Amtliches Organ des königl. Amssgerichts St. Ingbert.
I
ler „St⸗Jugberter Ameiger erscheint täglich mit Auznahme der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗ Vlaut und Mittwocht und Samstags mit
afirirten Beilagen. as Blan koftei dierleljährlich 14 60 4 einschließlich Tragerlohn; durch die Pof dezogen 1A 78 4, einschließlich 40 Zuflellungsgebuühr. Die
arüuctungsgebühr sur die 4gespaltene Garmondzeile oder derer aum belrage bei Inseraien aus der Pfalz 10 —, bei auherpfalzischen und solchen auf welche die Expedition
it ie ekiamen 30 A. bei Amaliger Cinrüdung wird nur dreimalige berechnet.
7. J
Deutsches Reich.
München, 8. Januar. Das Amisblatt
»er Erzdiözese München⸗Freising
siebt folgendes allerhö vstes Handschreiden Sr.
ul. Hoheit des Prinz⸗Regenten bekannt:
Mein lieber Bischof Michael v. Ra mpfl Für
zie warm empfundenen Glückwünsche, welche Sie
als derzeitiger Kapitularvikar Mir im Namen des
dleius der Erzdiozese München⸗Freising darbrachten,
preche Ich Ihnen Meinen innigsten Dank aus.
ich ersuche Sie, hiervon dem Klerus mit dem
heifügen Kenntniß zu, geben, daß ich das erneute
gelobniß unverbrüchlichster Unterthanentreue und
mfrichtigster Anhänglichkeit wohlgefälligst entgegen⸗
mommen habe und die Pflege des religiösen
zinns im Volk wie seither mit Meinem besten
Bunsch begleite. Hierbei verbleibe Ich mit huld-
zollen Gesfinnungen Ihr wohlgeneigter Luitpold,
Brinz von Bayern.“
Muünchen, 8. Jan. In der heutigen Sitzung
ert Abgeordretenkammer gab der Prä—
ident den Gefühlen der Teilnahme und der Trauer
im die Kaiserin Augusta wärmsten Aus⸗
rxuck, worauf die Mitglieder der Kammer sich er⸗
oben. Hicrauf erledigte die Kammer die
Ftats der Staatsschuld und Erdschaftssteuern, Ge⸗
ühren, Stempelabgaben und Strafen. Die
ächste Sitzung findet am Freitag“ statt. —
Zämmtliche Zeitungen aller Parteien bringentiefem⸗
fundene sympathische Nachrufe.
Berlin, 7. Jan. Staatsminister v. Boͤtticher
zegab sich heute zum Reichskanzler nach Friedrichsruh.
— Den „Berl. Pol. Nachrichten“ zufolge ist die
Rochricht von den am 6. Maärz stanfindenden
deichstagswahlen verfrühr, es sei noch
ꝛeinerlei Beichluß gefoßt.
Berlin, 7. Jan. Einer Meldung des ‚Ber⸗
iner Tageblatts“ zufolge war das von Wiß-
nan erstürmte Lager Banaheris mit Well⸗
lech Pallisaden stark befesigt und mit 3000 Mann
esetzt. Bei der Eröffnung des Gefechts beteten die
Feinde fanatisch. Der Kampf begann mit einer
danonade und Salvenfeuer. Nach der Crstürmung
vurden angeblich nur vier Todie im Lager gefunden.
zei dem Nachgefecht sol Dr. Stuhlmann ver⸗
bpundet worden sein.
Berlin, 8. Jan. In dem heute wieder zu⸗
ammengetretenen Reichstag widmete der Prä⸗
ident v. Levetzow der verstorbenen Kaiserin—
ßroßmutter einen äußerst warmen Nachruf.
das Präsidium wurde hierauf vom Hause beauf—⸗
cragt, dem Kaiser das Beileid des Reichstages aus⸗
udrücken. Das Haus vertagt sich bis morgen 12
Uhr. Heutige Tagesordnung.
