Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Wie die „Pf. Pr.“ vernimmt, werden sich 
die diesjährigen Herbstmanöver des 15 
(elsaß · lothringischen) Armeekorpzs in die Wes 
pfalz, bis nach Kaiserslautern, erstrecken. 
— Pirmasens, 22. Mai. Fur einen 
unserer Mitbürger, Herrn Josef Metzenauer, 
erhält das diesjährige Pfingstfest noch eine be⸗ 
sondere Feierlichkeit. Sind es doch am näachsten 
Montag den 26. Mai fünfundzwanzig Jahre, daß 
der Genannte als Steuerbote thätig ist. Herr 
Metzenauer, der bereits 72 Jahre zählt, war vor⸗ 
her 23 Jahre im Militardienst, den er als penfio- 
nirter Feldwebel verließz er wird somit in2 
Jahren auch sein 50jäͤhriges Dienstjubiläum feiern 
Bönnen. Da sich der Jubilat noch der besten Ge— 
sundheit und Geistesfrische erfreut, steht zu hoffen, 
daß ihm noch ein langer und glücklicher Lebens- 
abend beschieden ist. 
— Am Pfingsonntag und Pfingstmontag wer⸗ 
den von Annweilernach Ludwigs⸗ 
dafen Extrazüge gefahren mit folgenden Fahr- 
jeiten: Annweiler ab 7 Uhr 80 Min. abends, 
Albersweiler an 7 Uhr 38 Min. abends, Sie⸗ 
beldingen 7.44, Godramstein 7.61, Landau West⸗ 
bahnhof 7.68. Landau Haupibahnhof 8.6, Kadr⸗ 
ingen 8.29, Edesheim 8.36, Edenkoben 8.42 
Maikammer 8.49, Neustadt 9. —, Haßloch 9.29, 
Bohl⸗Iggelheim 9. 30, Schifferstadt 9. 50, Mutter⸗ 
stadt 10. —, Rheingönnheim 10. 18, Ludwigshafen 
a. Rh. 10. 25. . 
— Landau, 21. Mai. Eine Festlichkeit, 
wie fie noch wenige auf der herrlichen Burgruine 
Madenburg erlebt haben dürften, war die 
heute Mitiag zu Ehren des Prinzen Ludwig 
Ferdinand von Bayern und dessen Gemahlin 
don der Stadi Landau gegebene. Der Besuch war 
ein kolossaler. Die Madenburg prangte in herrlichem 
Schmudk mit Fahnen in den verschiedensten Farben 
und hübschen Dekorationen. Kurz nach /28 Uhr 
trafen die Gäste auf der Burg ein, wo sie am 
Eingang von einer Anzahl Offiziere des 18. Inf. 
Regis. mit ihren Damen bewillkommt wurden. Die 
Hertschaften plazirten fich im Schloßgarten und 
machten nach eingenommener Erfrischung einen Rund⸗ 
gang durch die Burgräume. Nach beendeter Be— 
fichngung wechselten Musikstücke und allgemeine 
Besange mit einander ab. Im weiteren Berlaufe 
brachte zunächst Herr Bürgermeister Mahla ein Hoch 
auf den Prinzen aus, während der Vorstand des 
Madenburg · Vereins, Herr Bezirksamtsassessor Fischer 
ein solches auf dessen hohe Gemahlin ausbrachte. 
Kurz vor Schluß der Festlichkeit wurde eine Polo⸗ 
naise im Schloßhofe arrangirt, welche das Prinzen⸗ 
paar anführte. Um 8 Uhr verließen die Herrschaften 
den Festplotz. 
— Nach einer Mitthellung der Münchener 
N. R.“ steht der Pfalz für den nächsten Mo— 
nat abermals der Besuch eines Prinzen aus 
unserem Koͤnigshause bevor. Wie das genannte 
Blatt zu berichten weiß, begibt fich Prinz Leopold, 
weiter Sohn des Prinz Regenten, am 29. Juni 
als Vertreter desselben zur Enthüllung des Lud⸗ 
wig⸗ Denkmals nach Edenloben. 
