Full text: St. Ingberter Anzeiger

ommission einen Zoll von 40 Eentimes für 100 
Kilo auf ausländische Runkelrüben. 
Rom, 24. Dez. Nach einem Telegramm der 
Agenzia Stefani“ aus Massa uah hat König 
i nmelitein Schreiben an den dortigen Gou— 
derneur gerichtet, in welchem der Zuversicht Aus- 
druck gegeben wird, daß die Freundschaftsbande 
wischen Italien und ihm sich immer mehr festigen 
ind die Beziehungen zwischen den Behörden in 
Massauah und den aethiopischen Chefs stets gute 
bleihen würden. Der Gouverneur von Massauah 
gab in seiner Antwort den gleichen Gesinnungen 
Ausdruck. Nach einem weiteren Telegramm aus 
Zuͤakin derhalten sich die Derwische ruhig; in Kassala 
definden sich deren nur 100. 
Lokale und pfalztiche Nachrichten. 
»St. Ingbert, 27. Dez. Der Krieger⸗ 
perein St. Ingbert hat schon seit Jahren den 
ersten Weihnachtsabend zur Feier einer Cyristbaum⸗ 
berloosung gewählt. Auch heuer hatten fich die 
Mitglieder mit ihren Familien zahlreich im Saale 
des Cafe Becker eingefunden, wo si⸗ recht angenehme 
Slunden erwarteten. Musik⸗ und Gesangsvorträge 
erfreuten die Gemüther, und an Reden und Toasten 
fehlte es auch nicht. Eine heitere Stimmung hertschte 
waͤhrend des ganzen Abends. Die Verloosung des 
Christbaumes ergab einen ansehnlichen Betcag, 
welcher der Vereinskasse zugute kommt. Möge den 
Kriegern die schoͤne U bereinstimmung, welche fich 
b. der Christbaumfeier offenbarte, stets erhalten 
aleiben. 
“St. Inabert, 27. Dez. Auch der Verein 
„Geduldig“ veranstaltet morgen Abend im 
Zecki'schen Saale eine Christvaumberloosung bei 
musikalischer Unterhalmng. Die Mitglieder und 
deren Familien seien auch an dieser Stelle auf die 
Finladung des Vorstandes aufmerksam gemacht. 
*Sit. In gbert, 27. Dez. Eine unange- 
nehme Ueberraschung wurde am BescheerungsTage 
drei jungen Burschen von hier, Schmelzarbeitern 
im Alter von 17 und 18 Jahren stehend, zu theil. 
Die Polizei erschien nuümlich bei ihnen und hielt 
mit Erfolg Haus suchung. Di⸗ jugendlichen Missethäter 
hatten aus dem Laden des Uhrmachers Hru. Vieser 
hier bei zweimaligem Besuch mehrere Wertsachen 
Us Medaillon (28 Me.), Ketten, Ringe, Kreuze, 
sm Gesamtwerte von ungefähr 62 Mk., unbefugter 
Weise mitgenommen. Die Thäter find, wie wir 
hören, des Diedstahls geständig. 
- In die neue —A 
rersversicherung werden in der Stadt 
aiserslautern ca. 10,000 Personen beiderlei 
Geschlechts eintreten mussen. Gleich nach Inkraft⸗ 
relen des Gesetzes stehen schon zwei Ansprüche auf 
Rente zu erwarten. 
— Landau, 24. Dez. Vor der hiefigen 
Straftammer stand der 29 Jahre alte Handels— 
mann Lreopold Weil von Albersweiler. Derselde 
am nach Annweiler zur Beerdigung des verlebten 
agl. — Grabe angekom⸗ 
men, zog Weil ein mit Flor umwundenes Gebet⸗ 
huch hervor und sprach in lauter Weise die Worte: 
„Dirser Richter hat mich unschuldig verurteilt, er 
hal meine Jugend gedrochen. mein Leben vergiftet, 
er soll im Grabe keine Ruhe finden, verflucht sien 
seine Angehoörigen und Nachkommen.“ Da Zwifel 
in den Geisteszustand des Angeklagten zu setzen sind, 
eifolgle nach der Pf. Pr. dessen Freispchun. 
