Full text: St. Ingberter Anzeiger

Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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t, Juaberter —7 erschelnt taglich mit Catnahme der Sonn⸗ und Feiertage. mal ..M mit Ur“ cAungt⸗ Vlatt und w d E 
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— armondz oder deren Raum a en aus , 4 en 
eheag e Vien iν auf welae die Ervedition 
Seutjches Reich. 
Müuͤnchen, 80. Ppril. Kammer der Ab⸗ 
tordneten. Abg. Dr. Daller berichtetet über 
Rüddußerung der Kammer der Reichscäte zum 
ftandes Kultusmimister iums und bean⸗ 
nagt die Modifikation sub Ziff⸗r 1 (Erhöhung des 
hehallez des Chemieprofessors Fischer in Würzburg) 
chzulehnn. Die Kammer beschließt dementsprechend. 
—DV — Debatte die Position für Er⸗ 
htung einer zweiten Professur an der 
ldademie der bildenden Künste. Für 
gwerbung ausgezeichneter Kunstwerke beantragt 
zeserent nunmehr konform dem Beschlusse der 
dommer der Reichsraäthe 100,000 Mk. zu bewilligen. 
der Ausschußantrag wird einstimmig genehmigt. 
Ibg. Dr. Daller derichtet weiter uber die Gesuche 
in freiwillige Beiträge zu Unterrichts- und 
ultusbauten und bemerkt, daß nicht weniger 
atz 166 Petitionen eingelaufen seien. Namens des 
usschusses beantrage er, die bereits bewilligte 
zumme für Schulhausbauten von 389, 202 Mk. auf 
64692 Mk. und die Bewilligung für Kirchen⸗ 
hauten von 390,114 Mt. auf 484,624 Mt. 
zu erhöhen, sowie Aber die Petition der Schulge⸗ 
meinde Hartenstein um Bewilligung eines Betrages 
don 1500 Mk. als Entschädigung für die bei der 
brweiterung des Schulhauses geleisteten Hand⸗ und 
khanndienste zur Tagesordnung überzugehen. Das 
„au beschließt entsprechend dem Ausschußan⸗ 
zge. Ueber die Petiton der protestantischen Kul⸗ 
ugemeinde Me chtersheim um Unterslützung 
ut Staatsmitteln zur Tilgung ihren Kirchenbau- 
duld wird zur Tagesordnung übergegangen, 
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rrichtung u 
inet Kaplanei dei der Pfatrei e 8 
ntetm 29. März ds. Is. zu den Gesuchen um 
ewhrung von Staatsbeiträgen zur Errichtung 
un oder Umwandlung bestehender katholischer 
X gefaßten Beschlüsse als erledigt 
berlin, 30. April. Prinz Rupprecht von 
Aen beabfichtigt, deutsches und preußisches 
uatz . und Verwalüungsrecht bei Gneift, Volker— 
ddei Dambach zu hoͤren, dann die figalsrecht- 
e Vorlesung dei Aegidi und das Kolleg uber 
une Geschichte von 1786 bis 1862 bei velbrug 
besuchen. Der Studienplan umfaßt eiwa 18 
— Gestern Vormittag erschien 
e — ere in der Vorlesung 
m und bescheidenen V un en 
aee —8 großer Sympathie in 
adplin- 30. April. Der Bundesrath 
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ien beden ge bez zug der von 
d behehen derung der Gewerbeord⸗ 
—** * A wir unterrichtet sind, 
— g da ordnung. Die Anttage 
— 5 ze Reihe redaltioneller Abänder⸗ 
innt igtundapnchet Wichtigleit soll nur 
— welcher sich auf die Verschärfung 
6* — Verlassung der Arbeit 
ünisses nn gen Beendigung des Arbeitsber- 
—— wobei gleichmäßig der Ar⸗ 
—— heselle oder Gehilfe in Betracht 
auchten dn uge Dun ne 
—8 nhen er die Absicht der 
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— 8 —A Um˖ 
ceresstärke im Frieden, sind 
mit Unrecht bezweifelt worden. Wie die „Strb. 
P,“ mit vollster Bestimmtheit erfährt, ist ein be⸗ 
lreffender Gesetzeniwurf thatsächlich in Vorbereitung 
und soll unmitielbar in die weiteren gesetzgeberischen 
Wege geleitet werden. Der Kaiser gedenkt 
lünftigen Dienstag den Reichs tag in Person zu 
rröffnen. 