— Bei dem diesjahrigen, am 4. Juni nächst⸗ 
hin in Edenkobem stattfindenden Jahresfeste des 
protest. Missionsbereins der Pfalz werden 
mit Allerhoͤchster Genehmigung die Herren Missions⸗ 
Inspektor Oehler und Misfionar Hupperbauer, beide 
von Bafel, als Redner auftreten. 
— Fur den am 1. Juni nächsthin, Vormittags 
10 Uhr, im Saalbau zu Neustadt stattfindenden 
9. Verbandstag der pfälzischen landwirtschaft⸗ 
lichen Konsumbereine lautet die Tagesordnung 
—X 
Bericht der Einkaufskommission; 8) Berichte aus 
den Vereinen; 4) Bericht über den allgemeinen 
Vereinstag deutscher landwirihschaftlicher Genossen⸗ 
schaften; 5) Ausloosung der Hälfte der Mitglieder 
des Verbandsausschusses und Neuwahl dieser Hälfte; 
6) Neuwahl eines Mitgliedes der Dungerkommission; 
7) Wahl von 2 Bucherredisoren. — Jeder Ver⸗ 
handsverein soll durch zwei Delegirte vertreten sein, 
die Zahl der Verbandsbereine beträgt 93. Nach 
Schluß der Verhandlungen findet gemeinsamer 
Mittagstisch statt und kohet das trockene Couvert 
2 Mark. 
— Spehyer. Der Schriftsteller Herr Eduard 
Jost, zur Zeit in Leipzig, hat jungst eine kleine 
Schrift mit zwei poetischen Erzählungen 
jerausgegeben, es sind zwei Bilder aus dem Raub⸗ 
jug der Franzosen durch die Pfalz (1688 - 1689) 
ESvehers Todesfackel“ und „Landau in Flammen“. 
Die in guten Versen geschriebenen Erzählungen 
interessiren gewiß jeden Pfaͤlzer und guten Deutschen; 
vir empfehlen das gute und billige Schrifichen 
Preis 25 Pfa.) um so angelegenilicher, als der 
Reinertrag dem Fond zur Erbauung der Protesta- 
ionskirche in Speyer zufließt. (Sp. 3.) 
— Ludwigshafen, 20. Mai. Wie ver 
autet, wird die hiesige Aktienbrauerei eine groß 
Ktestauration am Marktplatz zwischen dem „Storchen“ 
ind dem Direktionsgebäude einrichten lafsen. Was 
olche Etablissements anbelangi, so rentiren sich die⸗ 
elben unter einem tüchtigen Wirthe bestens, wozu 
der. Maugel an. Restauralionen mit Wirthschaft jm 
Freien in unserer Nachbarstadt Mannheim am 
neisten beiträgt, da die Mannheimer in Folge dessen 
hre Spaziergänge hierher machen und sich an den 
vorzüglichen Stoffe laben, der hier geboten wird. 
Abgesehen vom Gesellschaftshaus, welches außen 
zer Wirtschaft auch noch anderen Zwecken dient 
jat Herr Kitzmüller durch Errichtung des „Bayer⸗ 
schen Hiesl“ die Anregung zu einer so großartigen 
xẽͤntwickelung des Restaurationswesens in unserer 
Stadt gegeben und sich dadurch große Verdienste 
im Ludwigshafen erworben. Was in einer solchen 
st stauration verzehrt wird, kann man daraus er⸗ 
sehen, daß Herr Kitzmüller per Jahr durchschnittlich 
14 bis 15,000 Mt. an Oktroi u. s. w. zahlt. 
— Boͤbingen, 21. Mai. Die Mühle 
und Bäcke rei von Franz Hollerieht, erst vor 8 
Jahren neu erbaut und eingerichtet, enthaltend 
einen Mahl⸗, Schäl⸗ und Putzgang, nebst großem 
dofraum, Stallung, Garten und 57 Dez. Ackerland 
in Anwesen, das um 11,000 Mt. in der Brand⸗ 
kasse versichert ist und den disherigen Besitzer über 
5000 fl. kostete, ging um den äußerst geringen 
Preis voa 8610 Mk. in den Besitz des Schuh—⸗ 
machtrs Phil. Staub von hier über. 
