Full text: St. Ingberter Anzeiger

— In VLautzkirchen wurde das 18 Monate 
alte Kind des Stratzenwärters Wendel von einem 
Fuhrwerk überfahren und dadurch getödtet. Mangelnde 
Beaufsfichtigung des Kindes dürfte in erster Linie 
an dem Unglucksafalle schuld sein. 
— Zweiberücken, 6. Inni. Bei dem heute 
hier stattgehabten Remonte⸗Ankauf wurden 
16 Remonten angekauft. 
— In Vogelbach erhängte sich in Folge 
Anfalls von Geistesstörung die 31 Jahre alte Eda 
Ludwig, Ehefrau des penfionirten Bergmannes 
Christian Durst daselbst, auf dem Speicher ihres 
Wohnhauses. 
— Pirmasens; 6. Juni. Von einem sehr 
traurigen Ungläacksfall wurde gestern die 
Familie des Herrn Bäckermeisters Roth betroffen. 
Der 10jährige Sohn derselben defand sich mit noch 
mehreren Schulkameraden in dem Massa'schen Gar⸗ 
len am Landauerthor. Deiselbe slieg daselbst auf 
einen Baum, um nach einem auf demselben be— 
findlichen Vogelnest zu sehen. Kaum war er oben, 
als die Untenstehenden ihn auf die Ankunft ihres 
Lehrers aufmerksam machten. Der Unglückliche wollte 
nun rasch vom Baum heruntersteigen, ttat hiebei 
fehl und fiel dadurch so unglücklich in eine eiserne 
Stange an einem Gitter, daß ihm dieselbe in den 
Unterleib drang und der Bedauernswerthe förmlich 
aufgespießt wurde. Sofort wurde er aus seiner 
Lage befreit und ärztliche Hilfe herbeigerufen. Ob 
es gelingen wird das Leben des Knaben zu erhalten, 
wird bezweifelt. 
— In Vinningen brannte am Donnerstag 
während der Frohnleichnamsprozession ein Altar ab. 
glücklicherweise ehe die Prozession bei demselben an⸗ 
gekommen war. Der Wind hatte eine der brennenden 
Kerzen umgeworfen, worauf sofort die Draperie 
Feuer fing. Der angerichtete Schaden wird auf 
200 Mk. geschätzt. 
— Landau, 5. Juni. Die hiefige Feld⸗ 
Artillerie-Abtheilung verließ heute Nach—⸗ 
mittag 4 Uhr die hiesige Garnison, um sich zu 
den Schießübungen nach dem Lager Lechfeld zu 
begeben. Um 2 Uhr verließen die Batterien ein⸗ 
zein in kurzen Zwischenräumen die beiden Artillerie⸗ 
kasernen zur Fahrt nach dem Vahnhof, allwo so⸗ 
gleich die Einparkirung der Pfecde, Geschütze und 
Vorrathswagen vor sich ging. Nach Beeudigung 
dieser fuhr der aus über 40 Achsen bestehende 
Exirazug nach dem Personenbahnhof; dort hatte 
sich ein sehr zahlreiches Publilum zum Abschied 
eingefunden. Die Mannschaften wurden nun auch 
untergebracht, die Offiziere der Abtheilung nahmen 
von den Offizieren des 18. Jafanterie⸗Regiments 
sowie von den Vertretern der Stadt und des Be— 
zirks herzlichen Abschied und wenige Minuten nach 
1 Uhr verließ der Zug unter Hochrufen des Publi⸗ 
fums die hiesige Station. 
— Landau, 6. Juni. In der vorgestrigen 
Sitzung des Stadtrathes gelangte der 
Voranschlag übet Einnahmen und Ausgaben der 
Stadtgemeinde zur Berathung. Der sehr umfang⸗ 
reichen Aufstellung entnehmen wir Folgendes: Die 
Einnahmen und Ausgaben auf das Gemeinde⸗Ver⸗ 
mögen schließrn mit einer Gesammtsumme von 
66,864 Mtk. 30 Pfg., wobei unter den Einnahmen 
653,000 Mk. für Veräußerung von Bauplätzen im 
Jahre 1890, in den Ausgaben 61,015 Mk. 15 
ᷣfg. fur Tilgung der Anlehen aufgenommen sind. 
