Full text: St. Ingberter Anzeiger

In dieser Lage ist der Landwirth Friedrich Schlos⸗ 
ser dahier, dessen Mutterschwein vor Kurzem 16 
Jungen warf, die als Rarität reißend um den 
angegebenen Preis abgingen. 
— Pirmasens, 10. Jan. In verflossener 
Nacht hat das Messser wieder einmal eine Rolle 
gespiell. In der Christiansgasse war gegen 12 
Uhr zwischen mehreren Leuten ein Streit ent- 
danden, in dessen Verlaufe der ledige Johann 
Jakob Ackel von dem Schuhmacher Stegner einen 
Stich in den Rücken echielt. Die Verletzung soll 
eine lebensgefährliche sein. — In der Sandgasse 
wurde der Schuhmacher Karl Seemann in die 
Schulter gestochen. Der Thäter soll der Neben⸗ 
geselle des Seemann, namens Schneider, gewesen 
sein. — Am Samstag Abend geriethen vor einer 
Wirthschaft in der Sandgasse mehrere Burschen in 
Streit, in welchem der Schuhmacher Eduard Schehl 
von Biedershausen mit einer Feile am Kopfe 
derartig verletzt wurde, daß derselbe in das Spital 
derbracht werden mußte. Der Thäter ist noch unbe⸗ 
'annt. (3Ztg.) 
— Annweiler, 8. Febr. Der Schleifer 
Schenkel aus Edenkoben, welcher dahier in 
der Feilenschleiferei der Herren Erlenwein Söhne 
reschaͤftigt war, verlor heute Nacht auf eine 
schrecliche Weise sein Leben. Es zersprang näm⸗ 
lich ein Schleifstein und zerriß den Genannten 
förmlich in Stücke, während ein anderer Arbeiter 
ebenfalls Verletzungen am Kopfe davontrug. Eine 
Witiwe nebst vier unmündigen Kindern haben 
durch diesen Unglücksfall ihren Ernährer verloren. 
Es ist dies schon der dritte Fall in genanntem 
Beschäfte, wo durch Zerspringen der Schleifsteine 
wei Arbeiter getödtet und einer sehr bedeutende 
Verletzungen erliti. 
— Landau, 10. Febr. Die Haupt—⸗ 
ichießübungen auf dem Lechfelde des 2. 
Feld⸗Artillerie:Regiments finden vom 9. Juni bis 
15. Juli statt. Die 2. Feld-Abtheilung dieses 
Regiments wird daher unsere Stadt schon am 4. 
Juni verlassen. Wo fich dieselbe in der Zeit vom 
15. Juli bis zum Beginn der Herbstmanöver auf⸗ 
zalten wird, soll noch nicht festgesetzt sein. 
— In Arzheim ließ sich dieser Tage in 
inem Hofe eine Brieftaube belgischer Rasse 
aieder. Dieselbe ist allem Anscheine nach einem 
Raubvogel entgangen, was blutende Wunden an 
hrem Leibe zeigten. Sie trug an der rechten und 
inken dritten Schwungfeder die Nummer 425 und 
zie Buchssabens RLHeibronn⸗Pirmasens, 
serner um den rechten Fuß einen Messingring, auf 
dem die Nummer J stand, die wahrscheinlich auf einen 
Wetiflug Bezug hat. Nach reichlicher Fütterung 
wurde die Taube wieder ihrem Fluge überlassen, 
wobei sie zuerst mehrere Umkreise machte und 
ichließlich in westlicher Richuung nach dem ver—⸗ 
muthlichen Zielpuukte Pirmasens weiterflog. 
— Arzheim, 8. Febr. Gestern Nachmittag 
ereignete sich dahier in der Wohnung des Maurers 
Franz Paul Kleinhans ein großes Unglüd. 
Als gegen 2 Uhr der Sohn der Witwe Schäffler 
aus der Wohnung ging, vernahm er einen brand⸗ 
artigen Geruch. Zugleich wurde die Nachbarschaft 
alarmirt, und nun begad man sich zu der Unglücks⸗ 
ftätte. Die drei Kinder des Kleinhans, welche 
zu Hause waren, hatte man als Leichen vor Augen. 
