Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
der ‚St⸗Jugberter — erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöohcentlich mit Unterhaltungs⸗Vlatt und Mittwochts und Samstags mi 
siriricũ Beilagen. as Blail koftet dierteljährlich 6o einschließlich Traägerlohn; durch die Post bezogen 14 75 -, einschließih 404 Zustellungsgebuhr. Die 
mrückungsgebühr sür die A4gespaltene SGarmondzeile ober deren Raum betragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die Expeditio 
Austunft ertheilt, 163 . Neklamen 80 A. Bei Amaliger Finrnaung wird nur dreimalige berechnel 
F 54. 
Wittwoch, 5. März 1890. Jahrg 
Deutsches Reich 
Saarbrücken, 5. März. Wie private 
stachrichten besagen, wird in nächster Woche in 
zrankfurt a. M. eine Arbeiter-Delegirten⸗ 
Zersammlung stattfinden zur Besprechung und 
heschlußfassung über den für den 1. Mai ge⸗ 
planten Arbeiter⸗Feiertag. 
Barmen, 4. März. Ein Streik der 
KLiemendreher nimmt größere Dimensionen 
m. Gestern Mittag wurde in fünf Fabriken 
ie Arbeit eingestellt. Man erwartet weitere 
rinstellungen. Einige Fabriken bewilligten vor 
em Stteik die Forderungen der Arbeiter. Die 
rröberen Riemendrehereien werden von der Polizei 
xwacht. 
will ? Aus diesem inneren Gegensatz erklären fich 
die zahlreichen Stimmenthaltungen jeitens der ge⸗ 
mäßigten Partei. 
Paris, 4. März. Der heutige Minister⸗ 
dat beschaftigte sich angesichts der für Donnerstag 
ungesagten Inicrpellation hauptsächlich mit der 
Berliner Konferenz; doch soll auch die gestrige 
Sitzung zur Sprache gekommen sein und zu neuem 
lebhaften Meinungsaustausch Anlaß gegeben haben. 
Lissabon, 8. März. Gestern Abend fand 
n Setubdal anläßlich der Verhaftung eines Ruhe⸗ 
nörers ein Aufflauf statt. Das Militär mußte 
jegen die erregte Menge einschreiten, wobei einige 
Soldaten und ein Major vom ersten Jägerregiment 
urch Steinwürfe verletzt, auch mehrere Tumultuan⸗ 
en verwundet wurden. Von hier und Evora find 
Truppenverstärkungen nach Setubal abgegangen. 
— Die Anleihe des hiesigen Gemeinderals, deren 
Erlös für den Landesverteidigungsfonds bestimmt 
ist, wurde zwanzigfach gezeichnet. 
Petersburg, 4. März. Das „Journal de 
St. Petersbourg“ (bekanntlich das offizisse Organ 
des russischen Ministeriums des Auswärligen) er⸗ 
lärt kategorisch die vom Londoner „Staändard“ 
oerbreitete Mitteilung für falsch, daß gewisse rus⸗ 
sische Offiziere dazu bezeichnet worden feien, Bui- 
jarien zu verwalten. Ebenso erklärt dasselbe Blatt 
die Nachricht der offiziösen „Polit. Korresp.“, nach 
wvelcher Verhandlungen zwischen dem russischen Ge⸗ 
sandten in Athen, Onu, und einem der Fühcer 
)es kretischen Aufftandes stattgefunden hätten, für 
uinbegründet. — Im Befinden des an Darmver⸗ 
chlingung erkrankten deutschen Militärbevollmäch⸗ 
igten, des Obersten und Flügeladjutanten d. Vil⸗ 
aume, ist keine Veränderung eingetreten. 
Sansibar, 4. Maärz. Major Liebert 
uind 29 deutsche Offiziere find gestern bier ange⸗ 
ommeu. — 
Lokale und pische Rachrichten. 
*St. Ingbert, 5. Marz. Zufolge Ent 
ichließung hoher kgl. Regierung der Pfalz, Kam⸗ 
mer des Innern, vom 1. Marz dss. Is. wurde 
der praltishe Arzt Herr Dr. Ehrhardt hier 
zum bezirksärztlichen Vertreter fur den Kanton 
St. Ingbert ernannt. 
*Si. Ingbert, 5. Maärz. Gestern Nach⸗ 
nittag hielt der hiesige Ar menpflegschafts⸗ 
ral eine Sitzung ab, in welcher zunächst der 
Kechner Herr Stadtschreiber Bayer Bericht über 
die Thätigkeit des Armenpflegschaftsrates im ab⸗ 
gelaufenen Jahre erstattete. Die Rechnung für 
1889 weist aus: Einnahme 6334 Mt. 50 pf., 
Ausgabe 6419 Mk. 60 Pf.; Mehrausgabe 
38 Mk. 10 Pf. Im Jahre 1889 wurden an Unter⸗ 
tützungen geleistet und zwar in baar 1249 Mk. 
