Full text: St. Ingberter Anzeiger

orolluge Begebenheit. Waren da bei 
n winwe N. zwei wackere Soldaten einquartirt. 
dlafstätle wurde ihnen der beste Raum und 
Sch 
deste Bett zugewiesen. Da der erwachsene Sohn 
Winwe, die sich eines guten Rufes erfreut, 
p̃latz mehr im Hause hatte, durfte er bei 
s Fameraden in der Nachbarschaft übernachten, 
n die Wittwe in seinem Bette in der Kammer 
3 Nach Mitternacht wurde die Frau durch 
surchtbares Gepolter im Hause aus dem Schlafe 
hect. In ihrer Angst will sie durch ein kleines 
den Garten gehendes Fenster entweichen, um 
Sohn und die Nachsbarsleute um Hilfe zu 
fen. Allein fie bleibt in dem engen Fenster 
en und weiß sich nicht mehr zu helfen. Nur 
großrr Muhe gelingt es ihr endlich, einen Aus 
g ju finden und die Nachbarschaft zu alarmiren. 
—* eilt man gut bewaffnet ins Haus, wo man 
nopferen Krieger ebenfalls in großer Aufregung 
des höllischen Lärms antrifft. Sofort wird das 
jonett aufgeplanzt und nun wird der vermeint⸗ 
Dieb aufgesucht. Dieser entpuppte fich in der 
alt eines großen — Katers, welcher bei seiner 
sschhaftigkeit den Kopf so tief in den Milchtopf 
eci hafte, daß er darin stecken blieb. Um sich 
desfreien, war er auf der Speichertreppe auf und 
ogerannt und hatte so den Mordspektakel verur— 
ht. Sofort wurde der Topf entzwei geschlagen; 
a nun befreite Kater nahm Reißaus und die 
chtliche Ruhe war wieder hergestellt. (Str. Posi.) 
Muünchen, 27. Aug. Se. kgl. Hoheit der 
ßrinz Regent hat aus Anlaß seiner Anwesen⸗ 
Jeit beim Walhallafest den Armen des Bezirksamts— 
heengels Stadtamhof aus der k. Hofkasse eine 
Jaterüützung von 1500 Mk. bewilligt. 
fEintheuresSpielzeug. Eine in der 
Hwengrube in München wohnende Milchhäadlerin 
war am Samstag im Begriff, ihre Möbel zu rei— 
nigen, bei welcher Gelegenheit sie aus der Schub- 
jade einer Kommode mehrere österreichische Obliga— 
zoanen im Gesammtwert von über 6000 Mk. auf 
ein Sopha bei Seite legte. Letzleres wurde zum 
lusklopfen in den Hof getragen And blieben un⸗ 
achtsamer Weise die Odligationen liegen. Im Hofe 
ihielende Kinder hielten die Papiere für Bilder⸗ 
ogen, nahmen fie als willkommenes Spielzeug und 
zuschnitten sie in unzählige Stücke. Erst am Sonn⸗ 
ag Morgen demerkte diesFFrau den Abgang der Obliga⸗ 
nonen und beim Nachsuchen fand man dann im 
dh — se 13 
in Kuß und seine Folgen. n 
einem Fleischerladen eines bei Frankfurt gelegenen 
lleinen Badeottes konnte man dieser Tage einen 
derrn sehen, der sich angelegentlich mit den Ohren 
ines Metzgerburschen zu schaffen machte. Zeus, 
hreibt die „Frkf. Pr.“, konnte nicht ergrimmter 
üher die Kühnheit der himmelstürmenden Titanen 
gewesen sein, wie der alte, vornehme Herr über den 
harschen, der fich vergeblich seinen Händen zu ent- 
winden suchte. Es wäre diesem zwar eine Kleinig⸗ 
bit gewesen, den Angreifer abzuschütteln, aber er 
gelraute sich nicht, weil derselbe zu den Angesehenen 
mmn Lande gehörte und ein wichtiges Amt bekleidete. 
