Full text: St. Ingberter Anzeiger

nisptechend verfügt hat, so viele Staats popiere und 
gh nhaegenständ⸗ fehlen, daß den erbber chtigten 
grwandten bei Hinauszahlung all der zahllosen 
ale von ca. 200 000 Mk. wenig oder gar 
ots urig bleidt. Das Gericht hat infolge dssen 
ie einstw ilige Sistirung des Vollzugs der Testa- 
nteb stimmungen verfligt und Untersuchung ein⸗ 
eleic Marktbreit, 19. Auqust. Von einem 
sugenz u en der entsetzlichen Folgen des Marsches 
9. bay r. InfanterieRegiments erhält die „Fr. 
3 einen Brief, dem wir Folgendes entnehmen: 
die Leute drachen auf der Hauptsteaße von Warkt 
sreit in großer Anzahl zusammen, ebenso war die 
Sraße nach Ochsenfurt mit „Gefallenen? dicht 
idet. Es war ein Bild des Estsetzens, ich 
sauble mich in die Tage von Weißendurg und 
Hörth zurückversetzt. Erst gegen 2 Uhr hatte sich 
se größere Zahl der Erkrankten einigermaßen er— 
solt, so daß sie auf Literwasen nach Marktbreit 
ind Oberbreit geschafft werden konnten. Die 
gurger nahmen sich der Maroden mit Liebe an, 
qstets sah man Sotdaten, die von zwei Begleitern 
in ihr Quartier geführt wurden. Von der Stimm⸗ 
ung, die sich gegen den Führer des Regiments 
undgab, schweige ich lieber und will nur noch die 
Thatsache erwähnen, daß das Regiment früh 5 
in Wurzburg angetreten, um 63 Uhr ausgerückt 
wat und nur in Ochsenfurt gegen halb 12 Uhr 
turze Rast gemacht hatte. Da es ins Manöver 
geht, waren die Soldaten feldmäßig aus⸗ 
erüftet. 
f Hof, 18. Aug. GSchreckliche Lage.) 
Zestern Nachmittag gerieth im Zuge nach Marxgrün 
uurz vor der Haltestelle Stegenwaldhaus das Ober—⸗ 
llad einer Mitreisenden (Ftl. Stoll von hier) durch 
die Funken einer Zigarrette in Beand, und im Nu 
var die Unglückliche von Flammen umhüllt. Halb 
finnlos vor Schmerz sprang das Fräulein vom 
laufenden Zuge ad dem nahen Walde zu, wurde 
aber von dem Kaufmann Eiber von hier, der von 
dem inzw schen rasch zum Stehen gebrachten Zug 
gacheilte, niederg worfen und die Flammen gelöscht. 
Die Verunglückte erlitt neben nicht unbeträchttichen 
deandwunden an den Beinen noch eine Verstauch⸗ 
ung. Der Eindruck, den die schauerl'ch Szene auf 
alle Mitreisenden machte, läßt sich nicht in Worte 
Aeiden. 
f Berhin. Ein Wasser Veloziped 
ettegte am Sonntag bei Rummelsburg großes 
Inetess. Dasselde war beständig bvon Ruderbtöten 
umschwärmt. Das Gestell steht auf zwei Wass'er⸗ 
schuhen, das Gurtrad dient als Schwungrad und 
ireidt eine Schraube, welche den ganzen Apparat 
zorwaͤrts bewegt. 
fDer Rauch als Schutzwehr. Ueber 
hie schon erwahnte Anwendung von raucherzeugen · 
ea Mitteln bei dem englischen Heere erhält die 
KeuZ.“ folgenden Bericht aus Poͤurtsmouih: Um 
vn taiserlich n Besuch noch ganz besond rs auszu⸗ 
richnen, ließ man eine neue Angriffsart vom 
Sichel, die den neuesten, durch das rauchlose Pul⸗ 
bet deränderten Gefechtsverhältnisser entgegenwirken 
und den alten Zustand der Dinge gewissermaßen 
duder herftellen soll. Sie entstammt der Eifindungs 
sobe des Obersten Crease, Befehlshaber der könig 
uchen Marine⸗Urt'llerie. Ihr Zweuck besteht darin, 
nen Rauchvorhang zu schaffen, unter dessen Schutz 
dr Angreff gegen eine defefiigte Stellung erfolgen 
ol. Notdwendig dabei ist, daß der Wind von der 
Seste der Aagreifer her weht und den Angegriffenen 
den Rauch entgegentreidt. Besagter Rauch' wird nun 
serocgedracht durch Rauchpatronen, Pappröhren 
bom 18* Länge und 2* Durchm'sser, mit fein 
durchlöcherten Zinnadschlüssen und gefüllt mit einer 
ucherzeugenden Mosse. Diese an fich hübsch aus— 
edachte Idee ward also in Gegenwart des Kaisers 
uf dem Maudverfelde, ciner Landzuage zwischen 
dem Langstonhafen und der See, zue AÄussuhrung 
Mediacht; und zwar seitens der k. Marine⸗Artillerie 
und den Inniskillen⸗Füͤfilieren, wesche in Gemein— 
—TF mit der 46. Batterie unter Oberst Ogle die 
t ngung angreffin, hinter welcher sich zwei 
ompagnien leichter MarineArtillerte mit zwei 
Wiennaesttihen und einer vierläufigen Norden⸗ 
Matrailleuse unter Befehl des Obersten Bur⸗ 
—9* bdargen. Gegen 3 Uhr, als der Kaiser mit 
8 Gefolge auf der Tribüune Plotz genommen 
ane, gab ein Kannonschuß das Zichen zum An⸗ 
f auf einen bis in die Mine des Felbes vor. 
