— Pirmasens, 28. Aug. Der bei Metzger⸗
meister B. beschäftigte Metzgerbursche W. ist mit
einem Betrag von 200 Mk., die er zum Einkaufen
von Vieh erhielt, flüchtig gegangen. Vor einigen
Tagen wurde er von seinem Herrn beauftragt, mit
dem Benag Vieh einzukaufen und ist seit dieser
Zeit nicht wieder zurückgekehrt Gtg.)
— Nünschweiler, 28. Aug. Ein Ge⸗
witter, das sich gestern Mittag gegen 5 Uhr über
unsere Gemarkung entlud, war von solchem Sturm
begleitet, wie sich wohl ältere Leute eines ahnlich
heftigen nicht erinnern köͤnnen. Ein Wirbelwind,
der auf eine Breite von ungefähr 200 Metern sich
ausdehnte, hat große Verheerungen angerichtet. Die
ftarksten Baume find entwurzelt. Auf dem Fried-
hofe sind sämmtliche Kreuze umgeworfen, Denk⸗
maler umgerissen und Kränze und Blumen weit
umhergestreut worden. Am meisten wurde das
katholijche Pfarrhaus mitgenommen. Das Dach
wurde vollstaäͤndig abgedeckt und die Ziegeln über
500 Meter weit geschleudert. Ein Ackersmann war
in Zweibrücken und hatte dortselbst 2 Dreschma⸗-
schinen geholt. Diese wurden vom Wagen geworfen,
jo daß fie stark beschädigt wurden. Auf dem Wagen
hatte die Ehefrau des Christian Keller Platz ge⸗
nemmen, welche ebenfalls vom Sturmwind erfaßt
und vom Wagen herabgeschleudert wurde, so daß
in Folge der erlittenen Verletzungen ärztliche Hilfe
in Änspruch genommen werden mußte. Ueberall
hat der Sturm große Verwüstungen angerichtet.
— GCodtfchlag.) Vor 8 Tagen wurde in
Helters berg ein junger Mann derart geslochen,
daß der Tod nach einigen Stunden denselben von
seinen fürchterlichen Schmerzen erlöste. Als der
That dringend verdächtig wurde zunächt der Bäcker⸗
meister Burkhart und sein Geselle und später noch
ein Dritter verhaftet. Jetzt hat sich die Sache auf⸗
gellärt und herausgestellt, daß Burkhart den
gefährlichen Stich ausgefuührt hat. Die zwei anderen
Verhaftelen find freigelafsen worden. Burkhart
wurde nach Zweibrücken transportirt.
— Landanu, 28. Aug. Am 1. September
nächsthin wird dahier wieder eine neue Einrichtung
zu Gunsten des Verkehrs für das Publikum ge⸗
iroffen. Von genanntem Datum ad wird naͤmlich
dei der hiesigen Post ein ständiger Rachtdien st
eingeführt, so daß alle während der Nacht hier auf⸗
gegebenen Postsachen durch einen anwesenden Be⸗
amten sofort expedirt und mit der nächsten Post⸗
verbindung ohne Aufenthalt weiter befördert wer—
den. Während z. B. alle mit den Nacht⸗Schnell⸗
zügen um 1 Uhr 89 Min. von Neustadt und 2
Uhr 56 Min. von Weißenburg hier ankommenden
Postsachen in der Frühe um 7 Uhr hier zum Aus⸗
lrag gelangen, werden die bis kurz vor Abgang
dieser Züge nach beiden Richtungen hier aufge⸗
gebenen Briefschaften 2r. noch mit denselben
expedirt.
— Die bayerische Baugewerksberufs⸗
genossenschaft wählte auf ihrer Generalver⸗
sammlung in München als Vorstandsmitglied⸗Er⸗
satzmann neu Hercn Baumeister Wilbelm Schmid
in Landan.
