Full text: St. Ingberter Anzeiger

— Pirmasens, 22. Juli. Auf die neu 
errichtete Stadtschreiberstelle wurde gestern der 
Rentamtsgehilse Ludwig Biehl von hier als 
Stadtschreiber ernannt. — Schuhmacher Blinn 
pvon Rodalben und Huber von hier, welche 
wegen Verletzung des Schuhfabrikanten Schlotter 
geflüchtet waren, haben sich heute Morgen beim k. 
Amtsgerichte dahier frriwillig gestelltl. Während 
Huber entlassen wurde, blieb Blinn, welcher den 
Stich geführt, verhaftet. 
— Waldfischbach, 22. Juli. Nach einem 
jugendlichen Verbrecher wird seitens der Gendamerie 
eifrig gefahndet. Es ist dies ein 18jähriger Tagner 
aus Merzalben, der in den letzten Wochen mehrere 
Diebstähle daselbst ausgeführt haben soll. Der 
letzte Besuch galt dem Ackerer Nikolaus Klein, dem 
am Sonntag während des Gottesdienstes neben Eß⸗ 
waaren auch ein Baarbetrag von ungefähr 50 Mt. 
entwendet wurde. Der erwähnte Bursche und ein 
Helfershelfer treiben sich seit einiger Zeit hier be⸗ 
chaftigungslos herum. 
— Vom Rebbach, 21. Juli. Ein Knecht 
erhielt von seinem Herrn Auftrag, einen bestimmten 
dleedcker mit Pfuhl gehörig zu düngen. Der Knecht, 
zer noch nicht gar lange in des Herrn Diensten 
dand, kam dem gegebenen Befehle nach und ver—⸗ 
(rachte fünfzehn Lotten (Fässer) gedachter Flüssig- 
keit auf das vermeintliche Grundstück. Doh, als der 
Herr anderen Tages des Knechtes Arbeit inspicirte, 
demerkte er zu seinem größten Unwillen. daß der 
Pfuhl auf eines Andern Acer verbracht worden 
war. Wuthentbrannt eilte der Herr nach Hause und 
forderte von dem begünstigten Eigenthümer des 
nun gedüngten Ackers eine angemessene Vergütung. 
Letzterer aber ist damit nicht einverstanden und ver⸗ 
langt ebenfalls Eutschädigung und zwar de—-halb, 
weil sein Klee zu üppig werden und in Folge 
dessen auf dem Halme faulen wird. Weil beide 
Theile sich nicht in Güte mit einander vergleichen, 
vird das Gericht diese Angelegenheit auszutragen 
jaben und man darf schon darauf gespannt sein, 
ver im gegebenen Falle einen Schadenersatz zu 
leisten hat. 
— Weidenthal, 22. Juli. Gestern Nach⸗ 
nittag verunglückte der ledige taubstumme 
Joh. Erb beim Holzfällen im Walde Biedenbach 
dadurch, daß ihn ein umstürzender Baum so 
unglücklich traf, daß er sofort eine Leiche war. 
— Landau, 21. Juli. GGesitzwechsel.) 
Wirth Renner verkaufte sein Haus in der Ost⸗ 
bahnstraße für 36,500 Mk. an Johannes Detzel 
bon Herxheim und Fr. Th. Jooß seinen an der 
Waffenstraße neben C. Fritz gelegenen Bauplatz 
mit Magazin für 11,000 Mk. an Baumeister 
Ecker. Der Bauplatz ist 13 u3 mund lang 51 m 
rief. (A.) 
— Speyer, 21. Juli. Die Abgangs⸗ 
prüfung an der hiesigen Lehrerbildungs⸗ 
anstalt hatte ein recht erfreuliches Ergebniß. Alle 
Kandidaten bestanden, während nur einer auswär— 
sigen Kandidatin die Lehrbefähigung abgesprochen 
werden mußte. 
— Speyer, 21. Juli. Das gestrige Tanz- 
bergnügen auf dem Petersleller wurde jählings ge⸗ 
qört. Während des Tanzens fiel das Dienstmädchen 
Barbara Zwyßig aus dem Kanton Luzern (Schweiz) 
plötzlich iodt zu Boden. Den Schrecken aller Theil⸗ 
nehmer und die hiedurch entstandenene Verwirrung 
tann man sich leicht vorstellen. Mittelst Tragkorb 
wurde das unglückliche Mädchen ins Hospital ver- 
bracht. Allzustarkes Schnüren soll die rasche Todes⸗ 
ursache gewesen sein. 