Der gerade hier in Arzheim wohnende Arzt Herr 
Dr. Schandein war auch dald zur Stelle und stellte 
Wiederbelebungsversuche an, welche aber ohne 
Erfolg waren. Der Vater der todten Kinder ging 
um *841 Uhr zur Arbeit, freilich nicht ahnend, 
daß er nach etwa einer Stunde drei Leichen vor 
sich sieht. Wie erzählt wird, spielte wahrscheinlich 
das ältere Kind, ein Knabe von sechs Jahren mit 
Feuer. Die Kinder sind im Alter von 6, 4114 
Jahre und 4 Monate. 
— Die Gemeinderathswahl in Herxheim 
wurde durch Verfügung der kgl. Regierung für 
ungiltig erklärt. 
— In Edenloben tagte letzte Woche eine 
zom landwirihschaftlichen Bezirksberein Landau 
einberufene Versammlung zur Beratung der 
Sauerwurmvertilgung. Der Vorstand des Vereins, 
derr Bezirkzamtmann v. Hartlieb eröffnete die 
Versammlung mit dem Hinweis auf den enormen, 
auf etwa 4 Millionen Mark berechneten Schaden, 
den dieser Rebenschädling im verflossenen Jahre in 
diesem Bezirke angerichtet hat. Der Vorfitzende 
erteilte dann das Wort Herrn Kreissekretär 
Dauter von Speyer, der in erschöpfender Weise 
die Entwickelung, Fortpflanzung und Lebensweise 
»es Heu⸗ und Sauerwurmes besprach. Von be⸗ 
onderem Interesse war die Erwaͤhnung einer ge⸗ 
vissen Schlupfwespe und auf welche Art und 
Weise diese der Foripflanzung dieses verderblichen 
stebenschädlings hindernd entgegenwirkt. Hierauf 
prach Herr De. Armand Bubl aus Deidesheim 
in längerer Ausführung über die wenig 
vositiven Resultate hinsichtlich der Naturgeschichte 
zes Heu⸗ und Sauerwurmes und wie nothwendig 
s sei, auf wissenschaftlicher Grundlage die Ent⸗ 
vickelung und Lebensbedingungen des fraglichen 
Insektes näher zu erforschen und festzustellen. 
tedner machte hiebei Mittheilung, daß man in 
Deidesheim im Begriffe steht, einen oder auch 
wei Fachgelehrte auf diesem Gebiete kommen zu 
assen, um weitere wissenschaftliche Erforschungen 
instellen zu koͤnnen. Genannt hat hiebei Herr 
Dr. Buhl: Dr. Ecstein aus Neustadt⸗Eberswalde 
uind Professor Keller in Zurich. Fur den Bezirk 
dandau wurde ein Komité ernannt, welches 
veitere Schritte zu beraten, eventuell der Frage 
näͤher zu treten hat, ob es nicht ratsam sei, auch 
sjür das obete Gebirg einen solchen Fachge⸗ 
ehrten kommen zu lassen, um dann das Stu⸗ 
—X 
ichen. 
— St. Martin. Das Betteln muß schon 
ein einträgliches Geschäft sein. Die vorige Woche 
and ein Mann, dessen Frau auf die Kirchweihen 
imhergeht, um zu detteln, auf dem Speicher die 
Summe von 1150 M. in Holz versteckt. Diese 
S5umme hatte die Fran sich durch Betteln er— 
vorben. 
— Neustadt, 10. Febr. (Besiztzwechsel.) 
Ddie elegante Villa des Herrn Wilhelm Maucher 
dahier, nebft großen Garten⸗ und Weinbergs⸗ 
Anlagen, sowie dazu gehbrige Weinfässer, ging 
seute zum Preise pvpon 2155 000 Mt. in's 
kFigenthum des Herrn Kaufmann Eugen Abresch 
allda über. 
— Aus dem Bezirke Neustadt. Der 
Bemeinderath von Lindenberg und der Stadtrath 
zu Lambrecht haben bei kgl. Regierung die Trenn⸗ 
ung des Bürgermeistereiz Verbandes durch beider⸗ 
eits einstimmige Beschlüsse beantragt. — Die 
Bemeinden Grethen und Seebach dürften dann im 
Zezirkkamte Aeustadt noch die einzige combinirte 
Zürgermeisterei sein. 
