Full text: St. Ingberter Anzeiger

wohlgelungene Liedervorträge der Männerchöre ge⸗ 
nannier Vereine. Zur Begrüßungsrede ergriff Herr 
Fischer, 1. Vorstand des Kriegervereins, das Wort. 
Er hieß die Gäste freundlichst willkommen. Seit 
dem Jahre 1870 haben wir hier keine Einquar⸗ 
tirung gehabt, so sei es jetzt eine willklommene Ge⸗ 
legenheit unsern Soldaten hier einen angenehmen 
Aufenthalt zu bieten. Vor 20 Jahren war es hier 
anders; da lebte man in bangen Kriegszeiten, man 
wußte zwar den Ausgang des Krieges noch nicht, 
aber man hoffte doch auf einen neuen Sieg, und 
dieser Sieg kam bei Sedan. Gerade heute müsse 
man jener Tage gedenken und gewiß wurden unsere 
erieger sich geloben, sollte wieder ein Krieg uns 
entstehen, den tapferen Vorfahren im Eintreten für 
Ehre und Vaterland nachzustreben. Der Hetr Redner 
ermahnte noch zur Treue gegen Kaiser und Landes 
fürsten, zur Treue der Stammesbrüder unter ein⸗ 
ander und schloß seine zündende Anspruche mit 
dem donnernd erwiderten Hoch auf S. M. den 
Kaiser und JJ. KK. HH. den Großherzog von 
Hessen und den Prinzregenten vrn Bayern. Stehend 
sangen sodann die Anwesenden die Königshymne. 
Es währte nicht lange, so erhob sich ein junger 
Soldat, ein Elsäßer, der im ersten Jahre dient, 
um in gewandten Worten den Dank der Soldaten 
an unsere Bürgerschaft abzustatten; denn dieselben 
hätten hier einen besonders wohlthuenden Empfang 
gefunden. Das sei ein Beweis, der Einigkeit 
zwischen den Volksstämmen. Wie die Bayern im 
glorreichen Krieg Schulter an Schulter mit den 
deutschen Brüdern kämpften, so werden auch ferner⸗ 
hin Alle sozusagen Hand in Hand zusammenstehen. 
Seinen nochmaligen Dank gad der jugendliche 
Redner mit einem Hoch auf St. Ingbert und die 
Pfalz, in welches seine Kameraden kräftig einstimm⸗ 
ten. Herr Stadtschreiber Bayer begrüßte die Gäste 
namens der Stadt St. Ingbeet, und galt sein 
Hoch den deutschen Kriegern. Hetr Wachtmeister 
Monnard feierte die festgebenden Vereine und die 
Bürgerschaft St. Ingberts. Musik und Gesang 
hielten die Versammelten in froͤhlicher Stimmung. 
Ein Quartett der Dragonermufik fand allen Beifall, 
besonders als fie zum Tanze aufspielte. Es traf fich 
naämlich günstig, daß in dem anstoßenden Zimmer 
Tanzstunde war. Natürlich wurde diese Gelegenheit 
nicht versäumt. Unter dem Militär herrschte nur 
eine anerkennende Stimme über die Aufnahme in 
unserer Stadt. Heute Morgen um 7 Uhr ver—⸗ 
ließen uns die Reiter und zogen auf der Straße 
nach Saarbrücken davon. 
* St. In gbert, 30. Aug. Gestern weilte 
das Untersuchungsgericht aus Zweibrücken hier, 
um Erhebungen in einer Sache gegen den Maurer 
Joh. K. zu pflegen, welcher verdächtig erscheint, 
durch Mißhandlung seiner in gesegneten Umständen 
fich befindenden Ehefrau den Tod derselben veranlaß 
zu haben. 
* St. Ingbert, 30. Aug. Der nächstt 
Unterrichtskursus an der kgl. Hufbe— 
schlagschule zu Zweibrücken beginnt am 15. 
September nächsthin. Anmeldungen bezw. Gesuche 
hiezu sind längstens bis zum 5. September bei dem 
Vorstand der Schule, Herrn Bezirksthierarzt Weigand 
in Zweibrücken, einzureichen. Frühere Anmeldungen 
sind zu etneuern. 
