Full text: St. Ingberter Anzeiger

nittag hielt der Sterdekasseverein sut 
Zweibrücken und Umgebung seine diesjährige Haupi— 
sersammlung in der Kaiserhalle ab. Zur Tages⸗ 
ordnung bemerkte der Vorsitzende Herr Roth 
»er ZZw. Z.“ zufolge u. a.: Der Aus—⸗ 
chuß habe fich in seiner letzten Sitzung dahin 
geeinigt die vorgesteckte Frist, wonach bis 
zum J1. Januar 1890 jedem der Eintritt gegen 
ein Eintritisgeld von 3 Mk. freigestellt wird, so⸗ 
jald derselbe das 55. Lebensjahr noch nicht über⸗ 
chritten hat, bis zum 1. April l. J. zu verlängern. 
Bom 1. Juli ab würden dann nur mehr soiche 
Bewerber mit erhöhtem Eintrittsgeld aufgenommen, 
welche das 40 Lebensjahr noch nicht überschritten 
haben. Die Versammlung stimmte diesem An—⸗ 
rage einstimmig zu. Der Verein zählt z. Z. un⸗ 
Jjeführ 110 männliche und ungefähr 30 weibliche 
Mitglieder. Weiter teilte der Vorsitzende noch mit, 
daß man vielfach auf dem Lande der irrigen 
Meinung sei, es fänden nur Leute von Zweibrücken 
und der nächsten Umgebung in den Verein Auf⸗ 
nahme; dies sei jedoch nicht so zu verstehen, der 
Verein erstrecke sich vielmehr über sämmtliche Orte 
des Bezirksamtes Zweibrücken. Zu 8 15, weib⸗ 
iche Mitglieder betraffend, welche Bestimmung manche 
Mitglieder nicht recht verstehen könnten, wurden 
dom Vorfitzenden sowohl als auch aus der Ver⸗ 
sammlung einige recht beachtenswerte Beispiele ge⸗ 
geben. — Zum Schluß erstattete der Kassier, Herr 
Hublitz, den Kassenbericht, welcher ein recht erfreu— 
uͤches Ergebnis zur Folge hatte. 
— Die Sektion der Pfalz der bay. Bau⸗ 
zgewerbs⸗Berufsgenossenschaft ist 
zurch die Herren W. Hoffmann jr., Baumeister 
in Ludwigshafen, Vorstandsmitglied, Ferd. Bernatz, 
Baumeister in Speher und Peter Loch, Zimmer- 
meister in Zweibrüden, vertreten. 
— Wald mohr, 5. Jan. Heute Morgen 
berschied in der Klinik zu Heidelberg der hiesige 
. Notar Herr Karl Pfülf aus Speyer im Alter 
don 48 Jahren. Schon längere Zeit herzleidend, 
uchte er vergebens Linderung seines Leidens bei 
jerschiedenen Aerzten und in verschiedenen Bädern, 
elbst im Ausland. Mit ihm verlor man einen 
gewissenhaften und pflichttreuen Beamten. Möge ihm 
die Erde leicht sein! 
— Kaisersblautern. Die Influenza ist 
nuf ihrem Zuge nun auch in hiesige Stadt gelangt. 
Seit wenigen Tagen liegen nach ärztlicher Fest⸗ 
dellung schon weit über 100 Personen an ihr 
darnieder. Hoffentlich geht sie auch hier gut vorüber! 
— Kaiserslautern. Die Gründung 
ines Konsum⸗-⸗Vereins für Arbeiter ist 
dieser Tage anläßlich der rapiden Preiserhöhung 
ür Lebensmittel und nothwendige Gebrauchs⸗ 
artikel angeregt worden. Es fanden am Samstag 
Abend und im Laufe des gestrigen Tages mehrere 
zrößere Versammlungen und Besprechungen in 
ngerem Kreife statt und sollen, wie die „Vzt.“ 
hört, bereits 1400 Arbeiter aus verschiedenen 
diesigen Fabtiken sich zum Beitritt in einen Kon⸗ 
umverein bereit erklärt haben. — Der Rechen⸗ 
schaftsbericht des hiesige Turnvereins weist 
eine Mitgliederzahl von 629 und 1883 Zöglinge 
auf. Die Einnahmen beliefen sich auf 46867 Mt. 
1Pfg.; die Ausgaben auf 4543 Mk. 33 Pfg. 
es ergibt sich somit ein Ueberschuß von 13 Mk. 