— Speyer. Ein ärgerlicher Prozeß will 
hjier beginnen, indem an der unteren Langgasse 
inige Häuser aus dem Gleichgewicht gekommen 
ein sollen und die Schuld davon der Anlage von 
)rei Brunnen im Extablissement der Brauerei 
S„chwarz zugeschrieben wird. Wie die Sache sich 
zerhält, wird ja klar gestellt werden, aber unan⸗ 
jenehm wird sie auf jeden Fall, für die Einen 
»der die Andern. 
— Stibpendien. Aus den Gefällen der 
zrotestantischen Kirchenschaffnei Zweibrücken wurde 
zen Kandidaten der Theologie E. Reber aus 
Speyer und Aug. Schowalter aus Neustadt 
a. H. für das Studienjahr 1889/90 je ein Stiven⸗ 
dium von 278 Mk. verliehen. 
— Ludwigshafen. Die vom 6G. 
A.“ in NMr. 80. gebrachte Nachricht, daß 
Schuhmacher Ewald von Biedesheim einem 
Zandelsmanne in Mannheim einen Schuldschein 
jiber 1000 Mk. widerrechtlicher Weise genommen 
sabe, erfährt eine Berichtigung. Von betheiligter 
Zeite wird mitgetheilt, daß ein seitens des Ewald 
usgestellter Schuldschein noch niemals in den 
händen des genannten Handelsmannes sich befunden 
sabe und demselben daher auch nicht entrissen wer⸗ 
en konnte. Thatsache ist, daß Ewald am 4. 
Febr., wie alljährlich, mit dem Handelsmann in 
Mannheim wegen bezogener Waaren abrechnen 
vollte und dabei Differenzen vorkamen, in Folge 
»essen Ewald das Bureau des Handelsmannes 
zerließ, ohne sein Geschäft erledigt zu haben. 
Was den Handelsmann bewog gegen Ewald die 
dudwigshafener Polizei zu requiriren und den⸗ 
elben im Betretungsfalle verhaften zu lassen, 
»as zu begründen wird dem Handelsmann vor 
Bericht auf Antrag des gekränkten Ewald Ge⸗ 
egenbeit gegeben werden. 
— Frankenthal, 10. Febr. Besißz⸗ 
vechsel. Herr Schieferdeckermeiste Friedrich 
n Kaiserslautern, verkaufte seine Baupläze an 
22 Dezimalen dem Güterbahnhof gegenüber für 
19,800 Mark an die Schulbankfabrik A. Cickroth 
und Cie. dahier. — Herr Renmer Heinrich Wal⸗ 
ter kaufte von dem Boten Forthuber dessen Hau— 
um 9500 Mk. 
— In Kirchheimbolanden feiert au 
11. Februar, Herr Buchbindermeister Metzen 
macher sen. mit seiner Ehefrau seine Goldent 
Hochzeit. Herr Metzermacher vollendete am 16 
Januar d. J. sein 80. Lebensjahr, seine Gau 
teht im 75. Lebensjahr. 
DQermischtes. 
F St. Johann. Möglichst bald, spätestent 
mm l. April dss. Is., soll hier die neugeschaffen— 
Stelle eines städtische Bauwerkmeistert 
zesetzt werden. Die Anstellung erfolgt mit einem An 
angsgehalt von 1800 Mk. und 360 Mti. Wohnungs 
zeld zunächst auf ein Jahr auf Probe, sodann mi 
Zensionsberechtigung nach den Bestimmungen deßs 
Besetzes von 27. März 1872 unter Vorbehalt einer 
jegenseitigen einhalbjährigen Kündigung. Bewerb. 
ingsgesuche sind bis langstens 28. Febr. dss. J. be 
dem Bürgermeisteramt hierselbst einzureichen. 
