Full text: St. Ingberter Anzeiger

—XX 1870, lediger Tagner von Landstubl, 
ellagi wegen Brandstiftung gemäß 8 808 und 
des R.⸗Str. G. B.. dadurd begangen, daß er 
mMorgen des 14. Sept. 1889 zu Kaiserslautern 
nver Friedenssitaße fremde Vorrate an landwirt ⸗ 
daflichen Erzeugnissen, nämlich einen Haufen 
Iroh vonl260 Garben Korn, etwa 80 Zir. im Werte 
Mn ungefahr 50 Mt, vorsatzlich in Brand setzte, 
wie damit zugleich fahrläsfiger Weife ein fremdes 
hebaude, namlich einen Schuppen und eine damit 
undene Kesselschmiedereparatur-Werlstätte des 
— 
Herie von mehreren Hundert Mark mit darin be⸗ 
—VV verschiedene Gegenstände des 
zesselschmiedes Koartd Faber im Werte von etwa 
20 Nt. zerstörte. Lediglich aus Mutwillen oder 
jumut hatte der Angeklagte den Haufen Stroh 
ngezundet, auf dem et seine Nachtruhe gehalten 
ẽ. 
3 — Geschworenen sprachen den Angeklagten 
untet Ausschluß mildernder Umstände für schuldig, 
potauf der G.richtshof denselben zu einer Zuscht⸗ 
jausstrafe von Z Jahren verurteute und 
emselben die bürgerlichen Ehrenrechte in der 
dauer von 8 Jahr n aberkannte. 
Ende 11*36 Ubr morgens. 
rmischtes. 
Friedrichsthal, 16. März. Der Uhr⸗ 
machet Hugo Weniger hat sich am 27. v. M. 
meinem Anfall von Geistesstörung von hier ent⸗ 
ernt und konnte bis jetzt keine Spur von ihm 
xmittelt werden. Ein jeder, der über den Verbleib 
esselben Auskunft zu geben vermag, wird gedeten, 
dieselbe an die hiesige Polizeiderwaltung gelangen 
u lassin. Der Vermißte ist von kleiner Statur, 
jat blondes Kopfhaar mit der Scheitel in der Mitte, 
londen Schnurrbart, ist 30 Jahre alt, trägt einen 
soldenen Ring mit blauem Stein und war be— 
leidet mit grau und braun melirtem neuen Tuch— 
mmzug, blauem Ue⸗berzieher und einem weichgqrau⸗ 
raunem Filzhut. 
Neunkirchen, 16. März. Gestern ver⸗ 
ammelte, nach der S.⸗ u. Bl.⸗Ztg.“, Herr Ge⸗ 
eimrat Freihert v. Stumm die Arbeiter⸗Ver⸗ 
reter im Knappschafts⸗Vorstande, die Knappschafts⸗ 
leltesten und die Betriebs Chefs des hiesigen Eisen- 
verls, um ihnen den Entwurf einer neuen 
ltbeits-⸗-Ordnung zur Begutachtung vorzu⸗ 
egen. Herr v. Stumm betonte, wie die „S.⸗Bl. 
Rig.“ berichtet, daß er nach wie vor hinsichtlich 
et Arbeiter-Ausschüsse auf dem bei Gelegenheit 
zer vorjährigen Prämiierung entwickelten Stand⸗ 
zunkt stehe. Er werde zur Verhandlung bestimm— 
er gemeinsamer Angelegenheiten stets gern Vertretet 
er Arbeiter hören, wie er dies von j⸗her gethan 
jabe, das persönliche Verhältnis jedes einzelnen 
Urbeiters zu ihm werde er denselben aber niemals 
durch Mittelspersonen verkummern lassen. Das 
utspreche auch vollkommen dem vom Staatsrate 
mngenommenen Standpunkte. Die neue Arbeits⸗ 
»dnung in welcher unter voller Aufrechterhaltung 
et Erfordernisse einer gesich rten Diszwplin die 
ztrafmaxima erheblrich herabgesetzt und den Ar— 
ꝛeitern neue werwolle Rechte zugefichert werden, 
zurde hierauf Aruikel für Artikel durchgegangen 
nd erläutert. Sie fand mit einigen unwesentlichen 
ldänderungen die einstimmige Billigung der Ver⸗ 
mmlung. 
