Full text: St. Ingberter Anzeiger

pe 
Amtliches Organ des königl. Ausgerichts St. Ingbert. 
— — — — UJ XXV 
der „St ⸗ Ingberter Anzeiger? erscheint taglich mit Ausnahme der Sonn⸗ and Zeiertage. 2 mal woc entliche mit Unterhaltungs ⸗Vlatt und Mutwochs und e amstags mit 
nfsrirten Beilagen. Vax Blan kboßtet vierteljahrlich 14 60 4 einschließlich Tragerlohn; durch die Poß bezogen 14 75 -, einschließlich 20 Zustellungsgebuühr. Die 
nruckungsgebühr flr die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum betragi bei Inseraien aus der ve 10 —, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die Erpedition 
Uustunft ertheilt, Iß , Neklamen 30 A. Bei a4maliger Einruckung wird nur dreimalige derechnet. 
— G sIGG — —— 
123. Donnerstag, 29. Mai 1890. 22. Jahrg. 
* 
Deutsches Reich. 
Mainz, 28. Mai. Das „Mainzer Journal“ 
neldet, Fürst Loͤwenstein habe für die Hauptver- 
nenlung der Katholiken Deutschlands Koln aus⸗ 
ijschen. Wegen der Schwieriglkeiten der Lokalfrage 
cs aber noch fraglich, ob der Katholikentag 
rittllich in Köln stattfinde. Von Mainz wurde ab⸗ 
ehen. 
ehrlin, 27. April. Nach der . Germania“ 
indet vom 20. August ab in Fulda eine Kon⸗ 
erenz sämtlicher deutscher »(nicht nur pruß ˖ 
chei) Bischöfe zur Beratung der Missfionen in 
ifrila und der sozialen Frage statt. 
Berlin, 27. Mai. Das ,‚Berl. Tagbl.“ führt 
us, Eugen Richter sei zur Leitung einer po⸗ 
jüschen Partei ungeeignet, weil er gewohnheits⸗ 
ndßig jeden Gegner mit persoönlichen Waffen be— 
umpfe, auch innerhalb der eigenen Partei. 
Berlin, 28. Mai. Kaiser Wilhehlm 
mpfing heute Vormittag den Chef des Civilkabinets 
u langerem Vortrag und konferirte demnächst mit 
iem Staatssekretär v. Marschall. Die B sserung 
xes verstauchten Fußes nimmt einen durchweg regel⸗ 
naͤßigen und günstigen Verlauf. 
Ausland. 
Paris, 28. Mai. Der heutige, Figaro“ 
nthaͤtt folgende Mitteilung; Graf Herbert Bismarck 
din Begleitung des zweiten Sekrelärs der 
eutschen Botjchaft Prinzen Pleß von London 
ommend hier eingetroffen eund in der Wohnung 
xs Prinzen Pletß abgestiegen. Er wird heute 
uch London und von dort in einigen Tagen nach 
riedrichsruh zurückkehren. Seine im ftrengsten 
acognito unternommene. Reise hat selbstverständlich 
jnen politischen Zweck. Graf Bismarck gab beim 
—EXC — 
— Das Ajährige Kind von Heinrich Alt zu 
PValsheim verbrannte laut „Land. Anz.“ am 
S„onntag Abend in schrecklicher Weise, indem sein 
dleidchen am Küchenherd Feuer fiag. Erst Montag 
räüh 4 Uhr wurde das Kind von seinem Leiden 
urch den Tod erlöst. 
— Homburg, 26. Mai. Im benachbarten 
gruchhof schlug der Blitz in ein Gehöfte ein, 
»asselde hrannte nieder; das Federbvieh und der 
daus hund verbrannten. 
— Lambrecht, 28. Mai. G stern wurde 
in einem Steinbruch in Lindenberg, dem Bauunter- 
iehmer J. Hart weck aus Neustadt gehörend, ein 
Arbeiter bei'm Steinschlitien so schwer verletzt 
»aß er auf der Sielle todt blieb. Der Verunglückte 
st 30 Jahre alt, Vater eines Kindes von 4 Wochen 
ind der Sohn armer Tagnersleute, deren einziger 
krnährer er war. 
— Haßloch, 26. Mai. Der hiefige Fohlen⸗ 
jof ist seit acht Tagen wieder eröffnet. Angetrieben 
ind schon 80 Fohlen. Doch werden noch weitere 
ingenemmen. 
— Speyer. Seit Neujahr sind in das 
Ddiakonissenhaus 12 neue Schwestern ein⸗ 
getreten. — In der Anstalis-Kapelle ist vor einigen 
Tagen ein 25jähriges israelitisches Fiäulein zut 
zrotestantischen Kirche übergetreten; sie gedenkt fich 
»em Diakonifsen⸗Berufe zu widmen. 