Die außerordentlichen Einnahmen sind auf 647,938 
Mk. 1 Pfg., die ordentlichen Einnahmen auf 
210,527 Mk., zusammen auf 856,460 Mt. 1Pfg., 
festgesetzt; darunter befinden sich 21,780 Mt., 
welche durch Umlage von 15 pCt. auf die Ge⸗ 
sammtsteuer aufzubringen sindd. 
— In Edenkoben fand am Mittwoch unter 
großer Betheiligung das Hauptfest des prote⸗ 
stantischen Missionsvereins illr die 
Pfalz statt. Die Festpredigt wurde vom Mis⸗ 
sionsinspektor Oehler von Basel gehalten. Die 
Basler Missionsanstalt ist die hervorragendste des 
ganzen Kontinents und unterhält ihre Missionäre 
in Kamerun und auf der Goldküste, in China und 
namentlich in Indien. Ferner sprachen noch die 
Missionare Huppenbauer und Irion, welch' ersterer 
an der Goldküste thätig war und sich bitter über 
die starke Einfuhr von Branntwein, die nament⸗ 
lich von deutschen Handlungshäusern ausgeht, be⸗ 
klagte. Wenn die Missionare in Oftafrika, erklärte 
er, nach dem „Pf. K.“, die Wahl hätten, ent⸗ 
weder die Sklaberei oder den Schnaps für die 
Negerbevölkerung behalten zu müssen, so würden fie 
die erstere vorziehen. Der Schnaps richte in Afriko 
zrößeres Unheil an als die Sklaverei. Missionar 
Irion lenkte die Blicke nach Japan, wo allerdings 
die protestantische Mission auffallende Erfolge erzielt 
hat. Innerhalb 25 Jahren gewann fie dort 
31,000 Gemeindeglieder und von ihren 274 Ge— 
meinden kommen bereits 194 selbst für ihre kirch⸗ 
lichen Bedürfnisse auf. Den Jahresbericht erstattete 
Dekan Meitel von Homburg. Die Festkollekte er 
trug 764 Mt. 
— Neustadt, 6. Juni. Besitzwechsel. 
derr Eug. G'as verkaufte unter Heutigem seine 
an der Haupistraße gelegenen beiden Wohnhäusee 
nebst Kolonialwaaren- und Delikatessengeschäft an 
die Herren Geugelin und Hochschwender aus 
Mannheim. 
— Lambrecht, 6. Juni. Heute Morgen 
urz vor halb 4 Uhr ertönte plötzlich die Sturm 
zlocke und wectte die Bewohner Lambrechts aus 
em Schlafe. Das in der Kriegerstraße gelegene 
instoͤckige Wohnhäuschen der Winwe Hellmann 
tdand in hellen Flammen und das hart daran⸗ 
prenzende Wohnhaus des Diensimannes Bertho war 
n großer Gefahr? Das Bertho'sche Haus wurde 
zis auf einen Teil des Dachstuhls gerettet, wäh—⸗ 
ꝛend das Hellmann'sche bis auf die Umfassungs⸗ 
nauern niederbrannte. Ueber die Entstehungs⸗ 
uirsache des Feuers weiß man zurzeit nichts. Die 
zom Brandunglück Betroffenen haben nicht verfichert. 
— Durkheim, 6. Juni. (Sonntags- 
xuhe.) Aus Geschäftskreisen wird dem „Dürkh. 
Anz.“ nahegelegt, die Anregung zu geben, ob es 
aicht auch hier zu ermöglichen sei, die Geschäfte 
des Sonntags zu gewisser Zeit zu schließen, um 
auch für deren Inhaber und Gehülfen eine wenn 
auch nur beschränkte Sonntagsruhe zu erreichen. 