77 Pf., für Hausmiethe 1393 Mk., für arme 
dranken in der Anstalt Klingenmünster 414 Mt. 
31 Pf., für solche in der Pflegeanstalt Frankenthal 
390 Mi. 10 Pf., für Kinder im Waisenhaus 
dandstuhl 1382 Mk. — Der Voranschlag für 1890 
ist aufgestellt mit einer Einnahme von 6647 Mk 
10 dJ und mit einer Ausgabe von 6618 Mt 
27 Pf. 
Gleich an vorgenannte Siztzung schloß fich eine 
solche der Hospitalkommission. In der— 
jelben erfolgte Abhoͤr der Rechnung des Hospitals. 
Diese schließt pro 1889 ab mit einer Einnahme von 
7126 Mt. 78 Pf. und mit einer Ausgabe von 
3649 Mk. 38 Pf.; verbleibt Ueberschuß 477 Mt. 
40 Pf. — Der Voranschlag für 1890 ist aufge⸗ 
tellt mit einer CEinnabme von 4957 Mk. 40 PGif 
und mit einer Ausgabe von 4714 Mk.; Ueber⸗ 
schuß 243 Mti. 40 Pf. 
Oben angeflihrte Rechnungen liegen von heute 
ab während 14 Tagen zur Einsichtnahme der Bür 
ger auf dem Bürgermeisteramte offen. 
*St. Ingbert, 5. Maärz. Die heutige 
Schöffengerichtssitz ung erledigte unter Fun⸗ 
zirung der Herren David Kahn, Seifen⸗ 
fabrikant dahier, und Peter Ansel, Ackerer in 
Deckendalheim, als Schöffen, nachfolgende Fälle. 1. 
richtet sich die Verhandlung gegen den Bergmann 
Frz. Schw., 27 J. a., aus Rohrbach, welchem 
zur Last liegt, am 7. Nobember v. J. als er in 
die Wirtschaft von Joh. W. kam, der Aufforderung, 
ich zu entfernen, nicht nachgekommen zu sein und den 
Wirt bedroht zu haben; außerdem soll er wegen Unfugs 
fich verantworten. Erwiesen ist nur das erste Vergehen. 
Der Angeklagte erhält deshalb wegen Hausfricdens- 
bruchs 8 Tage Gefängniß, die Verfahrens- und Straf⸗ 
dollstreckungskosten, wird dagegen von den anderen An⸗ 
lagen freigesprochen. Bei Begründung des Ur— 
heils wurde betont, daß ein Wirt berech- 
tigt ist, einem Gast, der einmal in seiner Wirtschaft 
därm verursacht hat, jede Verabfolgung von Ge⸗— 
ränken ⁊tc. zu verweigern. 2. Wegen Beleidigung 
und Bedrohung eines Schulverwesers ist angeklagt 
der 47jahrige Bergmann Froch. Sch. hier. Er stellie 
am 24. Okt. v. J. den Schulberweser zur Rede, 
weil dieser sein Kind nachsitzen ließ, beleidigte ihn 
mit einem gemeinen Ausdruck und bedrohte ihn 
mit Begehung eines Verbrechens. Dafür wird auf 
eine Gesamtgeldstrafe von 12 Mk. ev. 4 Tage 
Gefängniß erkannt. 8. Eine Messeraffaire spielle 
sich am 20. Olt. v. J. in Ensheim ab, welche die 
Brüder Christian W., 28 J. a., Hüttenarbeiter und 
Hrch. W., 25 J. a., Sandhauer, aus Bischmisheim 
heute vor Gericht brachte. An jenem Abend wuͤrde 
dem Buchhalter Pt. K. in Ensheim ein Fenster 
eingeschlagen. Die Angeklagten wurden vor dem 
dause betroffen und von Pt. K. zur Rede gestellt 
rangen sie auf diesen ein, Heinrich W. schlug mit 
zinem Schirm auf ihn, während Christian W. der 
Thefrau K. die brennende Lampe aus der Handschlug. 
Als beide dann von Rich. K. zur Polizei geführt 
wurden, erhielt dieser unterwegs zwei Stiche in die 
Hand und einen in den Rücken und zwar von dem 
Angeklagten Christian W. Die Angeklagten wollen 
»ei dieser Gelegenheit auch geschlagen und Hrch. 
