Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
„Jngberter Trzeiger? erscheint täglich mit Asnahme der Sonn und elertage. 2 mal wochentlich mun Unterhaltungt⸗Blatt und — s d E 
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arückung armondz oder deren Raum us der au e 
Austunft ertheilt, 16 ⸗, Reklamen 80 9 Bei 288 , An nur Nere pQ solen auf welche die Crveditien 
Freitag, 16. Mai 189g0. 235. Jahrg. 
v 113. 
Seutsches Reich. B 
Berlin, 18. Mai. Dem „Reichsanzeiger“ 
asoige wurde Minister vb. Crailsheim das 
urßtreuz des rothen Adlerordens verliehen. 
Berlin, 13. Mai. Nach der „Nordd. All⸗ 
amemen“ sprachen sich die Vertreter der X 
cgierung gegen den Plan einer Vertagung der 
Jewerbeordnungs⸗Rovelle,bis zum 
erbsi und für Durchberathung in dieser Tagung 
z, deren Schluß dann nicht vor Juli möglich ist. 
—D 
e Vertagung. 
Berlin, 14. Mai. Reichstag. Erste 
ejung der Militärvorlage. Kriegsmivi⸗ 
reb. Verdy du Vernois führt aus, die 
zilitärborlage werde vertraulich in der Kommission 
besprechen sein. Im oallgemeinen sei festzuhal⸗ 
mn, daß wir mit den Nachbarstaaten den gleichen 
zͤtitt halten müssen auf dem Gebiet der Orga⸗ 
isafion. Wenn die Zeit verloren sei, loͤnne mit 
mem Schlage nicht alles nachgeholt werden. 
Generalfeldmarschal Graf Moltke: Wenn 
ach von allen auswärtigen Mächten Verficher⸗ 
ugen friedlicher Absichten vorlaägen, so entbinde 
ab doch nicht von der Fürsorge für die Sicher⸗ 
eit des Reiches. Wenn die Behauptung aufge⸗ 
ellt sei, die militärischen Vorkehrungen erfolqlen 
ur im Interesse der Besitzenden, die Fursten 
rien es, welche die Kriege herborriefen, so meine 
„ im gewissen Sinne sei die ganze Nation eine 
fitzende Kosse; denn wer hälte nicht etwas zu 
tlieren. Die Fürsten und die Regierungen führ⸗ 
m nicht Krieg herbei. Die Zeiten der Kabinets⸗ 
riege lägen hinter uns, jetzt gibt es nur noch 
jollskriege. Die friedensbedrohenden Elemente 
rblidt Graf Moltke bei den Volkern in den Be⸗ 
ehtlichkeiten der vom Schicksal minder günflig ge⸗ 
ellten Klassen und in den Nationalitats⸗ und 
assenbestrebungen. Hieraus koöͤnne sich der Aus⸗ 
tuch eines Krieges ohne den Willen, ja gegen 
en Willen der Regierungen entwiceln. Schwache 
tegierungen seien eine dauernde Kriegsgefahr, eine 
atle Regierung kböonne heilsame Resormen durch⸗ 
nhren. Wenn der Krieg zum Ausdruch komme, 
die Dauen und das Ende nicht abzusehen. Die 
cͤßten Machte Europas seien gerüstet wie nie zu⸗ 
ax. Keine derselben koͤnne in kurzer Zeit so voll⸗ 
aͤndig niedergeworsen werden, um auf harte Be⸗ 
ungungen Frieden zu schließen, und wenn das 
ennoch gelänge, würde sich der Besiegte wieder 
tueffen. um den Kampf zu erneuern. Wo es 
—XX Dinge handle, müfsse die Geldfrage 
urückreten. Alle Regierungen stehen bedeutungs⸗ 
alen Lbensfragen gegenber. Ich glaube, fährt 
bodner fort, daß alle den Frieden zu erhaiten de⸗ 
ieht sind; es wird fich sragen, od fie flart ge⸗ 
ug dazu find. Sicherheit koͤnnen wir uur dei 
ne selbst finden. 
Richter: Neben der militärischen Frage 
Ve es fich anch um bdürgerliche Fragen. 
