Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Pirmasens. In der letzten Stadt⸗ 
cathssitzung wurde u. a. beschlossen, die Be⸗ 
uge der Rebenlehrer an der Lateinschule (60 Mark) 
jenen der Nebenlehrer an der Realschule (75 Mark) 
zleichzustellen und zwar vom nächsten Schuljahr be⸗ 
ginnend. — Den Schußtzleuten wird für jene Fälle, 
in denen sie von der Stadt für auswärtige Zeug- 
nisablegung zu entschädigen sind, ein Taageld von 
g Mark bewilligt, wozu auch noch die Reisekosten 
kommen. — Fur bedürftige und würdige Schüler 
an der Kreisbaugewerkschule in Kaiserslautern wird 
ein Stipendium von 100 Mark ausgesetzt. — 
Damit auch die Lehrerinnen an der höheren Töchter⸗ 
schule, soweit diese seminaristisch gebildet sind, in 
die Pensionskasse des Lehrerunterstützungsvereins 
auufgenommen werden, genehmigt der Stadtrath, 
daß bei vorkommenden Vakanzen wie an den Volks— 
schulen der ganze Gehalt in die Pensionskasse fließt, 
zei Verwesuñgen wird ein Drittel des Lehrergehalts 
dahin bezahlt. — An die neugegründete Bezirks- 
Feuerwehr⸗Unterstützungskasse zahlt die Stadt einen 
aͤhrlichen Beitrag von 200 Mk. 
— Landau, 7. Juli. Die Maurerarbeiten 
zu dem Bau von vier Baracken zur vorläufigen 
ünterbringung des hierher kommenden Ariillerie⸗ 
Regiments wurden am Samstag dem hiesigen be⸗ 
währten Baugeschäften der Herren Damm, J. Eder 
F Söhne und J. Meyer übertragen. Die Baracken 
nüssen vertragsmäßig bis 20. September nächsthin 
fertig gestellt sein und wird mit dem Bau derselben 
sofort begonnen. 
— Landau. Wie der „Landauer Anz.“ hoͤrt, 
haben sich die Viehhändler dahin geeinigt, 
bon Dienstag den 8. Juli an wieder den hiesigen 
Viehmarkt zu befahren. 
— Neustadt, 6. Juli. Im frohen Kreise 
—DDDDDDD—— 
der Arbeiter beging die Firma Geber. Kempf. 
egl. bayer. Hoflieferanten, Weinhandlung und 
Schaumweinkellerei, gestern das Fest des 50jährigen 
Bestehens ihres Hauses. 
— Neustadt, 7. Juli. In der gestriegen 
streisversammlung der Stadit⸗ und Gemeinde⸗ 
schreiber und des Gehilfenpersonals der Finanz⸗ 
und inneren Verwaltung wurde die Gründung des 
Vereins definitiv beschlossen und es haben an 50 
Mitglieder ihren Beitritt erllärt. Die Satzungen 
vurden festgesetzt und die Wahl der Vorstandschaft 
dorgenommen. 
— Die neulich in Neustadt verlebte Wittwe 
des Malers Friedrich Rößler hat dem dortigen 
Bymnasium die für ihre Vermögensverhältnisse sehr 
namhafte Summe von 6000 Mk. miß der Be⸗ 
timmung vermacht, daß die Zinsen dieses Betrages 
alljährlich fur undemitielte Schüler dieser Anftalt 
ohne Unterschied der Konfession verwendet werden. 
— Lambrecht, 6. Juli. Im Jahre 1851 
Jzründete der Gemeinderath Lambrecht eine Spar— 
asfsse zur rentbaren Aulage der Ersparnisse min— 
derbemitlelter Bewohner der hiesigen Gemeinde so— 
vie der benachbarten Thalgemeinden, mit welcher 
seit dem Jahre 1862 eine Hilfskasse verbunden ist. 