— Ludwigshafen, 5. Juni. Auf dem 
in diesem Jahr dahier stattfindenden Delegirtentag 
des Süddeutschen Gastwirthsverbandes 
vird u. a. auch über zwei an den Reichstag zu 
cichtende Petitionen berathen werden, betreff⸗nd Ab⸗ 
inderung der Gewerbeordnung. Der Verein Coblen, 
zeantragt: Nur unbeschränkte Konzessionen, d. h. 
znur solche Konzessionen, welche zum Ausschank aller 
Jeistigen Getränke berechtigen, zu ertheilen. Während 
er Verein Darmistadt folgenden Autrag stellt: Den 
Bertretern der Gastwirths-Korporationen ist eine 
»egutachtende Mitwirkung bei den Kommissionen, 
welche die Bedürfnißfrage prüfen, zu gestatten. 
C(Gur.) 
— Ludwigshafen, 85. Juni. Zwei hiesige 
unge Leute übten sich gestern Nachmittag in einer 
Wirthschaft an der Oggersheimerstraße in der 
Zunst des Ringens. Der Kampf scheint wohl 
nicht mit der nötigen Rücksicht geführt worden zu 
sein, denn in der Hitze des Gefechtes warf der Eine 
einen Gegner, einen Hausburschen, derart auf den 
Boden, daß letzterer einen Beinbruch erlitt. 
— Pfaälz. Preßhefen- und Sprit— 
Fabrik, Ludwigshafen. Aus dem Berichte 
der Direktion an die Generalversamwlung, in welcher 
die Erhöhung des Aktien-Kapitals von 500 000 Mk. 
uuf 700 000 Mt. beschlossen wurde, wird mitge⸗ 
eilt, daß die Neueinrichtungen und Verbesserungen sich 
jewährt haben, so daß der Hoffnung Raum gege— 
den werden werden könne, daß pro 1890 ein 
leiches Resultat wie im Vorjahre zu erwarten sei. 
— Frankenthal, 6. Juni. Heute früh 
zurcheilte die Trauernachricht die Stadt, daß Herr 
l. Adjunkt KRudwig Neumayer, 62 Jahre 
ilt, in der verflossenen Nacht gestorben sei. 
— Ueber die traurige Angelegenheit erfährt das 
„Tgbl.“ daß der Verlebte gestern Abend einen 
Spaziergang gegen die Badeanstalt zu gemacht habe 
ind wohl auf dem Rückwege, den er entlang der 
der Mahlaschen Seifenfabrik und Zuckerfabrik nahm, 
n der Nähe der Flomersheimerstraße, von einem 
zchlaganfalle überrascht wurde. Drei Arbeiter hötten 
ag Bellen seines Hundes, welchem sie folgten und 
'anden noch lebend, jedoch bewußtlos den schwer 
dranken. Sofeort verständigten diese Leute die An⸗ 
sehörigen, so daß er gegen halb 10 Uhr, vermittelst 
Tragbahre in seine Wohnung verbracht werden 
onnte. Aerztliche Hilfe wurde sofort angewendet, 
edoch war alle Mühe vergebens und gegen 4 Uhr 
seute Früh, nachdem er vorher noch mit den hlg. 
Sterbsakramenten versehen war, verschied der hoch 
jeachtete und verehrte J. Adjunkt unserer Stadt. 
Die allgemeine Liebe und Achtung bleibt dem 
vackern Manne auch über das Grab hinaus, denn 
eine ganze Arbeit und sein Streben waren dem 
Pohle unserer Stadt gewidmet. 
Vermischtes. 
TStraßburgti. E. 5. Juni. Die deut 
dandwirtschaftliche —A 
heute um 12 Ubhr feierlich eroͤffnet. Der c 
jalter gab einen Ueberblick über die —XC 
»eutschen Landwirthschaftsgesellschaft und e 
Ausstellungen, er pries die reiche Beteiligung it 
der Straßburger Ausstellung, brachte ein Hoc 
zen Kaiser aus und erklärte die Aussteluq 
roͤffnet. Unterstaatssekretär von Schraut —9 
dandwirte im Namen der Regierung wilen 
ind zählte die großen Meliorationswerke auf — 
eit 20 Jahren in Elsaß⸗Lothringen unternonm 
vorden sind. Bulach, Präsident des —R 
ats, wies auf die Interessen des Kleinbetriebt din 
prach von der Geschichte drr Handelsgewaͤcht 
xIsaß und von dem Elsasser Wein, den scho 9 
ilten Germanen getrunken hätten. Der — 
ver Rede, der den Wunsch auf Erhaltung 
Friedens ausspcach, wurde mit lautem Beifoll'u 
senommen. Burgermeister Back hieß die Ausstelun 
jamens der Stadt willkommen. Ausstellung. 