Big war geschehen? Das Mezgerbürschlein hatte 
in die Wohnung des alten Herrn eine Quantität 
Feich getragen. „Anna“, bemerkte die bessere 
üfte des älteren Herrn, „geh' doch mit dem 
Meßger in den Keller und veirschließe dort das 
dehtachte !“ „Guten Morgen!“ sagte hiernachZder 
dutsche, lüfteie seine Ballonmütze, iud die Mulde 
dieder auf und stapfte langsam voran, wie der 
hidhwinkler Landsiurm. Hintennach folgie mit 
Schlüssel und Licht die Anna. Als das Fleisch be— 
rgt und aufgehoben, der Schlüssel abgezogen war, 
wischte sich das Metzgerbürschlein hurtig die Lippen 
und applizierte der Begleiterin einen — Kuß! 
Vteiend entfloh sie und hurtig entwischte der 
Ingling. Sicherlich hätte der Kuß bei Kerzen⸗ 
* n Kellerloche“ keine ernsten Folgen gehabt, 
n die junge Dame von Beruf Dienstmädchen 
ind nicht die — Tochter des Haufes gewesen wäre. 
Vanend derichtete sie das Veschehene dem er— 
n Papa, und damit es die klatschsüchtige 
ahbarschaft und schließlich die ganze Stadr er⸗ 
ee reiste dieser dem Thäler in des Prinzipals 
den nach, anstatt zu schweigen und den Burschen 
p Glauben zu belassen, die holde Kuchenfee 
denz gedrückt zu haben. Das ist der Kuß bei 
—— den aue Bader der Welt nicht mehr 
— vermogen, der Kuß, der jetzt das 
tgespräch in dem Badestädtchen bildet und der 
mnächst vor Gericht saxiett werden wird, weil die 
Barteien sich gegenseitig verklagt haben, denn der 
Bursche will die Ohrfeigen nicht auf sich und der 
VBoter der jungen Dame nicht den Kuß auf ihren 
Rosenlippen sitzen lassen. 
FODresden, 28. Aug. Gestern sind hier 
die Arbeiten zur Legung eines Unterirdischen 
dabels von Dresden über Hof nach München 
hegonnen worden. 
F Mons, 27. Aug. Die Lageim Streik; 
gebiet ist unverändert. Die Arbeiter der Kohlen⸗ 
zruben von Grandbuisson in Hornu schlossen sich 
»benfalls dem Streik an, wodurch die Zahl der 
Streilenden auf 15 800 angewachsen ist. In 
Bouverie und Paturages abgehaltene Meetings 
aßten unter Theilnahme von 3500 Arbeitern 
stesolutionen für die Einführung des allgemeinen 
A— 
Ueußerste fortzusetzen. 
FMons, 28. Aug. Die Lage im Aus— 
tandsgedbiet ist neuerdings ernster geworden. 
xẽtwa 8000 Ausständische zogen gestern Abend von 
Paturages aus in die umliegenden Octschaften, 
)ersuchten Arbeitsstörungen, wurden aber von Gen⸗ 
darmen in ihrem Vorhaben gehindert. Jnfolge der 
'ortwährenden Verhetzungen hat sich heute die Zahl 
der Ausständischen auf 16800 gehoben. In Was⸗ 
nes wurden wegen versuchter Arbeitsstörungen vier 
deute verhaftet. Die meisten Bergleute waren ge⸗ 
neigt, die Arbeit wieder aufzunehmen, wenn sie den 
ꝛötigen moralischen Mut vesäßen. Da jedoch Vor—⸗ 
jereitungen und Mittel fehlen, um den heutigen 
Zustand längere Zeit auszuhalten, so wird sich die 
Zewegung trotz der neuerlichen Ausdehnung schwerlich 
ange behaupien können. 
FSchnee in Tirol und Steiermark. 
Aus Innsbruck, 26. Aug. meldet man: Nach zwei⸗ 
ägigem, von Gewittern begleitetem Regenwetter in 
Rord⸗ und Südtirol hat es gestern auf den Bergen 
geschneit. Der Schnee reichte hier bis gegen 1000 
Meter Seehöhe herab. Die tiefste Temperaiur be— 
rug gestern hier im Thale 7 Grad C. Am Brenner 
fuhren die Reisenden gestern Nachmittag durch eine 
wahre Winterlandschaft. Im steirischen Alpengebiete 
herrscht seit heute Nacht heftiger Schneefall, Kälte 
und Sturmwetter. In den Thälern finden starke 
Regengüsse statt. 