Die zur Zeit aufliegende Rechnung für das Jahr 
1889 liefert den erfreulichen Beweis, daß der 
Stand der Kasse ein sehr günstiger ist. Die Aktiven 
betrugen Ende 1889 367,728 Mk. „ die Passiben 
328,774 Mk. Vor einigen Jahren wurden etwa 
150,000 Mk. Einlagen zur Zurüchzahlung gekündigt 
und auch zurück bezahlt, weil deren Befitzer nicht 
mehr zu den Leuten zu zählen waren, für welche 
die Sparkasse gegründet wurde. Die Kosten der 
Verwaltung werden aus dem Reinertrage bestritten, 
der am Jaͤhresschlusse 38,953 Mk. 82 Pfg. betrug 
uind wobon 5113 Mk. 4 Pfg. auf das Jahr 
1889 treffen; da im Jahre 1871 dem Gewinn⸗ 
fonds 5142 Mtk. 86 Pig. für die innere Ein— 
tichtung des Spitales und 1887 9000 Mt. als 
Zuschuß zu den Kosten für Erbauung eines Schlacht⸗ 
Janses, zur Anschaffung eines Leichenwagens ent⸗ 
rommen wurden, beträgt die Gesammt⸗Erübrigung 
in Wirklichkeit über 53,000 Mk. (K.) 
— Speyer. Seine Königliche Hoheit Prinz 
Leopoldvon Bahyern und Höchstdessen Ge⸗ 
mahlin Ihre Kaiserliche Hoheit Frau Prinzessin 
Bissel a haben am Tage der Rückkehr nach Mün⸗ 
hen während des Aufenthaltes im Präsidialgebäud. 
in Speyer Seiner Exzellenz dem Herrnek. Staats⸗ 
zat und Regierungspräsidenten von Braun Höchst- 
hre photographischen Bildnisse in großem Format 
mit höchsteigenhändiger Widmung zum Geschenk 
ju machen die Gnade gehabt. Vor der Abreise 
Jderuhten Seine Königliche Hoheit Prinz Leopold 
im Bahnhofe Speyer Seiner Exzellenz den Auftrag 
zu erteilen, für den Seiner Königlichen Hoheit dem 
Prinzen als Vertreter Seiner Königlichen Hoheit 
ʒes Prinz⸗Regenten Luitpold von der Pfalz bereiteten 
xEmpfang Dank und Anerkennung auszusprechen. 
Weiter verlautet von zuverlässiger Seite, daß Seine 
Erxzellenz ein Schreiben des Hofmarschallamtes 
Zeiner Königlichen Hoheit des Prinzen Leopold 
dom 2. Juli erhalten haben, worin ausgesprochen 
ist, daß Ihre Köoniglichen Hoheiten Prinz und 
Zrinzessin Leopold von Bayhern von dem Empfang, 
er Hoͤchstdenfelben in der Pfalz und speziell bei 
Zeiner Exzellenz in Speyer zu teil geworden, mit 
o befriedigten Gefühlen nach Munchen zurückge⸗ 
ehrt seien, daß es Höchst dieselben dränge, Seiner 
5xzellenz durch das Hofmarschallamt nochmals den 
värmsten Dank aussprechen zu lassen. Besonders 
ie Herzlichkeit, mit welcher die höchsten Herrschaften 
illerorts in der Pfalz gefeiert worden seien, habe 
auf Hoͤchstdieselben einen großen Eindruck gemacht 
ind es würden die in der Pfalz verlebten, wenn 
uuch wenigen Tage zu Hoͤchstderen schönsten Er— 
nnerungen zahlen. 
— Ludwigshafen, 6. Juli. Heute Mit- 
ag 11 Uhr trafen dahier mittelst Extrazuges 
ingefähr 200 Reisende aus den Reichslanden ein, 
velche sich von Straßburg nach Berlin be— 
jaben. Der Zug hatte hier längeren Aufenthalt, 
vährend dessen etwa 160 der Teilnehmer in der 
hZahnhofsrestauration des Heren Thomas das Mit- 
agessen einnahmen. 
— Frankenthal, 6. Juli. Eine bedeut⸗ 
ame Meuerung in der Alarmierung 
zei einem etwa in hiefiger Stadt ausbrechenden 
Zzrande hat die städtische Verwaltung ins Auge 
efaßt uund kommt demnächst zur Ausführung. 
die Zentralalarmierungstelle wird ins neuherge— 
ichtete Stadthaus gelegt, von wo aus elektrisch 
deitungen in die Zuckerfabrik, Vereinigte Holz- 
ndustrie, Albert u. Co. Velthuysen u. Co., Hans 
dopp und Käühnle'sche Maschinenfabrik gehen. 
