konnte, mit rasender Schnelligkeit über die beiden
benachbarten Anwesen der Ackersleute Mich. Geiger
und Jak. Becker verdreitete. Wohnhäuser, Scheunen
und Ställe der drei Genannten brannten gänzlich
nitder und es konnte nur das Vieh und einiges
Hausgerat gerettet werden. An dem Stalle des Jak.
Wisser ward, wie das „T. f. S.“ berichtet, nach
langer Anstrengung ein Loch in die Mauer gebro—
hen und so konnten zum Glück 2 Kühe und 1
Rind dem Eigentümer noch in Sicherh it gebracht
werden. Die auch zu Hilfe herbeieilende Feuerwehr
von GleiszellenGleishorbach hatte das Unglück, auf
dem von Gleiszellen abschüssigen sogen. Bieleweg,
die Spritze nicht mehr halten zu können; dieselbe
wurde schnell nach der Seite gelenkt, zerbrach aber
hei dem starken Anprall am Rand des Weges das
linke Vorderrad und mußte liegen gelasseu werden.
Eine aus Greishorbach herbeigeholte kleinere Spritze
mußte Ersatz leisten, jedoch konnte die Mannschaft
wegen des herrschenden Wassermangels keine wirk⸗
jame Hilfe mehr leissten.
— Aus Land au berichtet der ‚L. A.“: Der
Gemeine Josef Ochs der 3. Kompagnie des 18.
InfanterieRegiments, gebürtig aus Reifenberg bei
Zweibrücken, welcher erst in diesem Herbste hier
eingerückt ist, stahl am 22. November einem Ka
meraden seiner Kompagnie eine Taschenuhr, mit
welcher er tags darauf desertierte. Aber schon am
29. November wurde Ochs durch einen Unteroffi—
zier aus Zweibrücken wieder bei seinem Truppen-
jeil eingeliefert und in Untersuchungshaft in die
rote Kaserne verbracht. Am vorigen Samstag Abend
während der Erholungsstunde gelang es ihm nun,
aus derselben wieder zu entkommen, indem er sich
aus einem Gangfenster am Blizzableiter herunter-
ließ und so das Weite suchte.
— Speyer. Gesitzwechsel.) Herr Wirt
Imlohn verkaufte sein in der H ydenreichstraße ge-
legenes Wohnhaus, in welchem eine Wirth'schaft be⸗
trieben wird, an Herrn Wirth Johann Ulrich aus
Neulußheim, zur Zeit in Feudenheim, nach dem
„Pf. K.“ um den Preis von 17 000 Mtk.
— Neustadt, 23. Dez. Das definitive
Resultat der Volkszählung in der Stadt
Neustadt ist eine Bevölkerung von 13,780. Nach
VBereinigung der Gemeinden Neustadt und Winzingen
stellt sich, da Winzingen im Ganzen 1281 Seelen
zählt, die Gesammtzahl von Neustadt dann
auf 15,0 11.
— Eine mit allem Reize jugendlicher Anmut
zeschmückte Pfälzerin, Ftl. Aana Gang aus Neu⸗
adt, reichte kürzlich, wie der „Pf. i. A. berichtet,
dem Redakteur der „Plattd. Post“, Herrn Wilhelm
Salzmann in Newyork, die Hand zum ewigen
Bunde. Den Trauakt vollzog Pater Schwenninger,
welcher, ein Schüler des Vaters des Bräutigams,
des weit über die Grenzen seiner engeren Heimat
Westfalen geschätzten Pädagogen Prof. Salzmann
in Müunster gedachte und in seiner Rede betonte,
daß dessen Schüler mit seltener Herzlichkeit und
Verehrung ihm ergeben seien.
— Grethen. Herr Guätsbesitzer H. Schäfer
hiet übergab dem Bürgermeisteramte 50 Mk., um
dafür zum ehrenden Andenken an seine verstorbene
Gemahlin, Klara, geb. Wernz, die unvergeßliche
Wohlthäterin unserer Jugend, wie in den letzten
Jahren, so auch diesmal wiederum eine Weihnachts⸗
bescheerung für hiesige arme Kinder im Alter von
46 Jahren zu veranstalten.
— Ludwigshafen, 22. Dez. Das Eck⸗
haus des Schlossers Vogt und Glasers L. Fasig an
ber Heinige und Kaiser-Wilhelmstraße hat der Wirt
des Gesellschaftshauses, Ad. Wacker, um 52 000
M. erworben. Wacker giebt die Restauration im
Gesellschaftshause auf, um in dem erworbenen
Hause eine Wirtschaft zu errichten.