— Queichheim, 26. August. Ein höchfl
trauriger Unglucksfall hat sich hier zugetragen
Der bei Herrn Müller Schäffer auf der Queich—
heimer Muͤhle als Mühlarzt beschäftigt gewesene
61 Jahre alte verheirathete Daniel Frank von Morl⸗
heim war gestern Abend an dem Sachzug der
Muͤhle beschaͤftigt, als sich plötzlich eine oben an⸗
gebrachte eiferne, ziemlich schwere Rollddauf unauf⸗
geklärte Weise löste, herunterfiel und den Frank
derart auf den Kopf traf, daß derselbe sofort eine
Leiche war. Heute Miitag war das Gericht
an Ort und Stelle, um den Thbatbestand auf⸗
zunehmen.
— Bellheim, 27. Aug. Gestern Abend ge
rieth der bei Herrn Silbernagel in Dienst stehende
Bierfuhrknecht Heinlein von hier unweit Rohr⸗
bach unter das Fuhrwerk und wurde von dem
schweren Wagen sofort genödtet. Letzterer gerieth
nämlich in den Straßengraben, Heinlein wollte ihn
stützen, fand aber dabei seinen Tod. Heute früh 5
Uht wurde er leblos bei seinem Fuhrwerk ge⸗
funden. Die Pferde vermochten den umgelippten
Wagen eben nicht von der Stelle zu bringen.
— Syeyer, 27. Aug. Die Apotheke
zur Sonne“ des kuürzlich verstorbenen Besitzers
Herrn Karl Pfulf ging heute durch Kauf in
den Befitz von Herrn Apothelker Dr. Diern⸗
felder aus Freiburg im Breisgau über.
— Soever, 26. August. Wegen Nichtquf⸗
nahme der Herren Militärbeamten in die
Wählersiste bei der Gemeindewahl zu
BGermersheim wurde die Frage wegen deren
Heimathszugehörigkeit vom dortigen Herrn Lazareth⸗
Inspektor Heinrich Reese angeregt und nach Ab⸗
veisung von Seiten des Stadtrathes und Bezirks-
imts in heutiger Sitzung der kgl. Regierung der
Pfalz vor dem Senat zur Enstscheidung gebracht.
xẽ7s wurde unter Aufhebung des bezirksamtlichen
Beschlusses und unter Ueberbuͤrdung der erwachsenen
dosten auf die Stadtgemeinde Germersheim er⸗
kannt, daß Herx Lazareth⸗Inspektor Reese gebür tig
in Pegesdorf, Provinz Hannover, als oberer Civil⸗
heamter der bayerischen Militär-Verwaltung nach
dem Reichsgesetz Uuber Erwerbung der Bundes⸗ und
Staatsangehörigkeit das bayerische Indigenet durch
eine Ansiellung erworben und Heimathsrecht in
Bermersheim anzusprechen hat. Der definitive Er-
werb der Heimath, welcher mit diesen Anstellungen
nicht verbunden war, ist durch den mehr als 57
ahrigen Aufenthalt gemäß Art. 10 Abs. 1 des
Heimathbsgesetzes erfolgt.
— Speyer, 28. Aug. Nach Badener Blättern
vird die Vorfeier des Sedantages, die
nächsten Sonntag auf dem Schloß zu Heidelberg
tatisindet, zu einer großartigen Kundgebung patrio⸗
lischer Gesinnung sfich gestalten. Es wird nicht nur
der Schloßhof am Abend beleuchtet, sondern auch
die Außenseite des Schlosses auf Veranlassung und
stosten eines Herrn aus Heidelberg in verschieden⸗
farbiger bengalischer Beleuchtung erstrahlen, während
die Neckarbrücke zu gleicher Zeit beleuchtet sein wird.
Um 5 Uhr Abends soll ein großer Luftballon auf⸗
steigen. Die Beteiligung an dem Feste von patrio-
isch gefinnten Männern aus Heidelberg, Mann⸗
heim 2c. dürste eine überaus zahlreiche werden. Von
Zpeyer haben sich, nach der „Sp. Ztg.“, zur
Ruͤckfahrt mit dem Sonderzuge gegen 60 Personen
bis jetzt gemeldet.
— In Boͤhl brannten Wohnhaus und
Stall, dem Ackerer Peter Groß III. gehörig,
niedet. Die Entstehungsursache des Feuers ist
unbekannt.
