Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
nrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgi bei Inseraien aus der —R8N8 O, bei auherpfalzischen und solchen auf welche die Cxpedition 
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133.— Mittwoch, 11. Juni 1890. 23. Jahrg. 
Deutsches Reich. —1 
Munchen, 10. Juni. Staatsminister bv. 
zußz hat trotz der Morphiumeinspritzung die Nacht 
a schlaflos verbracht und war durch Athembe⸗ 
qwerden bäufig gestört. Der Gesamtzustand hat 
edoch keine wesentliche Verschlimmerung erfahren. 
Berlin, 9. Juni. In der Sitzung der 
Rilitär⸗Kommission erklärte auf die Rede 
Faptivi's hin der Abgeordnete von Bennigsen 
nat. lib.), daß, wenn Kompensationen kaum zu 
rreichen seien, man die Vermehrung der Artillerie 
ind die daraus folgende Vermehrung der Friedens⸗ 
wraͤsenzstärke annehmen müsse. Der Abg. Mül—⸗ 
er freikons.) will nichts von Zugeständnissen und 
dowmpensatienen wissen. Der Kriegsminister 
ttlärt. daß Frankreich im Kriegsfalle augenblic— 
ich 300,000 Mann mehr ausgehildete Mann- 
chaften besitze, alzs wir. Der Abg. Rickert 
freis.) will eine jährliche Festsetzung der Friedens⸗ 
rüsenzstarke, während der Abg. Win dthorst 
Zenir.) dem Herrn Reichskanzler von Coeprivi 
domplimente macht und sich bereit erkläͤrt, daß er die 
horlage, insoweit sich dieselbe auf die Vermehr⸗ 
ung der Artillerie beschränke, ohne Kompensation 
ind insoweit dieselbe darüber hinausgehe, bewil⸗ 
igen werde, wenn die Regierung die Erklärung 
ibgebe, daß fie die Frage der zweijährigen Dienst- 
eit nochmals in Erwägung ziehen werde. Von 
einen Freunden werde jedes Entgegenkommen be—⸗ 
ibfichtigt. Der Abg. Liebtnecht (oz.) und 
sugen Rich ter (freifiunig) sprechen sich gegen 
ie Vorlage aus. Letzterer bestreitel die Richüg— 
rit der Ausführungen des Kriegsministers, ergeht 
ich in Ausfaͤllen gegen den Fursten Bismard, schildert 
)ie Unzufriedenheit im Lande als eine wachsende 
ind erllärt, ohne Bewilligung der zweijährigen 
Dienstzeit seinerseits auch nichts bewilligen zu kön⸗ 
jen. Damit ist der Schluß der General⸗Debatte 
tfolgt. Termin für die nüchste Sißung ist noch 
ucht anberaumt. 
Berlin, 9. Juni. Das „Verliner Tage— 
latt“ will wissen, im Fentrum werde allen 
ernstes von einer Ablehnung der Militär⸗ 
borlage gesprochen. 
In politischen Kreisen verlautet, nach der „Fr. 
I.“, daß die Familie d. Arnienm die Wi?— 
deraufnahm*e des Prozesses gegen den 
verstorbenen Boischafter Harry v. Arnim zu dessen 
uchtraglicher Rechtfertigung beantragen wole. 
Berlin, 10. Juni. Reichs Tag. Das bis⸗ 
prige Prafidium wird durch Acclamauon für die 
dauer der Tagung beftatigt. 