Wien, 25. Aug. Blitzschlag in 
»inem Eisenbahnzug. Seit undenklichen 
Zeiten hat es sich nicht ereignet, daß der Blitz 
einen fahrenden Lisenbahnzug einen elektrischen 
Besuch abgestattet und an selbem Verheerungen an⸗ 
jerichtet hätte. Dieser überaus seltene Fall hat 
ich gestern Abends auf der Franz Joseph⸗Bahn 
ereignet, indem ein Blitzstrahl in einen Lastzug 
uhr. Als sich gestern Abends der aus sechszig 
Waggons bestehende Lastzug Nr. 72 auf seiner 
Fahrt nach Wien auf der Strecke Limberge Meißep⸗ 
xggenburg in rollender Bewegung befand, erhob 
ich ein heftiger Organ, der zwanzig Waggons 
aus dem Geleise hob. Im selben Moment schlug 
ein Blitzstrahl in den Zug und riß einige Wag⸗ 
gjondächer weg. Der elektrische Strahl hielt sich 
nicht an die Reihenfolge der Waggons, sondern 
übersprang einige, so daß die Verheerungen am 
Ende und Anfange des Zuges sichtbhar waren. 
In dem Augenblicke, als der Blitz einschlug, blie⸗ 
ben Maschine und Tender stehen. Ein Zugführer 
und ein Gepäckkondukteur verloren durch den elek- 
rischen Schlaz das Bewußtsein, erholten sich je—⸗ 
»och nach einigen Minuten wieder vollständig. Der 
Berkeht war durch den Unfall gestoͤrt und wurde 
eine Hilfsroute benützt, wodurch die fahrpian⸗ 
mäßigen Nachtzüge eine Verspätung von sechs 
Stunden, die Tagzüge von zwei Stunden erlitten. 
Das Gerücht von der Verunglückung mehrerer 
bersonen ist unrichtig. 
F New⸗-York, 27. Aug. Der Dampfer 
„Oneida“ scheiterte an einem Felsen der 
Coots-Inseln. 75 Chinesen ertranken. 
F Zur Geschichte der Influenza Ende 
1889 und Anfang 1890 gibt ein von dem Gene⸗ 
calstabsarzt der preußischen Armee ausgearbeitetes 
Werk „Ueber die Grippenepedemie im deutschen 
deere“ interessanie Auskunft, was Ort, Zeit und 
Zahl der Erkrankungen anbetrisst. Von Militärs 
in Deutschland waren nicht weniger als 55,268 
an der Grippe erkrankt. Verhältnismäßig ist das 
Heer noch besser weggekommen als die Zivilbesöl— 
terung, weil die Soldaten durchschnittlich junger, 
zesunder sind und rascher der ärztlichen Pflege 
übergeben wurden. 
Volks ELandwirtschaftliches. 
Kapsweyher, 27. August. Hier wurden 
gestern die ersten Hopfen verkauft. Es wurden 
100 - 120 Mk. per Zentner bezahlt. Die Hopfen⸗ 
Anlagen in hiesiger Gegend slehen sehr schön und 
dersprechen einen reichen Ertrag. 
Zweibrücken, 28. Aug. (Fruchtmittelpreis und Vik— 
ualienmarkt.) Weizen M— 0 Pf. Korn O M — Pf., 
Derste zweireihige O M. — Pi, vierreihige O M. — Pf. 
— Spelz M. — Pf, Spelzlern — M— Pf., Dinkel 
— M. — Pf, Mischfrucht O M. — Pf., Hafer 0 M. 
— Pf. Erbsen d Ve pf. Widen o R— vs. 
deu 2 M80 Ppf, Stroh J. Qual. 2 M. 80 Pf., II. Qual. 
2 M. 50 Pf., Kartoffeln 2 M. 00 Pf., Weißbrod 1/ Kilo 
6 Pf., Kornbrod 8 Kilo 70 Pf. Gemischtbrod 3 Kilo 
34 Pf., paar Weck 100 Gr. 6 Pf., Rindfleisch J. Qual. 
60 Pf. Qual. 56 Pf. Kalbfleisch 60 Pf. Hammel⸗ 
fleisch 60 Pf., Schweinefleisch 60 Pf. Wein 1 Liter 80 Pf, 
Bier 1 Liter 24 Pf., Butter/0 Kilogr. 1 Mk. 15 pf. 