W. gestochen worden sein, letzterer hatte auch einen 
Stich, doch ist nicht aufgeklärt, von wann und 
vem. Die Strafe lautet für den ersten Angeklagten 
wegen qualifizirter Körperverletzung unter Ännahme 
nildernder Umstände auf 1 Monat Gefangniß, 
wegen Sachbeschädigung auf 6 Mk. eb. 2 Tage 
Befängniß, gegen den zweiten wegen einfacher 
Koͤrperverletzung auf drei Tage Gefängniß. 
Von den Verfahrenskosten hat Chr. W. 2h und 
Hrch. W. h zu zahlen, jeder noch die Kosten 
seiner Strafvollstreckung. 
* Der Winter ist in aller Form wiederge- 
kehrt. Fast ununterbrochen hertscht heute dichter 
Schneefall. 
»— Die Sitzung des Landesstiftungsrathes der 
Wittelsbacher Landesstiftunmg zur För—⸗ 
derung des Handwerkes in Stadt und Land 
wird am Montag den 31. ds. Mis. im Staats⸗ 
ministerium des Innern in München statifinden. 
In dieser Sitzung wird über Verwendung der für 
1890 zur Verfügung stehenden Renten Bestimmung 
getroffen. Allenfalls noch beabsichtigte Gefuch 
vären ehestens einzureichen 
Auslaud. 
London, 3. Marz. In Kanada hat sich eine 
unflußreiche und weitverzweigte Liga gebildet, mit 
em Programm, bis 1892 eine Bereinigung 
nait den Vereinigten Staaten herbei— 
uführen. 
Brüssel, 8. Marz. Belgien wird auf 
exr Berliner Konferenz mit Ausnahme 
ar Sonntagsruhe alle Vorschläge bekämpfen, welche 
ie Industrie zu Gunsten der Arbeiter belasten. 
die belgischen Delegirten werden in diesem Sinne 
mgewiesen.. 
Brüssel, 4. Marʒz. 3000 Sozia⸗ 
sten, darunter 600 ausgehobene Rekruten, 
urchzogen gestern die Straßen mit den Rufen: 
xs lebe die Republik! Nieder mit dem Konig! 
ELuxremburg, 4. Maärz. Der luxemburgischen 
degierung ist eine Einladung zur Theilnahme an 
ꝛer Berliner Arbeiterschußkonferenz 
ugegangen · Der Erzgrubenbefitzer und Abgeordnete 
ẽicher Contous, welcher Luxemburg auf der Kon⸗ 
erenz in Bern vertreien sollte, wird wahrscheinlich 
un Luxemburg in Berlin vertreten. 
VParis, 3. Maärz. Die französischen 
Truppen wurden nördlich von Kotonu von 800 
angeborenen Dahomeys angegriffen. Die 
etzteren wurden mit einem Verlust von 100 Todten 
und Verwundeten zurücgeschlagen. Der Verlust der 
ranzöfischen Truppen deträge ein Todter, drei 
derwundete. 
Paris, 4. Marz. Die genauen Zahlen der 
estrigen Abstimmung in der Kammer stellen sich 
olgendermaßen: 257 Deputirte (nur Republikaner) 
immten für das Kabinet, 195 (die Rechte, 
ie Boulangisten, 11 Republikaner) gegen das 
dabinet, 88 Deputirte (78 Republikaner, 10 Kon— 
crbative) enthieiten sich der Abstimmung. Die 
Aatter aller Parteien stimmen darin überein, daß 
ie Stellung des Minifteriums trotz des gestrigen 
Aeges vollstandig erschüttert bleibe. Das Jour⸗ 
ial des Débats“ bemerkt. selten habe ein parla⸗ 
nentarisches Kabinet ein kläglicheres Schauspiel 
eboten, als gestern das Kabinet Tirard⸗Bourgedis, 
ankceich habe seit gestern ein neues Kabinet, 
essen eigentlicher Praͤsident Bourgeois unter dem 
hen Schute Floqueis und Flémencenez sei. 
das Ministerium hade an Festigkeit nichts ge⸗ 
onnen, die Kammer dagegen sehr viel am Ansehen 
ind Wurde eingebüßt. Die, Roͤpublique Frangaise“ 
ragt: Wofur verlangle man gestern eine Ver⸗ 
lauenskundgebung ? Fur das radikale Programm 
8 Herrn Boutgeois, vder fur das opportunistische 
dtogtamm des Juftizministers Thoͤvenet, der, im 
vegensotz zu den Radikalen vom Schlage feines 
un Kollegen Bourgeois, die Beschränkung der 
ießfreiheit im Senat befürwortete und durchführen