Dahn. Im Stalle des Metzgers und 
handelsmannes Feidinand Oppenheimer ist die 
maul⸗ und Klauenseuche ausgebrochen. 
Dienstesnachrichten. 
Pfaälzischer Cisenbahndienst. Auf⸗ 
genommen wurden: als Diätare die geprüften 
Zahndienstadspiranten Julius Seltzer von Neustadt 
beim Ingenieurbezirk Neustadt. August Gouthier 
bon Pirmasens bei der Guͤterverwaltung Neustadt, 
Adolf Lindner von Niedermiesau bei der Direktions- 
anzlei, Friedrich Fuchs von Zweibrücken bei der 
daupitasse, Jakob Boppel von Ludwigshafen beim 
Ingenieurbezitk Zweibrücken, Hermann Schneyer 
bon Zweibrücken dei der Kontrolle, Heinrich Steuer⸗ 
wald von Orbis bei der Kontrolle. Verfetzt wurden; 
vom 1. Dezember an die Diätare Georg Emil 
Zangard von der Kontrolle zur Bahnhofverwaltung 
Hürkheim, ferner Weichensteller Kilian Klamm von 
Posten 112 auf Posten 1128 der Bahnmeisterei 
seuftadt und Bahnwart Hermaun Weilemann von 
ßosten 74 auf Posten 66 der Bahnmeisterei Hoch⸗ 
peyer. Belohnt wurden wegen besonderer Aufmerk⸗ 
amkeit im Dienst: die Lokomotioführer Elias Vetter 
ind Heinrich Martin in Kaiserslautern, Bahnwart 
Jakob Gassert der Bahnmeisterei St. Ingbert und 
der Bremser Franz Lacher in Kaiserslautern. 
Finanzdienst. Rechnungskommiffär Mor- 
jens an der Regierung der Pfalz wurde zum Rent⸗ 
deamten in Amorbach, Rechnungsrevissr Bohr an 
der Regierung von Unterfranken zum Rechnungs⸗ 
kommissär an der Regierung der Pfalz befoördert. 
Famitliennachrichten. 
Gestorsben: In Pirmasens Fr. Elisabetha 
Abel, 69 J. a.; in Gimmeldingen Margaretha 
Weiler geb. Oblec. 72 J. a. 
BRNeueiste Rachrichten. 
Berlin, 9. Dez. Der Präsident der Ver⸗ 
waltung des Reichsinvalidenfonds Dr. Otto Mi⸗ 
haeläs ist heute Neacht im 65 Lebensjahre ver- 
torben. 
Enr d⸗ v dalnon —— 
Reklamen. 
Ernste Halz- und Brustleiden 
ind die Folgen der Vernachläsfigung jedes Hustens, 
denn je siärker derselbe auftritt, je mehr erschüttert 
ind attaquirt er die Athmungsorgane. Wer den 
Zusten eneraisch beben will. bediene sich der Fay's 
Sodener Mineral Pastillen. Diese sind aus den 
Deilsalzen der hochrenommirten Kurquellen Sodens 
zereilet und es muß wohl einleuchten, daß wo 
zleiche Bestandtheile auch gleiche Wirkung ist. Des— 
vegen werden Fay's Sodener Pastillen auch als 
das rationellste und best bewährteste Mittel gegen 
dusten ⁊c. ꝛc. ärztlich empfohlen und verocrdnet. 
rstere sind in allen Apothekten und Drouquen 4 
35 Pfa. die Schachtel erhbältlich. 
J— — — V———r———e—e—o——— —,—,—,—,———— · — Vnbortne 
Ver mit Rerosarιιαι —AA— sieh 
— J — Same der Woelt- 
hegebeuheiten unterriebhten wilt G 
— Xignus hat taclch 
eiue occ politische —ãA — — 
WEr οJNhNBt und 
rueben einem memeToxasbiatto ciner ercnzenden 
Zeitungalektũre bedart — 
wer sern der Hanat und in öüherseesschen Län- 
dern fühlnug mit dem alten vaterlande ancht — 
Der hatte unsre seit acht Jabren erscheinende 
Woehenschrift „Das XX 
Oune Ruciesicht aut irgendwelchon Partetstand- 
punkt bringt , Dans Recho“ allwochentlieh aus 
Bluùttern aller Parteien. und der tanzen Welt das 
Wissenswerteste an Nechrichten und das Bemerkeus- 
werteste an Urteilen. * 
Den Frauen bdietet, Dat Deho““ diejenige Lektüre, 
vwesche sie üher die grotssen Angolegenhbeiten der 
Politix und des ossentlichen Labens fasslich unter- 
richtæt. und dabel gleschreitig durehn geweühlte kleine 
Erzahlungen und Lesefrüchte dem litterarischen 
Bedurtnisse sorgsaltig Rechnung trãgt. 
Unterhaltanam plaudert , Pas Reho“ auch die 
sieinen Vorkommnisse ans, die sieh auf alien Gebieten 
innerhalb und ausserhalb der Gesellachaft abspielen. 
Reine einrige Zeltung ist aν Hilig, die all- 
wochentlich so reichen, hochinterexsanten Lesestoft 
bringt, wie, PAn Feaho“. — Abonnements s Mark 
viertehjubrlien bei Besteliung dureh Poat oder Bnch- 
— handel. Probennmmer umsonst und frei durech den 
Verlan des Enhn (.. H. Schorer) berlin S. N,