Full text: St. Ingberter Anzeiger

daß der Lehrermangel noch nicht vollstandig ge⸗ 
hoben ist. 
— Thaleischweiler, 28. Juli. Die 
gestern im Saale des Herrn Wildt dahier stattge⸗ 
habte Versammlung der Rriegere und Mili— 
lärvereine des Bezirks Pirmasens war von 
seiten der Vereine sehr gut besuchi. Vertreten, waren 
iaut „Pirm. Ztg.“ die Vereine Pirmasens (Mili⸗ 
ärverein), Waldfischbach, Schopp, Thalfröͤschen, 
Thaleischweiler, Winzeln und Höheischweiler. Das 
anwesende Präaͤsidialmitglied der pfälzischen Kampf 
genossenschaft, Herr Joh. Bachmann aus Zwei · 
brücken, eroffnete die von ihm im Namen und Auf⸗ 
trag des Präsidiums einberufene Versammlung und 
hieß in kurzen kernigen Worten die Erschienenen 
willkommen. Seine Ansprache endigte mit einem 
Hoch auf den Protektor der Kieger⸗ und Militär— 
vereine, Se. K. Hoheit Prinzregenten Luitpold, in 
das begeistert eingestimmt wurde. Bezüglich der 
pfälzischen Kriegersterbekasse gad Herr Bachmann 
nähere Erläuterungen und empfahl den Vereinen 
dringend, dahin wirken zu wollen, daß die noch 
fern stehenden Vereine der pfälzischen Kampfgenossen⸗ 
schaft beitreten möͤgen. Als Bezirk obmann wurde 
einstimmig Herr Josef Schweyerr, Steuerbote 
in Pirmasens, gewählt. Herr Schweyer nahm die 
Wahl dankend an und versprach für die gute Sache 
AUberall und jederzeit einzutreten. Mit einem be— 
geistert aufgenommenen Hoch auf Kaiser Wilhelm 
JI. wurde von dem Vorsitzenden, Herrn Bachmann 
die Versammlung geschlossen. 
— Pirmasens, 28. Juli. In den letz 
ten Tagen weili Herr Ingenieur Lindemann, 
der Begründer der hiesigen Wasserleitung in 
unserer Stadt. Herr Lindemann ist gegenwärtig 
der eigentliche Besitzer, sowohl der hiefigen wie 
der Wasserleitung in Speyer, da fich sämmtlich 
Aktien der ursprünglichen Gesellschaft in seinen 
Handen befinden. Ist es schon aus diesem Grunde 
erklärlich, daß der genannte Herr nunmehr die 
Wasserwerke genau auf ihren Zustand prüft, so 
sritt für Pirmasens noch hinzu, daß hier, beran⸗ 
laßt durch die beständige Ausdehnung der Stadt 
und die Vermehrung der Bauten in derselben, an 
eine Vergrößerung der Leitung. ernstlich gedacht 
werden muß. Es wird nicht nur die Anlage eines 
neuen Reserboirs nothwendig sondern auch die 
Vergrößerung der Leitungsröhren von Rodalben 
hierher und jener Röhre, welche die Hauptarme 
der Leitung in der Stadt bilden. Hierzu mußten 
theilweise neue Grundstücke erworben werden, was 
auch bereits geschehen ist. Die ganzen Vergrößer- 
ungs⸗ und Erweiterungsarbeiten dürften fich, nach 
dem „P. A.“, auf nahezu eine halbe Million be—⸗ 
laufen. Die vorerwähnten Arbeiten, deren Aus⸗ 
führung in nicht allzu ferner Zeit bevorsteht, regen 
noch einen anderen Gedanken an. Es macht sich 
für Pirmasens immer mehr das Bedürfniß nach 
einer Kanalisation geltend. Je mehr die 
Dichtigkeit der Bevölkerung zunimmt, desto fühl⸗ 
barer wird der Mangel einer Einrichtung, welche 
vom sanitären Standpunkt aus, unerläßlich er⸗ 
scheint und deren Ausführung nur noch eine Frage 
der Zeit sein kann. 
— Ein großes Unglücdk hatte am Samstag 
der Zuschneider Herr Heinrich Roser in Pirma— 
sens. Derselbe war mit Holzhacken beschäftigt. 
als er plötzlich fehlhieb und mit voller Wucht den 
linken Arm traf und sich dadurch bedeutend ver⸗ 
letzte. Aerztliche Hilfe war rasch zur Stelle, wo⸗ 
durch eine Verblutung verhütet wurde. 