Soldaten bedeute weniger A beiter Der 
ndeteg honne fich nicht dlohz mit der Autoruti 
n Militäts decken. und seien diese noch so 
orragend. Die Vorlage gehe in ihren Forder- 
h b züglich der Praͤsenzstärke über alles Bis⸗ 
— Die Vergleiche mit Frankreich und 
Anee in den Motiven zur Vorlage seien nicht 
nn Rußland fehle in den Molnwen; in 
—* eich sei mit der Erhöhung der Friedens⸗ 
J eine Herabsetzung der Dienstzeit verbun⸗ 
Auch bei uns idnn die Erziehung zu mili⸗ 
Arischen Tugenden in 2 Jahren erreicht werden. 
die Vorlage hänge mit den sozialpolitischen Fra⸗ 
zen eng zusammen. J 
Der Kriegsminister verliest einige Stellen 
ius früheren Reden, weiche beweisen sollen, daß 
in endgiltiger Abschluß der militärischen Neu⸗ 
'ormationen und Neuorganisationen nicht behauptet 
vorden sei. Das Motiv, daß die Forderung nur 
auf drei Jahre gestellt sei, liege in dem Be⸗ 
treben, alle Hindernisse wegzuräumen, welche einer 
zedeihlichen gemeinschaftlichen Arbeit im Wege 
anden. 
„Dr. Windthorst führt aus, es frage sich, 
»b die neuen Militärforderungen zur Sicherung 
zes Reichs nothwendig und ob wir imstande seien, 
ieselben“ zu bezahlen. Er beantragt Verweisung 
zer Vorlage an eine besondere 289liedrige stom⸗ 
nission. Eine Reorganisation der obersten Reichs⸗ 
zehörden werde nicht viel belfen, im Gegentheil, 
ie werde viel Geld kosten. Die Kommiffion werde 
arüber zu berathen haben, ob eine alljährliche 
Festsetzung der Friedenspräsenzstärke erfoigen solle 
ind od eine Erleichterung der Dienstzeit eintreten 
önne. 
v. Verdh erklärt, daß die verbündeten Re⸗ 
zierungen einen Gesetzentwuckf bezüglich einer 
Armeeorganisation in Vorbereitung hätten, Üüber 
dessen Grundzüge er in der Kommission Mittheil⸗ 
ingen werde machen koͤnnen. Ueder die zwei⸗ 
sahrige Diensizeit werde man sich noch bei 
den bezüglichen Anträgen unterhalten köanen. 
Wenn die Regierungen hätten Erleichterungen 
chaffen koͤnnen, würden sie selbst damit hervorge⸗ 
reten jein, aber zur Zeit könnten fie solche Zuge⸗ 
gändnisse nicht machen. 
Bubhhl glaubt, eine Abrüstung sei grade deut⸗ 
scherseits am schwersten durchführbar. Wenn man 
die Forderung bewillige, bewillige man sie nicht für 
die Fürsten, sondern für daa Vaterland. — 
Staatssekreitäer v. Malßahn erklärt einer 
Jusführung Richters gegenüber, daß von der vor 
inigen Monaten aufgelegten Reichsanleihe von 
29 Millionen ein Theil sich allerdings laͤngere 
zeit in den Händen der Emissionshäuser befunden 
sabe, daß ader zur Reichskasse der ganze Be— 
rag in den vorgesehenen Terminen voll eingezablt 
vorden jei. 
Darauf wird die weitere Berathung auf Frei⸗ 
ag Mittag 1 Uhr vertagt. 
Berlin, 14. Mai. Die deutsche Ge— 
andifchaft unter Graf Tattenbach ist am 27. 
April in Feß eingetroffen. Wie dem „Brl. T.“ 
on dort geschrieben wird, war der Empfang ein 
so großaruger, wie er noch nie zuvor einer fremd⸗ 
andischen Gesandtschuft am Hoflager des Sultanß 
von Marokko bereitet worden ist. Bis zwei Kilo⸗ 
neter vor der Stadt bildeten Leibkulscher und 
Diener des Sultans Spalier. Der Einzug in Feß 
var außerordentlich glänzend. Einige Tage nach 
der Ankunft sollte die feierlich Audienz beim Sultan 
Muley Hassau flattfinden. 
Ksnigsberg i. Pr., 14. Mai. Der Kaiser 
und die Kaiserin sind heute Morgen in Koͤnigsberg 
ingetroffen, nachdem sie sich um 5/4 Uhr in 
Dirschau, der Kaiser von Schlefien, die Kaiserin 
»on Berlin kommend, vereinigt haiten. An der 
Ehrenpforte der Stadt Koönigsberg hielt Oberbür⸗ 
zerm ister Selke eine längere Anspache. 
