Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
erter Enzeiger? erscheint täglich mit Kusna der Sonn⸗ und Feiertage. 2 mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗Vlatt und d S * 
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wruckuugege pene , r e eee end jelgen auf welche die Crpeditio 
X75. 25. Jahrg 
Politische Uebersicht. 
Die bayerische Abgeordnetenkam⸗ 
ner setzte vorgestern die Berathung des Kusl⸗ 
usetats fort. Minifter Freiherr b. Crails⸗ 
eim antwortete auf die früheren Erörterungen 
ber Lehrerbildungsanstalten, Freiherr v. Gagern 
,i, als er gesiern die konfessionielle Scheidung der 
zaterrichtsanstalten mit der sozialen Frage in Ver⸗ 
indung brachte, zu weit gegangen; Religion und 
zittlichkeit würden auch von konfessionell gemischten 
instalten gepflegt, und diese Anstalten beruhten, 
vie überhaupt unser ganzes Staatswesen, auf 
gristlicher Grundlage. Die Klosterschulen würden, 
vo das Schulinteresse und der Kostenpunlt sich ver⸗ 
inbaren ließen, von der Regierung nicht hintan⸗ 
zehalten, von manchen Geistlichen aber werde deren 
Finführung mit mehr als gebührendem Eifer be— 
rieben. Betreffs der Prüfung und Praxisdauer der 
löstetlichen Kandidatinnen müsse die Regierung die⸗ 
elben Vorschriften wie für weltliche Lehrerinnen 
sufrechterhalten. Abg. Dr. Orterer kritisirt die 
Intwort des Ministers, die die Rechte keineswegs 
refriedige. Neumayr kundigt für die nächste 
kagung einen Antrag auf Uebernahme der isolirten 
zateinschulen in Kai serslautern und Lan—⸗ 
au auf Staatskosten an. Ueber die Bittschrift 
m Verstaatlichung der Realschulen wird zur Tages⸗ 
tdnung übergegangen, nachdem Minister v. Crails⸗ 
eim erllärt hatte, es wurden wohl noch manche 
jahre dergehen, bis an diese Frage herangetreten 
verden koöͤnne. Bei dem Kapitel deutsche Schulen“ 
ordert Böhm Erhöhung der Minimalgehälter der 
ehrer und Durchsicht des Schuldotationsgesetzes. 
der Minister Freiherr pv. Crail s heim erwidert, 
iese Fragen seien zu schwierig, als daß fie heute 
elost werden können; die Trennung des Kirchen⸗ 
ienstes vom Schuldienst allein würde 1 Million 
aehr losten. Im übrigen wurden sämmtliche Re— 
ierungsforderungen für die Volksschule genehmigt, 
vorunter erhebliche Vermehrungen für die Versorgung 
ꝛer Hinterbliebenen von Lehrern. 
Noch immer verleiht das gewaltige Ereig⸗ 
iß des Kanzlerwechsels in Deutschiand der 
Tagesgeschichte das Gepräge und auch in der Zu— 
anft wird dasselbe ficherlich noch fur längere Zeit 
ine Kreise ziehen. Fürst Bismar selbst 
her ist füres Erste mit der Abschiedsaudienz, 
Ae et am Mittwoch beim Kaiser gehabt, aus der 
deff'ntlichleit zutuageltrelen und cs wird nue den 
genen Wünschen des greisen Kanzlers entsprechen, 
venn er sich nunmehr nach den Erschütterungen 
nd Aufregungen der jüngsten Feit in die land⸗ 
iche Einsamieit von Friedrichsruh zurückziehen 
ann. Die Abschiedsaudienz währte von 11 Uhr 
dormittags bis fast zur Mittagsstunde und soll 
ieeinen sehr bewegten und herzlichen Charakter 
ettagen haben. Es bestätigt sich, daß Fürst Bis— 
and den Titel eines Herzogs von Lauenburg ab⸗ 
rlehnt hat, doch verzichten wir auf eine Wieder 
J der verschiedenen Lesariendie üuder die 
e seiner Ablehnung im Umiauf sind. 
af u Sofia kommen über die Paniza⸗- 
Ve re immer interessantere Nachrichten. Major 
za, das Haupt der jüngsten Verschwörung in 
J Do hat dem Vernehmen nach ein umfassen 
— estandniß uber die beabfichtig⸗e Verschwörung 
e und sollte durch dieselbe eine Versoͤhnung 
— Bulgarien herbeigeführt werden. 
un ene Versoͤhnung nach panslavistischem 
»ber den Beginn des qerichtlichen 
Prozesses gegen Paniza und seine verhafteten Mit⸗ 
chuldigen ist noch nichts Näheres bekannt. 