— Speyer, 22. Juli. Nachfolgende, den 
„Bayerischen Frauen⸗Verein“ hodh— 
ehrende Allerhöchste Kundgebung wird den Gliedern 
des Vereins der Pfalz bon hohem Interesse sein 
und dieselben in ihrem edlen Streben ermun— 
tern. Dieselbe geht von der Geh. Kanzlei Sr. 
R. H. des Prinz⸗Regenten auzs, ist an 
den Generalsekretär des Central⸗Komites gerichtet 
und lautet: „Euer Hochwohlgeboren habe ich die 
Ehre mitzutheilen, daß Se. K. H. der Prinz⸗Regent 
mit dem lebhaftesten Jateresse, mit welchem Aller⸗ 
höchstdieselben die segensvolle Wirksamkeit des 
„Bayerischen Frauen⸗Vereins“ stets zu verfolgen 
pflegen, auch den neu erstellten Rechenschaftsdericht 
lüber das Verwaltungsjahr 1889 eutgegenzunehmen 
geruhten. Von aufrichtiger Genugthuung erfüllt, 
daß die hohen und edlen Ziele des Vereins unaus⸗ 
zesetzt wie am Sitze des Central⸗Komite's so in 
illen Kreisen und Bezirken die opferwilligste und 
erfolgreichste Forderung finden, lassen Se. K. Hoheit 
xᷣw. Hochwohlgeboren unter bestem Danke für Vor⸗ 
lage des Berichtes ersuchen, dem gesammten Vereine 
Ullerhöchstihre huldvollste Anerkennung und Aller- 
jöchstihren wärmsten Dank zu übermitteln. Mit 
uusgezeichnetster Hochachtung, gez. Frhr. Frey⸗ 
chlag v. Freyenstein, Generallieutnant, General⸗ 
idjutant.“ 
— Edenkoben, 21. Juli. Die ersten 
veißen reifen Traubenbeeren aus dem Wingert der 
Frau Gottfried Ochsner hier wurden der „Gwt.“ 
heute überbracht. Ebenso wurden aus Venningen 
reife schwarze Trauden gezeigt. 
— Deidesheim. In hiesiger Stadt wird 
ich demnächst ein Radfahrerklub bilden. 
Mehrere junge Herren haben sich zusammen ge⸗ 
han diesem Sport mehr Aufmerksamkeit zu wid- 
nen und haben sich mehrere derselben bereits 
Fahrräder beschafft. — Jufolge ihrer Rarität find 
zdie Aprikosen bei uns dieses Jahr sehr 
heuer. Die Konservenfabriken hier und aus⸗ 
vaärts zahlen von 36 bis 50 Mark für den Zir. 
e nach Qualität der Waare. 
— Ludwigshafen a. Rh., 21. Juli. 
der letzte hiesige Schreinerstreik hatte heute 
noch ein kleines Rachspiel vor dem Amisgericht. 
Um 13. Mai ds. Js. wollte sich nämlich der ver⸗ 
jeirathete Schreiner Köberich von Mannheim nach 
endwigshafen zur Arbeit bei der Firma Hoff- 
nann u. Söhne begeben, als er auf der Rhein⸗ 
rücke von mehreren streilenden Schreinern ange⸗ 
sdalten, mit Regeuschirmen geschlagen und be— 
himpft wurde. Dieser Reate angeschuldigt, hatten 
ich heute zu verantworten A. Bassing, J. Schwei⸗ 
er, J. Mathy, F. Mandernach und B. Kerner. 
die Ungeklagten geben theilweise zu, den Koberich 
eschlagen zu haben, die Rufe dagegen: „Schmeist 
hn in den Rhein, den Schuft, den Lump“ ⁊c. 
nicht gethan zu haben, diese Ausdrücke seien viel⸗ 
nehr von anderen die Rheinbrücke passierenden 
Arbeitern gethan worden. Während der Verhand- 
ung wurde denn wegen dieser Rufe gegen ein⸗ 
elne Angeklagte auch noch Strafantrag wegen 
infug gestellt; die vernommenen Zeugen be—⸗ 
zätigen aur, was die Angeklagten selbst zuge⸗ 
tanden. Von seiten der Staatsbehörde wurde be˖ 
intragt: gegen Bassing 14 Tage Gefängniß, 
vegen qualifizierter Körperderletzung, gegen J. 
