Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amisgerichts St. Ingbert. 
St Jugberter Anzeiger“ erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- umd Zeiertage. 2 mial wochentlich mit Unterhaltungs⸗Blatt und weitw und SEa * * 
— 2** Beilagen. g. vlait lofler dierieljahrlich . G0 rinjchließlich Tragerlohn; durch die Poß bezogen 14 75 4, einschließlich 40 ee Die 
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114. 
Politische Uebersicht. 
»2Der „Hamb. Korresp.“ beftätigt jetzt, daß 
yerr von Kusserow auf seinen Posien als 
rsandter bei den Haunsestädten nicht mehr zurüch- 
hen wird. Das Blatt schreibt: „Nach guter In⸗ 
smation, die, wie wir ausdrücklich bemerken, weder 
jrelt noch indirekt von Herrn v. Kuss⸗row stammt, 
cn Letzterer schon im Winter, als Fürst Bismarck 
och Reichskanzler war, seinen Rücktritt als Ge— 
andter nach seiner Verheirathung an geeigneter 
zielle zur Kenntniß gebracht, und zwar ist dieser 
utschluß sowie die so sehr betonte Wegschaffung 
iner Mobilien ausschließlich durch Familienange⸗ 
genheiten veranlaßt. Herrn v. Kusserow ist seine 
vjtlasjung nicht gegeben, sondern er selbst hat fie 
mfreiester Entschließung genommen, und als ein 
dichen fortdauernder Gunst von höchfter Stelle ist 
im ein sechswöch ntlicher Urlaub für seine Hoch- 
ritzreise und später ein weiterer Urlaub bis zum 
efinitiden Rücktritt bewilligt worden. Es ist durch 
us nicht ausgeschlossen daß Herr v. Kufserow 
war nicht als Gesandter, aber in anderer Stellnng 
ter Verwendung im Staatsdienst findet.“ — 
die Beziehungen zwischen Herrn v. Kusserow und 
en „Hamb. Nachr.“, auf welche einzelne Blätter 
een Ruücktritt des Gesandten zurückführen wollen, 
ꝛeruhen, wie der „Sprudel“ wissen will, darauf, 
daß Herr v. Kusserow durch Erbschaft zu den 
Interefsenten des Blattes gehört.“ 
In der gestrigen Sitzung des englischen 
verhauses erklärte es LordsSalisbury fuͤr eine ab⸗ 
Nlute Erfindung, daß Deutschland 1888 England 
xeremptorisch aufgefordert habe, einen Offenfiv⸗ 
nd DefenfidVertrag abzuschließen und der Tripel⸗ 
Ulienz beizutreten. Diese Forderung sei nie gestellt 
otrden und nie sei eine Entfremdung in den Be⸗ 
thungen mit Deutschland vorgekommen. Die Be⸗ 
ehungen seien stets herzliche gewesen. 
Deutsches Reich. 
Berlin, 16. Mai. Reich stag. Eingegangen 
die Uebersicht über die Reichs⸗Ausgaben und 
nnahmen für 1888/89, die aligemeine Rechnung 
her die Etats fur 1884/85, für 1885 /86 und für 
886 / 87, außerdem der Bericht der Reichsschulden⸗ 
dommission. Sie werden sämtlich der Rechnungs⸗ 
donmisfion überwiesen. Hierauf Fortseßung der 
eaung über den Gesttzentwurf betreffend die 
jtiedenspräsenzstarte. 
Liebknecht führi aus, das Volk müsse bei 
et ungeheueren Steuerlast, durch den Militarismus 
ugrunde gehen. Das Septennat habe einen Still⸗ 
und bedeuten sollen, seiidem aber fänden fort⸗ 
uende weitere Steigerungen der Wiltarloften 
ut. Wenn gesagt worden sei, ein Krieg könne 
auch 30 Jahre dauern, so sei dem entgegen zu 
Aten. daß solche ungeheueren Massen in der Jeßt- 
p schwerlich ↄ/4 Jahre zu unterhalten seien. In 
dahren hatien drei Kriege stattgehabt, Deutsch⸗ 
n haͤtte den Orienikrieg verhüten müssen, es 
die russische Polinik aber in jeder Weise unter⸗ 
F Auf 1866 sei 1870 gefolgt und durch die 
uncxion eine ewige Feindschaf— mit Frantreich 
nhescworen worden. Um den allgemeinen 
ne zu sichern, solle Deutschland einen Kongreß 
didardorff weist die Angriffe Liebknechts 
— ismarcks Politik zurück. Liebknecht detze zum 
gegen Rußland; das Vollk beurteile Bismarck 
Die Notwendigkeit der Erhöhung der 
senzttärle des Heeres werde durch die Vorlage 
Samstag, 17. Mai 1890. 