Speyer, 28. Dez. Die 15iahriae Tochter 
pon Steinhauer Stein kam hrute gegen Adend 
auf eine traurige Wise ums Leben. Dieselbe litt 
an cp lptischen Anfällen. Während der Vater krank 
zu Bett lag und die Motter in einer Fabrik ar— 
itite, stand das Mädchen am Waschzuder, mit 
Wäsche beschäftigt. Waährend der Arbeit wurde 
die Unglückuche von ein m Krankhreitsanfall be⸗ 
ireffen, fiel mit dem Kopf in den Zuder und er— 
rank. Hilfe war leider im Augendlick keine zur 
Stelle. 
— Speher, 24. Dez,. Bereits mebrfach 
haben in der letzten —A— 
stattckunden über die Verteiligung der Pfatz an 
den Feierlichkeiten bei dem 70. Geburisfeste 
A Hoh. des Prisinz⸗Rugenten. 
Wie noch der „Sp. Big.“ verlautet, ist man da— 
hin üdereingekommen, daß die verschiedenen Ver— 
rerungen der Kreisvereine in Fahnengruppen em⸗ 
geteilt wierden sollen. Die dvorjschiedenen Vereine 
Herden Abgeordnete absenden, B züalich eines in 
Russicht genommenen Feskasschenkes wunde unseres 
Frachtens ein Faß des edlen pfälzer Weines die 
veste Gabe sein. 
Der Kopitelssenior Domkapitular Philipp 
Ddhom zu Speyer ist gestorben. Er war 
829 geboren zu Rupperisecken und 1870 zum 
domkapitular ernannt worden. 
— In Speyer trafen aus der Gendarmerie⸗ 
A Gendarmeriekorps⸗Kom⸗ 
nando der Pfalz daselbst 24 Gendarmen, welche den 
etzten Kursus bestanden haben, ein. Dieselben er⸗ 
zielten dort ihre Ausrustung und wurden an die 
erschiedensten Stationen vertheilt. 
— Haßloch, 24. Dez. Gestern wurde der 
Ackerer und Schmiedemeister A. Häge im Walde 
rhängt aufgefunden. Es wird vermuthet, daß er 
ie uñͤselige That gegen sich felbst bereits am letzten 
Zamstag begangen habe. Motive unbekannt. 
Deridesheim. An Neuiahr wird auch 
diebmal wieder das Sophie⸗Walther'sche Braut⸗ 
aussteuer-Stipendium von ca. 400 Mk. 
in die unbescholtenste junge Frau, die im Jahre 
890 in den Ehestand trat, gegeben werden und 
st als Termin der Bewerbung der 27. Dezember 
estgesetzt. 
Duürkheim. Mit Beginn des kommenden 
Jahres wird die hiesize Weingroßhandlung Karl 
ð eßen das Fest ihe s hundertjährigen Bestehens 
riern. Die Firma ist weit über die Grenzen unseres 
reises bekannt. 
Rheingönnheim. Herr Major Frei⸗ 
herr v. Heyl aus Worms schenkie bei Gelegenheit 
des Jubiläums seines Guts-Verwalters für die 
hisige Kieinkinderschule den Bettag von 200 Mk. 
— Oggersheim, 28. Dez. Heute Nacht 
berstarb dahier nach kurzem Krankenlager der 
s. Sieuer⸗ und Gemeindeeinnehmer Herr Gruber 
m Alter von 70*4 Jahren. 
— Ppfälzisches Gewerbemuseum. 
Durch die Zuckerfabrik Frankenthal wurde 
Jus Anlaß Uhres letztjährigen Geschäfte abschlusses 
‚em unrefundierlichen Stammovermözen des pfůlz⸗ 
schen Gewerbemuseums schenkweise die Summe von 
1000 Mark überwiesen. 
— Grünstadt, 28. Dez. In der Brannt⸗ 
veinbrennerei des Herrn Leopold Loeb auf de— 
Neugasse expplodierte heute Nachmittag nach 
/28 Uhr der Dampfkssel, wodurch der zwei Stock⸗ 
vᷣcrk hohe Anbau, in welch m die Branntweinfa⸗ 
ritation betrieben wurde, in die Luft flog und in 
iner solchen Weise zerstört wurde, daß bis auf die 
rundamenate auch nicht ein Stein auf dem andern 
seblieben ist. Der ziemlich umfangreiche und schwere 
ss wurde in mohrere Teite auseimander getrieben 
und diese durch das Gebälk und Mauerwerk 18 — 
30 Moeter weinin den Hof geschleudert. Die dadurch 
hervorgerufene Erschürterung war eine so gewaliige. 