— In dem freundlich gelegenen Dorfe Neu⸗ 
häusel wird morgen und übermorgen die 
Kirchweihe gefeiert. Ein Besuch des wald⸗ 
umgebenen Ortes und der Ruine des Kirkeler 
Schlosses wird fich gewiß lohnen. 
— In Bubenhausen sließ ein Bruder 
dem anderen das Messer in die Brust, weil dieser 
ihn aufgefordert hatte, mit ihm aus dem Wirths⸗ 
haus nuch Hause zu gehen, da fsie um nächften 
Morgen früh aufstehen müßten. Der zärtliche Bru- 
der ist verhaftet. 
— Kusel, 28. Aug. Heute fanden Arbeiter 
beim Ausgraben eines Kellers im Karl Schardt- 
schen, von Friedr. Eifler, Kaufmann bewohnten 
Hause eine beträchtliche Zͤhl Silbermüun⸗ 
zen zweier Größen aus dem 15. Jahrhundert 
stammend. Fuür Numismatiker und Antiquitäten⸗ 
sammler, wie auch für die Finder selbst ist diesec 
Fund von großem Interesse. (Pf. A.) 
— Otterbach, 28. Aug. Ein recht trauriger 
Anglücds fall ereignete sich dahier am Dienstag 
Nachmitiag. Die Frau des Herrn Bürgermeisters 
Ritter war an der Dreschmaschine beschäftigt und 
gerieth mit der rechten Hand in die Maschine, wo⸗ 
jei ihr die halbe Hand abgerissen wurde. In der⸗ 
elben Nacht mußte ihr noch die Hand am Hand—⸗ 
jelenk von dem Herrn Bezirksarzt Dr. Emmrich 
von Otterberg unter Beihilfe des an jenem 
Tage dahier einquartierten Militärarztes amputirt 
werden. 
— Pirmasens, 29. Aug. Laut einer der 
„P. Ztig.“ gewordenen Mitteilung hat der kath. 
Fabrikrat an das prot. Presbyterium das Er⸗ 
suchen gestellt, demselben die reformiertée 
dirche leihweise zur Abhaltung des Gottesdienstet 
Aberlassen zu wollen. Von Seiten des Presbyteriums 
wurde ein Beschluß in dieser Angelegenheit noch 
nicht gefaßt. 
— Dahn. Der kaiserliche Landgerichtspräfident 
Gunzert in Straßburg, verkaufte seinen Wald 
(vormals Durckheim'scher Wald, bei Schindhardt 
zelegen, ungefähr 100 Tagwerk) an Eduard Dahm 
jun. Kaufmann dahier, um 16000 Mt. 
— In Rül zheim wurde durch den Kohlenhänd⸗ 
ler Johann Peter Jantzer von hier ein falsches 
5 Mark⸗Stück vereinnahmt. Das Falsifikat trägt 
das Münzzeichen Gund die Jahreszahl 1876 und 
unterscheidet fich von den echten Stücken außer 
durch seinen dumpfen Klang haupisächlich durch das 
Mindergewicht. Die Differenz beträgt das Gewicht 
ines 2 Marl⸗Stückes. Die Prägung der Worte 
„Gott mit uns“ ist sehr unvollkommen, wie über⸗ 
jaupt die Unechtheit sofort durch die ins Auge fal⸗ 
sende bläuliche Farbe erkenntlich ist. 
— Die Gemeinde Neuburg, Bezirk Ger— 
nersheim beabsichtigt zur Tilgung einer Guts⸗ 
aufschuld ein Aplehen im Betrage von 
34000. Mark aufzuuehmen, für dessen Rück- 
jahlung dieselbe mit ihrem gesammten Vermögen 
welches — mit Sinschluß des jüngst erworbenen 
Butes zu 84000 Mt. — fich auf 380000 Mt. 
hbeläuft, haftet — nach Moßgabe der Bestimm— 
ungen der Gemeindeordnung. Offerten müssen bis 
15. September eingereicht werden. 
— Am Montag waren es 50 Jahre, daß die 
erste Schiffsbrücke beii Maxau dem Fahr und 
Personenverkehr übergeben wurde. 