25. Jahrp 
zewiesen. Ein 20jähriger Friede wiege die Steuer⸗ 
asten auf. 
Haenel weist ebenfalls die Angriffe Liebknechts 
jegen Bismarck zurück und sagt, er schrecke nicht 
or der Opposition gegen den ehematigen R'ichs⸗ 
anzler zurück, müsse aber die Verdienste desselben 
merkennen. Fürst Bismarck habe die Einheit 
Ddeutschlands hergestellt und Deutschland in das 
uropäische Konzert eingeführt. Bismarck war der 
Friedenshort in Europa. Wenn Liebknecht ihm 
diebedienerei gegen Rußland worgeworfen habe, so 
ergesse er, daß deankreich stets bemüht gewesen 
ei, bei Rußland den Rang abzulaufen. Gegenüber 
en nicht aus Vernunft, sondern in einem gewifsen 
»eldenwahnsinn sich überbietenden militärischen 
düstungen aller Nationen könne nicht ein einseitiger 
S„chritt der einen oder anderen Nation helfen. Wer 
ie allgemeine Abrüstung fertig brächte, der würde 
ich den Ruhm des größten Feldherrn erwerben. 
dem Organisationsplan des Kriegministers 
nüsse ein Finanzplan des Reichsschatzsekretärs 
ur Seite treten. Es wäre schon heute möglich, 
zuf dem jetzigen verfassungsmäßigen Boden ver⸗ 
intwortliche Reichsministerien zu schaffen durch ein⸗ 
ache Kabinetsordre des Kaisers, welche bestimme, 
»aß der Reichskanzler in denjenigen Ftagen, wo 
uuch seine Siellvertreter betheiligt, nur Vortrag 
jalten dürfe, nachdem er deren Meinung eingeholt, 
ind über allgemeine Angelegenheiten, nachdem er 
ammtliche Stelldertreter gehoͤrt. 
Der Reichskanzlher v. Caprivi erklärt, 
er habe von seinem Amtsvorgänger die denkbar 
zlücklichsten Verhältnisse übernommen, die ihn zu 
einerlei Aktion noͤtigten und es ihm möalich 
nachten, die Dinge einfach weiter laufen zu lassen. 
Ansere auswärtige Stellung stütze sich einmal auf 
insere eigene Kraft und auf die Bündnisse, die fich 
nehr und mehr in die Stimmung der Bevölkerung 
einlebten. Bei der jetzigen Vorlage handle es sich 
nicht um die Nähe eines Krieges, sondern um die 
„chwere eines Krieges, welchem vorgebeugt werden 
osle. Das saigner à blanc war von Fürst Bismarck 
zesprochen und würde in einem Krigsfall auch 
nicht vor Sozialdemokraten Halt machen. Gegen⸗ 
jrer Herrn v. Kardorff, der dem Verfasser einer 
inlängst erschienenen Broschüre (Videant Con- 
ules) einen tiefen politischen Einblick zug sprochen, 
tliärt der Reichskanzler, daß dies keineswegs der 
Fall sei. In jener Broschüre wäre eine germani⸗ 
irende Thätigkeit weit in das Slaventhum hinein 
ind eine Ausdehnung unserer Oftseeküste verlangt. 
Während seiner Stellung als Chef der Admi— 
aluäat habe er niemals das Bedürfniß nach 
i ser Verlängerung der Ostseeküste empfun⸗ 
en. Der Reichskanzler erklärt ferner, es 
gandle fich bei Vorlegung der Armee- 
rganisation nur um die betreff nden Grundzüge. 
kr würde der von dem Abgeordneten Richter er 
jobenen Forderung nach Durchführung der allgr⸗ 
neinen Wehrpflicht nach dem Scharnhorstschen 
System beistimmen. Das würde aber eine Erhöh— 
ing der Präsenzstärke um 50 Prozent bedeuten. 