— die Dampfziegelei des Hrn. Heinrich
Dron in Winzingen ging an eine Aktien⸗
gesellschaft über.
— Neustadt, 27. Aug. Dem „pfälzischen
Zurier“ wird von hier gemeldet: In maßgeben⸗
den Kreisen trägt man sich mit dem Gedanken,
entweder eine eigene Gasanstalt oder eine elek⸗
trische Beleuchtungsanlage zu errichten. Im
Interesse der hiesigen Stadtkasse wäre dieses
Unternehmen sehr zu bedauern, da erst vor einigen
Jahren die Gasanstalt von der Stadt über-
dommen wurde und die Bahnverwaltung der be—
deutendste Gaskonsument ist.
— In Ruppertsberg ist die so sehr
gefürchtete Kinderkrankheit Diphtheritis abermals
zufgetreten und liegen mehrere Kinder an ihr
arnieder. Das Gleiche ist aus der Nachbargemeinde
Deidesheim zu melden.
— Deidesheim. Lobendanzuerkennen
st, daß hiefige größere Weingutsbefitzen und Winzer
weniger bemittelten Personen bei der hereinbrechen⸗
den Peronospora in der Weise behilflich sind, daß
ie ihnen zum Zwecke der Bespritzung ihrer Wein⸗
zerge sowohl Rebspritzen, als auch Material bereit⸗
villigst zur Verfügung stellen. Eine kurze Anreg⸗
uing zur Vornahme der Sprizzarbeiten bedurfte es
und die Winzer gingen sofort daran, so daß die
neisten mit dem Geschäfte bereits zu Ende sind.
— Dürkheim, 28. Aug. Der Michaelis⸗
der Wurst⸗Markt wird am 28., 29. und 30.
September und der Nachmarkt am 5. Oktober ab⸗
Jehalten. — Am 11. September werden die Stand⸗
plätze fuür Schaubuden ꝛc. versteigert.
— Ludwigshafen, 27. Aug. Vom 8.
füddeutschen Gastwirtstag. Die Be—
eitigung der Kantinen in den Kasernen soll durch
Immediat ⸗Bericht an den Kaiser erstrebt werden.
ẽs werden allerdings viele Zweifel in der Ver⸗
ammlung geäußert, ob sich die Beseitigung der
dantinen durchführen lasse. — Seitens des Gaft⸗
wirth · Verbandes in Koblenz wird die Ausdehnung
der Konzession auf den Verschank aller geistigen
Betranke, auch des Branntweins, beantragt, da sich
ieser Antrag aber auf speziell preußische Bestimm⸗
angen bezieht, wird der Verbands⸗Ausschuß beauf ·
rragt, die ihm als geeignet erscheinenden Schritte
ur Erlangung einer einheitlichen Verordnung zu
hun. — Der Anrrag auf Abhaltung einer deut-
chen Weinausstellung wird von der Tagesordnung
abgesetzt, da die Zeit hieflir nicht geeignet sei. D
vom badischen Verband und dem Verein —8*
gestellte Antrag, die Vereine möchten eine vin
schrift über die Mängel und Mißstände im Gaß
virthgewerbe ausarbeisen, findet Anklang und
die Vereine, soweit sie damit noch im —*
— ——
vorlegen. — Die bessere Heranziehung der —*
und, Logisgeber, insdesondere der Speiseanstun
bei der Veranlagung dec Gewerbesteuer, soll bon
den einzelnen Vereinen erstrebt werden. — *
dem Reichstag vorliegende Antrag, an gewerblich⸗
Vereine Corporationsrechte ertheilen zu wollen
zleich wie den Innungen, wird unterstützt. — —*
den Landesverbänden des südd. Verbandes wird
zxwartet, daß sie zum nächsten Gastwirthstag einen
Bericht über ihre gesammte Thätigkeit und die von
den Verbänden bezw. Vereinen erzielten Erfolge in
Voclage bringen. — Als Vorort des Verbande
zleibt Stuttgart bestehen. — Der nächste Del⸗
zirtentag findet in Straßburg statt. Der Cenital.
ausschuß wurde mit wenigen Ausnahmen wieder
zewählt. — Zu der Frage: „Wie stellt fich der
Verband zu dem Antrage des Kollegen Soͤmidi-
dudwigshafen, Erhöhung der Zapfgelder ?“ wunde
ein Beschluß gefaßt, dahingehend, der südd. Gaßft⸗
wirthverband möge die Brauer ersuchen, eine Zapf⸗
gebühr von mindestens 4 Mk. pro Hektoliter an—
zusetzen.
