Full text: St. Ingberter Anzeiger

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29ts St. Inghert. 
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Der ESr. pnñä ne wanzeiger* erscheint täglich mit Ausnahrie der Sonn- aud Ferertugt. NA deherulich mit Unterhaltungs-Blait und Mittwochs and eamstags 
mit eerscren Setlagen. LTas Vlail dodet pierteliährlich 1 60 einschliezlich Träger ohn; durch die Poß bezogen 1 AM 75 4, einschließlich 40 Zusftellungsgebahr. 
Die Ain ekRagebrnhr Er eie Agespaltene Garmondzelle oder beren Faum beträgt der Insereuen aus der Wfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die 
Quberitau Astunit ertheilt, 18 5. Meklamen 80 3. vei 4maliger Finrackung wird nur dreimalige berechnet. 
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25. Jahrg. 
Politische Jahresrundschau. 
(Schluß.) 
Die französische Republikmußte auch 
im Jahre 1890 einen vollstandigen Kabimetswechsel 
derzeichnen, welcher an Stelle des Ministeriums 
Tirard ein Kabinet Freycinet Constans ans Ruder 
zrachte. Das neue Ministerium wußte sich trotz 
mannichfacher Schwierigkeiten, die ihren Ursprung 
Jaup;ifächlich in zoll- und finanzpolitischen Fragen 
jatten, über Wasser zu halten, außerdem begünstigte 
die forischreitende normale innere Entwickelung der 
Republik sichtlicht die Versuche des Ministeriums 
Freycinet: Constans, seine Stellung möalichst zu 
festigen. Die auswärtigen Beziehungen Frankreichs 
im Jahre 1890 ließen nichts zu wünschen übrig, 
besonders besserte sich sein Verhältniß zu Italien. 
In Afrika schloß Frankreich tinen die französische 
kirfluß⸗ und Möchtzone in diesem Welttheue be—⸗ 
Jünstigenden Verirag mit England ab. 
Wenig bemerkenswerthes giebt es diesmal von 
Rutzland zu berichten. Nach Innen wices die 
Politik des Czarenreiches eine gewisse Stetigkeit 
nuf und waren die Bemühungen der maßgebenden 
Staatsmänner Rußlands namentlich auf die größere 
inanzielle und wirthschaftliche Festigung des Riesen⸗ 
reiches gerichtet. Freilihh ging anderseits auch die 
Russificirungsarbeit in den Ostseeprovinzen trotz des 
zähen Widerstandes der dortigen Deutschen konse⸗ 
zuent weiter. Noch außen aber beobachtete Ruß⸗ 
and eine bemerkenswerthe Zurückhaltung, welche 
nit dem friedlichen Gesammicharakter der europä⸗ 
ischen Lage durchaus übereinstimmte. 
In England war der wichtigste Vorgang 
die Spaltung der irischen Parlamentspartei infolge 
der Parnell⸗Affaire, ein Ereigniß dessen letzten 
Wirkungen fich vermutlich bei den im Jahre 1891 
pevorstehenden Neuwahlen zum englischen Parlament 
zeltend machen werden. 
Betrachten wir nun die wesentlichsten Jahres- 
ereignisse in den übrigen Ländern Europos. In 
der Schweiz fand im Kanton Tessin eine Revo⸗ 
ution der Liberalen gegen das klerikale Kantons⸗ 
regiment ftatt, die nach longen Wirren die Einsetz⸗ 
ung einer gemischren klerikal⸗liberalen Regierung im 
Tessin zur Folge hatte. In Holland siarb 
König Wilhelm III. nach langen Leiden und es 
yestieg seine minderjährige Tochter Wilhelmine unter 
Vormundschaft der Königin Emma den Thron, 
vährend im Großherzogtum Luremburg der 
disherige Regent Herzog Adolf von Nassau zur 
Regierung gelangte. In Belgien wurden Neu⸗ 
vahlen zur Deputirtenkammer vorgenommen, welche 
die Fortdauer der kleriklalen Regierung auf vier 
Jahre bestätigen. In Dänemark behauptete 
ich das konservative Ministerium Estrup trotz des 
Sieges der radikalen Oppofition bei den Volkethings⸗ 
Wahlen. In Portugal mußten die Kabinete 
Barros und Serpa Pimentel dem Mixisterium 
Souza, in Spanien das liberale Ministerium 
dem konservativen Kabinet Canovas weichen. Von 
zer Balkanhalbinsel find die Justallirung 
des neuen griechischen Kabinets Delyannis und der 
noch ungelöste Konflikt zwischen der Pforte und 
dem griechischen Patriarchen in Konstantinopel zu 
rwähnen. 