— Düärkheim, 24. Mai. Einige Tage vor 
Weihnachten v. J. wurde in Neufijadt und Um- 
jebung eine größrre Anzahl gedructer Verlob⸗ 
ingsbriefe derbreitet, nach welch-r fich Herr 
dottor O. K. in N. mit Frl. F. L. in M. bver⸗ 
obt haben sollte. Da beide Parteien von diesem 
Vorhaben: Nichts wußten, ja sich gegenfeitig noch 
nie gesehen hatten, erfolgte vonseiten der Ange⸗ 
jbrigen der angeblichen Braut Strafantrag und die 
igl. Staatsbehoörde hat dann auch die amtliche 
Antersuchung eingeleinet und mit Erfolg durchge- 
ubrt. In der hentigen Schoͤffengerichtssitzung wurde 
nun laut „N. Be⸗Zig.“ die Gattin des Gutsbe⸗ 
itzers H. L. Wolf in Wachenheim, weiche 
eit längerer Zeit getrennt von ihrem Gatten in 
Jeldelberg wohnt, für Überführt erklärt, den Druck 
ind die Verbreitung »der Karten veranlaßt zu haden, 
ind hierwegen zu 100 Mt. Geldstrafe ey. 10 
Tage Haft und zu den Kosten: derurtheilt. 
— Rothselberg. Wie überall, wo die Post 
erwaltung rine Aenderung der Postverhaltnifse 
zurch den gesteigerten Verkehr für nöthig erachtet, 
o hat dieselde wuch hierHerrn Kohl eine Posst⸗ 
xpedition »übertragen.“ Am »1. Juni witt 
olche in Wirksamkeit. Um so mehr fühlen die 
tinwohner Rothfelbergz das Angenehme: der Post 
m Ort, als denselben dadurch der gefaͤhrliche 
Ifad zur nächstenPost- und Eisenbahnffarron er⸗ 
zart ist, denn als Seltenheit in der Pfalz darf 
nan es wohl hinflellen, daß die großen, durch die 
ielen⸗Basalte . und Kalksteinbrüche immer mehr 
ufblühenden Orte Jettenbach, Eßweiler und 
dothselberg keine Straße, ja nicht einmal einen 
VBeg zu ihrer Bahnstation haben. Moͤchte doch von 
zaßgebender Seite diesem unhaltbaren Zufstand 
aldigst abgeholfen werden. (Pf. K.) 
— Gruünftadt, 27. Mai. Nach zweitägigen 
lufenthalte verließ Hert Karl Emich Graf zu 
Leiningen⸗Westerdurg gestern mit Ge— 
nahlin wieder unfere Stadt, nachdem er Tags zu⸗ 
or RNeuleiningen, sowie das Altleiningerthal und 
ie Burg Alileinigen besucht hatte, woseldit das 
rdfliche Vaar mit Böllerschüsßen begrüßt wurde 
Bei Gelegenheit seiner Anwesenheit wurde dem 
Herrn Grafen auch die bereits erwähnte, ihm von 
Ftau Wittwe Dambach dahier zugedachte Familien⸗ 
Erinnerung, bestehend in einem aus dem vorigen 
Jahrhunderte und aus dem B fitze der gräflch 
leiningischen Fam'ilie stammenden Tafeltuche mit 
12 Serdietten, überreicht, für welche Gade der 
Herr éoraf seine besondere Freude und seinen 
warmsten Dank aussproch. G. 3) 
— Im Jahre 1889 find aus der Pfalz 
ausgewandert 13,841 Personen, darunter 1311 
überseeisch; eingewandert sind 14,865 Personen. 
Die übersceische Auswanderung geschah hauptfäch- 
lich nach den vereinigten Staaten von Nordamerika. 
Nach Südam rika gingen nur 88, nach Afrika 6 
und nach Australien 4 Personen. 
Berm ischtes. 
FNeunkirchen, 28. Mai. Wie die „S. 
und Bl. Ztg.“ hoͤrt, ist die Angelegenheit der sog. 
Teuerungse zulage fur die Steiger und sonstigen 
Zrubenbeamten, welche von 1. Dezember v. J. bis 
31 März d. J. gewährt wurde, nunmehr endgiltig 
zahin erledigt worden, daß den betr. Beamten 
rüdwirkend vom 1. April ab bleibende Gehaltsauf⸗ 
besserungen zuteil geworden find. 