* Wie die offiziöse „Politische Korrespondenz“ 
us Konstantinopel meldet, seien die türkischen 
dreise der Ueberzeugung, der Rücktritt des Fürsten 
Bismarck bedeute keinen Wechsel für die der 
Tuürkei freundliche Politik Deutschlands. Der Umstand, 
»aß der Botschafter v. Radowiz verbleibe, in welchem 
ie Türken den Hauptträger der freundschaftlichen 
Zeziehungen zu Deutschland erblicken, verursache leb⸗ 
afte Befriedigung. 
Deutsches Reich. 
Karlsruhe, 28. März. Der Großher⸗ 
zog und die Großherzogin sind heute Vor— 
mittag hier eingetroffen. 
Berlin, 27. Marz. Der Kaiser soll ähn⸗ 
lich wie den Kabinetten von Wien und Rom 
zegenüber auch dem zur Zeit hier weilenden 
Prinzen von Wales auszgzesprochen haben 
daß er sich des vollen Gefühls der Verantwortung 
zewußt sei, die nach der Entlassung des Fürsten 
Bismarck auf ihm ruht und daß er die Foriführung 
der Friedenspolitik genau in den bisherigen Bah ien, 
—XX 
land mit allem Ernst anstrebe. 
Berlin, 28. März. Detr Prinzvon Wales 
und der Prinz Georg sind heute Vormittag 1034 
Uhr abgereist. Auf dem Bahnhofe waren zur Ver⸗ 
abschiedung der Kaiser, die Erbprinz von Meiningen 
die Kaiserin Friedrich und deren Töchter erschienen. 
Berlin, 28. März. Die Abschieds⸗ 
rudienz, welche Kaiser Wilhelm dem 
Staatsminister Grafen Herbert Bismarck 
Schönhausen erteilt hat, hatte einen überaus herz— 
ichen Charakter. Kaiser Wilhelm legte dem Grafen 
Bismarck die Kette des hohenzollernschen Haus⸗ 
sxxdens persönlich um, küßte und umarmte ihn dabei 
wiederholt und sagte ihm, er habe gerade diesen 
Irden, den er nur selten verleihe, gewählt, weil 
die Kette das Symbol der Vereinigung und Be— 
estigung und nicht der Trennung sei, er hoffe, daß 
der Graf seine Gesundheit, welche unter der lang⸗ 
ährigen Last der Amtsgeschäfte schwer gelitten, bald 
zöllig wieder hergeftellt haben werde, und er hoffe dann 
eine bewührten Kräfte, wie er das schon in der Ent⸗ 
afsungurkunde betont habe, wieder im Reichsdienste 
nerwenden zu können. 
Berlin, 28. März. Der Führer der fran⸗ 
ösischen Abordnung, Jules Simon, welcher 
jeute die Siemenssche Fabrik besuchte, hat sich mit 
zroßer Wärme über die in Berlin genossene Gaff 
reundschaft ausgesprochen, welche in grellem Wider 
pruch zu den in Frankreich üblichen Schilderungen 
Uber Deutschland siehe. 
Berlin, 28. Maärz. Wie die National 
Zeitung“ erfährt, dürften den an die verbündeten 
dabinete ergangenen Mitteilungen über die Fortsetzung 
der bisherigen Politik Deutschlands demnächst münd⸗ 
icheBesprechungenderleitenden Staats⸗ 
mönner folgen. 
Ausland. 
Rom, 28. Marz. Allerlei Meldungen, daß 
Trispi die Absicht hatte, das Portefeuille des 
Aeußern abzugeben, werden bestimmt für unbe— 
zründel erklärt. 