— Frankenthal, 20. Mai. Die 
Lust, fremde Länder kennen zu ler⸗ 
nen, führte den 18jährigen Franz Xaber Leon⸗ 
Jard und den 16jährigen Theodor Joseph Englert, 
eide Realschüler von Neustadt, auf die Anklage— 
zank. Der kleine Leonhard hatte die kühne Ide: 
rfaßt, nach Brafilien auszuwandern; um sich die 
Mittel hierzu zu verschaffen, fälschte er auf den 
Namen seines Bruders zwei Cheds auf 800 und 
700 Mk. und erhob die beiden Beträge vei der 
steustadter Volksbank, mit welcher der Bruder des 
zungen in ständigem Verkehr stand. Das Geld 
Jab der kleine Leonhard seinem Mitschüler Theo— 
vor Joseph Englert zur Aufbewahrung; Letzterer 
vußte, woher das Geld stammte. Die beiden 
Burschen lebten nun herrlich und in Freuden, 
ranken gute Weine, kauften fich Naschereien, so—⸗ 
vie auch andere klostspieligere Dinge Englert 
chaffte sich z. B. eine Zither zum Preis von 
100 Mk., einen goldenen Ring, eine goldene 
Brille u. s. w. an) und schließlich suchte auch 
—XEV 
xr steckte 600 Mt. in die Tasche, reiste nach Bre⸗ 
nen, rüstete fich dort zu seiner „Erpedition“ mil 
Ktevolver, Dolch und dergl. wehrhaften Utenstlien 
nus und wollte dann zu Schiff nach Brafilien 
Da er aber keine Papiere besaß, wurde er nich 
an Bord genommen, weßhalb er wohl oder übel 
vieder die Rückteise antreten mußte. Das Geld 
rar ziemlich auf die Neige gegangen, als er wie⸗ 
zer in der Heimath anlangte. Alles in allem sols 
Englert etwa 500 Mk. von dem Gelde fur fich 
erwendet haben, einige hundert Mark fanden sich 
noch vor. Die Verwandten des Leonhard beglichen 
die gefälschten Checks. Die beiden Angebklagten 
vurden für ihren leichtsinnigen Bubenstreich zu je 
3 Monalen' Gefängniß verurtheilt.“ Die Unter⸗ 
uchungshaft kommt in Abzug. 
— Der Gutsbesitzer Freiherr Daéel von Koth⸗ 
Wanscheid in Dirmstein dat dieser Gemeinde 
1000 Mark mi der Bestimmung zugewendet, daf 
200 Mark sofort und von den verbleidenden 800 
Mark unter dem Namen „Emilienftiftung“ alljühr⸗ 
ich die Zinsen an die bedürftigsten Ortseinwohner 
Dirmsleins zu vertheilen seien, 
— Grünstadt, Im Besitze von Frau Wittwe 
Dambach dahier befindet sich ein Tafeltuch mit 
123 Servietten aus LeinenDamast, welche 
darin eingestickt die Initialenzund die Grafenkrone 
der graäflch Leiningischen Familie, sowie die Jahres« 
zahl 1749 tragen und daher s. Z. einen Bestand⸗ 
heil des Mobiliarbefitzers der Voreltern Sr. Erl. 
des Herrn Grafen Karl Emich zu Leiningen⸗Wester⸗ 
zurg bildeten. Jedenfalls kamen diese Gegenstäade 
nach den durch die erste franzoͤsische Revolution 
entfesselten politischen Stürmen unter den Hamue 
und so in bürgerlichen Besiztz. Frau Damdach 3 
absichtigt nun, aus Anlaß der jüngsl stattgehut 
Vermaählung des Herrn Grafen demselben —R 
Gegenstände als Familien-Erinnerung zum Gesgen 
zu machen; zunächst erfolgt deshalb Anfragt 
Se. Erlaucht bezüglich der Annahme der ihm n 
gedachten Gabe. 
— Kirch heimbolanden. Das auf de 
AR Haiser⸗Wilhelm· Tem 
und der Eichenwaldspitze nach dem Sulsbacherie 
villon gelegene Gelande, (79 Dezimalen) mit pꝛuh 
voller Aussicht, ging jumgft zum Zwecke der cͤtu 
ung einer großen Trinkhalle verbunden w 
einem Kurhotel in den Besiß von Herrn Ph. Sche 
dahier über. ( 
— Aus Amerika, 10. Mai. Der beian 
pfälzische Weinhandler Herr John Reischman. 
in Brooklyn, R. Y. wurde vergangene Woh 
von einem harten Mißgeschick heimgesucht, inde 
hm seine drei Kinder im zarten Aller von 7.0 
und 2 Jahren binnen drei Tagen durch den une 
aitterlichen Tod entrissen wurden. Zuerst ward do 
ungste Kind ein Opfer der Diphtheritis, zwe 
Tage darauf starben auch die beiden älteren 
kurzen Zwischenräumen an derselben Krankheit. 