Bricht ein Schadenfeuer aus, so werden vorge⸗ 
rannte Firmen durch den elektrischen Larmapparat 
uuf dasselbe aufmerksam gemacht und sofort wer⸗ 
den dieselben ihrem Maschinenführer davon Nach— 
richt geben, der dann einen Nebelhornapparat, den 
edes der gedachten Geschäfte einrichtet, in Thätig⸗ 
eit setzt, wodurch nicht allein der Fabril⸗, sondern 
zuch der städtischen Bevölkerung von dem entstan⸗ 
)enen Brande Nachricht gegeben wird. Außerdem 
vird noch die elektrische Feueralarmierung auf dem 
rrotestantischen Kirchtshurme in Bewegung gesetzt. 
In der Stadt selbst werden an etwa 11 oder 12 
Blätzen Feuersignalapparate angebracht, wodurch 
benfalls infolge elektrischer Wirkung die Benach 
ichtigung eines Brandunglückes an entsprechender 
5telle bekannt wird. Der Apparat hat eine ähn- 
iche Form wie die Nachtwächterkontrolluhren und 
rhalten hiezu eine Anzahl nächstwohnender Bür⸗ 
gjer nummerierte Schlüssel, die nur mit den auf 
sem Polizeiamt liegenden Originalschlüsseln wieder 
rusgelöst werden können, so daß ein Mißbrauch 
des Apparates nicht gut denkbar ist. Die Alar- 
nierung der Stadt wird durch diese Einrichtung 
ine vorzügliche und wer je ein Nebelhorn gehoöͤrt, 
sibt wohl gerne zu, daß, wenn 5 oder 6 der⸗ 
irtige Apparate spielen, niemand als Entschuldig⸗ 
ing vorgeben kann, er habe nichts vom Brand⸗ 
vusbruch gehört. (Tgbl) 
— Frankenthal. Aus der Werkstatt eines 
siesigen Küfers und „Weinhändlers“ entnahm die 
gl. Staatsbehörde jüngst diverse Flaschen Wein, 
im diesen bei der Kreisversuchsßation einer chemischen 
Analyse zu unterwerfen. Bei diesem staatsanwalt⸗ 
chaftlichen Besuch wurde auch in der Werkstatt ein 
Faß mit 700 Liter „Federweißen“ entdeckt, der fest 
ochte (während dieser Jahreszeit gewiß ein Unikum), 
ind dabei unter Faßdauben versteckt ca. 10 Ztr. 
Zucker. Auf Befragen erklärte der „Weinkünstler“ 
aß er diesen Stoff zu seinem eigenen Gebrauch 
abrizire. Dabei machte der gute Mann in den 
zokalblättern bekannt, daß er Erntewein pro Liter 
u 30 Pig. verkaufe. Der Ausdruck Erntewein ist 
sier ja auch zutreffend, denn während der Ernte 
vird er ja auch gemacht. 
— Freinsheim. Bisher wurden in der 
ZSirschenzeit stets 10 bis 14 Tage Schul⸗ 
erien hier gegeben. In Anbetrochht des ge⸗ 
ingen, Quantums, das die Kirschbäume in der ver⸗ 
lossenen Ernte lieferten, hat man fur dieses Jahr 
zon der Einschiebung der sogenannten Kirschen⸗ 
erien abgesehen. Das Sommersemester schließt 
daher an den sechs hiesigen Volksschulen 142 
früher als sonst, also schon am 15. Spi 
und die hiefigen Lehrer und Schüler werden 
ihre diesjährigen Herbstferien „an einem 38 
haben. 
Vermischtes. 
Wäurzburg, 5. Juli. Militärbeʒith 
gericht.) Wegen Vergehens der Fahnenflucht, 9 
gabe von Dienstgegenständen und Angäbe 
falschen Namens angeklagt war heute der ban 
zes 4. Infanterie⸗Reg. in Metz Georg Müller 
Minfeld bei Germersheim. Am 11. Januaer 
Irs. entfernte sich der Angeklagte von seiner Ah 
heilung, angeblich um seine Mutter, die ainn 
Jewesen sei, zu besuchen. Er ging auch nach —* 
und ließ sich von seinem Großbater an 800 
geben, um rach Amerika auswandern zu können 
Muüller ging zunächst nach Lindau, wo er in ds 
ider Zaghaftigten der vonre in die daden 
Anfangs sagte er, er heiße Braun und sei do 
dempten, spater gab er seinen richtigen Namen u 
uind gestand auch, daß er fahnenflüchtig wu 
letheiü: 7 Monate Gefängniß, 5 Tage Hait in 
Zoldat 2. Kl. — Wegen Verbrechens der Fahnen 
lucht im 2. Rückfalle, Diebstahlverbrechens, falsche 
stamensangabe hatte sich ein berüchtigter Einhrecher 
stamens Peter Wahl, Gemeiner 2. Kl. des 
Jägerbataillons in Aschaffenburg, gebürtig don 
kmstein bei Neustadt a. H., zu verantworten. De 
teklagte war im Oktober 1882 als „Unfichere“ 
uufgegriffen und dem 2. Jäger-⸗Bataillon zugetheil. 