7Sulzbach, 17. März. Gestern wurde 
nier ein falsches Markstück zur Auszahlung 
egeben, doch sofort zurückgewiesen. 
pHeidelberg. Die hiesige neuerbaute 
bergbahn ist nunmehr fertiggestellt. Dieselbe 
wird Ende dieses Monats eröffnei werden. 
f Die Kaiserin von'Oesterreich ist 
nit der Prinzessin Valerie in WieZbaden an— 
ekommen und hat in der Villa Langenbeck Ab⸗ 
teigequartier genommen. 
fElberfeld, 16. Mäcz. Heute Nachmit⸗ 
ag gegen 4 Uhr entgleiste in Folge eines 
dueisenbruchs der Güterzug von Deutz nach 
erfeld vor dem etwa 20 Hteter hohen Wupper⸗ 
adult bei Sonnborn und die letzten 33 Wagen 
ützten über den Brückenrand hinunter in den 
Die beiden Hulfsbremser Aschener und 
k aus Bohwinkel sind wahrscheinlich verun⸗ 
lückt; zwei weilere Bremser erlitten beim Herab⸗ 
uge Verletzungen. Der Betrieb wird durch 
i afall keine Unterbrechung erleiden, weil das 
agelen fahrbar geblieben ist; jedoch treffen 
* pe mit beträchtlichen Verspätungen hier ein. 
gen 5312 Uhr war die hiefige Feuerweur ailar- 
nirt worden, um bei der Rettung der Verunglück⸗ 
en und bei den Räumungs⸗ und Bergungsarbeiten 
lülfreiche Hand zu leisten. Tie Unglücksftätte 
ietet ein Bild der schrecklichsten Verwüstung. Mit- 
en im Fluß liegen die Trümmer der zerschmetter⸗ 
en Wagen aufgetürmt,z dazwischen bewegen sich 
eim Scheine der Fackeln, die das Ganze mit einem 
rüben, unsichern Lichte übergießen, die Gestalten 
„et Rettungsmannschaften. Das niedrige eiserne Ge 
inder der Brücke ist gesprengt und, verbogen wie 
‚ünner Draht; die Schienen sind zerfetzt und die 
nächtigen Eichenbohlen in kleine Stücke zerspalten. 
fFFolgender klassische Bericht eines 
Dorfschulzen lief vor einiger Zeit bei dem konigl. 
Imt zu Neustadt a. N., Provinz Hannover, ein. 
„Anzeige von einem von Tollheit oce pirten Hunde. 
— Dieser Nacht bluß der Nachtwächter Isermann 
nuf seiner Trompete, da kam ein in der Dunkelheit 
inverkenubarer Hund von rückwärts herbei und 
vard der Nachtwächter Isermann von sulftigem 
urch seiner Hand gebissen, ohne dabei zu belssean. 
Da dies ein gegen die Gewohnheit der Hunde ver⸗ 
virrter Thatbestand ist und ich mich verpfl'chtet 
jalte, so möze das k. Amt damit sein Auskommen 
inden. Der Schulze Sch. 
F Die Kurzlebigkeitderfranzösischen 
Ministe rien zeichnet treffend folgender Scherz: 
AIls der Senator Constans es in seinem Interesse 
ür zweacdienlich hielt, sein Schicksal von dem des 
Ninisteriums Tirard zu trennen, wurde in den 
ranzösischen Blättern eine nicht üble Anekdote er⸗ 
uͤblt. Tirard wandte sich in seiner Suche nach 
inem Mmister des Innern an den Abgeordneten 
Zuyot ˖ Dessaigne, der am 13. Februar 1889 nach 
»em Rücktritt des Ministers Ferouillat im Mini— 
terium Floqtnet zum Justizminister ernannt wurde. 
Am nächsten Tage, dem 14., wurde das Ministerium 
Floquet gestürzt, und Guyot⸗D.ssaigne mußte seine 
aeuen Visitenkarten zwar bezahlen, konnte sie aber 
aicht gebrauchen. Es ist begreiflich, daß derartige 
Erlebnisse tief im Gedächtnisse hafien bleiben, und 
benso begreiflich ist, daß Guyot⸗Dessaigne das 
iebenswürdige Anerbieten Tirards mit den Worten 
iblehnte: „ne bis in idem:“ (nicht zweimal auf 
dieselhe Art eingehen ) Tirard, der vom Uhrmacher 
uls selbstgemachter Mann es bis zum Mmister⸗ 
‚räsidenten gebracht hat, ist nun für klassische Citate 
sehr wenig zugänglich. Er sagte heftig: „Ich ver 
tehe kein Spanisch! Sagen Sie einfach Ja oder 
stein!“ Guyot-Dessaigne sagte Nein und that wohl 
»aran. Jetzt kann sich der Minister des Innern 
Bourgeois statt seiner den Kopf zerbrechen, was er 
nit seinen neuen Visitenkarten anfangen soll. 
