Full text: St. Ingberter Anzeiger

mit Unrecht, daß er nicht in der Lage sei, die 
X daß er im 
pbderen Falle bei einem monatlichen Bierverschleiß 
bon 100 — 120 Hektoliter aus eigener Tasche erheblich 
daraufzahlen müßte. Erwähnenswerth ist, daß auf 
dem in dezeichnetem Etablissement ausgegebenen 
Produltionsprogramm sich jeweils die fettgedruckte 
demerkung befindet: „Nicht genügend gefüllte 
Zläser bilte sofort züruckzuweisen und etwaige 
Zeschwerden über Bediennung ꝛc. im Comptioir 
mzubringen.* 
Das folgende „rathselhafte 
Tagesgespräch“ theilt die „Magdeb. Zig.“ 
mit: „Auch?“ — „Freilich!“ — „Und Du?“ — 
Natuürlich!“ — „Diese ...“ — „‚Wie lange?“ 
Funf Tage! Und Sie ?“ —- „Schon zwei⸗ 
mali“ — ‚Mich haus noch immer!“ — „Muß 
doch was daran sein.“ — „Fürchterlich!“ — 
„Und erst meine Frau!' — „Wie?“ — „Ist 
fürchterlich!“ — „Was?“ — Nun, von der 
deuesten Mode...“ — „Ah so?! PNuch meine!“ 
— „Im ganzen Büreau!“ — „Schont Keinen!“ 
— Hat Alles mitgenommen!“ — Auch mein 
assirer!“ — „Hat was?“ — „Ist!“ — Wo?“ 
— „Ist auch mitgenommen!“ — „Ah so! Von 
ihr ?“ — Adieu! Höchste Eile, sonsi krieg ichs 
wieder!“ — ‚Wie?“ — „Ich krieg's jedesmal!“ 
— „Was!“ —- „Von meiner Frau!'“ — „Ah 
so! Es ist Essenszeit. Also schönen Gruß!“ — 
Gute Besserung!“ Eie niesen, ab.) 
Berhin, 8. Jan. Der Abgeordnete Dr. 
hammacher ist nmeuerdings von heftiger 
dungenentzündung befallen worden. 
Berlin. Berlin wird in der nächsten 
Zeit mit einer neven Einrichtung beglückt wer⸗ 
den, von der nur zu verwundern ist, daß sie so 
liange hat auf sich warten lassen: mit deutlich 
sichtbaren und auch abends erkenndaren Häuser⸗ 
nummern. Die nicht mehr ganz junge Erfindung 
der selbstleuchtenden Farbenanstriche 
ist wie so viele nützliche Erfindungen seiner Zeit 
zwar in allen Zeitungen eingehend besprochen and 
empfohlen worden, aber laum irgendwo hat man 
im öffentlichen Leben eine praltische Anwendung 
davon gesehen. Der liebe Schlendrian hat es ver⸗ 
hindert. Das soll jetzt wenigstens in Berlin 
anders werden und zwar geht die Aenderung dazu 
aus der Stadtverordnetenversammlung hervor, 
welcher der Magistrat folgen wird. Für den 
fremden Besucher Berlins wird dadurch eine ganz 
desondere Erleichterung geschaffen werden, zumal 
da es sich nicht dloß um die Häusernummern, 
sondern natürlichauch um die Straßenschilder han- 
delt, die jetzt in vielen Fällen ebenfalls abends 
kaum erkennbar sind. 
Der ‚Reichsanzeiger“ bringt einen Bericht 
über die letzten Stunden der verstorbenen Kaisserin 
August a. Danoch trat die ungünstige Wendung 
der Krankheit Montag Abend ein. Dienstag früh 
aach 4 Uhr erkannte die dahingeschiedene Kaiserin 
mit den Worten „das gute Kind“ die Großherzogin 
von Baden. Sie fragte nach der Stunde und 
prach den Wunsch aus, daß der Großherzog von 
Baden, welcher sich bereits im Nebenzimmer befand, 
sich schonen und nicht auch aufstehen möge. Die 
Kaiserin schien sich zwar sehr krank zu fühlen, aber 
von dem bedenklichen Charakter ihres Zustandes 
keine Vorstellung zu haben. Als sie jedoch von der 
Aawesenheit des Oberhofpredigers D. Kögel Kennt⸗ 
niß erhielt, ließ fie denselben hereinkommen und 
folgte den von diesem gesprochenen Gebeten mit 
Bewußtsein. Als Kaiserin Augusta später den 
daiser noch einmal hatte rufen lassen, sagte sie: 
„Ich darf Dich heute nicht küssen, der Ansteckung 
wegen.“ Gegen 8 Uhr befahl sie ihren Kabinetsrat 
zu sich und fragte ihn: „Glauben Sie, daß ich 
morgen wieder mit Ihnen arbeiten kann?“ Auch 
nach 10 Uhr war anscheinend das Bewußtsein der 
jJohen Kranken vollkommen vorhanden, doch ver⸗ 
zinderte große Schwäche dieselbe am Sprechen; 
nndessen gab die Kaiserin immer durch einen Blick 
»der ein Wort zu verstehen, daß sie die von der 
Zroßherzogin von Baden gestellten Fragen ver— 
tanden habe. Auch sagte sie zu dem betenden D. 