— Ludwigshafen, 27. Aug. In einem
Abort auf dem Hemshof soll die Leiche eines
neu geborenen Kindes gefunden worden sein. Die
in der Sache geführte Untersuchung wird hoffenilich
das Nähere bald feststellen.
— Ludwigshafen, 28. August. Der
Rhein ist von gestern bis heute früh um 42
Tentimeter gestiegen. Weiteres Steigen steht in
Ausficht.
— In der Nacht vom 25. zum 26. J. Miß
hrannte auf der Gemarkung von Rucchheim ein
in der Nähe des Dorfes sitzender Getreideschober
nieder. Derselbe gehörte dem hiesigen Ackerer Jakob
Zoob L., welcher sämmtliches Getreide verfichert hat.
Verbrannt find beiläufig 300 Haufen Gerhte,
Weizen und Hafer. Die Entstehungqsursache ist nicht
ermittelt.
Vermischtes.
Saarbrücken, 27. Aug. Es gewinnt
den Anschein, daß die von hiesigen Gewerbetreiben⸗
den und Handwerkern in ihrer an den Reichstag
Jerichteten Eingabe in Betreff der Konsumbvereine xc.
ausgedrückten Wunsche in Bezug auf die Arbei—
ten für den Militärfiskus höheren Ortes
die Aufmerksamkeit auf fich gelentt haben,
indem von Seiten der Kommandos der beiden
diefigen Regimenter bei dem Innungsbvorfstande die
Anfrage gestellt worden, ob und zu welchem
Preise die Innung gewillt sei, die Anferligung
hon Mänteln in zu vereinbarender Frist sowohl
jür das 7. Dragoner ⸗Regiment, wie auch fut
das 70. Infanterie Regiment zu übernehmen.
In einer in Folge dessen stattgehabten Be⸗
athung der Innungsvorstände zeigte sich die groͤßie
Bereitwilligkeit und wurde der Preis der Anferlig
ung pro Mantel auf 5 Mark fesltgesetzt; es ist dies
)en betreffenden Kommandos mitgetheilt worden.
Die Verhandlungen find nunmehr dem Abschlusse
rahe. Wenn es sich auch augenblicklich, wie man
sört, nur um die Anfertigung von 80 Stud
Manteln für das 7. Dragoner Regimenl, welche
bigs kommenden März fertig gestelit sein sollen,
handelt, so scheint doch durch diese Bestellung im
Hrinzip festgestellt zu sein, daß derartige Aus—
sührungen fortan Handwerksmeistern unserer Staͤdte
aͤbertragen werden sollen und es ist die große Be⸗
deutung dieses Prinzips gewiß nichi zu unterschatzen.
FForbach, 26. Aug. Die sofort nach br
scheinen des Hiferufs eingeleitete Sammlung für
die Hagelbeschädigten des Kreises Saar⸗
burg hat in der Gemeinde Forbach über 6bh
Mark ergeben; der Betrag dieser Sammlung i
hieser Tage an das Komms zu Saardurg abge
sandi worden. Wer bald gidt, gibt doppelt
dewahrn sich auch wieder hierdazu ist das Er—
zebniß um so ehrenvoller für uns, als Forbach
hur eine Arbeiterstadi ift. deren Einwobnet in
letzter Zeit durch Sammlungen aller Art bedeutend
in Anspruch genommen worden sind. A⸗
Buhsweiler. Wahrend der Einguai
ung in der Nacht vom Donnerstag auf Freitage
aicnele fich in einem Haufe auf dem Bera' ein