Full text: St. Ingberter Anzeiger

3 Buherter eiger 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
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116. 23. Jahrg. 
Deutsiches Reich. *F 
Muͤnchen, 19. Mai. Die bayerischen Mi- 
er b. Craiusheiem und ub Fei⸗ 
ysch haben von Berlin die besten Eindrücke 
sig hrocht. 
ainuein, 18. Moi. Die Pfingstferien 
Reichstages dauein vom 22. Mai bis 
in 3. Juni, die des preußischen Abae 
“dnetenhauses vom 21. Mai bis zum 8. 
m. 
n Berlin, 18. Mai. Die Kommission des 
teichstags für den Gesetzentwurf dettr. die Ger 
beherich te nahm den Paragraphen 8 an 
zit einem von den Sozialdemokraten beantragten 
jusotz, wonach die Gewerbegerichte auch zuständig 
ud jür die Streitigkiten der Arbeiter unterein⸗ 
nder, wenn diese Arbeiter bei demselben Arbeit- 
der beschäftigt find oder gemeinsam eine Arbeit 
deinommen haben. 
Berlin, 19. Mai. Reich stag. Die Be— 
uung der Abänderung der Gewerbe⸗ 
tdnung wird fortgesetzt. Abg. Grillen- 
erger (oz) spricht die Hoffnung aus, diesmal 
nͤge die Arbeiterschutzgesetzgebung nicht im Sande 
eciaufen. Die kaiserlichen Erlasse vom 4. Febraar 
eien ein Beweis, daß man anfange, die berech⸗ 
glen Forderungen der Arbeiter anzuerkennen. Die 
üschiüfsse des internationalen Arbeiterkongresses 
n Paris seien auch von großem Einflufse gwesen 
ad hätten auf das Zustandekomm nn der Arbeiter⸗ 
hutzlonferenz eingewirtt. Man solle die Vorschläge 
er Sozialdemokraten nicht von vornherein ablehnen. 
)r von ihnen eingebrachte Arbeiterschutzgesetzent⸗ 
durf solle nur zeigen, wie die Sozialdemokraten 
ich die Erfüllung von gewissen bercchtigten For 
arungen auf dem Boden der best henden Gesell- 
daftsordnung dächten. Die karserlichen Erlaff⸗ seien 
vn den Sozioldemokraten besonders freudig begrüßt 
porden. Allerdings sei der Einfluß der o roß⸗ 
idustrie dazwischengetreten. Der Paragroph über 
ie Coalitionsfreiheit sei ein Beweis von dem Ein⸗ 
ufsse der Arbeitgeber auf die Gesetze. Viele 
zunkte der karserlichen Erlasse seien fallen gelafsen. 
ser Eutwurf enthalte b. züglich der Fabrikeinricht- 
wngen und der Simlichkeit viel Annehmbares, da⸗ 
igen ließen die Bestimmungen üdber die Gleichbe⸗ 
ngung viel zu wünschen. Ocst rreich und die 
zccwez seien auf dem Boden des Normalarbeits- 
ages fortgeschritten. Es sei sehr bedauerlich, daß 
deuischland das nicht gethan. Der vorgeschlagene 
sapmalorbeitstag für Ärbeiterinnen sei ungenügend. 
af Moltke spreche zu unrecht von der Begehr⸗ 
chteit der arbeitenden Klassen. Die Profitwui der 
scdeitgeber siöre den gesellschaftlichen Frieden. 
bill nderger schließt untet lebhafien Bravos der 
zialdemokraten, man müsse die vollständige Frei⸗ 
xin der Bwegung der Arbeiter verlangen. 
debr. v. Sum m beiont die hohe Steigung 
nhn, und der achistündige Arbeitstag sei eine 
iopie. Wenn der letziere nicht international feft 
eseßzt werde, so könne die deuische Industrie nicht 
mlurtenzfübig bleiden; die Regierung verbüͤrge 
Gleicherechtigung der Arbeiter und ürbeitgeber, 
e die Soziaidemokraten den Arbeitgebern 
hen Kopf schiagen wollten. (Der Prasident rügt 
Aus druck) Die Udertragung der englischen 
* unions auf Deuischland sei geführlich; dabei 
— der Arbeiter nicht bestehen; die 
dr isation des vierten Standes sei nur eine 
Der Normalarbeistag sei für alle Betriebe 
ulich undurchführbar; das peisoönliche Ver— 
jältnis zwischen Arbeiter und Arbeitgeber müsse er⸗ 
jalten werden, damit das Gesetz dem Wohle des 
haterlands diene. 