68 Pfg. Das Vereinsvermögen beträgt einschließ⸗ 
lich des verzinzlich angelegten Turnballbaufonds 
5564 Mk. 50 Pfg. 
— Pirmasens, 6. Jan. Herr Lohnkutscher 
Stephan erwarb sich im Juli 1889 von Frau 
Wittwe Oskar Lukas einen Bauplatz um den 
Preis don 2020 Mark und verkaufte diesen an 
derrn Heinrich Becker, Schuster, um 6049 Mark. 
— Pirmasens, 6. Jan. Wie alljaͤhrlich, 
so hält auch heuer der hiesige Vogelschutz⸗ und 
Beflügelzuchtberein eine Lokhal-⸗-Geflügel⸗— 
Ausstellung mit Prämiicung und Verloosung 
von Racegeflügel in den Harimuth'schen Sälen ab. 
— Eine rohe und gemeine That wurde 
zieser Tage in Edenkoben verübt. Dem 
Schmiedemeister Teutsch wurden nämlich, wie die 
„Gegenw.“ berichtet, in seinem an der Villastraße 
gelegenen Weinberge nahezu 1000 Traubenstöcke 
von ruchloser Hand theils abgeschnitten, theils abge⸗ 
brochen und demselben hierdurch ein nicht unbedeu⸗ 
cender Schaden zugefügt. 
— Herr Rentner M. Maushart in Wil-— 
gartswiesen hat bei der Ziehung der pfäl—⸗ 
zischen Elfkirchenbau⸗Lotterie 1000 Mark gewonnen. 
(Pf. 3.) 
Neustaon. In der jungsten Staotraths⸗ 
itzung entspann fich eine interessante Debatte über 
»ie Einrichtung der Heizung im Heßelstift 
nach dem System Hauber. Danach wurden im 
hanzen für die Heizungseinrichtung 48,000 Mt. 
zerausgabt und der Betrieb kostet jährlich 7 —8000 
Mk. Mehrere Stadträthe fanden diesen Posten 
»och etwas zu hoch und es fanden scharfe Aus—⸗ 
inandersetzungen statt, in deren Verlauf verschiedene 
stedner den ganzen Bau für verpfuscht erklärten 
das ist allerdings starkr. wenn man in Betracht 
ieht, daß der Bau 315,000 Mk. gelostet hat. 
— Neustadt, 5. Jan. Für die Bearbeitung 
der Preisfrage der juristischen Fakultät der Univer- 
ität Würzburg pro 1889 90 „Anerkenntniß und 
Verzicht im Zivilprozeß sind historisch und dogmatisch 
zu erörtein“ erwarb sich unter zwei Bewerbern der 
and. jur. August Hofmann, Soha des Hrn. 
Forstmeisters Hofmann dahier, eine Belobung. Diese 
Auszeichnung wurde von der genannten Fakultäl 
eit mehreren Jahren nicht mehr verliehen. 
(N. Bzt.) 
— Speyer, 53. Jan. Großes Aufsehen und 
ielfach Besorgniß im Kreise der Geschäftsleute 
rregt die finanzielle Stellung des Kheini⸗— 
schen Hofes.“ Er wurde wie bekannt, vor drei 
Tagen um 113500 Mark verkauft. Nunmehr er⸗ 
olgte, nach dem „L. G.⸗A.“, gestern bei dem bis⸗ 
serigen Besitzer Pfändung über Pfändung. Der 
donkurs ist sicher, die Ueberschuldung bedeutend, die 
lussichten insbesondere für die hiesigen Giäubiger 
jußerst geringe. Allgemein ist der Wunsch, daf 
jvurch diese unerwartete Gestaltung der Dinge das 
jewiß bedeutende Unternehmen des Käufers von 
orgestern, des Herrn Kemm dahier, nicht gefährdet 
'der geschädigt wecde. 