zaß sie in einigen in zi mlich weiter Entfernung 
eh·nden Wohnhäufern verspürt wurde. Das Ge— 
hälk des Brennhauses ist durch die gewaltige Ele⸗ 
dentarkraft wie adgeschnitten; sämmtliches Mauer- 
werk mit dem Dachstuhl ist umgeworsen und zer⸗ 
sört und ebenfalls im Hof herumg schludert worden. 
Auch eine die Scheuer umschließende Mauer wurde 
Furchbrochen; die Umfassungsmauer des Kesse s wurde 
aur wenig zerstört, e⸗enso blieb der unter einem 
woͤlbe neben dem Kessel befindliche Raum, in 
welchem mhr re Fässer aufgestellt waren, fast un⸗ 
versehrt. Von den vier Brennergehülfen trucen 
xei, nämlich Jos ph Ziegler aus Standendühl uud 
datl nud Konrad Förster aus Sausenheim, m hrere 
zerletzungen davon, worauf letzterer mittelst Chaise 
nit angelegum Verbande nach Sausenheim ver— 
racht wurde. Der dritte Brenner, Wilhelm 
—„chwerdel von hier, welcher sich zusällig in einem 
ebenbau befand, kam mit dem Schreckn dovon. 
zin Gück war es, daß, nicht wie sonst, andere 
BZersonen und Kuder im Hofe waren. Di⸗ Familie 
Joeb war während der Kalastroph im Wohnzimmer 
iad ein Knecht, der gerade im Begriff war, die in 
lamittelberer Näde befi:dliche Stallung zu ver— 
assen, wukde durch den Luftdrnck unter die Pferde 
eworfen. Under die Ursache des Unglücks konnten 
wir Nichts ersahren, nur wurbe uns mituenellt, daß 
ast beute Morgen auf Veraulassung des Hertn Loeb 
»er Kisel, der fast neu und erst ein Jahr ian Ge 
»rauch war, durch einen Sachderständigen unter« 
ucht worden ist, der ihn als vollstäundi, in Ord⸗ 
aung b fiadlich begutachsee. (Pf. Pr.) 
— Niederkirchen, 28. Dez. Kleider 
um Ofen zu trocknen hat schon mauches Un⸗ 
dil agerchet und wäre eine hesize Familie 
uch aled. U vosüchtigkeit dieser Tage leicht “ 
verderbliche Lige gekommen. Dieselbe hing nämlich 
hor dem Schlafengehen einige Kleidungsstücke zum 
Ttocknen in die Nähe des Ofens. Wie dies nun 
auch geschah, es fielen diese, während die betreffende 
Familie schlief, auf den geheizten Ofen. Es ent⸗ 
stand dadurch ein dichter Qualm, der den Haus⸗ 
hater noch zu rechter Zeit aufweckte und er noch 
rechtzeitig Hilse bringen konnte. Dieser Uafall 
möge abermals belehren, daß man an O fen das 
Troͤcknen von Kleidern unterlassen soll. (Pf. V.) 
A Aus der Pfalz. Man wird sich er⸗ 
nnern, daß zu Anfang November die durch die 
Z itungen gehende Notiz Aufsehen erregte, es wür· 
Jen tüchtige Ingenieure zum Bau der einem deut⸗ 
chen Konsortium übertragenen siamesischen 
Bahn gesucht. Ein pfälzischer Ingenieur wendete 
ich daraufhin an den deutschen Generalkonsul in 
Fankok und erhielt dieser Tage Ruückantwort. Der 
Fehalt für einen Ingenieur Assistent beträgt 6— 
3000 Mte., derjenige eines Sektionsingenieurs 9 — 
12 000 Mk. Diejenigen, welche auf Anstelung 
rechnen können, müssen indessen geläufiz englisch 
sprichen und schreiben. Die einzige Sprache, die 
dort gesprochen wird, ist nämlich die englische. Für 
manche durste gerade dieser Umstand ein Hinderniß 
— 
Uedrigens ist in Anbetracht des mörderischen, für 
Furopäer absolut unzuiräglichen Klimas der Gehalt 
jehr nering. —— 
Vermischtes. 