Cegielski spricht gegen den achtstündigen 
Arbeitstag. 
Winterer tritt für die Vorlage ein. Die 
Arbeiterbewegung sei international, auch das Vor⸗ 
sehen der Staaten müsse daher international sein. 
Zezüglich des Coalitionsrechtes sei zu bemerken, daß 
as richtig verstandene Interesse der Ardeitgeber 
iuch das der Arbeiter sei. 
Haenle Goikspartei) bemerkt, seine Partei 
verde bestrebt sein, an der Vorlage in der Kom⸗ 
nission mitzuarbeiten. 
Nächste Sitzung Dienstag 1 Uhr; Fortsetzung 
der heungen Tagesordnung und erste Beratung der 
Abänderung dis Strafgesetzbuchs. 
Berlin, 19. Mai. Auf Einladung Kaiser 
Vilhelms begibt sich der Prinzregent von 
ßayern, der „Voffischen Zitung“ zufolge, an⸗ 
angs August nach Berlin, um von dort aus den 
rößeren Jagden auf Hochwild beizuwohnen. 
Berlin, 19. Mai. In der Kommission 
zes Reichstags für die Militärvorlage legte 
er Kriegsminister ausführlich die wachsenden Rüst⸗ 
ingen Frankreichs und Rußlands dar, welche die 
Forderungen der Reichsregierung rechtfertigten. Die 
düstungen auf rujfischer Seite seien besonders 
edrohlich. Unter die Mitglieder der Kom⸗ 
niffion wurden heklographirte statistische Mitteil⸗ 
uingen verteilt, welche von der Regierung nicht in 
en Händen der Abgeordneten gelassen wurden. 
Berlin, 19. Mai. Die Budgetkom— 
nission des Reichstages bewilligte für Ein- 
ichtung und Unterhaltung einer regelmäßigen 
bostdampferverbindung mit Oft- 
ifrika 350 000 Mark. Von Seiten der R— 
sierung wurde dabei erklärt, daß auf Grund von 
Bunschen, namentlich aus Süd u d Wistdeutsch⸗ 
and, die Dampfer voraussichtlich Rotte rdam 
inlaufen würden. Auf Anfragen wird von Seiten 
er Regierung erwidert: von einm Eingehen der 
Zamoalinie sei nichts bekannt. Die im Nachtrags⸗ 
tat geforderten 41/, Millionen für Ostafrika wer⸗ 
en mit 15 gegen 4, sodann der ganze Nachtrags⸗ 
tat gegen 4 Stimmen bewilligt. 
Berlin, 19. Mai. In der heutigen außer⸗ 
xdentlichen Generalversammlung der Wituge⸗ 
ellschaft wurde der Vertrag wegen Verschmelz⸗ 
ing der Gesellschaft mit der opafrikanischen 
enehmigt. Konsul Schwabe wurde zum Lqui⸗ 
ator ernannt. Ein gleichartiger Beschluß der Ver⸗ 
hmelzung wurde in einer Generalversammlung 
ꝛet ostafrikanischen Gesellschaft genehmigt. Die 
gerschmeizung der beiden Gesellschaften kann dar⸗ 
ach ats gesichert angesehen werden. 