kögel: „danke!“ und einmal „lebe wohl!“ All- 
nählich begannen die Abendschatten tiefer in das 
Bemach zu fallen, in welchem auf einem einfachen 
chmalen Lager gebettet die sterbende Kaiserin ruhte. 
die rechte Hand lag in der der Tochter, welche an 
deren allwählichem Erkalten das Enifliehen des ge⸗ 
iebten Lebens mit ängstlicher Spannung verfolgte. 
zu ihrer Seite standen, selbst aufs tiefste erschüttert. 
der Großherzog von Baden, seine geprüfte Gemahlin 
tutzend; am Fußende des Lagers der Kaiser und 
die Kaiserin, daneben der Erbprinz und die Erb⸗ 
prinzessin von Sachsen⸗Meinigen, die Enkel. End- 
lich trat die Erldssung ein; um Ah« Uhr warde 
der Atem stiller und stiller, das Haupt sank mehr 
—X— 
Jebete sprach und alle Anwesenden auf die Kniee 
sanken, entfloh der edle Geist. — Das Todtenbett, 
zon der Großkerzogin von Baden eigenhändig 
arrangiert, ist mit köstlichn Blumen und Kränzen 
geschmückt. Die Anordnungen über die Beisetzung 
iind vom Kaiser noch nicht definitiv genehmigt. In 
den Kirchen der evangelischen Landeskirche werden 
14 Tage lang Mittags von 22 bis 1 Uhr die 
Hlocken geläutet. 
F Stimmrecht der Frauen in der 
dirche. Ein ganz eigenthümticher Modus der 
Bredigerwahl besteht in der St. Georgen⸗Gemeinde 
n Berlin. Unter drei Geistlichen, welche der 
Mdagistrat als Patron vorschlägt, wählt die Ge⸗ 
neinde, aber nicht nur die Gemeindeorgane, sondern 
alle selbstständigen Glieder der Familie ohne An—⸗ 
ehen der Person, auch die Frauen haben ein Stimm- 
⸗echt. Da dieser Wahlmodus auf uralten Bestimm ⸗ 
ungen beruht, so hat sich die Kirchenbehoörde troß der 
Wünsche der Gemeindeorgane bisher noch nicht ver⸗ 
inlaßt gesehen, denselben zu ändern. 
f Amsterdam, 5 Jan. Der gestern sftatt⸗ 
jehabte Schlit'schuhwettlauf um eine 
glische Meile ließ den Holländer Pander mit 
3 Minuten 6 Sekunden negen, zweiter war der 
storweger Norfeng mit Z3 Minuten 7 Sekunden. 
Den Lauf um zwei Meilen gewann der Norweger 
storfeng mit 6 Minuten s Sekunden. Derselbe 
storfeng siegte heute im Fünfmeilenlauf mit 16 
Minuten 488 Sekunden. 
Gemeinnütziges. 
Wägen und Messen der Milch. Dettweiler in 
Darnstadt theilt Folgendes mit: Auffallend groß ist 
zer Unlerschied zwischen Wägen und Messen der Milch. 
Bekanntlich ist kalte, gute Milch etwa 22 Gr. 
chwerer als 1 Liter oder 1 Kilo Wasser. Umge⸗ 
ehrt ist 1 Luer frisch gemolkene, warme Milch 
eichter als 1 Kilo, und zwar stellt sich nach dem 
ehnjährigen Durchschnitte das Verhältniß folgen⸗ 
ermaßen: 100 Liter kalte Vollmilch wiegen 103 
dilo. Der Gewichtsunterschied zwischen kalter und 
varmer Vollmilch b eträgt demnach 12 Kilo pro 
'O0 Liter; für den Milchkäufer ist dies von höchfter 
Wichtigkeit, indem er beim Messen warmer Milch 
u kurz kommt. Wird aber die Milch kalt ge⸗ 
nessen, so befindet sich, mit Rücksicht auf das Ge— 
vicht, der Lieferant im Nachtheil. Daraus geht 
jerbor, daß das Wägen der Milch das einzig 
Richtige ist. 
Familiennachrichten. 