— Das Madenburgfest, welches im Juni 
abhin infolge eines über Landau ausgebrochenen 
Gewitters nicht abgehalten werden konnte, fand am 
Sonntag bei prachtvollem Wetter auf der hübsch 
geschmückten Burg statt und übte auch dieses Jahr 
seine Altbewährte Anziehungskraft aus. Scharen 
von Festgästen Arömten in hellen Haufen zu Wagen 
und zu Fuß Eschbach zu, um auf der einzigartigen 
herrlichen Burg dei Loͤwe'schem flott durchgeführten 
stonzerte einige Stunden, zuzubringen. 
— Landau, 26.TJuli. Der Stadtrath be—⸗ 
schloß durch Errichtung einer Bauktanken— 
kafsse die durch Bauarbeiter sehr in Anspruch ge⸗ 
nommene Ortskrankenkasse zu entlasten. 
— Landau, 26. Juli. Bei der gestern Nach⸗ 
mittag stattgehabten Versteigerung von städt⸗ 
ischen Bauplätzen wurde ein an der Ostbahn⸗ 
straße gelegener Bauplatz, welcher 10600 Quadrat⸗ 
meter enthält, um 6 Mk. pro Quadratmeter von 
Herrn Maximilian Frank, Weinhaändler dahier, er⸗ 
eigert. Der am Kaiserring gelegene 1040 Quad⸗ 
ratmeter große wurde von Herrn Herrmann Otten⸗ 
verg, Weinkommissionäͤr dahier, ersteigert, ebenfalls 
—XV 
»emnach auf 6240 Mk., während der erstere mit 
5300 Mk. bezahlt wird. 
— Landau, 28. Juli. Rachdem am Samstag 
früh noch eine Anzahl der neuen Gewehre 
M. 88 bei dem kgl. 18. Infanterie⸗Regiment 
dahier eingetroffen, wurden dieselben noch teilweise 
an die Mannschaft ausgegeben. Die Ausbildung 
mit den neuen Gewehren wird ohne Aufschub vor⸗ 
jenommen, da dieselben noch zu den in nächster 
Zeit sflatifindenden größeren Truppenübungen Ver— 
wendung finden sollen. Es ist diese Bestimmung fülr 
die Mannschaft, die im kommenden Herbsie entlasfen 
wird, von bedeutendem Vorteil. 
— Landau. Nach einer Münchener Meldung 
wird die Regelung des Militärgerichts« 
wesens in Bayern auch eine Neugestaltung der Ge⸗ 
richtsorganisation nach sich ziehen und zwar in der 
Weise, daß ständige Divisionsgerichte gebildet werden, 
besetzt mit einem Direktor, zwei oder drei Richtern 
und einem Staatsanwalte. Statt der beiden Mili— 
järbezirksgerichte am Sitze des Korpakommandos in 
Munchen und Würzdurg würden dann fünf Divi— 
fionsgerichte zu Munchen, Augsburg, Nürnberg, 
Würzburg und Metz bestehen, wogegen das Gene⸗ 
ralauditoriat aufgeloͤst werden soll. Als oberste In⸗ 
stanz soll für das ganze deutsche Heer ein gemein⸗ 
james Armee⸗Appellationsgericht treten, zu welchem 
auch Bayern zwei oder drei höhere Richter zu stellen 
hätte. Eine ähnliche Angabe wurde auch dem „Eilb.“ 
von anderer Seite jedoch mit dem Unterschied 
gemacht, daß als Sitz des fünften Divifionsgerichtes 
unsere Stadt bezeichnet wurde. Da doch der Sitz 
des Divifionsstabes hier sein wird, so liegt die An— 
nahme allerdings sehr nahe, daß auch das Divi⸗ 
—VV——— 
— Bergzabern, 26. Juli. In einem un⸗ 
bewachten Augenblick trank das Zjährige Söhn— 
chen des Herrn Seifenfieders Karl Moritz von 
der schaffen Lauge, welche dasselbe wohl für 
Wasser gehalten haben mochte. Leider ist der Kleine 
in den Folgen dieses Trunkes gestern gestorben. 