—Deidesheim. In letzter Stadtraths⸗ 
sitzung wurde als Puntt 1 das Gemeindebudget 
und das Gemeinde⸗Krankenbudget pro 1890 fertig 
gestellt. Zu Ersterem ist zu erwähnen, daß folgen⸗ 
de Personen bei Aufstlellung mit Gehaltsmehrungen 
hedacht waren: Es erhielten der Herr Stadtschreiber 
250 Mk., der Schuldiener 100 Mk., der Lehrer 
ind die Verweserin Frl. Schönlaub je 92 Ml., die 
Holizeidiener und die Feldschützen erhielten Remune—- 
ationen. Ferner wurde das Sofie Walter'sche 
—AVVV— 
helene Schwab, Ehefrau von Martin Dietzler hier 
ugesprochen. Es lagen hiefür 2 B werbungsge⸗ 
uhe vor. Genanntes Stipendium besteht aus 174 
Mk. und ist dazu bestimmt, undescholtenen und 
zürftigen Bräuten, die in dem betr. Jahre in den 
rhestand treten, eine Beisteuer zur Beschaffung von 
Zausutensilien zu gewähren. Zum Schlusse der 
Sitzung theilte der vorsitzende Herr Bürgermeister 
hießer den Herren Stadträthen mit, daß die un—⸗ 
ängst in Landau verstorbene Frau Rath Keller der 
siesigen Stadt zum Zwecke Verwendung in der 
dateinschule die Summe von 8000 Mk. testamen⸗ 
arisch vermacht hat. Ueber die Art der Verwen⸗ 
zung in genannter Anstalt hat der Stadtrath zu 
entscheiden. Es belaufen sich die nun zu Gunsten 
der hiesigen Lateinschulen bestehenden Stiftungen 
auf 17000 Mk. (6000 Mk. aus der Jordan⸗ 
chen, 3000 Mk. aus der von Scent Yvany und 
3000 Mk. aus der Keller'schen Stiftung.) 
— Deidesheim. Die hiefige „Rheini⸗— 
sche Früchtefabrik“ nimmt soeben eine ge⸗ 
cichtliche Geschäftstrennung vor, weil der seither 
is Theilhaber im Geschäfte gewesene Herr Adam 
Biffar sen. in seiner neuerbauten Fabrik das Ge— 
schüft auf eigene Rechnung beginnt. Das alte Ge⸗ 
chäft wird durch die Brüder Biffar, Söhne des 
ßründecs der Fabrik, Herrn Andreas Biffar, nach 
Abschluß der Theilung in der seitherigen Weise 
origeführt. Es bestehen sonach hier zwei Früchte⸗ 
abriken, was für den Obstbau in der Umgeged, 
qa der ganzen Pfalz, nur von Vortheil sein kann. 
— Deidesheim. In der mit großen Kosten 
ingelegten hübschen Anlage des Herrn Fritz Eckel 
am Martenberg hier wurden vor Weihnachten zirka 
30 Stück der schönsten Fichtenbäumchen ab— 
zesagt. Bei der Ermittlung der Thäter hat sich 
Jerausgestellt, daß genannte Bäumchen als Christ- 
zaumchen Verwendung gefunden haben. Es dürften 
diese jedenfalls teuer zu stehen kommen. 
— Ruppertsberg. Ein schönes Neujahrs⸗ 
zeschenk kam Maurermeister Balth. Peter zu. 
uf ihn fiel nämlich bei der Ziehung der Elf⸗ 
—XVV0 
300 Mark. 
— Ludwigshafen, 6. Jan. Bei dem 
zestern in Frankfurt a. 2. stattgehabten Bezirts, 
ckiswettlaufen errang Herr Guido Scheer vom 
Schlittschuhklub Ludwigshafen gegen 3 vorzügliche 
nit Schnellaufschlittschuhen ausgerüstete Gegner den 
IIJ. Preis. Die Zeitdifferenz gegenüber dem Ge⸗ 
vinner des ersten Preises betrug nur 1 Sekunde. 
— In Ludwigshafen hat gestern Herr 
üfermeister Gottlieb Theisinger sen., seinen 
Tod im Rhein gesucht und auch gefunden. 
Morgens gegen 7 Uhr trieb Theisinger sich auf 
der Brücke umher, und als der Platz von Passan⸗ 
ten frei war, erkletterte er die in der Mitte der 
Brücke in die Höhe führende eiserne Leiter und 
prang von hier aus in den Strom — alsbald 
don den Wellen verschlungen. So wird dem „Pf. 
sc.“ von Augenzeugen berichtet, die das Be—⸗ 
zinnen Theisingers wohl sahen, aber der Ent⸗ 
kernung wegen nichts zu seiner Rettung thun 
konnten. Was den alten Mann zu seiner 
perhängnißvollen That veranlaßte, ist unbe⸗ 
kannt; jedenfalls ist anzunehmen, daß er bei 
Ausführung derselben nicht vollsltändig bei Sin— 
nen war. 
