Full text: St. Ingberter Anzeiger

32 —368 Jö 
* 4— 
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 
ot⸗ Zagberter W erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn⸗ amd Feiertage. 2 mal woͤchentlich mit Unterhaltungt⸗Vlatt und Mittwochs und Samfstags mit 
rien Beilagen. as Vlau koftel vierielsahrlich J A 60 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 14 71584 3 40 4 Zustellungsgebnhr. Die 
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n bein. ica. Neklamen 30 Bei 4maliger Cinrkduna wird nur dreimalige berecnet. 
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Donnerstag, 7. August 1890. 265. Jahrg 
Deutsches Reich. 
—XVVX Rittler, der 
aune ultramontane bayerische Parlamentarier, ist 
an wie gemeldet, in Brennerbad gestorben. 
Hlois Riltler war am 26. Januar 1889 zu 
hdebheim, Amtsgericht Illertissen geboren, absol⸗ 
F das Gymnafium zu St. Stephan in Augs⸗ 
ig im Jahre 1859, desuchte das deutsche Kol⸗ 
gum an der Gregorianischen Universitän in Rom 
n Studium der Philosophie und Theologie und 
nd fich in beiden Wiss nschaften die Doktor- 
icde. Von Rom zurückgekehrt, besuchte er die 
serstät München bis 1. Februar 1867, wirkte 
choch als Stadtkaplan in Augsburg und von 
zos an als Chorbikar in Regensburg. Während 
„oncils docirte er aushilfsweise als Professor 
Thrologie in Mainz und widmete fich vom J. 
Iy'an der Presse als Redalteur. Im Mai 1878 
siue et in die Seelsorge zurück, war dann Curat 
Maria⸗ Eck bei Traunstein, wurde zum Professor 
Philosophie am Lyceum im Regensburg im 
zenber 1882 berufen und im Dezember 1889 
in Rektor genannter Anstalt 1. fördert. Dr. Rittler 
ar in der bayerischen Abgeordnetenkammer als 
arireler für WurzburglIJ gewählt im Jahre 1875, 
1881 für den Wahlkreis Traunstein. Als Ab⸗ 
otdneier spielte der Verstorbene eine hervorragende 
dolle swohl als Redner wie als Referent des 
ntus⸗Etais; anfangs Mitglied der bayrisch -pa⸗ 
iidtischen Fraktion, war er in dem letzten Jahre 
s derselben ausgeschieden. 
gerlin, 6. Aug. Der Kaiser tifft am 
. August in Helgoland ein. — Wie ver⸗ 
nutet, wird fich Staatsminister v. Boͤltich er 
retag Abend in Begleitung anderer höherer Be- 
mien nach Helgoland begeben, um die Insel von 
en englischen Behörden in feierlicher Form zu 
bernehmen. Auch der Oberpräsident von Hanno⸗ 
eteb. Bennigsen, wird dort zu derselben 
rein anwesend sein. — Die zu Ehren des öster⸗ 
ischen Geschwaders stattfindende große deutsche 
ottenparade bei Kiel ist nunmehr auf den 
September fesigesetzt worden. 
Berlin, 6. Aug. Der Artikel der Neuen 
lticher Zeiiung“ zur Entstehungsgeschichte des 
eutsch-en glischen Vertrages wird von 
x Nordd. Allg. Zig.“ als „grundloser, tdrichter 
leish“ bezeichnet, der einer ernsthaflen Berüd⸗ 
digung nicht wurdig sei. — Kaiser Wilhelm 
it auf Helgoland Sonniag Nachmittiag 4 
in ein Essen. — Die „Nat. Zig.“ beftreitet, 
uch der Staatsselretär von MRalßahn-Gutß 
n dem Winter zurücktreien und Dr. Miquel 
unn auch die Leitung der Reichsfinanzen über⸗ 
uͤmtn werde 
überfüllt. Das allgemeine Interesse ist aber 
seute auf das gegenüberliegende Fesiland hinge⸗ 
entt. Um 11/4 uUhr begibt sich der Kaiser, von 
dem Prinzen von Wales, den Herzögen von Edin⸗ 
zurg und von Connaught, sowie dem Prinzen 
Thristian und Gefolge begleitet, auf der königlichen 
Yocht „Alberta“ nach Eastney, um dort die Marine⸗ 
ärtillerie zu besichtigen und von der neuen An⸗ 
zriffsart unter Rauchbedeckung Kenntnis zu nehmen. 