London, 29. April. Sir Perch Ander⸗ 
jon, der Chef der afrikanischen Abteilung im Aus⸗ 
wvärtigen Amte, begibt sich morgen nach Berlin, um fich 
mn der Regelung der zwischen England und Deutschland 
ichwebenden Fragen inbezug auf Afrika zu beteiligen. 
— Das ‚, Bureau Reuter“ meldet aus Sanfibar, 
Najor Wißmann habe heute mit einer zahl—⸗ 
reichen Streitmacht Bagamoyo verlassen, um Kilwa 
zu unterwerfen. Der britische Kreuzer, Turquoise“ 
—X 
zritischen Interessen eben dorihin abgegangen. 
Paris, 80. April. Heute Vormittag fand 
vieder eine weiitere Verhaftung von Anar- 
hi ste n statt. — Der Präsidentderstammer, Flo quet, 
jab Befehl, daß morgen alle Petitionen, die ein- 
ommen sollen, auf der Quästur entgegengenommen 
vürden, jedoch dürften dieselben nur von Abord⸗ 
aungen, die aus nicht mehr als fünf Mitgliedern 
jestünden, überreicht werden. Floquet wird keine 
Abordnung empfangen, die aus einer Ansammlung 
auf öffentlicher Straße sich gebildet hat. — Gegen 
»en Herzog von Bueynes, welcher durch 
die bei dem Marquis de Morèes vorgefundenen 
Papiere stark blosgestellt sein soll, soll ein Verhaft⸗ 
zefehl erlassen sein. Der Herzog ist gestern nach 
einen Besitzungen bei Clairvaux abgereist. Die 
Bestätigung der Nachricht wird abzuwarten sein. 
LcTale und dre iche Nachrichten. 
*Sit. Ingbert, 1. Mai. Die gestern in 
Schnappach attgehabte Versammlung des Recht s⸗ 
schutzvereins des Oberbergamtsbezirks Bonn 
var äußerst zahlreich besucht; wohl über 3000 
Bergleute hatten fich eingeftellt. Eröffnet wurde 
ieselbe durch den derzeitigen Praͤses des Ver⸗ 
ins, Bergmann Thome mit einem Hoch auf Se. 
dal. H. den Prinzregenten und Se. M. den Kaiser. 
Zodann theilie der Vorfitzende mit, daß es sich zu⸗ 
oͤrderst um die Frage handle, ob am 1. Mai ge⸗ 
jeiert werden solle oder nicht. Redner räth hiervon 
entschieden ab, sie wollten beweisen, daß sie treu 
um Kaiser siehen und keine Sozialdemokraten seien, 
ie müßten sich als Musterbergleute betragen. Vor⸗ 
dandsmitglied Zumpf betont, daß die Bergleute 
zurch Feiern nur sich seldst und den Fiskus schä⸗ 
zigen. Krens⸗Ensdorf bringt einen Fall zur Sprache, 
»a ein Bergmann, wie von seinem Ditreltor ver⸗ 
angt worden, aus dem Verein ausgetreten sei, 
zamit sein Sohn angelegt werde. Das Verlangen 
»es Beamten wird mißbilligt, doch sagt auch der 
Borsitzende, daß jener Bergmann nicht wieder in 
den Verein aufgenommen werde; wer ausgetreten 
ei, bleibe ausgeschieden. Bergmann Dohne sagt, 
sie wollten nicht feiern, weil die Anregung zur 
Feier des 1. Mai von sozialdemokratischer Seite 
ionme; zwei weitere Redner find ebenfalls gegen 
das Feiern. Bei der Abstimmung erklärten sich 
Alle dafür, am 1. Mai zu arbeiten. 