die Basis der heutigen Militärverfassung bilde das 
Wehrgesetz von 1814. Gegenüber den Jahren 
1816 und 1861 sei es ungerechtfertigt, von einer 
ztarken Militärbelastung zu sprechen. Damals sei 
»as stehende Heer 1,250 bezw. 1,12 Proz. der Be— 
»ölkerung gewssen, nach dem Gesetz von 1887 
ber nur 1 Prozent. Die Verkürzung der Dienst- 
eit sei sehr bedenklich wegen der Handhabung der 
Paffen, der Ansprüche an die Leistungen der 
Truppen, vor allem wegen der heranwachsenden 
uchtlosen Jugend, deren Disziplin fich in 
urzer Zeit schwer erreichen lasse. Die seitens 
iner Partei im Lande betriebene Agitation 
nache die Erhaltung der Disziplin ungleich 
hwerer als früher. Die Forderung jährlicher 
Zewilligung sei keine militärische, sondern eine 
onstitutionelle politische Frage und habe mit Sein 
sder Nichtsein der Armee nichts zu thun. Wolle 
nan die Präsenz nach der Bevölkerungsziffer ein⸗ 
ichten, so sei das Septennat nicht, beizubehalten. 
ẽr würde für seine Person nicht geneigt sein, 
mter eine fünfjährige Bewilligung, ent⸗ 
prechend der jetzigen Legislaturperiode, herunterzu⸗ 
zehen. Er hoffe auf Annahme der Vorlage. 
v. Manteuffel tritt für die Vorlage ein, 
namentlich da Frankreich einen großen Vor⸗ 
prung habe. 
Die Vorlhage wird an eine 28gliedrige 
—X— 
ag 1 Uhr. Tagesordnung: Gewerbeordnung. 
Lokale und pfälzische Rachrichten. 
* St. Ingbert, 17. Mai. Bi der am 
Mitiwoch stattgehabten Generalversammlung des 
ziesigen Pensionsvereins Bavaria 
vurden die H.H. Peter Wagner, Wirth, als 
Delegirter, und Joseph Martin, Steinhauer, als 
des ersteren Stelldertreter für die Versammlung 
des Hauptvereins in München gewählt. 
»St. Ingbert, 17. Mai. Gesitzwechsel.) 
derr Joseph August dahier hat dieser Tage das 
jon ihm bewohnte Haus auf der Meß zwischen 
dlostergut und Fuhrmann Brück um den Preis 
bon 12000 Mt. kauflich erworben. Das Haus 
gehörte bisher einem Konsortium verschiedener 
Theilhaber. 
— Blieskastel, 15. Mai. Der Zug 
Zweibrücken ⸗Saargemünd, welcher um 8 Uhr 
ibends die hiefige Sitation passiert, konnte gestern 
—X— 
m der Maschine ein Rohr gesprungen war und 
ine andere Maschine herbeigeholt werden mußte. 
— Pirmasens, 16. Mai. Besitz⸗ 
vechsel. Das an der Ringstraße gelegene Wohn ⸗ 
zaus mit Fabrikgebäude von Herrn Jakob Ferckel, 
sing um den Preis von 24,000 Mt. an Herrn 
deinrich Pfeiffer dahier über. — Das zweiftödige 
euerbaute Wohnhaus des Baumeisters Jakob 
dennerknecht, vorm Londauerthor gelegen, ging um 
die Summe von 17,000 Mt. in Besitz des Schrei- 
rermeisters Karl Wirth über. 
— Pirmasens, 16. Mai. Von Spazier⸗ 
jangern, die gestern ihren Weg durch die Stein⸗ 
jach nach Biebermühle nahmen, wurde eine Entded⸗ 
ng gemacht, die das Mitleid Aller erregte. Uater 
inem hervorspringenden Felsen in der Stembach 
dohnt seit 3 Wochen eine Familie mit 
zkieinen Kindern. Der Mann, Brendel 
nit Namen, gibt an, Maurer zu sein, in hiesiger 
ztadt gewohnt und gearbeitet zu haben. Eine 
Vohnung habe er nicht erhalten könuen, trotzdem 
r regelmäßig bezahlt habe. Inwieweit die An⸗ 
aben des Mannes richtig sind, vermögen wir nicht 
nzugeben, bezweifeln dieselben jedoch stark, ebhenso 
zie Aussage, daß er gerne arbeiten würde. wenn 
r in der Stadt wäre. Zu bedauern sind die Frau 
ind drei kleine Kinder, die, auf Reisig und Laub 
ebettet, schlafen müssen unter freiem Himmel, nur 
urch einen Felsen nothdürftig geschützt gegen die 
Bitierung. Daß diese armen Würmchen hier ver—⸗ 
ümmern müssen. wenn nicht bald Abhilfe geschafft