direktor Eydt dankte namens der landwirischas. 
ichen Gesellschaft. Anwesend waren die Sbien 
amtlicher Zivil⸗ und Militärbehörden und die Ju 
tände der landwirtschaftlichen Gesellschaft. Jah 
der Eröffaung wucden die Gestütshengfe m 
Militärpferde vorgeführt. 
F München, In den Tagen vom 20. 5. 
30. Juli d. J. wird in unserer Stadt das hunden⸗ 
ahrige Bestehen der ba h er. Zentral⸗Thien 
urzneischule festlich begangen. Dieses Fih, 
velches über Bayerns, selbst über Deutschlann 
Zrenzen, Anklang und Betheiligung findet, ldht 
»or Allem eine große Theilnahme seitens der hahe 
Thierärzte erwarten. 
f Wieder ein neues Gewehr. du 
serbische Militärattachs in Wien, Oberst Milo 
vanowistsch, konstruierte vor einiger Zeit än 
neues Schießgewehr. welches er der Stieheret 
Waffenfabrik zur Erprobung übergab. Die Faäbr 
chloß sofort einen Vertrag mit ihm, wonach si 
allein zur Herstellung des neuen Gewehres herechth 
st. Wie verlautet, ist die italienische Regierun 
geneigt, Milowanowitsch's Gewehr in der italienische 
Armee einzuführen. 
F London, 5. Juni. Das Unterhau—⸗ 
sehnte die Vorlage über Erbauung eines Tunnel⸗ 
unter dem Aermelkanal mit 234 gegen 
153 Stimmen ab. Die Regierung hatte dieselhe 
»etämpft, Gladstone fie unterstützt. 
FParis, 5. Juni. Eine gewaltige E! 
lofionm hat um 2 Uhr morgens in dem Klofte 
Fhartreufe bei Grenoble stattgefunden. do 
Nachforschungen über den Urheber derselben fin 
yis jetzt ergebnislss verlaufen: man hat nur eiren 
trief mit der Drohung gefunden, das Kloßrr 
nnerhalb zwanzig Minuten zu zerstören, falls nich 
an einer bezeichneten Stelle eine Million drant 
niedergelegt würde. „Sollte einer von uns dehr 
testgenommen werden,“ heißt es in dem Sdhreiben 
„so werden zehn Chartreuser dafür. mit ihtu 
Leben düßen.“ 
Newyork, 5. Juni. Ein furchterlig 
Cyklon suchte die Stadt Nebrckka heim un 
ichtete die gräßlichsten Verwüstungen an. Gen— 
Farmen und Dorser wurden, wie dem „Fill. 6 
A.“ gemeldet wird, geradezu vom Erdboden wes 
Jefegt. Viele Personen find todt, unzthlt 
herwundet. Die ganze Prärie ist mit Tierleichen — 
2 
DiensteßKnachrichten. 
Verwaltung, Der Sektetär an der 1* 
zietung der Pfalz Schild tourde auf Ansutn 
unter Verleihung des Tilels eines koniglichen Ioh 
henfiomert. Der Funtnionär Muller an deifehhe 
Regierung wurde zum Sekreiär ernannt. 
Familiennachrichten. 
Gestorben: In Neunkirchen Franz Tuun 
17 J. a.; in Kaiferslautern Juliane Helltien 
Jeb. Hyn, 21 J. a.; in Haardt Kathaun 
Schuster, ged. Kaub, 26 J. 4.; im Landu 
ẽlise Stoepel, 28 J. a.; in Pirmasens Aman⸗ 
a Ritzmann. ged. Deil. 83 J. a.; in Baeltn 
— — Lautereln 
Heinrich Ludwig Schmelzer, 29 J. a. 
— 
Neueste Nachrichten. 
Zweibrücken, 7. Jum. 
ODie dieslaub