Nach diesem einmütigen Beschluß verliest der 
Schriftführer Berwanger einige Beschlüsse der Vor⸗ 
tandschaft, welche meist bekannt waren: so die Er⸗ 
lärung gegen den Verkeht mit Sozialdemokraten, 
ie Beschlüsse, daß jedes Mitglied nach Belieben 
ich eine Zeitung halten koͤnne, da kein Blatt' Ver⸗ 
insorgan sei. — hierbei wird mitgeteilt, welche 
gzlätter zur unenigeltlichen Aufnahme von Anzeigen 
ich bereit erllärten — dasß die Beitraͤge drei⸗ 
nal im Jahr, also alle vier Monate erhoben 
verden; ferner daß solche Mitglieder, welche 
urch eigenes Verschulden abgelegt werden, keinen 
Unspruch auf Unterstützung durch den Rechtsichutz⸗ 
nerein haben. Hiebei erhob sich aus Meinungs- 
yerschiedenheiten über einen bezüglichen Fall längere 
Debatte. Die Notwendigkeit eines eigenen Saal⸗ 
aues für den Rechtsschutzerein wurde verschiedener⸗ 
eits hervorgehoben und die Listen, welche die Ver— 
rauensmunner des Vereins in Händen haben, zur 
xFinzeichnung von Beiträgen empfohlen. Als Ort 
der auf nächsten Sonntag, 4. Mai, bestimmten 
Bersammlung der von den Bergleuten auf Anord⸗ 
ung der Regierung gewählten Vertrauensmänner 
vird sodann Völklingen bestimmt. Nachdem noch 
ein Hoch auf den Präfidenten des Vereins Warken 
ausgebracht war, schloß die Versammlung wie fie 
begonnen, mit einem Hoch auf Kaiser und 
dandesfürst. 
* St. Ingbert, 1. Mai. Bei der gestrigen 
Schöffengerichtssitzung waren Schöffen 
die HH. Adjunkt Heiarich Fries von Enshein und 
Privammann Johann Friedrich von St. Ingbert. 
Bertreter der Staatsanwalischaft kgl. Polizei⸗ 
ommissär Friedrich Eckerlein. Zur Verhandlung 
kamen 8 Fälle. 1. Jakob D., Bergmann von 
Wellesweiler verhaftet vorgeführt, u wegen 
Betrugs verübt durch Zechprellerei zum Nachtheil 
»es Wirthes Jost in Si. Ingbert in Anbetracht 
einer Vorstrafen eine Gefuͤngnißstrafe von 3 Monaten, 
imgewandelt in eine Zuchthausstrafe von 2 Monate 
ind unter Einrechnung einer noch nicht vollständig 
derbüßten Zuchthausstrafe von 1 Jahr und 3 
—IXXXXX 
dosten. 2. Magdalena W., Ehfr. von Heinrich 
S., Bergmann von St. Ingbert war durch Siraf⸗ 
efehl wegen 2 Reate der Verübung groben Un⸗ 
ugs zu je 8 Mk. zus. 6 Ml. verurtheilt, wogegen 
ie Einspruch erhob. Dieser wurde bezüglich des 
einen Unfugs verworfen und es blieb deshalb bei 
der Strafe von 3 Mk. ebent 1 Tag Haft und 
der Hälfte der Koften, dagegen erfolgte wegen des 
inderen Unfugs, weil durch die Schimpfworte die 
yffentliche Ordnung nicht gestört wurde, Freisprech⸗ 
und Ueherbürdung der Hälfte der Kosten auf die 
Ztaatskasse. 3. Jakob R. Zuckerbäcker in St. 
Ingbert, wurde wegen Berufsbeleidigung der beiden 
Zchutzleute Josef Steinfels und Georg Scholl zu 
iner Geldstrafe von je 6 Mk. — 12 Ml. event. 
1 Tagen Gefängniß verurtheilt. 4. Heinrich Rd., 
gergmann von St. Ingbert und Ludwig K. 
ZSchmelzarbeiter von St. Ingbert, beide des Unfugs, 
zes Widerstands gegen die Staatsgewalt und der 
Bedrohung verübt gegen den Schußmann Steinfels 
zahier angeschuldigt, wurden wegen des Unfugs 
ind zwar Rd. zu 5 Tagen Haft, K. zu 8 Tagen 
Zaft, außerdem Rd. wegen des Widerstandes zu 4* 
Wochen Gefängniß derurtheilt. Kosten solidarisch. 
Wegen Bedrohung erfolgte Freisprechung. 5. Wilhelm 
J., Schreinergeselle von Landstuhl jetzt in Kaisers⸗ 
sautern trank in der Wirtschaft der Witwe Heußer 
zu St. Ingbert, wo er in der Kost stand, mit 
inem Kameraden 1 Glas Bier, nahm das Glas 
nit und erhielt wegen Diebstahls 1Tg. Gefängniß. 
3. Mathias L., Ackerer von Heckendalheim erhielt 
degen Körperverletzung seiner Schwägerin 5Mk. Strafe 
»ent. 1 Tag Gefängniß und die Kosten. 7 An⸗