tabenen woften In erster Linie rückte die Marine⸗ 
iullerie in balben Zügen, ganzen Zugen und 
chließlich in Kompagnien vor; ihnen folgten die 
Füsiliere mit den Rauchpatronen. Ungefähr 500 
Schritte von den feindlichen Stellungen entfernt 
vurden jene angezündet und aus der enistandenen 
Wolke heraus ging es zum Sturm auf die vorge⸗ 
chobene Stellung. Beim Angriff gegen die eigent⸗ 
ichen Verschanzungen rückte man ohne jedwede 
Deckung vor, sodaß im Erustfalle wohl die meisten, 
yesonders die rothröckigen Inniskillen, unter den 
Schüssen der leichten MarineArtillerie ins Gras 
zebissen hätten. Schließlich kam es nach Abbrennng 
neuer Patronen zu einem Gesammtangriffe, der mit 
der Eroberung der Verschanzungen endigte. L tztere 
waren gang roh durch einige Fässer und Lafetten 
angedeutet. Ueber die praktische Verwenddarkeit 
der neuen Methode läßt sich vorläufig nur das 
Eine sagen, daß fie noch seht vervollkommnungs— 
ähig ist. 
F Einen ganz außserordentlichen 
Fortschritt hat die Industrie wieder zu ver—⸗ 
zeichnen und zwar dankt sie denselben dem Spezial⸗ 
echniker für Tiefbohrung, Herrn Olaf Terp, einem 
Dänen von Geburt. Es dürfte allgemein bekannt 
sein, mit welchen Schwierigkeiten und Kosten es 
disher verkaüpft war, harte Gesteine zu bearbeiten 
io daß der Werih einer für architektonische Zweckt 
destimmten Säule sich auf Tausende beziffert. Nach 
dem Terp'schen Verfahren und mit der don Tearp 
erfandenen Bohrkrone lassen sich jeßt alle Gestein— 
arten, Granit, Marmor, Basalt u. s. w., ebenso 
eicht bearbeiten wie Holz und Metall. Auf billige 
Weise lassen sich die prächtigsten Säulen in jeder 
Hröße und Gestalt gewinner und zwar sowohl 
ür architektonische Zwecke, als auch in kleinen 
Dimenfionen, die für Dekorationszwecke bei Möbeln 
yerwendet werden körnen. Während die frühere Ar—⸗ 
zeitsweise lauter zerbröckelte und werthlose Abfälle 
rgab, entstehen bei dem Terp'schen Verfahten, noch 
dem die Säulen ausgebohrt sind, die schönsten 
Tylinder, die ganz oder getheilt als Röhren oder 
MNulden für alle möglichen Zweck⸗, ganz besonders 
ür die chemische Industrie, Verwendung finden 
önnen. Die Billigkeit und Ersprießlichke:t des 
Berfahrens durch die Verwendung der Haupt« 
ind Nebenprodukte sichert der Eifindung eine 
chnelle allgemeige Einführung bei großem Gewinn. 
F Bern, 21. Aug. GEestern Abend gegen 9 
Uhr wurde das Jouxthal, Kanton Waadt, von 
inem furchtbaren Sturm wind heimgesucht. In 
Zrassus wurden an etwa 50 Hausern die Bedach— 
ingen und oberen Stodwerke zerstört; in Lesentier 
vurden über 100 Häuser beichädigt und einige 
zänzlich zertrümmert. Die Waldungen sind 20 
dilometer lang und 200 Meter breit wie wegrasirt; 
zunderte von Thieren wurden gelödtet. Die tele⸗ 
zraphische Verbindung ist unterbrachen. 