— Frankenthal, 22. Dez. An die hie—
fige kgl. Kreislateinschule wurde als Ordinarius der
ersten Klasse der giprüfte Lehramtskandidat und
Gymnasialassistent Joseph Lierekaus Rotthalmünster
in Niederbayern berufen.
— In Frankenthal waurde der Fuhrmann
Ludwig Berke, dem in zwei Fällen Maj stäls⸗
beleidigung zur Last liegt, in Polizei ⸗Gewahrsam
genommen.
— Die „Pf. Pr.“ erhält die Zuschrift, daß
es dem Bildhauer Franz Happersberger aus
—AI
velche fuür das in St. Francksco zu errichtende Lech
Monament ausgeschrieben war, über 23 Mithewerber
den Sieg davonzutragen und mit der Ausführuug
ves Denkmals beauftragt zu werden
— Kirchheimbolanden, 23. Dez.
Der penfionierte Lehrer Herr Jakob Kol b dahier
»ollendet morgen, am Vorabend des Weihnachts⸗
estes, sein 88. Lebensjahr. Derselbe wird im
Alter ühertroffen von Herrn Einnehmer Nikolaus
Sattler und dem Tagner Herrn Adam Blüm—
hing, welche beide Greise das 89. Jahr bereits
Aberschritten haben. An diese reiht sich Herr Hein-
tich Schwab vom Rothenkircherhof mit 88 Jahren
und der ehemalige Feldschütze Herr Georg Friedrich
Barbier mit 87 Jahren. Die genannten alten
Herren erfreuen sich, wie der „Kirchh. Anz.“ be⸗
cichtet, trotz ihres hohen Lebensalters verhältnis—
näßig guter Gesundheit.
— Odernheim a. Gl., 22. Dez. Gestern
Abend um 140 12 Uhr erschoß sich im nahen
duchroth, der 22jährige Julius M. Die Motibe
der unseligen That siad auf geistige und körperlich—
Störung zurückzuführen. da derselbe schon längere
Zeit herzleidend war. — Es durfte interessant sein
zu erfahten, daß Herr Karl Nagel dahier eine
dachtaube besitzt, welche das seltene Alter von
23 Jahren erreicht hat, und sich noch einer außer—
ordentlichen Gesundheit erfreut. (Pf. A.)
— Uebes den Krankheitszustzand in
der Pfallz schreibt das „V reinsbl. der pfälz.
Aerzte“: „Der November war bis zum 24. zwar
unfreundlich, trüb und windig, doch immer noch
oerhältnismätßig mild. Am 25, erfolgte plötzlich ein
Amschlag zu grimmiger Kälte, am 26. bis zu —
14,20 0. (Landau) und das Thermometer erhob
sfich auch in den folgenden Tagen nur selten über
Do. Votherrschende Winde waren bis zum 24
W, und von da NO. Das Barometer war sehr
vechselnd und zeigte am 24. den niedersten Jahres⸗
tand. Die mittlere Temperatur berechnet fich für
dandau zu 7.120 0. Die Menge der Niederschläge
— an drei Tagen Schnee — zu 66,8 mmm. Der
drankenstand, im allgemeinen nicht hoch, wird von
Birmasens und Kusel sogar als sehr nieder be—
eichnet. Vorherrschend waren Katarrhe der Re—
pirationsorgane, nicht selten mit an Influenza er—
nnerndem Charakter; verhälinismäßig selten waren,
namentlich im Vergleiche zu dem kälteren Monate
»es Vorjahres, die krouposen Pneumonieen. Auch
Anginen waren nicht besonders häufig; Diphtherieen
nn der Stadt Ludwigshafen wieder etwas in Zu
ahme, ebenso zu Kasel und in der Stadt Kaisers
autern; eine bözartigere Epidemie herrschte zu
Zueidersbach. Scharlach wurde in größerer Ver—⸗