— Speyer, 28. Aug. Auf Einladung det 
hiesigen kgl. Bezirksamts versammelten sich heutt 
Vertreter jeglicher Gewerbe hiesiger Stadl, dann 
Herr Fabrik⸗Inspektor Kröller, das Bezirks Gremium 
ür Handel und Gewerbe, der Ausschuß des Ge⸗ 
verbevereins und der Vorstand der hiesigen Bäcker⸗ 
Innung, im Ganzen etwa 50 Personen, zum 
Zwecke der Berathung über den Entwurf zur 
ßewerbeordnung. Die Verhandlungen be— 
chäftigten sich hauptsächlich mit Frauenarbeit, der 
Beschäftigung der jugendlichen Arbeiter und der 
SZonntagsruhe. Dieselben währten von 4 bis gegen 
J Uhr und nahmen bei der Wichtigkeit des Gegen⸗ 
tandes das allseitigste Interesse in Anspruch. Nach 
längeren Berathungen und Auseinandersetzungen 
wurde mit wenigen Ausnahmen dem vorliegenden 
Entwurf des kgl. Bezirksamts zugestimmt. Hiernach 
zürfen Kinder unter 18 Jahren in Fabriken und 
Werkstätten nicht beschaftigt werden, Kinder über 
18 Jahren durfen nur beschäftigt werden, wenn 
fie aus der Volksschule entlassen sind; die Beschäf⸗ 
tigung von Kindern unter 14 Jahren darf die 
Dauer von 6 Stunden täglich nicht überschreiten. 
Junge Leute zwischen 14 und 16 Jahren dürfen 
aicht länger als 10 Stunden täglich beschäftigl 
werden. Arbeiterinnen über 16 Jahren, welche ein 
dauswesen zu besorgen haben, find eine halbe 
Stunde vor der Mittagspause zu entlassen, sofern 
diese nicht 1943 Stunden beträgt. Das gleiche 
rifft zu bei Thefrauen und solchen Witwen, welcht 
Kinder haben. An Sonn⸗ und Festtagen sollen 
alle offenen Berkaufsgeschäfte von 1 Uhr ab ganz 
geschlossen bleiben, während die Beschäftigung in 
den übrigen Gewerbern auf drei Stunden einzu⸗ 
schränken ist. 
— In Betreff der projektirten Straßen; 
bahn Speyer⸗Edenkoben findet am Sonn⸗ 
tag den 7. September des Nachmittags um 8 Uhr, 
im Gemeindehaus zu Gommersheim eine vorläufige 
Berathung der Gemeindevertreter statt, um die 
Frage der Kostenübernahme der Projektirungsar 
beiten zu regeln. Wie nach der „Ggt.“ verlautet 
hat der Gemeinderath in Bobingen bereits ein⸗ 
stimmig die Uebernahme der diese Gemeinde treffen⸗ 
den fraglichen Kosten bewilligt. 
— Ellerstadt, 28. Aug. Großen Schaden 
hat das gestrige Unwetter in unserer Gemeinde der⸗ 
ursacht. Mehrere Blitzschlage trafen die Gebäulich⸗ 
leiten von Heinrich Lauer und Wirt Rheinwald, 
velche Blitzschlage in Verbindung mit einer Wind⸗ 
sose große Verheerungen an dem neuen, massid ge— 
bauten Gebäude angerichtet haben. Dacher find 
nicht allein abgedeckt, sondern das Gebälf aͤge— 
hrochen und auf die Straße geworfen worden. 
gegelbahn bei Rheinwaid is otal gersotten de 
gegenüber liegende Scheune des Winzers Georn 
wurde zusammengeworfen, das Häuschen der Wiiw 
Hetsch, welches vermiethet ist, eingedrückt, an vielen 
anderen Gebäuden das Dachwerk arg mitgenommen 
Die Straße ist mit Ziegelstücken bedeckt, doch ĩ 
glücklicherweise Niemand erheblich verletzt worden 
Der beschädigte Theil liegt auf der Nordseite bon 
unserm Dorfe auf einem von Westen nach Offen 
ziehenden Striche von vielleicht zwanzig Metern 
Breite. Im übrigen Theile des Dorfes hat da 
Unwetter keinerleẽ Spuren zurückgelassen. Da 
Schaden kann man wohl auf 12-15000 Man 
schätzen. 
— Bei dem in der Rhodter Straße wohnenden 
Zübler Schneider zu Edenkoben wurde an 
Montag, während er der feierlichen Einweihung der 
dudwigskirche dortselbst beiwohnte, eingebrochen um 
100 Mk. gestohlen. Von dem Thäter hat man nog 
keine Spur. 