Friedrich sthal, 28 Mai. Am vorigen 
Zamstag versammelten sich die Knappsfchaftsältesten 
mserers Rediers, vhne jedoch wesenttiche Beschtüsse 
zu fassen. Denselben wurde seitens der Bergleute 
hurch die Arbeiterausschüsse die Kündigung Zuge⸗ 
lellt, da fie das Vertrauen der Betgleute nich! 
mehr befitzen. 
Sulzbach, 27. Mai. Von hier wird der 
„Kreuzztg.“ gemeldet, daß ouf einzelnen Gruben⸗ 
nspeknonen mit einer Aufbesserung der Lohnver⸗ 
Jältnifse des Maschinenversonals der Anfang ge- 
nacht sei. Als Schichtlohn wurden den beim Foͤr⸗ 
derbetrieb beschäftigten Arbeitern 4 Mark, den bei 
den Wasserhaltungsmaschinen beschaftigten Arbeitern 
z Mark dbewilligt. Dagegen soll die 12sfündige 
Schicht beibehalten werden. Die Arbeiter verlangen 
in nach Dienftjahren geregeltes Einkommen und 
nur 8 vbis Ygtundige Schichtdauer. 
7 Ein schrekliches Ereigniß, schreibt 
die „Saarbr. Zig.“, hat unseren Nochdarort St. 
Ur wual iin große Aufregung versetzt. Am Mon⸗ 
ag sand anan den in seinem Hause in der! Naͤhe 
der Simbach wohnenden Steinbrecher Fr.“Diener 
in einem nach der Saar hin fließenden Graben 
odt, »ein Theil des Koͤrpers von der Saar be⸗ 
pult. »Anfangs glaubte man an einen Unglücks⸗ 
all dder auch Selbstmord. Eine nähere Unter⸗ 
uchung des Leichnams ergäb jedoch, daß derselbe 
ine⸗nefe Wunde am Hinterkopfe zeigte; auch 
noch andere Metlmaleroher Gewalt deuteten! da⸗ 
auf hin, daß der Mann andeenoris gemordet“ und 
m den Fundort erst später geschleppt worden sei. 
Jestern sand die Untersuchung des Leichnams und 
—XIV 
rerhoͤrt und infolge dessen sind zwei Soͤhne des 
B mordeten gefesselt nach Saarbruͤcken ins Unter⸗ 
uchungsgefängniß verbracht worden. Diener war 
ein braver und fleißiger Mam, der noch am ersten 
Pfingstfeiertag zum Tische des Herrn ging und 
ʒessen schredliches Ende allgemein bedauert wird. 
Naͤheres wird die Untersuchung an den Tag 
ingen. 
Das Schleithal⸗Weißenburger Pferderennen 
amPfingstmomag ging noßzdesungunstigen 
Wetlers glatt vorüher. Sieger blieben nur Elsässer 
dokale und pfalzische Nacrichten. 
St. Ingbert, 29 Mai. Der soeben er⸗ 
dienene, mit dem 1. Juni in Krafi srelende 
zommerfahrplan der Pfäalz. Eisenbahnen 
üngt für hier nur geringe Abweichung. Diefelben 
ind folgende: In Bierbach ab 4 Uhr 20 früh — 
ẽi. Inghert an d ihr (bisher d08), nach Soarbruͤden 
ib bio (disher 8080). Zweibruden ab I120 Vorm. 
St. Ingbert an II (bisher II“t), nach 
donrhrüden ab 1147 (disher 1106). Saarbrüden 
* abends — St. Ingbert an Oro (dhisber 
Cine Hauptveränderung weist die Strecke 
weibrüen Saargem und auf, wo anstelle 
at Züge 7 Uhr morgens und Ies nachminags die 
uhe: Zwesorücken ab 918. Vlieslafie —XR 
nhnd an 10280 und Zweibrucken .ah 1266 
bicclastel L—XOV 
7.Zweibrucen, 28. Mai. Die gestern 
lbend in den oberen Raumen der Gambrinushalle 
achaltene Versammlung hiefiger Kaufleute, dezw. 
denbesiher zur Besprechung der Frage der Sonn⸗ 
—IX——— 
rn jehr vunregenden Verlauf. Roch kurger Er— 
terung wurde der einstimmige Beschluß gefaßt, 
om naͤch sten Sonntag ab die Verkaufs— 
ale um 4 Uhr Sonntaa⸗Nachmit⸗ 
zu schle ßen. Von 184Ladendesihern 
bnn sich in der betr. Liste ungesühe bosu 
ß der Veschäfte um 4uhr besur umne 
Ve die übrigen glaudten schon der Geschaste 
aen ur einen noch iuheren Geschaftsschluß siimmen 
12 —3364