Berlin, 8. Jan. Die Eröffnungdes
Tesaments der Kaiserin Augustafand
n Gigenwart des Justizministers v. Schelling, des
30usministers v. Wedell, des Direltors im Haus⸗
ainisterium, v. Boetticher, sowie des großheczoglich
adischen Gesandten Frhren. v. Marschall statt. Das
Sterbezimmer wurde heute vielfach mit erlesenen
zlumen und Kranzspenden geschmückt. Die ent⸗
chlafene Kaiserin ruhe noch in ihrem Bette; das
nit einem weißen Häubchen umrahmte Antlitß ist
vie in friedlichmm Schlummer nach der rechten
AO
joslblättrigen Theerose, die Brust mit Rosen und
Blumentanken geschmücht; diese Anordnung ist von
ur Frau Großherzogin Luise von Baden gelroffen.
die Hände der entschlafenen Kaiserin ruhen aus⸗
Ireckt auf einer weißen Tülldecke. die den Körper
Donnerstag, 9. Januar 1890.
2. Jahrg.
zedeckt. Zu Häupten der verewigten brennt auf
inem kleinen Tischchen ein Lämpchen; am Fuß—⸗
nde des Bettes ruht ein prächtiger Kranz. Heute
ind morgen Abend findet im Palais noch Trauer⸗
ottesdienst statt. Die Beisetzung im Mausoleum
u Charlottenburg erfolgt Samstag Vormittag 11
ur dom königlichen Schlosse aus mit allem ge⸗
otenen Glanze entsprechend dem Hergange bei dem
Zegrabnisse Kaiser Wilhelms J
Ausland.
Kopenhagen, 8. Jan. Heute ist drei⸗
vochentliche Hoftrauer für Kaiserin Augusta
ingeordnet worden.
London, 7. Jan. Ueber den Inhalt der
stote Salisbury's an Portugal erfährt das
teuter'sche Bureau, die Note, welche, ohne einen
iplomatischen Bruch oder andere Maßregeln anzu⸗
rohen, in sehr festem Tone gehalten, fordere Por⸗
ugal auf, seine Agenten anzuweisen, der Wiederho-
ung derartiger Handlungen, wie sie dem Major
zerpa Pinto zugeschrieben werden, vorzubeugen, da
in solches Verfahren, der ruhigen diplmatischen Be⸗
athung schwebender Fragen hinderlich sein könnte.
das Reuter'sche Bureau meldet weiter, die Ant⸗
vort Portugals werde Ende der Woche hiir
rwartet. In diplomatischen Kreisen glaubt man,
hJortugal werde einwilligen, die gewünschten An—
peisungen zur Aufrichthaltung des sgtatus quo
u ertheilen, vorausgesetzt, daß England ein
Hleiches thue.
London, 8. Jan. Alle Morgenblätter bringen
mläßlich des Hinscheidents der Kaiserin
Lugusta sympathische Leitartikel. Die „Morning
host“ bemerki, daß die Gesühle des mit Deutschland
ng verbundenen Hofes und Landes bei diesem, wie
eĩ jedem anderen Anlosse nationaler Bedeutung in
atütlichem Einklang mit den Gefühlen des deut-
chen Volkes seien.
London, 8. Jan. Stanley hat auf eine
rzinladung des Emin⸗Pascha Komités mitgeteilt, er
onne nicht vor Mitte Februar in London ein⸗
reffen.
Paris, 8. Jan. Die Nachrufe, welche die
iesige Presse der Kaiserin widmet, sind
eilweise sehr ausführlich gehalten und lauten meist
ympathisch. Hervorgehoben wird die wiederholt
ethätigte Großmut und Mildherzigkeit der ver⸗
sorbenen Kaiserin während des französischen Krieges,
-wie ihre Vorliebe fär die französische Sprache
ind Literatur. Die Beurteilung der politischen
5teslung der Kaiserin faällt oft recht schief aus,
benso wie die breite Beleuchtung ihrer angeblichen
—XV—DVVV
HRerungsblätter mitteilen, erteilte Minister Spul⸗
'ser, sobald die Nachticht vom Tode der Kaiserin
Augusta hier eingetroffen war, dem französischen
goischafter Herbette in Berlin sofort die Weis—
ing, dem Kaiser das he zlichste Beileid des Prasi
enten der Ropublik und der französischen Regier⸗
ing auszusprechen. Die gesamte amtliche Welt
ind die Muglieder der denischen Kolonie schreiben
ich seit heute Morgen auf der deutschen Bot⸗
haft ein.
Paris, 8. Jan. Der öͤsterreichische Botschafter
zraf Hoyos soll einem Mitarbeiter des „Evene—
ient“ gegenüber die durch die ,Republique francaise“
erbreiteten thorichten Gerüchte über die beborstehende
Ubdankung des Kaisers Franz Joseph als
urchausunbegründet bezeichnet haben. Die
drigen Mineilungen des Boischafter üher die Stellung
sesterreichßs zum Dreibunde enthalten nichts Neues.