London, 6. Aug. Soeben aus Buenos⸗ 
Ayres eintreffende Nachrichten beftätigen, daß 
ingesichts der drohenden Haltung der Bevoͤlkerung 
und Armee der Präsident Celmann endailtig 
derzichtete. 
Paris, 6. Aug. Das gestern von Waddington 
ind Salisbury unterzeichnete französisch— 
nglische Abkommen besteht, dem Temps“ 
ufolge, aus zwei Erklärungen. In der ersten 
villigt Frankreich ein, die Abmachung von 1862 
zahin abzuändern, daß England gestattet wird, 
eine Schutzherrschaft üuber das Sultanat Sansi⸗ 
ar aufzurichten. Mastat ist von der Schutzherr⸗ 
chaft ausgenommen und bleibt unter den Abmach- 
ungen von 1862 bestehen. In der zweiten Er⸗ 
laͤtung erlennt England die franzofische Schutzherr⸗ 
chaft über Madagasscar an und unterwirft 
en englischen Konsul dem Exequatur der franzd⸗ 
ischen Regierung. Außerdem erkennt England die 
Hrenzen der Interessensphare Frankteichs in Afrika 
n der Verlängerung der französischen Besitzungen 
n Algier, am Senegal und am Niger an. Die 
zrflärunden sollen demnachß veröffentlicht werden 
— Niederbexrbach, 4. Aug. Heute war 
unsere Ortsbeboölkerung in nicht geringer Aufregung. 
Der schon seit 8 Tagen im Grabe gelegene Leich- 
nam des jungen Bergmanns Fell von hier, der in 
der Blies unserhalb Wellesweiler tot aufgefunden 
vorden wac, wurde wieder aus der Erde gegraben 
ind einer gerichtsärztlichen Untersuchung unterzogen. 
Es hatte fich namlich gleich nach der Beerdigung all⸗ 
jemein das Gerücht verbreitet, der arme Mensch 
sei gewaltsam in die Blies gestürzt worden. Wie 
die S.⸗Bl. Z.“ vernimmt, soll jedoch der Leichen⸗ 
vefund keine Anhaltspunkte fur den Verdacht eines 
Mordes ergeben haben. 
— KQusel, 5. Aug. Heute früh wurde von 
inem dem Steinbrecher Mai aus Erdesheim 
pasfierten Unglücksfalle berichtet und jetzt kaum 
Siunden darnach ist abermals, jedoch ein weit 
ichreckklicheres Unglück, das auch in dem 
Sieinbruche der Pfälz. Bahnen sich ereignete, zu 
derzeichnen. Gelegentlich der heute Mittag um 12 
UAhr vorgenommenen Steinsprengungen fuhr nam⸗ 
ich ein Felsblock wider das in der Nahe des 
Bruches ssehende Schlafhaus (das Haus, in wel⸗ 
hem die entfernt wohnenden Arbeiter sich nachts 
aufhalten), riß die äußere Mauer desselben zu⸗ 
sammen und traf 6 zu dieser Zeit im Innen- 
Raume befindliche Arbeiter derart, daß einer, ein 
Mann aus Patersbach, sofort todt, ein 
anderer sich jetzt noch in einer todtaͤhnlichen Siarre 
defindet und 4 andere schwer verletzt wurden. Ein 
uvger Mensch ist scheinbar durch die Schwere der 
Verleßungen in Tobsucht verfallen und muß ftaͤn⸗ 
dig von 4-25 kräftigen Männern gehalten wer⸗ 
den. Die Schwerverletzten sind Familienväter. 
Wie die „Pf. Pr.“ erfährt, sind noch 2 der Ver⸗ 
sehten ihren Wunden erlegen. Das Gericht 
‚on hier hat sich bereits an Ort und Stelle de— 
geben. 