— Frankenthal, 6. Jan. Die Influenza 
scheint hier immer noch im Zunehmen begriffen zu 
sein und fast keine Familie ist von der Krankheit 
derschont. Im Spital sollen alle verfügbaren 
Räume belegt sein und spricht man davon im 
rüheren Bezirksamt einige Zimmer herzurichten, 
uim im Notfall Kranke darin unterbringen zu 
önnen. Glücklicherweise verläuft auch hier die 
Zrankheit rasch und normal, so daß die davon 
Ergriffenen nach 2 oder 3 Tagen genesen. 
— Lambsheim, 5. Jan. Bei der gestern 
durch Herrn D. Raab im hohen Felde abgehaltenen 
Treibjagd wurden von eiwa 68 Schützen 360 
Dasen geschossen. 
Verm! es. 
F Saarbrücken, 7. Jan. Unserm im 83⸗ 
sten Lebensjahre stehenden ehrwürdigen Pfarrer 
derrn Ed. Zickwolff war es durch Gottes 
Gnade beschieden, gestern sein 50jähriges 
Amtsjubiläum unter großer Beteiligung der 
Gemeindeglieder sowie von vielen Amtsbrüdern aus 
der Kreissynode Saarbrücken und Freunden aus 
der Nähe und Ferre zu begehen. Schon am Vor⸗ 
aAbend wurde das Fest durch die Glocken der Ludwigs- 
urche eingeläutet. Sodann brachte die Kapelle des 
70. Infanterie-Regiments eine Serenade und am 
Festtage selbst das Trompeterkorps unseres Dra⸗ 
Joner-Regiments eine Morgen⸗Musik als Festgruß 
unserer Garnison, da der Herr Jubilar seit längeren 
Jahren auch als Militärgeistlicher fungiert. Die 
Feier erhielt eine besondere Weihe durch die An— 
wesenheit des hochberehrten Herrn General⸗ 
Zuperintendenten D. Baur aus Koblenz, welcher 
zugleich dem Herrn Jubilar den ihm von Sr. 
Majestät dem Kaiser verliehenen Roten Adlerorden 
14. Klasse überreichte. Auch das Offizierkorps 
unserer Garnison und die Spitzen der Civilbehörden 
brachten dem Herrn Jubilar ihre Glückwünsche; 
das Presbyterium und die Repräsentation über⸗ 
eichten eine Prachtbibel und durch reiche 
Beschenke hat sich die Kirchengemeinde das eh—⸗ 
ende Zeugniß ausgestellt, wie innig verbunden 
ie sich mit einem Geistlichen weiß, welcher 50 
Jahre lang in ihrer Mitte segensreich gewirkt hat. 
Den Hauptteil der Feier bildete der um 10 Uhr 
in der Ludwigskirche stattgefundene Festgottesdienst 
inter Mitwirkung der Dragoner-Kapelle und des 
—IXX 
Den Schluß des schönen Festes bildete das 
Festessen im Kasino, welchem außer den Spitzen 
der Militär⸗ und Zivilbehörden, der Generalsuper⸗ 
ntendent D. Bauer, viele Pfarrer der Synode, 
Offiziere der beiden hier garnisonierenden Regi-— 
menter, Stadträte, Lehrer der höheren Lehranstalten 
ind der Volksschulen, die Pastore der römisch⸗ 
tatholischen und der alt-katholischen Gemeinde, so⸗ 
wie eine große Anzahl Bürger deider Konfessionen 
beiwohnten. (Srbr. 3.) 
FHagenau, 1. Jan. Die 32. Sammel⸗ 
iste der Gaben zum Zwecke der Errichtung eines 
daiser Friedrich-Denkmals auf dem 
Schlachtfelde bei Wörth ergab die Summe von 
2694 Mk., von welcher der Kriegerverein „Ger⸗ 
nania“ zu Wiesbaden allein 1600 Mt. einsandte. 
Die Summe der früheren 31 Listen betrug 
15 230,77 Mk., sodaß nunmehr bei der hiesigen 
SZammelstelle 47 924,77 Mt. eingegangen sind. 
F An der Influenza liegen gegenwärtig in 
Mannheim wie von kompetenter Seite mitge—