Königsberg, 18. Mai. Die Rede des 
daisers in Erwiderung auf die Ansprache des 
randtagsmarschalls Grafen Eulendurg Proͤssen beim 
Festefsen der Provinzialstände enthält folgende he⸗ 
eutungsvolle Worte: Unter den Gidanken, die mich 
mwehen, wenn ich in der Stadt Koͤnigsberg bin, 
at auch einer Raum, von dem ich fast überzeugt 
in, daß er jedem von Ihnen auch wohl im Leben 
hon gekommen ift, und das ist der, daß Königs⸗ 
erg durch eine Thatsache für unser ganges modernes 
ieben einen bedeutenden Platz erhalten hat, dadurch 
ämlich, das Se. Majestät der dahingegangene 
kaiser Wilhelm J. das Königtum von Gottes 
znaden von neuem proklamirt und dort, in der 
zIchloßkirche der gesammten Welt gegenüber zum 
Ausdruck gebracht hat; dieses Koönigtum von Gottes 
Bnaden, was ausdrückt, daß wir Hohenzollern unsere 
trone nur vom Himmel nehmen und die darauf 
ruhenden Pflichten dem Himmel gegenüber zu ver- 
freten haben. Von dieser Auffafsung bin auch ich be⸗ 
seelt, und nach diesem Prinzip bin ich entschlossen, 
zu walten und zu regieren. Die Provinz hängt mit 
uinserm Hause fest zusammen. Ein gutes segen⸗ 
dringendes Königtum ist vor allem fundirt auf der 
Brundlage eines fest und zuverfichtlich zum Rechten 
trebenden, Ackerbau treibenden Volkes. Die Zu⸗ 
verficht und das Vertrauen zwischen dem Herrscher⸗ 
hause und der Probinz find gekräftigt durch schwere 
Schläge, die beide mit einander getragen haben; 
»enn ein Land, welches mit seinem Fürstenhause 
eine Zeit wie die vom Jahre 1806 - 18183 durch⸗ 
gemacht hat, das, denke ich, weiß, wie es in 
jeinem Fürstenhause ausfieht, und das 
veiß auch, wie es felber zu seinem 
Fürstenhause steht. Ich weiß sehr wohl, 
neine Herren, daß Momente kommen mögen, grade 
in einer Provinz, wie dieser, mit überwiegend länd⸗ 
licher Bebolkerung, wo es Ihnen Sorge machen 
'ann, wohin es wohl mit Ihnen gehen werde. 
Seien Sie unbesorgt, meine Herren, wenn es auch 
uweilen so scheinen mag, als ob die Sympathie 
oder das Verständnis für die Interessen der Land⸗ 
wirtschaft nicht da sei, so mögen Sie ficher sein: 
ver Koͤnig von Preußen steht so hoch über den 
Parteien und über dem Getriebe des Parteihaders, 
jaß er, unentwegt auf jeden Einzelnen seines Landes 
chauend, auch für das Wohl jedes einzelnen und 
eder Provinz biflifsen ist. Ich weiß sehr wohl, 
po es Ihnen gedricht und was für Sie zu thun 
jleibt, und ich habe auch meine Wege dem ent⸗ 
prechend vorgezeichnet. Es ist meine Pflicht und, 
o lange ich kann, werde ich dafür sorgen, daß 
»em Lande der Friede erhalten bleibt. Dies ifl 
jesonders wichtig gerade für Ihre Ackerbau trei⸗ 
»ende, Ihre Landdeböllerung. Der Ueberzeugung 
ebe ich aber auch, und ich freue mich, daß es hier 
Jervorgehoben worden ist, daß gerade das Bewußtsein, 
zaß jeder einzelne Unterthan, jeder einzelne Preuße, 
Nann für Mann zu seinem Koönig stehend. alles 
u opfern bereit ist, dem preußischen Koͤnige die 
traft gibt, mi Zuverficht diese Friedensworte reden 
zu konnen. Er ist imstande, den Frieden aufrecht 
ju erhalten, und ich habe das Gefühl, daß den⸗ 
enigen, die den Frieden umzustoßen wagen sollten, 
ine Lehre nicht erspart bleiben wird, welche fie in 
sundert Jahren nicht vergefsen werden. 
Auslaud. 
Bern, 19. Mai. Der schweizerische Bundes⸗ 
rat hat fich bereit erkiärt, mit der deut schen Re⸗ 
ierung in Verhandlungen einzutreten behufs Ab⸗ 
chlusses eines neuen Niederlassungsver— 
rages. Die Verhandlungen haben bereits be— 
jonnen und finden in Bern statt. Bundesrat Droz 
st bevollmächtigt, den Vertrag auf Grund der vom 
Bundesrat erteilten Instruktionen unter Ratifikatios⸗ 
ordehalt abzuschließen. — Der bisherige preußische 
—XXEC 
cat das Exequatur als deuischer Berufskonsul 
in Basel. 
Paris, 19. Mai. Die Deputirten⸗ 
kammer verwarf eine Forderung von 250000 
Fr. zum Ankauf von Kunstwerken für das Loudre, 
zbgleich sfie von der Regierung eifrig befürwortel 
vurde. 
Sodann nahm die Kammer mit 4834 gegen 4— 
Stimmen die Vorlage betreffend Ernennung der