FBesteigungedes Pizzo centrale. 
Zwei 16jührige Knaben aus Luzern erstiegen, 
wie man der „Allg. Zeitung“ meldet, nur von 
inem Gaisbuben begleitet, in letzter Woche den 
Zizzo centrale. Sie wählten nicht den bekannten 
Weg über das Gotthardhospiz, sondern den wenig 
»egangenen Aufstieg durch das Guspisthal. Die 
ungen Bergsteiger kamen über Firn und hartge⸗ 
frorene Schneefelder und mußten, weil sie keine 
Fisbeile hatten, mit den Taschenmessern sich Stufen 
in den harten Schnee bahnen. Der Führer und 
einer der Knaben erreichten ohne Zwischenfall die 
Spitze (3002 Meter über Meer), der andere 
zlitt aus und schoß blitzschnell 200 Meter auf dem 
gefrorenen Schnee in die Tiefe. An einer von der 
S„onne gelockerten Stelle gelang es ihm durch Ein⸗ 
temmen des Beines den Sturz aufzuhalten, aber 
hut und Bergstock flogen in die Tiefe. Mit Auf 
Jebot aller Willenskraft begann der Junge trotz 
iner schmergenden Schuürfung am Bein den Auf-⸗ 
tieg von neuem und gelangte mit Hilfe des Führers 
glücklich an's Ziel. 
F Der Stadtrath in Zürich schreibt eine 
Zlaviersteuer aus, welche vorldufig auf 30 000 
Francs abgeschätzt ist. 
VolksE Landwirischaftiiches. 
Zweibrücken, 21. Aug. Der heutige 
derbstsaatgutmarkt ist außerordentlich qut be— 
chickt. Es sind 54 Getreidesorten zum Verkaufe 
ausgestellt, darunter wunderschöne Roggen- und 
Weizensorten. Aus dem Bezirk Zweibrücken sind 
ertreten die Herren: BsckingKirschbacherhof, 
Stalter Monbijou, Eisenbeiß⸗Mittelbach, Schmitt 
‚on Schwind'sche Gutsverwaltung-Truppach rhof, 
Jakob Kettenring⸗Niederhausen und Christian Guth⸗ 
Freudenbergerhoff. — Die kleine Ausstellung der 
im Bezirke angebauten Getreidesorten in Halmen 
und Aehren nimmt sich sohr schön aus, und liefert 
ein prachtvolles Bild der diesjährigen reichen Ernte 
im Bezirk Zweibrücken. An der Ausstellung haben 
sich, laut „Zw. Z.“, nachfolgende Herren Land⸗ 
virte betheiligt: Stalter⸗ Monbijou, Stalter— 
Wahlerhof. Stalter⸗Offweilerhof, Henn-Maßweiler, 
Daniel Bradfisch Zweibrücken, Adam Buchmann- 
Oberauerbach, Bürgermeister See⸗Irheim, Bürger« 
meister Schörrh Großsteinhausen, Schulz-Reifenberg, 
Erfler Zweibrücken, Hufssong Webenheim, Dahlem⸗ 
Bickenaschbucherhof, Dahlem⸗-Ringweilerhof, Georg 
Glahn⸗Dallfeld, Heller⸗Riedelberg, Schoti⸗Einöd, 
Rabung-Bliesdahlheim, Viktor Maurer⸗Neualtheim, 
Gminder⸗Zweibrücken, Endgelbert⸗Peppenkum, 
Schmitt⸗Hitscherhof, Schneider⸗Rittershof, Kirchen- 
chaffnei ⸗Zweibrücken, Schmitt von Schwind'sche 
Butsberwaltung⸗Truppach rhof, Gebr. Dahlem⸗ 
Ringweilerhof und Chr. Guth⸗Freudendbergechof. 
Voltsbank Edenkoben, einghetr. Ge⸗ 
nossensch. mit unbeschränkter Haftpflicht. Die 
Bilanz pro 31. Juli 1890 befräut in Aktiva: 
donto ·Korent · Konto 386 5983 Mi. 36 Pf. Kassa- 
tonto 48,014 Mt. 960 Pfg. Wohsel-Konto 
29,755 Mt. 86 Pfiq. Umkosten⸗stonto 5326 Mt. 
52 Pfa. Effekten⸗Konto 176 266 Mt. — Pig. 
Passiva: Accept-Konto 14997 Mt. 57 pfg. 