— Dem 2. Schriftführer der Kammer der 
Abgeordneten, Gutsbesitzer Dr. Eugen Buhl in 
Deidesheim, wurde der Verdienstorden von 
dl. Michael 3. Kl. verliehen. 
— Marnheim. Gesitzwechsel.) Frau 
Wwe. Graf hier hat ihre Mühle dem seitherigen 
Pächter Jakob Borgert für 17 800 Mk. verkauft. 
— Bubenheim, 28. Aug. Gestern Abend 
wurde in Albisheim a, Pf. ein Mann gefäng- 
lich eingezogen, der allem Anscheine nach an Ver 
folgungswahnsinn leidet. Er ist kräftig, bartlos, 
von mittlerer Größe und ist mit schwarzen Kleidern 
gut gekleidet. Bei seiner Gefangennahme fand man 
bei ihm einen Revolbver und viele Schlüssel. Er gat 
an, er sei von Gerolsheim und heiße Mappes. 
Da er auf den Polizeidiener Huber von Albisheim 
ichießen wollte, so wurde er ins dortige Wachtlokal 
gesperrt. Die Polizei wird in das Nähere bald 
dicht bringen, ob man es wirklich mit einem JIrr⸗ 
sinnigen oder mit einem Dieb und Räuber zu 
hun hat. 
— Obermoschel, 28. Aug. Gehern Abend 
hatten wir hier ein sehr schweres Gewitter. Der 
Sturm zerstörte fast den ganzen Dimrothet 
Hof und enwurzelte daselbdst zahlreiche Bäume. 
Ein Blitz zündete in Neudorf, jedoch ohne größeren 
Schaden anzurichten. 
— Dem „pPf. i. A.“ entnehmen wir die Namen 
folgender iu Amerika verstorbener Pfälzer: New⸗ 
York: Wilhelm Klein, 53 Jahre alt, aus Freins⸗ 
heim; Georg Doerr, 68 Jahre alt, aus Lambsheim 
Brookllyn, N.Y.: Margaretha Pahle, geb. Settel⸗ 
mayer, 83 Jahre alt, aus Lingenfeld; Adam Maue, 
57 Jahre alt, aus Muckenbach. Newark. N. J. 
John Maztz aus Rinnthal. Cincinnati, O.: Jakob 
Zohrmann, 66 Jahre alt, aus Walshausen, Bez. 
Zweibrücken. New Haven, Conn.: Adam Weber, 
49 Jabre alt, aus Kleinkarldach. 
Vermischtes. 
Hochwasfser. Infolge heftiger Regengüsse 
ist der Oberrhein seit dem 28. August stark imw 
Steigen begriffen. Bei Caub ist er bereits um 
O.08, bei Bingen um 0,05, am Einflusse des 
Mains um 0,09, hei Mannheim um 0.24, be 
Maxau um 0.42, bei Konstanz um 0,81 Meier 
gewachsen. In Koln beirägt der Wasserstand 
2,35 Meter, 0O,05 Meter mehr als Tags vorher. 
Die Mosel bei Trier ist um 0,20 Meier gestiegen. 
4 Von Mannheim aus wird ein Hoch⸗ 
staplher und Hoteldieb Namens Albert Leser von 
Sondershausen signalisirt. Derselbe nehme in Hotels 
unter xbeliebigem Namen Quartier, gehe dann be 
der ersten besien Gelegenheit auf den Raub aus 
und verschwinde dann unter Nichtbezahlung der Zeche. 
um in einem anderen Hotel sein Geschäft, zu prellen 
und zu flehlen, weiter zu treiben. Leser sei 40 
Jahre alt, ziemlich klein, habe schwarze Haare und 
eben solchen Schnurt- und Kinnbart und irage Brille 
und elegante Kleidung. V 
Vom Mandoverfelde der 4. Dibi 
sion, 27. Aug. Heute faud als Schluß des Re— 
gimentsererzierens die Besichtigung des 17. und 
18. Infanterie-Regiments durch den stellvertretenden 
Brigade kommandeur Herrn Oberst Schraudenb 9 
und den provisorischen Kommandeur der funften 
Divifion Herrn Generallieutenant Ritter don 
Xxylander, Exzellenz, im Beisein des kommandiren der 
Generals, Generaladjutanten d. Parsedal flatt