— Ein Mitarbeiter des „Temps“ berichtet über die
Iufklärung, die Graf Hoyos ihm gegeben, folgen⸗
»ermaßen: „Ueber den Dreibund und seine Folgen
jat Graf Hoyos sich in Worten geäußert, welche
zas „Ebémment“ etwas übertrieben hat. Wenn
vir dem Botschafter selbst Glauben schenken dürfen,
o hat Graf Hoyos, indem er die innige Teilnahme
jes oͤsterreichisch ungarischen Volkes für Frankreich
etonte, sich in Bezug auf den Dreibund darauf
eschränkt, an den hauptsächlichsten Satz des Bünd⸗
nisvertrages zwischen Deutschiand und Oesterreich
m Fall eines Krieges zwischen Deutschland und
ʒrankreich zu erxinnern, dahingehend. daß Oesterreich
ich verpflichtet, Deutschland dadurch zu unterstützen,
zaß es die Grenze gegen Rußland sichere. Von
inem direkten Vorgehen O sterreichs gegen Frauk⸗
eich sei nie die Rede gewesen. Man sieht, daß
wischen dieser Rolle und der, welche das „Evéne-
nent“ Oesterreich zuteilt, wonach Oesterreich sich auf
Sicherung seiner eigenen Grenze beschränken würde,
ein Unterschied ist, der unseren Lesern nicht ent-
jehen wird. Wir dürfen hinzufügen, daß Graf
ꝰohos uns erklärte, er für seine Person ghaube
mmer weniger an einen Krieg.
Jedenfalls würden alle politischen Bestrebungen
Desterreichß auf Festigung des Friedens ge⸗
richtet sein.
Wien, 8. Jan. Kaiser und Kaiserin haben
Jjestern Adend noch an Kaiser Wilhelm und dessen
Zemahlin Beileidstelegramme gesandt.
daiser Franz Josef statiete heute dem deutschen
gotschasser Prinzen Heinrich VII. Reuß und dessen
Bemahlin einen Besuch ab und drückte sein innigstes
Beileid über das Hinsch iden weiland Ihrer Maje⸗
jäat Kaiserin Augusta aus.
NRom, 8. Jan. König Humbert über-
'andte dem Kaiser Wilhelim anläßlich des Ablebens
der Kaiserin Augusta ein überaus herzlich abge⸗
aßtes Beiieidstelegramm. Auch Ministerpräfident
Trispi übermittelte dem Kaiser eine Kundgebung
der Theilnahme im Namen der italienischen Re⸗
gzierung.
Madrid, 8. Jan. Sagasta ist nunmehr
ebenfalls zurückgetreten.
Lokale und pfaälzische Nachrichten.
* Sit. Ingbert. 9. Jan. Das Auftreten
der Influenza wird bekanntlich j tzt aus allen
Himmelsgegenden gemldet. In der dayer. Pfalz
erichiet man ihr Auftreten noch aus nachgenannten
Orten: Zweibrücken, Pirmasens, Elmstein, Winn⸗
vriler, Freinsheim, Weisenheim, Oggersheim, Ger⸗
nersheim, Grünstadt, Leistadt, Kirchheimbolanden,
Marnheim, Ederndurg, Altenbamberg u. a.
— Breitfurt. Idn hiesigem Orte hat sich
vor kurzem ein Kriegerverein gebildet. Der neue
Verein beginnt der „Zw. 3.“ zufolge seine
Wirksamkeit mit der stattlichen Mitgliederzahl von
36 Mann.
— In Zweibrüden ist die Hälfte der
dortigen Posttondulteure erkranki.
— In der Nahe der Burgruine Flecken⸗
ttein bei Schönansin ein etwa 60 Meter
janger Stollen, welcher von einem früheren Berg⸗
werie hetrührt, neuerdings aufgedeckt worden. Der⸗
delbe kann mit einem Licht ohne alle Gefahr be—
sucht werden.
— Kaiserslautern. Wie die „Pf Pr.“
vernimmt, zieht der frühere Burgermeister Hohle
nach Wiesbaden.
— Kaiserslhautern. Odgleich in den
diesigen Volksschulen ein großer Theil der Kinder