Zins⸗ und Vrovisions Konto 189,312 Mt. 79 Pfg. 
Depositen -Konto 805. 1209 Mk. 37 Pfg. Stamm⸗ 
intheil ⸗Konto 2461576 Mk. 07 Pfg. Reservefonds⸗ 
donto 45,6531 Mk. 82 Pfg. Gewinn⸗e und 
Verlust Konio 600 Mk. — Pifg. Delkredere⸗ 
stonto 5000 Mk. Effekten;Reserbe⸗-Konto 8400 
Mark. Dispositionsfonds-Konto 429 Mk. 08 
Pfennig. 
Zweibrücken, 21. Aug. (Fruchtmittelpreis und Vik— 
ualienmarkt.) Weizen M— O Pf. Korn — M — pPf., 
Gerfte zweiteihige O M. — P, vierreihige d M. — pf. 
— Spelz M. — Pf, Spelzlern — M— Pf., Din'el 
— M. — Bf, Mischfrucht O M. — Pf. Hafer 0 M. 
— Pf. Erbsen O M — Pf, Wicen 0 M— Ph, 
Heu 2M80 pf, Stroh J. Qual. 2 M. 80 Pf., II. Qual. 
2 M. 50 Pf., Kartoffeln 2 M. 00 Pf., Weißbrod 1/5 Kilo 
56 Pf., Kornbrod 8 Kilo 70 Pf. Gemischtbrod 3 Kils 
84 Pf., paar Weck 100 Gr. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 
6o f, UDOual. 56 pf. Kalbfieisch od Pf dammei— 
deisch 60 Pf., Schweinefleisch 60 Pf. Wein 1 Liter 80 Pf, 
Bier 1 Viter 24 Pf., Butter /3 Kilogr. IMt. — pjf. 
Homburg, 20. Aug. Marltbericht. Weizen pro 
Zeir. Mk. 0—, Korn Mt. 8,00, Hafer Mk. 7,24, Kar⸗ 
offeln »Mk. 2,50, Butter pro Pfund Mk. 6,95, Ge—⸗ 
mischtbrod 6 Pfd. 82 Pfg., do. 4 Pfd. 54 Pfg., do. 2 
Pfd 27 Pfg., Kornbrod 6 Pfd. 72 Pfg., Rindfleisch J. 
Qual. 60 Pfg, II. Qual. 56 Pfg., Kalbfleisch 60 Pfg., 
dammelẽseisck 60. Schweinefleisch 66 Pfg. 
Dienstesnachrichten. 
Notariat. Natar Clundt zu Winnweiler 
purde auf Ansuchen nach Blieskastel versetzt. 
Familtennachrichten. 
Gestorben: In Sulzbach Karl Engel- 
mann, Uhrmacher, 48 J. a.; in Malstatt Joh. 
Rik. Paul, 67 J. a.; in Klingenmünster Su⸗ 
sanna Margaretha Mattbéus, geb. Hoffmann, 81 
J. a. 
olegraphischer Schiffsbericht 
der „Red Star Linie“ Antwerpen. 
Der Postdampfer „Westecnland“ der „Red 
Star Linie“, in Antwerpen, ist laut Telegramm 
am 19. August wohlbehalten in Nw Pork ange⸗ 
ommen. 
Neueste Nachrichten. 
Lager Lechfeld, 20. Aug. (Abmarsch) 
Außßer dem 2. Fuß-⸗Aruillerie-Regiment, welches 
äglich aus Geschützen und Mörsern seine Schieß⸗ 
jdungen vornimmt, defindet sich noch immer die 2. 
Abtheilung des 2. Feld⸗Artillrie-Regiments von 
Landau hier, nachdem das Regiment selbst das 
Lager bereits am 5. Juli verlassen hat. Wegen 
der weiten Entfernung wurde die Abtheilung nicht 
nach Landau zurückbeordert, sondern bis zum Be— 
zinn der Manöver im Lager zurückoehalten. Die—- 
selbe wird aber am kommenden Montag den Marsch 
zu den Manöbern der 8. Jnfanterie Brigade bei 
Uffenhe'm antreten. 
München, 21. Aug. Die Nachricht eines 
unterfräntischen Blattes, daß der Domprobst Dr. 
Schork zum Erzbischof von Bamberg ernaunt 
sei. ist fal sch. Domprobst Schork gebört aller⸗ 
zings zu den Herren, mit weichen die Regierung 
wegen der Uebernahme des erzbischöflichen Stuhles 
Bamberg in Verhandlungen stehi. (N. N.) 
Für die Redaltion verantwortlich: F. X. Demes