SPirmasens, 6. Aug. Gestern Nach⸗ 
mitiag zogen wieder m ehrere Gewitter über 
unsere Siodt, die jedoch hier zu schwerem Regen 
ich entwickelten. Abends trat neuer Regen ein, 
der fich gegen halb neun Uhr zu wolkenbruchartigen 
Hussen verftärkte. Die wenigen Dohlenanlagen 
dermochten das von den Hoͤhen abfließende Wasser 
aicht aufzunehmen und dieses bahnte fich den Weg 
elbst über Gaͤrlten und Höfe in die Hofräume, 
deller und Wohnungen der Häuser. Dabei siröm ⸗ 
en unaufhörtich neue Wafsermasf.n aus den Wolken 
nieder, jo daß auch jede dilfrleistung erschwert 
purde. Anm Argfien hausie das Wasser wohl in 
dem Hause des Kaufmanns C. Lützel in der Haupt⸗ 
Jraße. Die hinter demselben vom Horeb herabführende 
Dohle war verstopft und die Wassermengen ergossen 
ich in breiten Sitmen über den Hoftaum, in den 
Zellet und in den Laden, wo daßs Wasser bald 
uͤber einen halben Meter hoch stand. Die Hilferufe 
der allein anwesenden Frcuen des Hauses brachten 
hald die Nachbarn herbel, die nun mit allen Kräften 
das Waffer sortzuschaffen fuchten — eine Sishphus⸗ 
arbeit, denn die nachdringenden Fluthen brachten 
mmer mehr Wasser hinein. Der Keller des 
dauses, welcher mit dem Laden auf gleicher Hdhe 
jegt, sandte das Wasser in den Fehlboden über 
dein Laden, von wo es es wieder als Regen her— 
abfiel. Die 2. Abtheilung der Sanitälskolonne, 
jam auch an die Unglücksfiätte und half wacer 
mit, das nasse Element zu beseitigen. Inzwischen 
war auch eine Feuersptitze gebracht worden, die 
als Sauger in Verwendung kam. Bis gegen1 
Ubr Nachts wurde ununterdrochen gearbeitet und 
LÄ ad pfelzische Nachrichten. 
A St. Ingbert, 7. Aug. (Eingesandi.) 
Hurch die pfälzischen Biätter ging wiederholt die 
Nitteilung, daß zum Besuche des am nächsten 
Sonntag in Neusiadt stattfindenen pfalzischen 
„angerfested von der Direltion der Pfalz. 
zisenbahnen für alle Festbes uch er Fahrpreis⸗ 
rmaßigung bewilligt sei derart, daß die einfache 
Fahrkarte zur frelen Rückfahrt berechtige, wenn 
ie Festbesucher an der betreffenden Station zugleich 
ine Konzerliarie à 1Mt. lIesen. Diese Mittheilung 
vurde auch hier wie allenthalben in der Pfalz mit 
Freuden begrüßt, aber die ist für die Wesst⸗ 
falz nicht zutreffend. Denn unter den 
Stallonen, bei welchen Konzerlkarten ausgegeben 
derden, befinden fich zwar Kalserslautern, Pirma⸗ 
ens und Zweibrücken, sonst aber keine einzige 
vestpfalzische. Das ist doch eine Vernachlassig⸗ 
ing, weiche offentlichen Tadel verdient. Wo bleibt 
— —— hiesige 
gesucher des Festes * Konzertkarten werden hier 
ncht ausgegeben; solche müßten also in Zweibrücken 
elbst werden. Fuͤhrt man aber von hier via Hom⸗ 
zurg nach Neustadt, so kommt man weder mit dem 
Fruhzug um 8 Uhr 55 noch mit dem Mittagszug 
im i1 Uhr 44 nach Zweibrücken, denn beide 
MNale heißt es in Bierdach bezw. Eindd umsteigen. 
zn Homburg gibts dann auch keine Konzerilarte 
ürs Sängerfest, dagegen eine Zuschlagskarte zum 
Schnelizuge ab Homburg 7 Uhr 26 früh nach Neu⸗ 
ladt. So liegt die Sache für diejenigen Besucher 
zes pfälz. Saͤngerfestes aus dem Westrich, welche 
nicht zugleich mitwirkende Sanger find. Möge 
eder? Direklion der pfälz. Bahnen gefallen, hierin 
Ddandel zu schoffen, damit auch fur diese eine that 
achliche Fahrpreisermaßigung eintrete. Des Dankes 
zieler dürfte sich die Direltion dafür ver— 
chert halten. 
4 
Alaund. I 
Cowes, 6. Aug. Rach der gestrigen Tafel 
nlerhielt fich der Kaiser mit mehreren Mit⸗ 
urdern des Yachtklubs, denen gegenüber er seiner 
neude über den herzlichen Empfang in England 
und den warmen Ton der Begrußungsartikei der 
Wischen Presse Ausdruck gad. In der Unter- 
Uhung mit dem Verireler einer auntalischen Ko⸗ 
nie sprach fich der Kaiser anerlennend über die 
n deutschen Marine⸗Offizieren in den australischen 
wässern erwiesene Gastfreundschaft aus. Obgleich 
er Herrscher den Klub erst nach Mitternacht ver⸗ 
*. machte er doch heute früh den gewohnten 
rierriti und frühsiuckte gemeinsam mit der 
dnlain. Die Reetre un Comes jst mit Schiffen