In Afrika wurden die bisher selbstständigen 
Sultonate Sansibar und Witu unter das englische 
Brotettorat gestellt. In Nordamerika eilitten 
,ie schutzz,ollnerischen Rpublikaner bei den Kongreß⸗ 
vahlen infolge der Mac⸗Kinley-Bill eine vernichlende 
stiederlage. Nittel-und Südamrika wurden 
von mancherlei Wirren heimgesucht. 
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SDeutlches Reich. 
Bochum, 29. Dez. Die heute stattgefundene 
Reichstagsersatzwahl an Steille Schorle- 
ner's ergab als Resultat Stichwahl zwischen Vatt⸗ 
nann (Zentrum) und Müllensieffen (natlib.). 
Berlin, 30. Dez. Der aus Munchen hier 
ingetroffene bayerische Kriegsminister, General der 
Infonterie Ritter v. Safferling, ist heute 
wom Kaiser empfangen worden. 
Berlin, 30. Dez. Der „Reichsanzeiger“ 
»eröff ntlicht einen Bericht des Reichskommissars 
y. Wißmann, worin er die rerschiedenen 
Unternehmungen Emins als der Instruktion zu— 
viderlaufend bezichnet. Ferner wird miätgeteilt, 
»aß bei einem Kampfe mit dem Wangonis Lieute⸗ 
iant Langheld in einen Hinterhalt gefallen sei und 
rei Tote und mehrere Verwundete gehabt habe. 
kin Bcief Stokes an Wißmann erklärt, Emin 
jabe Stokes friedliche Pläne vollständig über den 
»aufen geworfen. Deshalb sendete Stokes seine 
designation ein. Der Brief Wißmanns an Emin 
rsucht diesen. er möge nach Ausführung seiner 
Instruktion wegen eingreifender Aenderungen in 
)er Verwaltnng des Reichskommissariats schnellstens 
an die Kuste kommen. Der „Reichsanzeiger“ teilt 
mit, Wißmann sei angewiesen, die Berichte Emins 
nach Berlin einzusenden. 
Ausland. 
Boulogne, 30. Dez. Parnell ist heute 
stachmittag in Begleitung von John und William 
Redmond, Dr. Kenny, Scully und Dr. Clancy 
aus London hier eingeiroffen, O'Brien und 
Zill kamen ungefähr um dieselbe Zeit von Paris 
in. Es wird wahrscheinlich heute noch eine Unter- 
edung stattfinden. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 31. Dez. Wir machen 
unsere Mitbürger hiermit auf die heutige Bekannt⸗ 
nachung betr. das städtische Budget vro 
1891 aufmerksam. 
* St. Ingbert, 31. Dez. Einen sehr 
schweren Beruf haben bekanntlich unsere Po st⸗ 
doten bei geringer Bezahlung. Bei Sturm und 
Wind, in glühendster Hitze und den kältesten 
Bindertagen müssen sie ihrem verantwortungsvollen 
zerufe nachgehen. Möchten daher unsere geehrten 
Leser dieser wackeren Männer, sofern dies noch 
nicht an Weihnachten geschehen, zu Neujahr, wo 
)eren Dienst ein um so aufreibenderer ist, mit 
einer klingenden Anerkennung gedenken! 
— Blieskastel, 29. Dez. In der Christ⸗ 
nacht machte der Nachtwächter Franz Bingert seinen 
stundgang durch die Stadt. Als er um 1 Uhr 
norgens in die Nähe der Turnhalle kam, hörte er 
inen Menschen fürchterlich um Hilfe rufen. Er 
sing dem Schreien nach und fand einen jungen 
Zergmann aus dem benachbarten Preußen mitten 
n dem Bach liegen. Der „Gebadete“ war in an⸗ 
jeheitertem Zustande in das Wasser gefallen und 
vare bei der starken Kälte gewiß zu Grunde ge⸗— 
angen, wenn ihn sein Retter nicht aus dem nassen 
Flemente befreit hätte. 