Die Eltern des Kindes find gewiß zu bedauern. 
Doch ist dies auch wieder eine Mahnung, Kinder 
niemals unbeaufsichtigt zu lassen, zumal in solchen 
Raͤumen, wo ihnen leicht Gefahr droht. 
— Am Freitag wurde eine Deputation 
aus Germersheim, bestehend aus den 
Herren Bezirksamtmann Ott, Bürgermeister Bauff 
und Stadtrat Heine beim Kriegsminister v. Saffer⸗ 
ling und Generaladjutant Fehrn. Freyschlag don 
Freyenstein darüber vorstellig, daß Germersheim 
hurch die Neuformation der Armee ein Bataillor 
der Garnison verliert und dasselbe (vom 17. 
Infanterie-Regiment) nach Landau verlegt wird. 
Bermersheim wird zwar eine neu errichtete Train⸗ 
stompagnie erhalten, allein dieselbe wird als Ersatß 
für das abziehende Infanterie⸗Bataillon nicht er— 
achtet. Da die neue Formation aber vom Reich 
ausgeht, so kann, bemerkt die „Münch. Allg. Zig.“, 
auf diese Vorstellung kein aünsfiger Bescheid erteils 
werder. 
— Speyer, 26. Juli. Nachstehend lassen 
wir die Namen der nunmehrigen Schuldienst⸗ 
exspektanten resp. Exppektantinnen 
olgen, welche die Seminaraustrittsprüfung pro— 
1890 bestanden und das Reifezeugnis zur schul⸗ 
mmtlichen Thätigkeit erhalten haben: A. Erspek 
anten: Betz Reinhard, Mittelbexbach, Claus Karl 
Ludwigshafen, Coressel Rudolf, Kaiserslautern, 
Danner Jakod, Roschbach, Doͤrner Michael, Eden⸗ 
koben, Frey Valentin, Ruppertsecken, Groh Ge— 
org, Niederwürzbach, Henrich August, Kübelberg 
doͤrner Eugen, Bellheim, Kolbenschlag Otto, Neu⸗ 
dadt, Leininget Ludwig, Klausen, Maier Wilhelm 
Mußbach, Merkel Wilhelm, Haßloch, Natter Jakob, 
Fockenberg«⸗Limbach, Orth Lorenz, Burrweiler, 
Schmitt Adam, Peppenkum, Schott Johann, Epp 
dein, Schunck Oskar, Kottweiler, Stolz Ferdinand, 
Rohrbach bei St. Ingbert, Wesel Emil, Jockgrim 
Winkelmann Friedrich, Frankenthal, Wolf Franz, 
Feilbingert, Wol f Ludwig, Niederwürzbach. B. 
Exspektantianen: Bauer Barbara, Frey Karolina 
Gail Franziska, Hupperts Therese, Kappner Ro 
sina, Klein Maria Hubertina, Koͤlsch Katharina 
stuhn Elisabetha, Maud Elisabetha, Nöthen Theresa, 
Pfeifer Elisabetha, Schlotthauer Helene, See⸗ 
inger Maria, Staiger Elisabetha, Tellegey Eli 
abetha. 
— Die Anstellungsssprüfung fuür dit 
im pfälzischen Schuldienst verwendeten Sqchul 
diensterspektanten und Schuldienftershe 
tantinnen für das Jahr 1890 peginnt in 
schriftlichen Theil am Montag den 18. —* 
l. J. Vormittags 8 Uhr; in ihrem —8 
Theil an dem darauf folgenden Freitag den 
desselben Monats. Die Theilnehmer haben sihn 
—X 
dem Siadtsaal zu Speyer einzufinden, imn d 
näheren Weisungen entgegen zu nehmen. 
— Speyer, 27. Juli. Zu m Eisenbahn 
Unglück. Die im ersten Augenblicke nach din 
Zug⸗ Unglücke von heute früh ecfolgten Nachrichn 
beduͤrfen zumteil einer Berichtigung bezw. Ergin 
ung. Von zustäadiger Seite erfährt die Zweg 
das folgende: Der Zug bestand aus 75 deladehe— 
Wagen und 2 Lokomotiben. Die beiden letlete 
pasfierten die Unfallstelle ohne Schaden zu nehmen 
die nächsten 6 Wagen kamen ebenfalls fafst ohn 
Beschädigung durch; die Katastrophe wurde dadug 
hervorgerufen, daß der folgende Wagen, ein pre 
ßischer Kohlenwagen, quer das Geleise veriegte 
Was dann folgie, spottet jedee Beschceibung. 