Konigsberg i. Pr., 14. Mai. Die Parade 
m Allgemeinen, wie auch besonders der Vorüber— 
narsch der Truppen, nahm einen glänzenden Ver 
fauf.“ Auf dem Paradefelde hatte sich auch die 
striegervereine, zirla 1400 Mann stark, unter Fuhr⸗ 
ung des Generalmajor z. D. v. Auer aufgeftellt. 
Beim zweiten Truppen⸗Vorbeimarsch führte der 
daiser der Kaiserin die Grenadiere des 1. Ost- 
zreußischen Grenadier⸗Regiments König Friedrich 
II. RKr. 1 vor. Seine Majestät trug große Ge⸗ 
reralsaniform und das Band des Schwarzen 
Adlerordens. Ihre Majefstät war schwarz gekleidet 
ind fuhr in vierspänniger Hofequipage mit Spitz⸗ 
reiter. Der Kaiser hane, auf dem Paradefelde 
mlangend, zunäqchst die Kriegervereine befichtigt, 
dann die Truppenfront. Bei dem Heimmarfsch stellte 
Ze. Majestät sich an die Spitze der Fahnenlom⸗ 
hagnie. Kollossaler Jubel begleitete den Kaiser den 
janzen Weg. Abends 6 Uhr findet ein Galadiner 
m Schloß statt, Abends 9 Uhr Damenempfang 
hei der Kaiserin. Die Stadenten bringen einen 
Fackelzug. 
Ausland. 
London, 14. Mai. In der Guildhall über⸗ 
reichte der Lordmahor Stanlehy in einem vrocht ⸗ 
vollen Etui das Vokument, betr. das Bürgerrecht 
on London. — Stanley hielt eine Rede, worin 
er die Haltung der englischen Presse tadelte, welche 
ie große Aktson Englands am Kongo und in 
Oflafrika verhindert hobe. England mußte den 
dongo und Ostafrika haben, jetzt besitze Belgien 
den Kongo mit hundertprozentigem Nutzen und 
die Deuischen den größten Theil Ostafrikas. Stan⸗ 
ey bewunderte die Thatkraft und Klarheit des 
Zaisers Wilhelm urd ruhmte die Thätigkeit Wiß⸗ 
nanns, der freilich nicht gegen Friedensvereine 
und eine verweichlichte Prefsse zu kampfen habe. 
Hegen Emins Eintritt in deutsche Dienste sei 
stichts zu sagen, zuwal der Freibrief der Britisch⸗ 
oflafrikanischen Gesellschaft ihr nicht gestaile, Emin 
zu engagiten. 
London, 14. Mai. Aus Admiralitätskreisen 
dommt die zuverlässige (7) Mittheilung, daß 
Deutschland augenblidlich ein Geschwa—⸗ 
der ausrüstet, welches nach dem Stillen Ozean 
abgehen soll, um dem deutschen Handel neue 
Märkte und den kolonialen Unternehmungen 
Deuischlands im Stillen Ozean ein neues Feld zu 
ꝛroͤffnen. 
Bruͤfsel, 138. Mai. Der Konig ist nach 
dondon abgereist. 
Paris, 18. Mai. Seit vier Tagen hat die 
dendarmerie ungefähr hundert in Folge der Vor- 
zJange des 1. Mai aus Frankreich ausge— 
viesene Fremde nach verschiedenen franzd⸗ 
ischen Grenzorten geleitet. Man nimmt an, daß 
jon dieser Maßregel noch weitere 6—700 Personen, 
rößtentheils der Arbeiterllasse angehörig werden 
zetroffen werden. 
Rom, 13. Mai. Kammer. Bei der Beraiung 
des Budgets des Aeußern erklärte Crispi, die 
Politit Italiens set keine Politik des Krieges, 
ondern des Friedens. Dieselbe koͤnnten nur die⸗ 
enigen angreifen, welche glauben, daß Italien am 
esten isoliert bliebe. Die Verträge mit den Ver⸗ 
undeten seien Defensib⸗, nicht Offensfiv⸗Verträge. 
zriepi leugnet, daß die Allianzpolitik Italien in 
stustungen stürzte. Die Ealwickelung der Militär— 
rafte, sowie die neuen Befestigungen bildeten einen 
Teil des Verteidigungsplanes, welcher seit 1881 
tudiert werde. Man ziele nicht darauf ab, anderen 
u schaden, sondern die Grenzen und die eigene 
lnabhangigleit zu verteidigen. „Das Ministerium