— Zweibrücken, 30. Dez. Gestern Abend 
rierte der zum Polizeilommissär in St. Ingbert 
cnannte bisherige Bezirksfeldwebel Herr Valentin 
smmling im Schwartz'schen Lokale zu Eenst⸗ 
veiler im engern Kreise seinen Abschied. Man sah 
jei dieser Gelegenheit so recht, wie beliebt der 
Scheidende während der langen Zeit seiner An⸗ 
vesenheit (Herr Emmling ist seit 1877 hier) in 
Zweibrücken geworden. Herr Emmling hat sich in 
»er Zeit seines Hierseins die allgemeine Achtung, 
Zuneigung und Liebe aller derer erworben, die ihn 
tennen lernten, die in irgend einer Weise amtlich 
der nichtamtlich mit ihm zu thun hatten. (Zis.) 
— Neustadt, 29. Dez. Heute fand dahier 
m Saalbau die Sitzung des Ausschusses der 
Lrutherstiftung statt. Von den als laufende 
geiträge pro 1890 eingegangenen 2740 Mk. 51 
Jig. kamen laut „Pf. K.“ rund 2000 Mk. zur 
Bertheilung unter 59 Petenten. Nach der heute 
urch die Generalversammlung vorgenommenen Er⸗ 
atzwahl des Hauptausschusses besteht dieser jetzt 
ius folgenden 21 Mitgliedern, nämlich den Herren: 
Arnold, Rentner ia Edenkoben, Bangrotz, Rechts⸗ 
mwalt in Landau, Börtzler, Hauptlehrer in Kaisers⸗ 
autern, Dr. Bürklin, Reichstagsabgeordneter in 
Wachenheim, Dr. A. Ciemm, Kommerzienrath in 
udwigshafen, Fröhlich, Bankier in Zweibrücken, 
Dr. Groß, Landtagsabgeordneter in Lambaheim, 
haron E. Gienanth-Eisenberg, von Hofenfels, kal. 
Oberamtsrichteec in Homdurg, Keller, Rechtsanwalt 
in Landau, Oskart Krämer, Kommerzienrath in 
St. In gbert, Kranzbühler, Rentner in Neu— 
tadt a. H., Krebs, Lehrer in Oppau, Krieger, 
Dekan in Kirchheimbolanden, Maurer, Delan in Berg⸗ 
zabern, Oertel, Subrekior in Kusel, Schneider, 
Bankier in Pirmasens, Dr. Simon, Studienrektor 
in Kaiserslautern. 
— Am Sonntag war der Verwallungsrat des 
Pfälzischen Lehrerwaisenstifts in Neu— 
stadit versammelt, um, wie die „Ggt.“ berichtet, 
die Vertheilung der dies jahrigen Unterftützungsgaden 
porzunehmen. Es stand zur Verfügung die Summe 
bvon 10,810 Mk. Davon wurden unterstützt 154 
minorenne und 28 majorenne Lehrerwaisen. Die 
zeringste Gabe für eine einzelne Weise beträgt 56 
Mk.; als höchste Unterstützungssumme wurden 280 
Mk. an mehrere verwaiste Lehrerfamilien zugetheilt. 
Die majorennen Waisen erhielten Gaben von 80, 
35 und 40 Mk. 
— Ludwigshafen. Unlängst hat der hiefige 
Stadtrat ein neues Schul statust aufgeftellt und 
durchberaten, das die Gehaltsverhältnisse der hiefigen 
dehrer regelte, auch einige Gehaltserhoͤhungen fur 
zieselben brachte, die indeß, wie es m dem Statut 
jeißt, von dem Wohlverhal'en der Lehrer abhängig 
zemacht werden. Das Statut setzte ferner die 
dochstzahl der Wochenunterrichtsstunden bon je 25 
wie in der Lehrordnung vorgeschrieben) auf 27 
Stunden fest, welche dem Turnunterricht zugute 
ommen sollen. Gegen dieses Schulstatut haden 
nun, wie die „Pf. Pr.“ berichtet, einige dreißig 
dehrer Beschwerde erhoben mit der Bitte, selbigem 
die Genehmigung versagen zu wollen. Die Be— 
schwerde richtet sich insbesondere gegen die Ver—⸗ 
nehrung der Unterrichtsstunden und gegen die 
Tlausel des „Wohlverhaltens,“ welch' letztere dazu 
angethan sei, ihren Stand herabzuwürdigen. 
Vermischtes. 
f Wie gemeldet wird, ist Herr Bürgermeister 
o. D. Kiefer seiner Verdienste um die Stadi 
Saarbrücken zum Ehrenbürger der Stadt er— 
nannt worden. 
*2 Wir haben gestern von der Flucht eines 
Liebespärchenn aus Fechingen berichtet,