reitung noch zu Kaiserslautern, Bellheim, Herxheim
Landau), neuerdings zu Marth beobachtet, spora
zisch zu Speher, Ludwigshafen, Neuhofen, Ruch⸗
zeim, Frankenthal, Schwegenheim, Eisenberg, Kerzen⸗
seim, Ramsen, Hochdorf. Masern herrschten zu
Sp yer, Lingenfeld, Westheim, Herxheim (Landau),
Friefenheim, Oggecsheim, Ruchheim, Mardorf,
Frankenthai, Kirchheim a. Eck, Colgenstein, Dirm⸗
lein, Altieiningen, Freinsheim, Dürkheim, Grethen,
Ungstein, Erpolzheim, Stetten, Mauchenheim, Bayer⸗
eld, Neuftadt. Keuchhusten zu Ludwigshafen, Rhein⸗
Jönheim, Ruchheim, Heuchelheim, Colgenstein, Dirm⸗
dein, Gerolsheim, Albersweiler, Sp yer. Nachzüglet
vurden noch beobachtet zu Landau, Weingarten,
distadt. Typhus trat neuerdings wieder in 6
Fallen zu Hardenburg auf; je 4 wurden von St.
Ingbert und Frankenthal gemeldet, je 2 von
daiserslautern, Ludwigshafen, Ramsen, Irheim,
großkarlbach, Linden, je 1 von Emöd, Mauschbach
Z yweiler, Reichenbrunn, Hasel, Oberwürzbach,
Volfstein, Rohrbach, Höningen, Kleinbockenheim.
daumersheim, Berghausen, Sp yer, Mauchenheim,
Broßfischlingen, Kandel, Minderslachen, Winzingen,
haardt. Kindhettfieber wurden zu Mußbach, Neu—
tadt und Kaiserslautern in mehrfachen Erkrankungen
eobachtet.“
Vermischtes.
F Bildstock, 20. Dez. Für den demnächst
nus der Strafanstalt zu Trier austretenden früheren
Bräsidenten des bergmännischen Rechtsschutzvereins
Parken, sind unter den Bergleuten bis jetzt etwa
15000 Mark gesammelt worden. Man hofft die
zumme auf 20000 Mark zu bringen. Sonte am
Tage. da Warken aus dem Gefängnis tritt, Schnee
iegen, so wird er mit einem festlich geschmückten
S„chlitten adgeholt. — Diese Nachricht des Gen.⸗
Anz. bezweifelt die Dudw. Z sehr stark, da in den
neisten Octschaften die Sammlungen erst begonnen
jaben. Es ist jedoch nach letzterem Blatt mit ziem—⸗
cher Bestimmtheit anzunehmn, daß die Summe der
»esammelten Gelder 12000 Mk. erreichn wird
da auch die meisten Geschäftsleute, bel denen Berg—
leute kaufen oder verkehten, Beträge bis zu 6 Mi
und darüber gezahlt haben.
fF St. Johann, 283. Dez. Eine raffi—
nirte Gaunerin kreibt hier ihr! Uawesen.
Dieselbe, anständig gekleidet, erschien gestern Abend
in einem Geschäft an der Bahnhofstraße, ließ sich Da⸗—
menkleiderstoffe erster Qualität zur Auswahl vorlegen
und dann, nachdem sie aufmerksam geprüft, von
einem Stück Cachemir 6 Meter abschneiden; dazu
noch Sammet und Futterstoff; das Frauenzimmer
gab an, von der Frau Doktor *p* hier beauftragt
zu sein, für dieselbe die Waare zu holen. Der
staufmann war jedoch vorsichtig und gab einem
Mädchen den Auftrag, die Gegenstände in die
Wohnung der Dame zu tragen. Das Mädchen,
von der sichtlich verstimmten Gaunerin begleitet,
machte sich auf den Weg, aber schon nach einer
turzen Strecke war sie ohne Begleitung; die Gaunerin
jatte eilenden Fußes in eine Seitenstraße einge⸗
schwenkt und war dann bald unsichtbar geworden.