In Bellebville, Ill., verstarb am 80. Ahn 
im Alter von fast 72 Jahren der dort geachte 
Bürger pfaͤlzischer Abstammung Friedrich Glaßer 
Derse!be war im Alter von 20 Jahren als junge 
—A 
eine Farm in Skilo Balley, eiwa 8 Meilen von 
Bellebille entfernt, angekauft und war späler nat 
der letzteren Stadt gezogen. Der Verblichene, welche 
aus Frankenthal stammte, hinterläßt vier Töcht 
und zwei Söhne, die sämmilich verheirathet fin 
BBer mischtes. 
f Saarbrücken. Das Stadtverordnelen 
Kollegium bewilligte in seiner letzten Sitzung 10 
Mark als Beitrag zur Errichtung eines Kaiser 
Friedrich Denkmals auf dem Schlachtfeh 
von Woͤrth. 
Wiesbaden, 22. Mai. General de 
Infanterie von Fransecky ist gestorben. Eduen 
Friedrich von Fransechh, geb. 16. Nod. 1807, te 
1858 in die Armee, ward 1844 als Hauptmamn 
in den großen Generalstab berufen, machte 1800 
den dänischen Feldzug mit, ward 1849 Majo 
1858 Oberst, 1865 Generallieutenant, befehligh 
im böhm. Feldzug 1866 die 7. Infanterie⸗ Dibisior 
an deren Spitze er bei Muünchengrutz, Königgti 
und Blumenau focht, im Krieg gegen Frankreit 
1870 das 2. Armeekorps, mit dem er namenllit 
bei Rezonville die Entscheidung herbeiführen has 
Von 1878 bis 18786 befehligte er das 15. (ehsch 
lothringische) Armeekorps und trat dann in de 
Ruhestand. 
FEine harmlose Schmuggelgt 
sich icht e hat, wie man aus Frankfurte 
M. schreibt, nicht nur die deutschen Zollbehörden 
sondern auch die deutschen und schweizerischen Ge 
ichte über ein Jahr lang beschäftigt. Anfenn 
Februar 1889. kam in Duisburg (Rheinprobin 
unter Zollverschluß aus der Schweiz ein —X 
hahnwagen an, welcher laut Frachibrief Veun 
wollabfalle enthielt und für ein Geschäft in Mih 
heim an der Ruhr bestimmt war. Da derarnu 
Wagenladungen häufiger eintrafen, so lich de 
dabemeister den Wagen zur zollfreien Einsuht 
aber beim Ausladen fanden sich zwischen 8 
Säden mit Wollabfällen sorglich eingepact 
Fahchen Apfeimein, eine Anzahl frischen und, 
horclen Obsies und ein Stuck Raudhfleisch, au 
Zweifel, man wac einem gefährlichen Sun 
auf die Spur gekommen.“ Der Mühlheimer 
mann erhielt seine Wollabfalle erst — 
legung von 283 Mt. 66 Pfg. und, gegen 
Schweizer Absender wurde eine — 
wegen versuchter Zollhinterziehung eingeleitet. * 
diese Untersuchung wurde auch der Vorhehet 
Buterabfertigungsstelle in Frankfurt — 
die Beamten der Grenzstation Singen den 
icrthümlicher Weise zuerst nach Frankfurt zu d 
absertigung geschickt halten. Deßhalb kam 5 
Sache auch dort zur Schlußberhandlung * 
Zahnvorsteher hatte nichts anderes gethan, — 
Fehlet der Grenzbeamten wieder gut gemaght. — 
dem er den Wagen so, wie er ihn belomun 
das zuständige Hauptzollamt nach Duisung * 
sandie, und ebenso unschuldig stellte si 
chmuggelte Sendung selbst heraus. Der