Dort hielt er es ein Jahr aus, dann am 23 
Iktober 1883 desertirte er, ging nach Antwerhen 
ind trieb sich in Belgien herum, wo er fich bon 
Finbtuchsdiebstählen ernährte. Im Jahre 188 
zing er wieder nach Deutschland, stellte sich frä—⸗ 
villig und erhielt wegen Fahnenflucht unter An— 
rahme mildernder Umsiände 8 Monate Gefänqgnij 
ind wurde Soldat 2. Klasse. Nachdem er 14 
Tage lang sich der Freiheit wieder erfreut hatte, 
zing er flüchtig und zwar nach Belgien. Dort ar⸗ 
zeitete er zwar nichts, sondern verlegte sich vielmehr 
nuf's Stehlen und Vagabundiren. Eines Tageh 
vurde er aufgegriffen und wegen Einbruchsdieb⸗ 
tahls zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt. Außer— 
zem erhielt er in Belgien noch verschiedene kleinere 
Steafen. Nachdem seine Strafzeit vorüber, wurd 
r an die preußische Grenze gebracht, doch Wah 
nachte gleich wieder „Kehrt“ und verdübte in 
Belgien jein altes Geschäft und wurde, diesmal 
inter falschem Namen, wieder mehrmals eingesperth 
Anfangs Januar d. J. ging er nach der Piah 
uind zwar nach Deidesheim, wo er einen gtoͤgeren 
Finbruchsdiebstahl (Kleider im Werthe von 260 
Mt.) verübte. Von da ging er nach Maun 
Worms und dann nach Mannheim, wo er Nim 
Februar aufgegriffen wurde. Im Gefängniß 
MNannheim erkannte ihn ein Gefangener und de— 
aufhin wurde er nach Aschaffendurg derbracht 
voselbst es sich herausstellte, daß er richtig dir ge 
uchte Deserteur Wahl war. Am 17. Fehruar ent⸗ 
am er aus dem Arrest zu Aschaffendurg, wurd 
ber einige Tage darauf wieder aufgegriffen. Dit 
Herren Geschworenen bejahten glle Schuldfragen 
Vorauf er zun 3 Jahren 4 Monat Zuchthau 
Zerlust der durgerlichen Ehrenrechte auf 4 Jahr 
und Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheil 
wurde. 
Am Amtsgerichte München wurde 
dieser Tage gegen einen Bettler verhandelt, de 
fich rühmte, mit Ausnahme zweier Amtsgericht 
ven sammtüichen übrigen Amtsgerichten Baherns be 
reits bestrast worden zu sein. 
p'Berlim, 7. Juli. (Der Schützenfettzi 
Einen geradezu großarugen Anblick dot der gestu 
der aus allen Himmelsgegenden, herbeigeeilter 
Schützen. Mit endlosem Jubel wurden zunächst di 
meritanischen Schützen begrüßt. Kein König,kis 
n der Vide s sdhreibe des B. T. dast 
ruhmen, vor dem Rathause der Stadt Berlin mi 
gewaltigerem Jubelrausch empfangen worden zu sein 
Ais die Burger des freien Amerita die Judebnde. 
die Unabhängigkeits-Schützen. Nie war die 
geisterung stärker, als hier, wo die deutsch — 
Söhne AÄmerikas von der Stadt Berlin den 
len Willkommensgruß empfingen. Nach den An 
kanern kamen die Schweizer in ihrer Grbitabua. 
tattliche, hkräftige, blonde Leute. Ihnen —7 
talienschen, beigischen und niederländischen 
aldann die Ungarn, Russen, Norweger und Sau 
den. Alle mächtig jubelnd begrüßt. Dann zo⸗ 
—Z