Zchweizer und F. Mathy ebenfalls 14 Tage und 
uür Schweizer 3 Tage Haft wegen Unfugs, gegen 
J. Kerner 14 Tage Gefängniß und wegen Ver— 
ehens gegen 8 153 der Gewerbeordnung 3 Tage 
daft, gegen Mandernach Vertagung der Sache 
uuf unbestimmte Zeit. Nach kurzer Berathung 
autete, dem „Frth. Tab.“ zufolge, das Urtheil: 
jsegen Bassing auf 25 Mark event. 5 Tage, gegen 
-„chweizer auf 10 Mk. ebent. 2 Tage, Mathy auf 
O Mk. ev. 2 Tage, Kerner auf 10 Mk. eb. 2 
Tage Gefängniß, gegen Schweizer und Mathy 
vegen Unfugs weitere 10 Mtk. ev. 2 Tage Haft, 
vährend Kerner von der Uebertretung des 8 158 
ver Gewerbtordnung freigesprochen wurde. Das 
Jerfahren gegen Mandernach ist auf unbestimmte 
Zeit vertagt. Als firafmildernd fiel für die An— 
seklagten ins Gewicht, daß fie theilweise noch nicht 
estraft und sich in einer gerechten Aufregung be⸗ 
unden hätten. Die Kosten fallen den Verurtheilten 
ur Last. 
— Ludwigshafen, 22. Juli. Der Direk⸗ 
or der Pfälzischen Eisenbahnen, Herr Regierungs⸗ 
irektor Ritter pb. La vale, wurde heute in Munchen 
zon Sr. kgl. Hoheit dem Prinz⸗Regenten zur 
Hoftafel geladen. 
— Frankenthal, 22. Juli. In der 
dähe des Kugelfanges zog gestern der Kenalbe⸗ 
ienstete Feudergruber die Leiche eines anscheinend 
8jährigen Mannes aus dem Kanal und mag 
ieselbe seit etwa 6—8 Tagen im Wasser gelegen 
saben. Man hat den Todten als den 74 Jahre 
ilten wohlhabenden Ackerer Joh. Wilh. Schrei⸗ 
»er II. in Heuchelheim, früher längere Zeit 
Zurgermeister, seit 835 Jahren Gemeinderaths⸗ 
nitglied, erkannt. Vor 83 Wochen erlitt er 
ꝛeinen Schlaganfall, infolge davon derselbe geistes⸗ 
gestört war. 
— Kirchheimbolhanden, 21. Juli. Die 
ersten Kurgäste für das Brunck'sche Erhol⸗ 
ungs haus find gestern mit dem Morgenzuge 9 
Uhe 6 Min. hier eingetroffen. Es sind im gunzen 
jeben Personen, teils Arbeiter, teils Aufseher in der 
adischen Anilin⸗ und Sodafabrik zu Ludwigshafen, 
amtlich ältere Leute, die sich um die Fabrik verdient 
emacht haben. A.) 
7 Obermoschel. In Liner der lehen 
Stadtrathssitzungen wurde der Beschluß gefaßtd 
Behalter samtlicher Lehrer um 160 Mi. im g 
u erhöhen. 
8 chroth, 22. Juln. Der Kuthe 
verein Duchroth Oberhausen feierte vorgestern ha 
ehr starkler Betheiligung auswärtiger Vereine sen 
Fabnweibhe. 
Vermischtes. J 
Sulzbach, 21. Juli. Wie vorsichtig men 
kleinen Kindern gegenüber sein soll, denselhe 
Bohnen, Erbsen oder sonst Derartiges zum é 
zu überlassen, beweist ein am Samstag hier voig 
ommener Fall. Das Kind eines hiesigen Cu 
wohners hatte sich eine Bohne in die Nase gefeh 
uind konnte sie selbst nicht mehr daraus entfemen 
die Bohne fing nun an zu quellen und arzuig 
Hülfe mußte in Anspruch genommen werden, 
den gefährlichen Gegenstand zu entfernen. 