— Abg. Rich ker begrundet seine Interpellation 
tber die Paßbvorschriften für Elsaß-⸗Loth⸗ 
ungen. Die Maßregel gehe nicht blos das Reichs⸗ 
an sondern das ganze deutsche Reich an. ver 
— Verkehr mit Frankreich werde voll⸗ 
re dehemmt. Wenn die von Deuischland ge 
* ete Agitation durch die Maßtegel gehindert 
W so schadige diese noch den Geschäftsvertehr 
* i Zur Unterdrüchung der deuischfeindlichen 
ionen empfehle fich mehr die Represfion als 
— Er hoffe die Maßregel werde voll⸗ 
8 Dio onm Er habe die Interpellation 
nkr i 
uisen ihe eichs, sondern in Deutschlands In⸗ 
ad Feihstanzler erwidert: Die Menge 
ratsprozesse habe die Maßregel notwendig 
t vor allen Dingen aber auch das miln— 
* Inuerese. Die Maßregeln bezweckten außer⸗ 
die Lerbindung der Elsässer mit Franlreich 
zu erschweren und die Germanisirung zu be⸗ 
chleunigen. Die Frage, ob die Paßmaßregeln mit 
den Bestimmungen des Frankfurter Friedensver⸗ 
rages vereinbar seien, habe das Reichsjustizamt 
zejaht. Eine weitere, die Aufenthaltsbeschränkungen 
hetreffende Verfügung sei aufgehoben worden, um 
den Anschein zu vermeiden, als ob Deutschland 
illoyal gegen Frankreich vorgehe. Eine voll⸗ 
tändige Aufhebung der Paßmaßregeln halte 
er zur Zeit und noch auf lange hinaus für 
unmöglich. Die Erfahrung lehre, daß man mit 
Praeventivmaßregeln weiter komme, als mit 
Repressionen. Es könne nicht geduldet werden, 
daß Mitglieder der französischen Armee sich 
in deutschen Gegenden niederlassen, um die— 
elben zu Jagdgründen zu machen, welche später 
m Kriege vielleicht einmal zum Schlachtfelde wer⸗ 
den können. Die Schroffheiten der Maßregel seien 
durch größere Milde in der Handhabung des Ge⸗ 
setzes beseitigt. Wie weit man mit der Milde 
gjehen könne, das hänge davon ab, welche Stellung 
die Meifstbeteiligten zum Gesetze einehmen würden. 
Ich möchte — sagt der Reichskanzler — nicht die 
Empfindlichkeit des Nachbarstaates verletzen. Es 
inderfreuliche Zeichen der Besserung 
n den Beziehungen zwischen Deutschland und 
Frankreich eingetreten und es würde mir leid thun, 
wenn wieder eine Trübung eintreten sollte. In 
einem Staate find die internationalen Beziehungen 
o difficil wie in Deutschland, in keinem die Auf⸗ 
orderung zur schonungsvollen Behandlung dieser 
ückfichten so groß wie bei uns. Die Interpel- 
ation lag nicht im Interesse Deutschlands und er⸗ 
deckt im Reichsland neue Hoffnungen. Ich muß 
die Verantwortung dafür den Interpellanten 
uůberlassen. 
Guerber, Dr. Hoeffel, Hickel und 
Delles betonen die materielle Schädigung des 
Reichslandes dutch den Paßzwang. Richter 
nemerkt, seine Interpellation habe mehr der inner⸗ 
politischen als der auswärtigen Seite der Ange⸗ 
legenheit gegolten. Windthorst meint, man 
lönne die Maßregel nicht von heute auf morgen 
aufheben, müsse sie aber noch milder als bisher 
sandhaben. v. Bennigsen führt aus, die 
Maßregel wäre nur aus zwingeuden Gründen er— 
assen worden. Daß man dieselbe im Reichslande 
us politische Beschränkung und wirthschaftliche 
Beeinträchtigung empfinde, sei natürlich. Zur 
Aufhebung könne man aber die Regierung nicht 
)rängen. In vielen Kreisen des Reichslandes be— 
dehe der Wunsch nach Wiedervereinigung mit 
Frankreich. Unter solchen Umständen müsse man 
zer Regierung die Verantwortlichkeit für die Fort- 
zauer der Maßregel überlassen und zum Reichs⸗ 
anzler das Vertrauen haben, daß er die Maß⸗ 
egel nicht länger als unbedingt nothwendig auf- 
recht erhalte. 
Die Ererterung wird dann geschlossen und die 
aächste Sitzung auf Mittwoch 12 Uhr festgesetzt. 
Tagesordnung: Initiativanträge über das Un⸗ 
allgesetz. 