F Bern, (in Wallis), 17. Marz. Vergangene 
Nacht ist das Dorf Gampel am Tingangedes 
Lötschthales zu zwei Dritteln niedergebrannt. 
70 Familinn mit 300 Personen sind obdachslos. 
fF Eine kleine Stihlblüthe aus den 
Anzeigespalten des in Milwankee erscheinenden 
Herold“. Gimbel Vrothers zeigen ihre neu⸗sten 
Vaaren wie folgt an: „Wir verkaufen Schirme, 
inerlei was das Wetter sein mag. Die Auswahi 
st seht groß und dringt die Feiertage wieder in 
zrinnerung — .Einerlei ob das Wetter schlecht 
der gut ist, wir machen keinen Unterschied im 
Preis. — Wir haben eine neuere Sorte seidene 
-„chirme zu 2,59 Doll. Dieselben sind mit geldene 
„der silderne Griffe versehen. — Die Seide daraus 
st haltbar und zerreißt nicht innerhalb ein Jahr, 
o behauptet wenigstens der Fabrikant, vorausgesetzt 
nan nimmt fich in Acht. — Os man sich nun 
nuf das Wort des Fabrikanten verlassen kann oder 
nicht, bleidt einerlei, indem wir selbst unser Wort 
geben. — Für unsere Korsets haden wir nicht 
Kaum genug. — Wir wollten eben ein großes 
Departement in einer kleinen Ecke errichten, damit 
eder die Waare gut sehen kann. Die kleine Ecke 
uhlt sich deshalb sehr wichtia und hat recht dazu.“ 
Das genäügt. 
Ein „Verein heiratsfähigeir Mäad— 
hen“ ist die neueste Vlüte, welche das Vereins⸗ 
eben in England gezeitigt hat. Zweck des Vereins 
st, seine Mitglieder ‚vor der Ausbeutung durch 
„chwidler und Abenteurer“ zu schützen. Dem 
Fereine dütfen nur unverheiratete Damen beitreten, 
velche das siebenzehnte Lebensjahr schon erreicht, 
iber das dreißigste noch nicht überschtitten haben. 
Jedes Mitglied des Vereins erhält eine vollständige 
iste aller heiratsfahigen jungen Männer nebst ge⸗ 
jauen Angaben über deren Aller, Vermoögen, Aus⸗ 
hen, Lebensgewohnheiten ꝛc. Auf einer anderen 
chwarzen List⸗e“ sind ebenso alle Heirafsschwind, 
ler, Trunkenbolde und Bigamiflen namhafi gemacht. 
Der Verein soll bereits eine sehr bedeutende Mit-— 
aliederrahl aufeweisen haben. 
— BHemeinu e 
Ein neuer Dichtungsring. Unter obiger Ueber⸗ 
chrift werden die von der Firma Paul Lechler in 
Stuttgart in den Handel gebcachten Dichtungsringe 
aus weichem Kupfer mit Asbesteinlage empfehlend 
exwähnt. Unserem Lserkreise dürfte es daher von 
Interesse sein zu hören, daß dieses in jeder dinsicht 
wecdmäßige Fadbrikat nicht nur in Deuischland, 
sondern auch in einer Reihe fremder Staaten pa⸗ 
tentiert wurde, uad daß mehrere auslandische 
Batente nun don Firmen ersten Ranges der tech⸗ 
aischen Branche verwertet werden. Nach Mittheil⸗ 
uingen, die von zuständiger Seite kamen, scheinen 
diese Ringe auch in Deutschland eine sehr günstige 
Aufnahme gefunden zu haden und sollen schon von 
)en namhaftesten Großindustriellen, von Eifenbahn⸗ 
jerwaltungen, besonders aber von der Kaiserl. 