Wien, 28. März. Gegenüber anderweitigen 
Deldungen steht fest, daß der Kricgsminister Bauer 
»on den Delegationen militärische Nach— 
ragskredite nicht unter acht Millionen ver⸗ 
angen wird — Rylaa rien ist in Verbandlung 
mit Deutschland getreten wegen einer Handels— 
konvention. Frankreich, dessen Vertrag mit der 
Pforte am 13. Marz abgelaufen ist, zögert noch, 
in Sonderberhandlung mit Bulgarien einzutreten, 
doch dürfte Frankreich schließlich ebenfalls zeitweilige 
Abmachungen bis 1892 treffen. 
Lokale und pfalzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 29. März. Wir kommen 
heute nochmals auf die umlaufende Lisie zum Fe si⸗ 
esseen am Geburtstage des Fürsten Bismard 
zjurück. Wie es bei der eiligen Herftellung einer 
solchen Liste ja vorlommt, mag Mancher, der sich 
zern beteiligen würde, nicht auf derselben erwähni 
sein und sie deshalb nicht erhalten haben. Dies 
ist entschuldbar und bietet kein Hinderniß an der 
Beteiligung. Die Feier soli vielmehr eine moͤglichst 
allgemeine werden. Zu diesem Zwecke liegt die Lisse 
von morgen ab im Hotel Stutzmann zur Ein⸗ 
zeichnung offen. 
* St. Ingbert, 29. März. Der Obst⸗ 
bauvberein hält morgen Nachmittag 8 Uhr im 
Frank'schen Lokale eine Generalversammlung ab, 
iu der alle Freunde des Obstbaues Zutritt haben. 
Die Tagesordnung ist bereitz in diesem Blatie be⸗ 
kannt gegeben und verspricht Allen, welche sich ein- 
finden werden, einige lehrreiche Stunden. Die für 
den Vortrag gewonnene Persoͤnlichkeit, Herr Rauß⸗ 
weiler aus Obermoschel, betreibt die Obstbaumzucht 
im Großen und versendet jährlich Tausende von 
Obstbaumen nach allen Richtungen. Ein reiches 
praktisches Wissen macht es ihm moglich, auch dem 
schon erfahrenen Obstzüchter Winke und Rat—⸗ 
chläge in Beziehung auf die Obstzucht zu geben. 
Besondern Wert wird aber sein Vortrag fuͤr die 
Anfanger in der Obstzucht haben, und diesen 
möchten wir deshalb den Besuch der Versamm⸗ 
lung dringend ewpfohlen haben. 
— Die Nummer 8 des Vereinsblattes 
der Pfälzischen Aerzte berichtet, daß für 
den Krankenstand im Monat Februar die Nach— 
vehen und Nachzügler drr Influenza noch von 
Bedeutung waren. In der ersten Huaͤlfte schleppte 
äch dieselbe noch vielfach als Epidemie fort; in den 
entlegeneren Landgemeinden war fie selbst Ende 
des Monats nicht geschwunden und auch in der 
Stadt Kaiserslautern sollen die Zugänge gerade 
in den letzten Tagen wieder etwas haäufiger ge⸗ 
worden sein. Dem entsprechend waren Katarche 
der Respirationsorgane vorherrschend, an einzelnen 
Orten auch Pneumonien sehr häufig, daneben 
Neuralgieen, Rheumatismen. Wo die Influenza 
geschwunden, traten Anginen und Diphterieen 
wieder mehr in den Vordergrund, ebenso die Reihen 
der übrigen Infektionskrankheiten, welche während 
des Herrschens jener großen Pandemie etwas zurück⸗ 
gedrängt worden waren. Auffallend selten war 
immer noch der Typhus, von dem nur neun Er⸗ 
scankungen aus dem Februar, je eine zu Ludwigs⸗ 
hafen, Frankenthal (eingebracht von Ludwigshafen), 
Sp yer, Haßloch, Kandel Kaiserslautern, Heiligen⸗ 
moschel, Dürkheim und eine vom Januar zu Wals⸗ 
heim zur Anzeige gebracht wurden. 
— In Thaleischweiler fiel das zwei— 
jährige Söhnchen des Schusters Jakob Schweizer 
II. in die Pfuhlgrube des Acktrers Jakob Jung, 
aus welcher es als Leiche herausgezogen wurde. 
— WMilitelst höchster Entschließung des kgl. 
Staalsministeriums des Inneren wurde verfügt, 
daß der Bürgermeisterei ⸗Verband 
wischen den Gemeinden Oßberbörkboach un?*