Gestorben: in Frankenthal Anna Maria 
Weyland, geb. Hornung; in Nustadt Jean Fauß, 
30 J. a.; und Louise Schäfer, geb. Naumer, 838 
J. a.; in Ludwigshafen Käthchen Krück, 16 J. 
1.; in Oggersheim Margaretha Herboth geb. 
Dieque, 55 J. a. 
WMarktbericht. 
Zweibrücken, 2. Jan. Fruchtmittelpreis und Vit— 
ualienmarkt.) Weizen M— 0d Pf. Korn —M — Pf. 
Zerste zweiteihige O M. — Pf, vierreihige d M. — Pf. 
— Spelz M. — pf, Spelzlern — M— Pf., Dinkel 
— M. — Pf, Mischfrucht O M. — Pf. Hafer 0 M. 
— pPf. Erbsen 0O VU — Pf, Wickn 0 M— Pf, 
deu 2M40 Pf, Stroh J. Qual. 2 M. 80 Pf., II. Qual. 
2 M. 30 Pf., Kartoffeln 1 M. 80 Pf., Weißbrod 1/ Kilo 
56 Pf., Kornbrod 8 Kilo 70 Pf., Gemischtbrod 83 Kilo 
34 Pf., paar Weck 100 Gr. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 
zo pf., TN Qual. 56 Pf. galbfleisch o0 Pf. dammei- 
Jeisch 50 Pf., Schweinefleisch 66 Pf., Wein 1 Liter 80 Pf. 
Bier Liter 24 Pf., Butter /3 Kilogr. I M. — Pf. 
MNeueste Nachrichten. 
München, 9. Jan. Das „Fremdenblatt“ 
chreidt: Bestimmt auftretenden Gerüchten zufolge 
)ehartt Ministerpräfident v. Lutz auf seinem 
sücktritt. An seiner Stelle soll Justizminister 
»on Leonrod das Vortefeuille des Kultus 
bernehmen, während an die Spitze des Justiz⸗ 
ninisteriums Ministerialrath v. Kastner treten 
oll. (Pf. K.) 
Berlin, 9. Jan. Der Sektions befund 
der Leiche der verewigten Kaiserin Augusta ergab 
ils mutmaßliche Todesursache ein Lungen-Emphysem, 
vährend die jahrelangen Leiden der hohen, Frau 
zie Kräfte verzehrt hatten. 
Berlin, 9. Jan. An Fürstlichkeiten 
kommen zur Beisetzung der Kaiserin Augusta 
hierher: Der Herzog Franz Ferdinand d'Este als 
Bertreter Oesterreichs, der König von Sachsen, Prinz 
Wilhim von Würtemberg, der Landgraf von Hessen, 
der Herzog von Edinburg, der Kronprinz von 
Schweden. 
Madrid, 10. Jan. Ein nachts ausgege⸗ 
benes Bulletin besagt: Der König hat seit gestern 
Mittag stärkeres Fieber, welches sich später wieder 
Jerminderte, jedoch ist ein erhebliche Acäfte · Abnahme 
demerklich. 
Auszug 
aus den Registern des Standesamts St. Ingbert 
pro Monat Dezemder 1889. 
a. Geburten. 
Am 1. Dez. Valentin, S. v. Sebastian Ohnesorg, 
Blasmacher; am 8 Christian Mathias, S. v. Christian 
hebhardi, Schmelzarbeiter; am 5. Peter, S. v. Peter 
zehmann, Tagner; am 6. Peter, S. v. Valentin 
Schwerdt, Bergmann; am 7. Jakob, S. v. Georg 
deupert, Bergmann. Heinrich Nikolaus, S. v. Franz 
Schreck, Wagner; am 9. Amalia, T. v. Jakob Haas, 
Bßergmann; am 10. Katharina, T. v. Wendelinus 
Spengler, Schmelzarbeiter; am 12. Karl, S. v. Paulina 
Redel, ledig. Richard, S. v. Friedrich Friedrich, Bäcker 
ind Wirth; am 18. Eleonora, T. v. Jalod Selzer, 
Schmelzarbeiter; am 14. Anna, T. v. Peter Bauer, 
Bergmann. Barbara, T. v. Johann Joseph Weid⸗ 
nann, Bergmann. Philipp, S. v. Philipp Gehring, 
Schmelzarbeiter; am 15. Georg, S. v. Peter Weiland, 
ßetgmann; am 20 Johann, S. v. Leonhard Karp, 
Schlosser; am 21. Rosina, T. v. Friedrich Hell, Ma— 
chinenjührer; am 22. Heinrich Georg, S- v. Heinrich 
Wagner, Fabrikarbeiter; am 28. Karolina, T. v. Johann 
Schuhmacher, Schmelzarbeiter; am 24. Johann, S. v. 
dJofseph Flesch, Schmelzarbeiter. Anna, T. v. Johann 
foseph Schwarz, Bergmann; am 26. Johann, S. v. 
dJoseph Barudis, Schmelzarbeiter. Joseph, S. v. Theo⸗ 
jald Äbend, Stuhlmacher; am 27. Karl Friedrich, S. 