Narine, sowie von den beiden groͤßten Dampfer⸗ 
Besellschaften in umfangreichem Maßstabe verwendet 
verden. Denjenigen unserer Leser, welchen die 
dechlerschen Patent Dichtungsringe bisher unbekannt 
varen, mag durch die vorstehenden Ausflüührungen 
Belegenheit zu einem Versuch gebdoten werden. Die 
Kinge find ans dünnen Kupferblech mit starker 
Usbesteinlage hergestellt und bieten somit ein quafi 
inzerstöörbares und elastisches Dichtungsmaterial. 
das die Mängel der disher dekannten Verpackungen 
ür Dampfröhren, Kessel und Mannlochverdichtungen 
c. überraschend vermeidet und dessen Vorzüge für 
seden Techniker augenscheinliche find. 
Künstliches Mineralwachs. Nach Cyprien Fr. 
A. Sabaton und Amadé H. Moreau. Man schmuzt 
100 Teile festes, trockenes Paraffia, 50 Teile 
dolophon, 5 Teile gefärbten Talg. Da dies 
ertige Produkt klar und gelb sein muß so muß man 
nuch klares, helles, weißes Kolophon nehmen. Um 
»as Produkt fester zu erhalten, setzt man 1 Teil 
darnaubawachs zu. Duich Zusaß von Gummigutt 
vird die Farbe hellgelb. Dieses künstliche Wachs 
ignet fich sehr gut zu technischen Zwecken in den 
Bewerben, ebenso auch als Fußbodenwachz. 
Lamiliennachrichten. 
Gestorben: In Mörsch Joh. Baplist Schnei⸗ 
der, 42 J. a. 
Protestantischer Gottesdient 
Passionogottesdienst, Mittwoch, den 18 März 
eeeee a Ahr. Igr⸗ Joh. 109, 28 1n. 
vᷣtatth. 28, 426. ied: 188 I 
Neueite Nachrichten. 
Saarbrücken, 18. Marz. Die Strafkammer 
»es Landgerichts Saardrücken hat, nach der „Koöln. 
Zig.“. den Beschluß des Amtsgerichts Surzbach 
auf Freigabe der vom Rechtsschuzverein 
eranstalteen Sammlungen zur örrichtung 
ines eigenen Saalbaues aufgehoben und die Wie— 
erdeschlagnahme verfüzt. Dieses Erkenntnis grün⸗ 
»ete sich haupitsäachlich darauf, daß eine Samm- 
ung, zu welcher die Einzeichnungslisten in 
»en Wirthschaften offin gelegt werden und 
velche in einem Verein stattfinden, dessen 
Nitglieder nach Zehntausenden zählen, die in einer 
Landschaft von mehreren Meilen im Umkreise ver⸗ 
oreitet wohnen, nicht als eine private im engeren 
Zirkel zu betcachten sei und so ihrem ganzen Wesen 
aach der polizeilichen Etlaubnis wohl bedürfe, die 
nicht eingeholt worden war. 
Zweibrücken, 17. März. (Schwurg e⸗ 
richt) Wogen berügerischen Bank rotts wurde 
der 28jährige Alfred Gerich, früher Kaufmann 
in Neustadt a. H., jetzt ohne Gewerbe in Mann⸗ 
heim wohnhaft, in der heutigen Nachmiktagsber- 
handlung unter Zubilliguag mildernder Umstände 
uu 1l Jahr Gefängnisß berurtheilt. 
Berlin, 18. März. Das Entlassungsgesuch 
Bismarckks soll angenommen, dasjenige 
Graf Herbert Bismarcks abgelehnt sein. Als 
Pachfolger Bismarcks wurden bereits 
I quel, Putttamer und Caprivi bezeichnet. (Dieses 
Zrivat⸗Telegramm gibt die „Zw. Z.“ unter allem 
—X 
J — — — — 
Für die Redaktion verantwortlich J. 
Weiße Seidenstoffe von 95 Pifge. 
bis 18.20 per Meter — glatt, gestreift 
and gemustert (ca. 150 verschied. Qual.) 
— versendet roben⸗ und flücweise, porto⸗ 
uind zollftei das, Fabrik Depot G. Henne⸗ 
herg (K. u. H. Hoflief.) Zürich. Muster um⸗ 
rebend. Brief⸗ Fasten 20 VBfaVPorts.