7Saargemuünd, 23. Juli. Der Gründer 
und langiährige Leiter der „Saargemünder gu 
sung“, Herr Eduard Maurer, ist heute Noch 
rinem tückischen Herzleiden erlegen, das ihn 
vor Kurzem befallen und dessen Heilung er ha 
verschiedenen Autoritüten der Medizin dvergebend 
gesucht hatte. Seit Frühjahr 1871 weilte er in 
Zaargemünd, wo er eine der erfien deutschen Zeilungen 
m Reichslande gründete. Stets war sein Bestreben. 
chreibt die „S. Ztg.“, auf Verbreitung de 
Deutschthums gerichtet und unermüdlich war a 
bis zu seinem Tode in diesem Sinne mit Wor 
und Schrift thätig. 
Saarlouis, 22. Juli. Verflossene Nach 
türzte ein Artillerisst aus einem Fensle 
der Kaserne VIII auf die Straße und ist bereit 
heute Morgen gestorben. Derselbe war geftern 
Abend mit einer Anzahl Kameraden an einen 
Abschiedsfäßchen betheiligt und wird vermuthet 
zaß er fich in einem vielleicht angeheiterten zZu— 
tande an das Fenster gelegt, das Gleichgewich 
derloren und hierdurch zu Fall kam. (S. J) 
Bous. Man schreibt der „Saar⸗gZeitung 
Das hiefige Mannesmann'sche Werki 
nit denen nach demselben Verfahren arbeitenden 
Werken in Remscheid und Komotau an eine A!l⸗ 
iengesellschaft übergegangen, die sich Deutsch 
Desterreichische⸗Hohlröhren⸗Gesellschaft nennt. Dos 
Uktienkapital der Gesellschaft, welches die obige 
Firma annehmen wird, ist auf 35 Mill. Mar 
estgesetzt. Bisher waren die Mannesmanm'schen 
Jatente und Etablissements Eigentum eines Kon— 
ortiums, an welchem neben Herren Mannesmann 
amentlich auch die Firma Siemens & Halske in 
Berlin beteiligt war. Nunmehr gehen die Rechb 
dieses Konsortiums auf die nene Gesellschaft über. 
Zu den Grundern derselben gehöten haupischlih 
Zie deutsche Bank und der Wiener Bankverein, aud 
hleibt die Fiima Siemens & Halske an der Gefel 
chaft interessier.. Von dem Aktienkapital sollen 
derren Mannesmann *7.50 Millionen Mark 
zie Patente gratis Uberlassen und weitere 6.60 
Millionen Mark zur Erwerbung der bereits nath 
dem Mannesmann'schen Verfahren arbeitenden oben 
enannlen Werke berwandt werden; reflliche 19 
Millionen Mark sollen als Betriebskapital und zui 
Bergrößerung der Werke dienen. 
F Aus Karlsruhe, 21. Juli, wird der 
„N.'B. L.“ gemeldet: Ein graßliches Un 
Jiu ereignete fich heute früh am Neubau de 
adettenanstalt. Doriselbst brach ein Gerüst, wo 
zurch zahlreiche Arbeiter herabstürzten und thei 
weise schwer derletzt wurden. Dieselben wurde 
sbald mintels Vroschken nach dem fädtischer 
rankenhaus übergeführt, einige sind bereits 
torben. Der Transport macht großes Auffehe 
in der Stadt, Militär ist requiriert zur Auftecht 
rhaltung der Ordnung au dem Ungludzplah 
Die Verunglückten find zumiheil Fomiliendn 
Bisher find eiwa 20 Arbeiter ins Spital 
defuhrt. — Wie ich nachtraglch erfahre, if ein 
der Todten ein Italiener namens Ant. Braness 
don den sheils schwer theils leicht Verwunden 
find acht Italiener. Die anderen sind die Nin 
Wollenfac aus Muhlburg und Witimann 
Leopoldshafen. marn⸗ 
F Maünch en. Die Forstabtheilung des hinn 
ministeriums hat umfassende Anordnungen 
das Bekämpfen des Raubenfrabes k 
in den Staatswaldungen erlassen. In statt —— 
esuchien Beständen sollen die Vaume gefut 9* 
Jefte und Rinde verbrannt werden, eben