F Oberstein. Einige Kaufleute aus unserer 
Rachbarstadt Idar ließen schon seit einer Reihe 
don Jahten ihre Aufrräge und Bestellungen an 
hiesige Geschäfisleute durch Boten vermittelst deer 
ichlossener Briefe besorgen. Die Postbehörd⸗ 
thielt Kenntnis von der zSache und hat ein— 
Unte rsuchung einleiten lassen. Wie man der ‚8 
2dszig.“ schreibt, sind nun recht empfindlicht 
Strafen, bei den Kaufleuten bis zu 2000 Mt 
and bei den Boten zwischer 800 und 900 Mi 
ꝛxkannt worden. Offene Briefe dürfen bekanntlid 
ohne Beschränkung, verschlossene aber nur. wenn 
lein erwerbsmätziger Botendienst dadei stattfinde 
außerpostlich defordert werden. 
fFBaden-Baden. Die Frau Großherzogn 
pon Baden hat eine Spende von 15,000 Mk. als Kua 
erine Augusta⸗Erinnerungsgabe“ für das „Ludwig 
Wilhelms-Pflegehaus“ fuür von Unglück detroffen 
ereinsamte Frauen gegeben. 
F Verlockendes Anerbieten, Naer 
der „Frankf. Ztg.“ lautet dasselbe: „Eine jung 
Dame mit bdiegsamer Wespentaille, Tauben ˖ Augen 
corallen⸗ Lippen und Grüdchen in den Wangel 
päͤre nicht abgeneigt, einen groß gewachsenen, ber 
mögenden Herrn mit ihrer Hand zu beglücken, um 
zittet hierauf Reflektierende ihre gefl. Briefe bei 
n Köln.“ Hoffentlich findet sich schlanke Wesper 
aille und hoher Wuchs bald beglückt zusammen. 
Zum LadenburgersStraßenrau 
Unter den Banknoten, welche am 17. v. M. 
dem zu Ladenburg verüdten Straßentaud gestohl⸗ 
vurden, defanden sich zwei Hundertmarkscheint 
velche in der einen Ecke einen mit Blaustift 
chriebenen, etwas verwischten Namen trugen. 
jeraubten Scheine der Badischen Bank 4 100 M 
paren oben etwas eingerissen. Jedermann, 
über das Vorkommen jsolcher Sch.ine etwas in bor 
fahrung bringen sollte, wird ersucht, ungesäumt 
nächsten Polizeibehörde von seinen Wahrn hmunge 
Anzeige zu machen. Auf die Entdeckung der Thoöle 
jist eine Belohnung von 200 Mk. ausgesetzt. 
M.⸗Gladbach, 9. Febr. Wie die „ 
Zig.“ schreibt, find der Pocken⸗Epidemu 
welche durch ein aus Verviers gekommene 
inzwischen schon gestorbenes Kind hier eingeschlehr 
wurde, bereits 7 Personen zum Opfer gefalle 
Im Seuchenhause, das bereits 31 Kranke auft 
nommen hatte, ist nicht mehr genügender Rau 
porhanden, so daß fur alle Falle noch eine 
30 Kranke eingerichtete Baracke errichtet werde 
mußte. Die Zahl der angemeldeten Pockenkranh 
betrug bis gestern 65. 2 
PNuünchen. Der Prinz rent hat 2000 Mt. r 
das dem Kaiser Wilhelm J. in Mezz zu errichten 
Denkmal und die gleiche Summe fuͤr das Denlhm' 
des Kaisers Friedrich in Wörtb 
willigt. 
FEin gefährlicher Konkurrent. 
der Sttafkammer des Landgerichts Nurn berl 
wurde ein Bäckergehilfe, der den iym untergeordnebn 
Zehrling vnter Drohungen veranlaßt hatte, oftme! 
Petroleum, Glassplitter, Nägel u. s. w. in d 
Teich zu mischen, zu einer einjahrigen Gefängrih 
strafe verurteilt. Ein, Motiv fuͤr die Handlung 
weise des Angeklagten konnte nicht erforscht werl 
den; es wäre höchstens anzunehmen, daß er 
Absicht hatte, selbit eine Bäcerei in der dbelrestet 
den Landgemeinde zu errichten und vorhet 
Beschäft seines Meisters in Mißkredit zu dringe 
7 Vonder Eifel. Vorigen Herbst wur 
bei Kelberg ein Känguruh erlegt. Neuerdi 
hat man im derselben Gegend mehrere dieler Li