Homburg, 27. Aug. Marktbericht. Weizen pro 
Zeir. M. 10 00 Korn Mk. 8,00, Hafer Mk. 7,07, Kar⸗ 
offeln Mk. 0,00, Butter pro Pfund Mk. 1,05, Ge⸗ 
mischtbrod 6 Pfd. 82 Pfg., do. 4 Pfd. 54 Pig., do. 2 
ppfd 27 Pfg., Kornbrod 6 Pfd. 72 Pfg., Rindfleisch J. 
Qual. 00 Pfg., II. Qual. 60 Pfg., Kalbfleisch 60 Pfg., 
dammelfleisch 60, Schweinefleisch 66 Pfg. 
Sewminnttzies. 
Ein vorzügliches Mittel gegen verdorbenen 
Magen besteht nach der „Fogr.“ in dem öfteren 
Febrauch von Zitronensaft. Man verwendet am 
besten den aus den Zitronen gepreßten Saft, nicht 
die käufliche Zitronensaäure. Hat man einen Diät— 
iehler begangen, und aus dieser Ursache resultiert 
neistens der verdorbene Magen, vermeide man es, 
denselben mit Rohfleisch u. dergl. zu belasten, ein 
Jelindes Fasten, indem man dem Magen möglichst 
venig Nahrung zuführt, ist hier am ersten ange— 
zeigt. Nebendei mache man sich fleißig Bewegung 
in frischer Lust, und reibe den Magen nach jeder 
Mahlzeit, um die Muskulatur der Magenwandungen 
zu lebhafterer Arbeit anzuregen. 
Lar rnuachrichten. 
GEestorben: in Kaiserslautern Konrad Hei—⸗ 
land, 86 J. a.; in Frankenthal Johannes Schad, 
29 J. a.; in Pirmasens Heinrich Kröher, 24 J. 
a.; in Edenkoben Anna Martini, geb. Leckinger, 
58 J. a. 
Craphischer Schiffs bericht 
der „Red Star Linie“ Antwerpen. 
Der Postdampfer „Waesland“ der „Red 
Star Linie,“ in Antwerpen, ist laut Telegramm 
am 27. August wohlbehalten in New⸗York 
angekommen. 
ueste Nachrichten. 
Koblenz, 28. Aug. Katholiken⸗ 
Bersammlung. Nachdem Pfarrer Wacker⸗ 
Zaähringen über die Bedeutung der kath. General⸗ 
zersammlungen gesprochen hatte, gab Windthorst 
in längerer Rede einen Rückblick auf die Verhand⸗ 
ungen. Das Charakteristische der diesjährigen 
HBeneralversammlung sei ihr internationaler Charakter, 
da durch Vertreter aus Paris, Lüttich, Spanien 
und Amerika in der Versammlung diesen Ländern 
die Hand gereicht worden sei, um allmälig den 
sting der Völker des Friedens zu bilden. Er 
derlangt Unterstützung der Missionen, dann aber, 
zaß die Wähler zur geeigneten Zeit durch Versamm⸗ 
lungen und Resolutionen die Anträge ihrer Vertreter 
m Reichstag unterftützen; Zurüberufung der Orden, 
ruch für Baden, die Ausarbeitung einer Broschüre 
ils populäre Widerlegung der Angriffe gegen die 
Jesfuiten, eine Aenderung der Kirchengesetzgebung 
a Braunschweig und Meckenburg. Windthorst 
vird jedoch dem Antrag auf Verfassungsaänderung 
im Reichstag nicht zustimmen, da der Reichstag 
nicht kompetent dazu sei. In der sozialen Frage 
teht das katholische Volk hinter dem Kaiser und 
zrotestiert gegen das entgegengesetzte Vorgehen der 
zroßkapitalistischen Blätter. Gegen die Sozial⸗ 
zemokratie müsse enischieden angekämpft werden; 
e8 würde sich zeigen, ob nach dem 1. Oltober 
nicht besondere Vorkehrungen auf dem Gebiete 
des Vereinswesens und der Presse zu diesem 
dampfe nothwendig sein würden. In der Schul⸗ 
'rage müßten die bekannten Anträge so lange 
viederholt werden, bis sie Gesetz würden. Die 
Souveränetät des Papstes müßte gefordert werden, 
veil das Papstthum die geeignetste Institution für 
ein internationales Schiedsgericht wäre. Zum 
Schlusse der Versammlung spendet der Erzbischof 
non Köln den Segen. 
Für die Redaktion verantwortlich: Ff. X. Demek.