3. Katharina Mareiner, ledig; am 28. Franz, S. v. 
Nikolaus Schreck, Wagner. Elisabetha, T. v. Johann 
dukas, Schmelzarbeiter; am 29. Elisabetha, T. v. 
Peter Gebhardi, Bergmaann. Friedrich, S. v. Daniel 
hayer, Coaksarbeiter; am 80. Adolf, S. v. Adam Theißk, 
Dienstknecht; am 31. Jakob, S. v. Adam Soymitt. 
Schmelzarbeiter. Georg, S. v. Georg Scholl, Berg⸗ 
mann. Pauline, T. v. Daniel Wagner, Bergmann. 
b. Eheschließungen. 
Am 3. Dez. Johann Jentes, Hutienarbeiter, mit Ger⸗ 
raude Heib; am v. Johann Jung, Fabrikarbeiter, mit 
Maria Kieser; am 10. Guastav Schwenk, Maschinen- 
techniker. mit Katharina Unbehend; am 19. Johanr. 
Berrang, Schmelzarbeiler, mit Maria Abel; am 31. 
sarl Klein. Schmelzarbeiter, mit Helena Hager. 
C. Sterbefälle. 
Am 5. Dez. Elisabetha Schenkelberger, 52 J. a. 
Wittwe von Michael Ecker. Maria Gieffers, 44 J. a., 
ledig. Anna Maria Pfeifer, 57 J. a., Ehefrau des 
Bahnwärters Jakob Müiler; am 6. Magdalena Bedc, 45 
J. a., Wittwe von Joseph Stolz. Karl Kieser, 18 J. a., 
hergmann; am 7. August, 2 Mi. a., S. v. Karl Uhl, 
Tagner; am 13. Maria Bauer, 66 J. a., Ehefrau des 
Tagners Johann Josephh Wachs; am 14. Barbara 
Stolz. 834 J. a., Witiwe von Joseph Kunz., Jabod, 
2 Mi. a. S, v. Jakob Adam, Tagner; am 17. Elisa⸗ 
hbetha, 8 Mt. a., T. v. Michael Lißmann, Schuhmacher; 
amm 19. Friedrich Friedrich, 40 J. a., Bäcker und Wirth. 
Ludwig Hauck, 19 J. a., Eifendreher; am 28. Karl, 
2 Mi a', S. v. Peter Menges, Schmelzarbeiter; am 
25. Barbara, 2 Mt. a., T. v Jakob Voit, Bergmann. 
Paula, 3 Mt. a., T. v. Paul Matthes, Gerber. Valen⸗ 
in, 24 T. a., S. v. Sebastian Ohnesocg, Glasmacher; 
am 29. Maria, 5 J. a. T. v. Karl Wagner, Schmelz⸗ 
irbeiter. 
Für die Redaktion veranwwortlich F. X. Demetz. 
Ball⸗Seidenstosfsfe v. 93 Pfge. vis 
14.80 p. Met. — glait, gestreift u. gemustert 
— veri. roden und stückweise potto⸗ und zoll⸗ 
frei das Fabril⸗Depot G. Henneberg (K. u. 
2.Hofl.) Zürich. Muster umgehend. Briefe 
kosten 20 Bf. Vorto. 
Glückliche Gewinner. Der Haupiffer der 
Pfalzer Eif Kirchenbaulotterie mit Mt. 15000. - 
vurde durch Herrn Ftiseur Dahl in St. Ingbert, 
Pfalz, on ein Zwillingspaar (Nährrinnen) dorten 
erkauft und bereits eingelöst. Desgleichen dir 2. 
Treffer zu Mk. 8000.— durch die Hauptagentur 
Th. Mühlschlegel in Augsburg an einen dortigen 
Lehrer. Der 3. Treffer zu Mk. 5000.-— wurde 
einer armen Dienstperson ausbezahlt. Es ist er⸗ 
reulich, daß die Göttin Fortuna diesmal ihre 
Jaden Solchen zuwandt?e, welche' mit irdischen 
Butern sonst nicht nennenswerth bedacht siad und 
zleibt knut zu wünschen, daß sie den ärmeren 
Zreisen auch fernerhin und besonders dei der 
rächsthin (16. Januar) zur Ziehung gelangenden 
ünchen⸗Giesinger Kirchenbaulotterie ihre 
Huld bezeugen möge. Viele und hohe Gewinne 
dehen ihr aus dieser Lotterie zur Verfügung