Berlin, 10. Juni. Der Reichstags⸗ und 
dandtagsabgeordnete v. Wedell⸗Malchow ist 
gestern Abend während eines Essens beim Staats- 
minister v. Boͤtticher infolge eines Schlaganfalles 
gestorben. [Friedrich v. Wedell war erst 67 
Jahre alt. Nach Absolvierung der juristischen Studien 
zereiste er das Ausland, trat aber nach Ablegung 
es zweiten juristischen Ekamens 1848 aus dem 
Justizdienste, um sich ganz der Bewirtschaftung seiner 
hüter Malchow und Polzow in der Uckermark zu 
vidmen. Der Verstorbene gehörte dem preußischen 
Abgeordnetenhause seit 1866, dem Reichstage von 
1871 bis 1878 und sodann seit 1877 an. Er 
war Vorsitzender der landwirtschaftlichen Provinzial⸗ 
und Zentralbereine und des deutschen Landwirt- 
schaftsrates. Die Konserbative Partei verliert in 
dem so plötzlich aus einem dem Allgemeinwohl ge- 
vidmeten Leben gerissenen Abgeordneten eines ihrer 
angesehensten Mitglieder.. 
Berlin, 10. Juni. Der ‚Kreuzzeitung“ zu⸗ 
'olge ist nach der gestrigen Verhandlung in dem 
Zentralkomitee der freisinnigen Partei der 
Austritt eines Teiles der Fraktion aus der 
elben sicher zu erwarten. J 
Potsdam, 10. Juni. Zu Ehren des Kron⸗ 
zrinzen von Italien fand heute Vormittag im Lust⸗ 
jarten eine große Parade statt, in welcher die 
ziefige Garnison unter Befehl des Generallieuten ants 
d. Sobbe stand. Der Kaiser, in der Uniform des 
Bardes du Korps mit seinen italienischen Orden, 
var begleitet vom Kronprinzen von Jialien und 
aämtlichen königlichen und hier ansässigen Prinzen, 
darunter auch Prinz Ruprecht von Bayern. Nach 
dem Abreiten der Fronten erfolgte ein zweimaliger 
Parademarsch, wobei Se. Majestät das Garde du 
orps· Regiment vorbeiführte. Das Garde-Jäger- 
zataillon defilirte im Laufschritt. Die Kaiserin 
nebst den Prinzen Und Prinzesstunen wohnten der 
Parade von den Schloßfenstern aus bei. Im 
Marmorsaal wurde nachher das Fruühstück einge⸗ 
rommen. Am Nachmittag machten die Herrschaften 
eine Spazierfahrt durch die königlichen Gärten nach 
Sanssouci, spüter nach Babelsberg. 
— MWM2 
Auslanud. 
London, 10. Juni. Ein Redakteur des 
Daily Telegraph“ berichtet von einem Besuch, 
den er in Friedrich sruh gemacht. Fürst 
3ismarc habe über die russische Politik 
jesprochen und die strengste Bestrafung der Nihilisten 
vefürwortet. Er verurteilte die jetzige übermäßige Ein⸗ 
nischung des Staates zugunsten der Arbeiter; die- 
elbe reize nur die Arbeiter auf, ohne die Unzu- 
riedenheit zu beseitigen. Er lobte seinen Nach- 
solger v. Caprivi, der ein tüchtiger Soldat von 
zervorragender Einficht und ausgedehntem Wissen 
ei besonders aber durchaus ein Gentleman und 
rei von persönlichem Ehrgeiz, überhaupt ein first 
Isas man sei. 
Paris, 10. Juni. Der gestrige Empfang 
ruf der deutschen Botschaft war sehr 
ahlreich besucht und verlief glänzend. Das ganze 
iplomatische Corps, alle Minister, viele hohe Be⸗ 
imte, General Brugoͤre mit vielen hoͤheren Offi⸗ 
ieren in Uviform waren erschienen, außerdem viele 
Mitglieder des Faubourg-Saint ⸗˖Germain, Deputirte, 
Senatoren und die Spitzen der deutschen und der 
remden Kolonieen. 
Paris, 10. Juni. In der Deputirten⸗ 
ammer erwiderte Ribot auf eine Interpeliation 
Bichons (Radical), Frankreich wolle mit England, 
velches fich als Schutzherr Aegyptens dort fesigesetzt 
zabe, in freundschaftlichen Beziehungen leben, könne 
iber seinen Widerspruch dagegen nicht fallen lassen, 
zaß England sich in Aegypten frstsetze, und werde 
eine Gelegenheit vorbeigehen lassen, daran zu 
rinnern. 
Tanger, 10. Juni. Mit dem Ministerrefi⸗ 
enten Grafen Tattenbach ist die deulische außer⸗