Das Mädchen begab sich trotzdem zu der betir.
Dame, die natürlich von nichts wußte. Der Kauf⸗
mann war froh, die Waaren nicht verloren zu
haben. (G. A.)
F Die Stadt Malstatt⸗Burbachentbehrte
bis jetzt noch eines Hotels. Diesem Bedürfnis ist
etzt abgeholfen. Herr Bier⸗Großhändler Jul. Koͤhl
von Saarbrücken hat in dem von Herrn
Stukkateur Kleber in Burbach an der Haupistraße,
unweit des Bahnhofes neuerbauten Hause ein „He⸗
iel Restaurant zum Münchener Loͤwenbräu“ einge—
richtet. Das schöne Lokal wird bereits an Weih—
nachten durch einen leistungsfähigen Pächter eröffaet.
FMannheim, 23. Dez. Seit heute früh
ist hier der Neckarr vollständig zugefroren.
An vielen Stellen gehen Personen von einem Ufer
zum andern. Das Eis kam von Heidelberg und
fror nun fest zusammen.
Mainz, 22. Dez. Von den mit Koch
scher Lymphe in dem hiefigen städtischen Hospitale
behandelten Personen konnten hbereits einige unter
sehr befriedigenden Umstäaden entlassen
merden; darunter befindet sich laut „F. Z.“ ein
Kind, das seit Jahren infolge Rückenwirbeltuberku⸗
lose eine offene Wunde hatte.
F Närnberg. Eine Masern Epidemie
hat den Schluß der beiden unteren Klassen der
Volksschule bis 5. Januar veranlaßt.
Berlin, 22. Dez. Der Polizeiprafident
schloß Ende voriger Woche sämmiliche soge iannten
pilden Kliniken für Tuberkulose. Nur die
konzesstonirten Kliniken dürfen bestehen bleiben. Auch
eine der Cornet'schen Anstalten (in Moabit) wurde
dom Verbot betroffen und mußle schleunigst ge—
räumt werden.
Die Zahl der Aerzte in Deuischland
beträgt zur Zeit 18 846, 8379 oder 2,05 Prozent
mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zu früheren
Jahren ist die Zunahme 1890 eine sehr geringe
gewesen. Der Grund liegt darin, daß eine we sent⸗
liche Zunahme nur für Preußzen zu verzeichnen ist,
nit 348 oder 3,4 Prozent (11 009 Aerzte gegen
10 667 im Vorjahre). Auf die Fläche berechnet,
tommen in ganz Deuischland durchschnittlich 8,48
Aerzte auf 100 Quadratkilometer. — An Apo⸗
theken sind vorhanden 4798 gegen 4773 in
1889, davon 2640 in Preußen; hier wieder hal
die meisten Apotheken Rheinland 439, Branden⸗
hurg hat nur 205, Berlin nur 130. Im Ganzen
kommen 302 Apotheken auf 10 000 Einwohner, in
Preußen 363.
F Auf dem Selenter see in Ostholisten sind
zwölf Mädchen, sämmilich Koufitmandinnen
eingebrochen und ertrunken.
Aus Zug in der Schweiz wird dem „Hunde⸗
Sport“ berichtet, daß ein dortiger Einwohner seinen
Bernhardinerhund in einer Kiste wohl⸗
verpackt einem Freunde nach Brüssel jchickte. Einige
Tage nach der Ankunft war das Tier entlaufen,
um nach 14 Tagen totmüde und abgemagert, um
Einlaß winselnd, vor der Thür seines früheren
Herrn ia Zug anzukommen. Der treu Hund er⸗
iag aber nach wenigen Tagen den Foigen der
ausgestandenen Eitbehrungen und Anstrengungen
Was ist in diesem Falle mhr zu bewundern, die
Treue oder die erstaunliche Orientierungsgabe und
die zühe Ausdauer des Hundes ?“
FAus der Schweiz, 22 Dez. Heute isi
wie die „Neue Zür. Zig.“ aus Genf meldet, voꝛr
dem dortigen Civilgericht das Tistament des gestrr
in KNairo gestorhenen Genfers Gustav Reville