Wagen (nicht 12) sind unbrauchbar. An eine 
Stelle waren 8 Wagen aufeinandergescheben 
waährend ein darüber geschobener vierter von 9* 
wieder herabstürzte. Die Stahlschienen sind wie 
Drahte verbogen. Ursache des Unfalles, der glud— 
licherweise kein Menschenleben forderte, dürfte eir 
Achsenbruch sein. 
— Edenkoben. Für die während der höch 
dlen Hofhaltung Sr. Kal. Hoheit des Prirzen 
Leopold von Bayern auf der Villa Ludwigshoͤh— 
geleisteten F uerwachdienste ist seitens des Kq. 
Obersthofmeister Stabes dem Kommandanten der 
hiesigen Feuerwehr ein Zuschuß von 50 Mt. zu 
Feuerwehrkasse behändigt worden. 
— Ludwigshafen, 27. Juli. In der 
Versammlung des nationalliberalen Ver 
eins für das Bezirksamt Ludwmigshafen, welhh 
gestern Abend im großen Saale des Gesellschafthe 
hauses statigefunden, gab der Vorsitzende Herr 
Rechtsanwalt Hecht, der Versammlung einer 
Ueberblick über die politische Lage des Reichs 
speziell über die Thätigkeit des Reichstages. Aut 
des Rücktritts des Fürsten Bismarck wurde gedach 
und ein dreifaches Hoch auf den Fürsten ausge— 
bracht. Unser Reichstagsabgeordneter Hert Kom— 
merzienrath Dr. Karl Clemm ergriff hierauf det 
Wort, um einige Vorlagen, die dem Reichstat 
vor Schluß desselben vorgelegen, zu besprechen 
und das Verhalten der einzelnen Parteien zu den 
selden zu kennzeichnen. Zum Schlusse der Ver 
sammlung gedachte Hetr Bürgermeister Hoffmann 
in Erinnerung an die denkwürdigen Tage de— 
Jahres 1870, unserer tapferen Armee und bracht 
derselben ein Hoch aus. 
Der Ludwigshafener Stadtrth be 
schloß, daß für die Folge alle Hausbesitße 
don Grundstucken bei Anlage neuer Strahe 
den auf sie treffenden Kostenantheil für XEE 
Kanalisation, öflasterung u. dgl. selbst trage 
muͤssen. Die Hohe der Leistung richtet sich nat 
der Frontlänge des Grundstücks. Auf diejeniger 
Straßen, welche bereits fertig gestellt, hat der — 
schluß felbsiderstandlich keine rüdwirkende Kraft 
Nach einer Berechnung betragen die Kosten für den 
laufenden Meter Straßenfront bei gepflastert 
Straße 70 Mark, bei ungepflasterter —BR 
65 Mark. 
— Frankenthal, 27. Juli. Aus dem ai 
gegebenen Jahresbericht der Kreis⸗Zau — 
ftummen⸗Anstalt der Pfalz entnehmen 
folgendes: Die Anftalt zählte 809 Schület, 7. 
fich 12 neu aufgenommene und drei Stadisch — 
hesinden (36 Kaaben und 28 Mädchen); dem 
giosen Bekenntnis nach find es 30 Srrmen 
27 Katholiken und 2 Israeliten. Die e 
in 5 Klassen verteilt und wurden je nach boy 
Alter unterrichtet in Religion, Artikulatlon, 
unterricht, Aufsatz, Rechnen, Schreiben, Geograp F 
Zeichnen und Turnen. Die Knaben wurden —. 
Hrithilfe bei Besorgung von allerlei vaus i 
Garlenarbeiten angeleitet und verwendet, die *— 
chen erhielten von Fräulein Dosenbach beson 
Unterricht in den weiblichen Handardeiten “ 
dem haben fie auch Wäsche und aleidunoh 
nach Bedürfnis angefertigt und ausgebesser —* 
diesem Jahre errichtete die Munificen d en ein 
pfälizischen Kreisvertretung den — 
eigenes Heim, das j'tzige Anstaltsgebdud. in— 
fich eigentlich die Gründung einer wirkliche 
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