Straßburag. Eige interessante Weihnachts⸗ 
feier war die Chrisib scheerung in der evangelischen 
Taubstummen-Anstalt im Bruckzdof dei 
Straßdurg. Die taubstummen Schüler, 26 an der 
Zahl, hatten vermittelst des Lippenalpzabetes so 
deutlich reden gelernt, daß sie Sprüchlein und Weih 
nachtslieder hersagen und dann den strahlenden 
Tannenbaum mit freudigen Worten begrüßen 
konnten. 
Mannheim, 28. D.z. Der Führer der 
hiesijen nationalliberalen Partei, Herr Franz Thor 
becke, hat anläßlich seines vorgesten stattgefunde⸗ 
nen 100jaäͤhrigen Geschäftsjubilaums beschlossen, für 
eine etwa 600 Arbeiter und Arbeiterinnen die At— 
ersversicherung mit dem 65. Lebensjatzre beginnen 
zu lassen und die Rente bis zum 70. Jahre, in 
we'chem die gesẽtzliche Altersbersichtrung ins Leben 
rint, aus seiner eigenen Tasche zu bezahlen. Ein 
obenswerthes Vorgehen! Außerdem hat Hert Thor⸗ 
becke, welcher im ganzen fünf Fabriken besitzt, be— 
schloss,zn, nach Zusammenlegung der Betriebsktanken⸗ 
kassev seiner Fabriken eine Witswen⸗ und Waisen⸗ 
kasse für seine Arbeiterschaft ins Leben zu rufen 
und jährlich einen Zuschuß von 2000 Mk. zu der⸗ 
selben zu leisten. 
Mit großem Beduuern werden Besucher det 
Mannheimer Theaters die Nachricht entgegennehmen 
daß der Stuttgarter Hoifopernsänger, Herr Jos. 
Gum, der auch nahezu 10 Jahren an der Mann« 
heimer Oper mitwirkte und ob seiner herrlichen 
Stimme so oft bewundert wurde, am Montag 
früh, nach kurzem Krankenlager in Stuttgart ge—⸗ 
storben ist. Gum erreichte ein Alter von nur 46 
Jahren. 
In Gmund schrieb bei der letzten Volks⸗ 
ählung eine 86jährige Dame in die Rubri 
Stand“ alte Jungfer, und in die Rubritk „B. 
ruf“ heiratslustig. Sie sagte, daß der Zettel nach 
Berlin komme und dort darf man wissen, daß n 
noch zu hahen sei. 
p Munchen. Der „Grümne Hof“ wurde 
um 479.000 Mk. von Herrn A. Rall an Herrn 
Ludwig Wörl, früher Bahnhofrestaurateur in Ingol⸗ 
stadt, verkauft. 
Munchen. Eine hochherzige Spend 
haben Oodersttallmeister Graf Hoinstein und Ge— 
mahlin dem Kirchenhau St. Moximilian m 
einer Schenkung von 5000 Mark zugewendet. 
FDieser Taue verschied zu Hermsdor 
(Schlesien) ein moderner Diogenes. De— 
Mann, welcher ein hohes Alter erreichte, nährte sio 
qusschli-ßlich von Heringen und trank nur Wusser 
Ddemd und Strümpfe waren ibm Luxusartikel, von 
denen er auch dei grimmiger Kalte kinen Gebraud 
macht.. Am 18. ds. Mis. sand man den alte— 
Junggesellen, her Vermögen hinterlaßt, todt 
emn Pop'erlager, welch⸗s ihm das Bett ersenlt 
Volks & Landwirtschaftliches. 
Verkehr auf den vayerischeu Staan 
bahmnen im Monat November. Bisördert wurde 
Personen 1.056,207 genen 977, 127 im Novemh